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Samstag 26. Jänner 2013 Die
Anreise im Regionalzug nach Payerbach führte
durch nebelgraue Winterlandschaften und kaum
jemand konnte glauben, dass es heute noch
irgendwo Sonne geben würde. Um 09:33 kamen Alfred,
Alois, Frankie, Manu, Werner und
Wolfgang in Payerbach an, wo schon das
vorbestellte Taxi-Shuttle wartete. Gratis, so wie
im Vorjahr,
war der Service nicht mehr, mit 13 Euro dividiert
durch Nasenanzahl aber auch kaum teurer als der
Bus. Der Divisor lautete sogar 7, denn es fuhr
noch einer mit.
Hinauf auf den Berg mit der gesteckt vollen
Seilbahn um 10 Uhr. Nach etwa 3/4 der Stecke
unterbrachen anerkennende Ah- und Oh-Rufe das
vielsprachige Gemurmel, denn die Gondel hob sich
aus dem Nebelmeer in eine völlig andere Sphäre
mit blitzblauem Himmel, Sonnenschein und
glitzerndem Schnee.
Angesichts dieser Traumbedingungen wollte man
sich unverzüglich auf Tour begeben. Rasch
anmelden, Zimmer beziehen und Schneeschuhe
ausleihen. Alfred, der als einziger eigene
Schneeschuhe mit hatte und sich die Prozedur des
Ausleihens sparen konnte, verdrückte auf die
Schnelle ein Paar Raxwürstel und ein Seidel
Bier. Die anderen kämpften mit der Ausrüstung.
Die Riemchen und Hebelchen an den Schneeschuhen
waren nicht auf Anhieb zu durchschauen, die
Stöcke mussten auf die richtige Länge gebracht
werden und nicht alles funktionierte so wie es
sollte. ("Kann es sein, dass dieser Stock
defekt ist?" - "Ja, alles ist
möglich.")
Um 10:45 Aufbruch vom Berggasthof (1550m)
Richtung Ottohaus. Für die meisten war das
Schneeschuhgehen neu, aber nach den ersten paar
Schritten und dem Nachjustieren des einen oder
anderen Riemchens stellte sich rasch große
Zufriedenheit mit dieser Art der Fortbewegung
ein. Schon am ersten steileren Hang und an der
ersten Tiefschneestelle wurden die Vorzüge
offensichtlich. Mit den Schneeschuhen rutschte
man nicht ab und sank auch nicht ein.
Im Sonnenschein ging es der Piste entlang zum
"Praterstern" (1624m), der Wegkreuzung
unterhalb des Ottohauses. Unterwegs gab es
schöne Aussichten auf den majestätischen
Schneeberg und beeindruckende, vom Wind geformte
Schneeskulpturen an Bäumen und Wegweisern. Die
weitere Routenwahl erfolgte eher intuitiv
("Der Weg dort drüben schaut nett aus,
gehen wir doch einfach den.") und ist
nachträglich anhand der Karte nicht exakt
rekonstruierbar. Einer ausgetretenen Spur folgend
ging es nach Westen. Der Weg hätte vermutlich
zur Dirnbacherhütte geführt, er wurde jedoch
verlassen, um einem Höhenzug nach Süden zu
folgen, da die Absicht bestand, auf den
Jakobskogel aufzusteigen. Mit Schneeschuhen ist
man faktisch nicht auf Wege angewiesen, daher
ging es querfeldein bergauf und um 12:30 war der
Jakobskogel (1736m) erreicht. Hier wurde die
Aussicht bewundert, sowie die massive Eisbildung
am Gipfelkreuz; es gab mehrsprachige Plaudereien
mit anderen Wanderern und das übliche
Fotoshooting. Sogar am Gipfel war es fast
windstill und in der Sonne angenehm, sodass
niemandem kalt wurde. Das Pickerl SPACE INVADERS
AGAINST HOMOPHOBIA am Gipfelkreuz war übrigens
schon vorher dort und wer auch eines haben will,
kann sich eine druckfähige Version hier herunterladen..
Der kurze, aber steile Abstieg zum Ottohaus
(1642m) wurde in der Direttissima erledigt, dort
gab es einen kleinen Imbiss in der Gaststube, wo
die Aussicht vor allem aus Schnee bestand, denn
die Fenster waren bis oben hin zugeweht. Aufbruch
um 14 Uhr. Da es noch zu früh war, den Rückweg
anzutreten, folgte noch ein Abstecher zur
Höllentalaussicht mit einer halben Stunde
Gehzeit. Auch dort war es im Sonnenschein so
angenehm, dass man eine Weile verbringen konnte.
Eine Gämse ("die sieht ziemlich dick
aus") balancierte in der verschneiten
Felswand gegenüber. Das Panorama bot
Gelegenheit, den Verlauf vergangener Touren auf
Rax und Schneeberg anschaulich im Landschaftsbild
zu rekonstruieren. Zurück am gleichen Weg,
Ankunft im Berggasthof um 15:45.
Alois und Manu, Alfred und Frankie schliefen
in je einem Berglandzimmer im 2. Stock. Die
Zimmer waren nett eingerichtet, ebenso
zweckmäßig wie gemütlich und angenehm geheizt.
Wolfgang und Werner hatten ein Komfortzimmer
gebucht, das groß genug für eine Party war.
Nach der letzten Talfahrt der Seilbahn um 16:30
wurde es im Haus deutlich ruhiger. Bezüglich
Nachmittagsnickerchen, Frischmachen, Kaffeejause,
Abendessen oder Schlafengehen war kein
gemeinsamer Rhythmus zu finden, sodass am
MaT-Tisch in der Gaststube eine ständig
wechselnde Zusammensetzung herrschte. Der schon
bekannte Mangel an interessanten Spielen
veranlasste Alfred, seine Idee eines schwulen
Monopoly zu skizzieren: Anstatt in Straßen
landet man bei Profilen schwuler Männer. Spontan
entwickelten sich eine Reihe von boshaften Ideen,
welche Überraschungen die Ereigniskarten in
diesem Spiel bieten könnten. Auf eine
Weiterentwicklung dieser Idee darf gehofft
werden, denn sie könnte den Hüttenabenden viel
Schwung verleihen.
Draußen sank die Temperatur auf minus 9 Grad,
der Vollmond schien, unterhalb sah man die
Lichter von Payerbach-Reichenau und den fast
schon monströs beleuchteten Hirschenkogel. Um 19
Uhr verzog sich Frankie Richtung Zimmer und Bett,
die anderen leerten im Komfortzimmer noch eine
Flasche Wodka, die Werner stilvoll im Schnee vor
dem Fenster kaltgestellt hatte.
Sonntag 27. Jänner 2013
Am Morgen war der Himmel recht hübsch von
hochliegenden Wolkenfeldern durchzogen, die sich
später leider immer mehr verdichteten.
Frühstück gab es um 8 Uhr, es bestand aus einem
soliden Frühstücksbuffet. Eile war nicht
geboten, daher erfolgte der Aufbruch erst um
09:45 über den schon bekannten Weg zum
Praterstern. Der Plan war, über den Kammweg zur
Seehütte zu wandern. Da man den Jakobskogel
schon am Vortag absolviert hatte, bestand keine
Notwendigkeit, ihn erneut zu überschreiten.
Daher wurde wieder eine kreative Routenführung
querfeldein gewählt, die zwischen Jakobskogel
und Hoher Kanzel auf den Kamm führte. Mit Sonne
war nichts mehr, denn hohe Bewölkung überzog
den Himmel bis auf ein paar schmale blaue
Streifen am Horizont. Außerdem blies lebhafter
Wind, der am Kamm Sturmstärke erreichte und die
Temperaturen viel kälter erscheinen ließ als am
Vortag. Angesichts dieser Umstände entschlossen
sich Werner und Wolfgang für eine gemütliche
Variante, die darin bestand, über den
Jakobskogel und das Ottohaus zum Berggasthof
zurückzukehren. Dort konnten sie vom Fenster aus
eine Bergrettungsübung beobachten, die in dem
steilen Graben direkt unterhalb abgehalten wurde.
In Nordpolexpeditionsstimmung machten sich
Alfred, Alois, Frankie und Manu auf den Weg über
Hohe Kanzel (1699m), Weißkogel (1765m) und
Preinerwandkreuz (1783m). Der stürmische Wind
hatte die Gipfel leergefegt, dort gab es nur mehr
Fels und Eis, sodass die Schneeschuhe abgelegt
werden mussten. Erst am Weg hinunter zur
Seehütte (1643m) wurden sie wieder angelegt und
leisteten gute Dienst. Das Dach der Hütte war
schon lange in Sicht, beim Näherkommen musste
die beunruhigende Beobachtung gemacht werden,
dass kein Rauch aus dem Kamin aufstieg. Zur
großen Erleichterung war die Tür der Hütte
aber offen und es gab eine Hüttenwirtin, die
unter anderem Bier, Tee, Würste und Suppen
offerierte. (Wie Werner und Wolfgang später
berichteten, hatte die Hüttenwirtin, die mit der
Seilbahn hochgekommen war, tatsächlich im
Berggasthof beratschlagt, ob es sich lohnen
würde, bei diesem Wetter die Seehütte
aufzusperren.)
Die Bratwürstel schmeckten vorzüglich, zum
Aufwärmen war die Hütte jedoch weniger
geeignet, denn nach der Pause von 12:15 bis 13:15
war den Besuchern kälter als bei der Ankunft.
Die ersten Höhenmeter am Rückweg brachten rasch
Abhilfe. Der Rückweg erfolgte über den
gemütlichen Seeweg. Es begann leicht zu
schneien, dafür war der Wind deutlich schwächer
als am Kamm. Andere Schneeschuhwanderer und
Tourenskigeher waren auch unterwegs, ab dem
Ottohaus auch durchaus zahlreich. Um 15 Uhr war
der Berggasthof erreicht und man beschloss die
Abfahrt um 15:30 - die sich dann aber um eine
Viertelstunde verzögerte, weil die erste Kabine
voll war. Die anschließende Rückfahrt mit dem
Taxi-Shuttle organisierte die Chefin des
Berggasthofs.
Dem Berggasthof auf der Rax kann
wieder ein großes Lob ausgesprochen werden. Das
Haus ist gemütlich, gut organisiert, das
Personal ist freundlich und engagiert, es gibt
schöne Zimmer, gutes Essen und sehr akzeptable
Preise, und das alles in einer landschaftlichen
Lage, die ihresgleichen sucht.
Eine Stunde früher als geplant erreichte die
Gruppe Wien und obwohl das Wetter am Sonntag den
Prognosen nicht gerecht wurde, hat keiner der
Teilnehmer diesen Ausflug in die winterliche
Bergwelt bereut.
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