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Am 8. April 2011 brannte das Friedrich Haller Haus auf
der Knofeleben bis auf die Grundmauern nieder.
Damals rechnete niemand damit, dass dieser
Stützpunkt am Gahns in absehbarer Zeit wieder
aufgebaut werden würde. Zur Überraschung aller
begann die Planung des Naubaus bereits im Mai
2011 und in Verbindung mit dem Wiener
Naturfreundetag war am 25. September ein
Baustellenfest angesetzt, bis zu dem der Rohbau
fertig sein sollte. Das gab Anlass für eine
außerplanmäßige Wanderung. Weil der Besuch
einer Baustellenparty allein zu wenig Spannung
geboten hätte, wurde die Tour verbunden mit der
Besteigung des Mittagsteins (1301m) auf
unmarkierten Wegen. Alois, Frankie,
Helmut mit Hundedame Emmi,
Herbert, Igo, Martin, Matthias und
Ronny trafen sich um 07:15 im Bahnhof
Wien Meidling, wo es vor Wanderern nur so
wimmelte. Der Wiener Naturfreundetag in
Verbindung mit einer prächtigen
Bergwetterprognose hatte so ziemlich alles auf
die Beine gebracht, was in der Lage war, Rucksack
und Stöcke zu tragen. Am Bahnsteig begegnete man
Oliver und einem weiteren Wandersburschen, die
allerdings nicht den Mittagstein zum Ziel hatten,
sondern das Gaisloch und den Großen
Kessengraben.
Der REX Richtung Fehring kam mit 5 Minuten
Verspätung, was in Verbindung mit der knappen
Umsteigezeit in Wiener Neustadt Anlass zur Sorge
gab, der Schaffner versicherte jedoch, er werde
das regeln. Was er offenbar auch tat, denn der
Anschlusszug nach Payerbach wartete, bis die
letzten Rucksackträger es von einem Bahnsteig
zum anderen geschafft hatten. In Payerbach
strömten die farbenfrohen Wanderermassen dem
einzigen Bus zu. Vom angeblich für die
Naturfreunde georderten Verstärkerbus wusste der
Fahrer des Linienbusses nichts, daran änderte
auch das lange und laute Gerede eines
Obernaturfreunds nichts. Ob alle Reisewilligen im
Bus Platz haben würden, schien zweifelhaft.
Oliver ganz vorne in der Traube sicherte den
Männern auf Touren jedenfalls ein Ticket und am
Ende ging es sich dann doch irgendwie aus. Eine
angebliche Wespe (die eine gelb gestreifte
Schwebfliege war) verursache in den hinteren
Reihen Ansätze von Hysterie. Igo klärte ein
paar ältere Damen darüber auf, dass er unter
anderem deshalb keine Stöckelschuhe trage, weil
er sonst mit dem Kopf am Busdach anstoßen
würde. Die Einschlichtung der Reisenden war
nicht nach Destination erfolgt und wenn jemand
raus wollte, musste praktisch der halbe Bus
aussteigen, um ihn rauszulassen. Vermutlich um
sich diese Prozedur an jeder Haltestelle zu
ersparen, ignorierte der Fahrer die Haltestelle
Hirschwang Fabrik trotz Haltewunsch und entließ
die Männer auf Touren erst eine Station weiter
bei der Raxseilbahn.
Die erste Etappe der Wanderung bestand also
darin, zurück nach Hirschwang zu gehen. Um 09:30
war das Bahnhofsgebäude der ehemaligen
Endstation der Höllentalbahn erreicht.
Gegenüber begann der Aufstieg über eine
Forststraße, bald rechts abzweigend über einen
Waldsteig. Dank Karte und guter Wegbeschreibung gab es keine
gröberen Orientierungsprobleme. Durch schönen
Mischwald, teilweise dominiert von Föhren und
mit viel Farn am Waldboden, führte der Steig
bergauf. Bald tauchten erste Feldwände auf, die
der Steig jedoch immer sehr elegant und ohne
Schwierigkeiten umging. Auf einer Felskuppe mit
Aussicht auf Hirschwang wurde um 10:30 eine
kleine Rast eingelegt. Danach ging es weiter
über laubbedeckten Erdboden und zunehmend felsig
auf den Mittagstein zu. Zwischendurch gab es
immer wieder schöne Aussichten auf Hirschwang
und in das Höllental hinein.
Noch vor Mittag, nämlich um 11:45, wurde der
Mittagstein (1301m) erreicht, der mit prächtiger
Aussicht und weicher Wiese zu einer Mittagsrast
einlud. Auch andere Wanderer lagerten dort, was
nicht unpraktisch in Hinblick auf das
gegenseitige Abfotografieren am Gipfelkreuz war.
Nach einer halben Stunde Pause ging es weiter,
zunächst kurz bergab, dann wieder bergauf zum
eigentlichen Gipfel des Feichta (auch
"Feuchter Berg", "Feuchter"
oder "Feichtaberg"), der jedoch einen
so dichten Baumbestand aufwies, dass jegliches
Gipfelerlebnis ausblieb und man sich unversehens
bereits wieder am Weg bergab fand. Dieser führte
an zwei Forsthütten der Stadt Wien mit kleinen
Wiesen vorbei über Forststraßen und Waldpfade
in Richtung des ehemaligen Friedrich Haller
Hauses. Martin und Ronny hüpften
händchenhaltend dahin und die landschaftliche
Idylle weckte Heidi-Assoziationen.
Lange ehe die Knofeleben in Sicht kam, drangen
schon Geräusche einer größeren
Menschenansammlung und Musik durch den Wald. In
der Wiese vor dem ehemaligen Friedrich Haller
Haus waren Zelte aufgebaut und es herrschte
Oktoberfeststimmung. Es gab Würstel vom Grill,
Bier und jede Menge anderer Getränke. Vom Rohbau
war schon etwas zu sehen, aber fertig war er noch
lange nicht. Da fehlten noch mindestens ein Stock
und das Dach. Aber das Interesse drehte sich im
Moment ohnehin eher darum, wo man was zu essen
und zu trinken bekommen würde und wo man Platz
nehmen könnte. Das Essen und Trinken ließ sich
bewerkstelligen und Platz genommen wurde in der
Wiese. Igo zeigte sich diesbezüglich perfekt
ausgestattet mit Liegetuch. Sogar eine Badehose
hatte er mit, die er auf dieser Wanderung aber
nicht brauchte. Helmut hingegen hatte diesmal
neben den Stöcken auch das Nassfutter vergessen
und Emmi musste sich durchschnorren, wobei sie
den Radius durchaus auch über den Lagerplatz der
Gruppe ausdehnte.
Nach etwa einer Stunde Rast erfolgte um 14:15
der Aufbruch Richtung Bodenwiese. Die Variante
durch die Eng wäre zwar kürzer gewesen, aber
mit der Aussicht auf eine weitere Hütteneinkehr
wurden allfällige Einwände gleich vorweg
zerstreut. Der Weg führte über eine
Forststraße auf fast gleichbleibender Höhe am
Hang entlang mit Blick hinunter in den
Lackabodengraben, dann über eine Zwischenhöhe
durch den Wald. Wie bei der letzten
Tour in der Schneeberg-Gegend traf man
zufällig Josef, der mit Beleitung in Richtung
Eng unterwegs war. Kurzes Hallo, dann weiter
hinunter zur Bodenwiese - angeblich die größte
Alm Niederösterreichs. Eine unbeweglich über
der Landschaft hängende Wolke beschattete den
oberen Teil, nach Süden zu ging es wieder im
Sonnenschein auf die Waldburgangerhütte zu. Dort
herrschte nicht so viel Trubel wie bei der
Baustellenparty und ein schöner neuer Tisch war
für die Männer auf Touren frei. Es gab eine
nette Bewirtung und gute Nachspeisen, wobei
besonders die köstlichen Schöberl mit Marmelade
eine Hervorhebung verdienen.
Aus Neugierde wollten ein paar der nahen
Aussichtswarte einen Besuch abstatten. Nach
längerem Weg auf ansteigender Forststraße wurde
die Exkursion abgebrochen. Erst am Rückweg
entdeckte man dann die etwas angegraute
Holzkonstruktion, die ein Stück abseits des
Weges im Wald stand. Sie war tragfähig genug
für 5 Männer, den herumhüpfenden Ronny
eingeschlossen, und bot einen schönen Blick in
das Tal zwischen Gloggnitz und Payerbach.
Aufbruch von der Waldburgangerhütte um 17
Uhr. Laut Auskunft der Hüttenwirtin war bis
Payerbach mit 1½ Stunden Gehzeit zu rechnen -
das sei der tägliche Schulweg ihres Vaters
gewesen. 1½ Stunden hätten bedeutet, den Zug um
18:24 knapp zu versäumen. Daher legten die
Männer auf Touren auf dem blau markierten Weg
über den Gayerstein ein ordentliches Tempo hin
und erreichten den Bahnhof schon um 18:05. Somit
blieb noch reichlich Zeit, um den Luxus von
Fließwasser und WC auf einem Bahnhof zu
genießen. Im Oberstock des Doppelstockzugs ging
es mit Zwischenaufenthalt in Wiener Neustadt
zurück nach Wien.
Das spätsommerliche Traumwetter machte diese
Tour auf mittleren Höhen zu einem
Bergwandergenuss, der trotzdem keineswegs
unsportlich ausfiel: Streckenlänge 19 km, 950
Höhenmeter bergauf und bergab, Gehzeit unter
Abzug längerer Pausen 6h. Der Steig auf den
Mittagstein war landschaftlich sehr reizvoll und
dass es gelungen war, sich kein einziges Mal zu
verirren, kann auch als Pluspunkt gewertet
werden.
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