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Einmal Schneeberg rauf und
runter ist als Tagestour nicht ohne. Um den
verschiedenen Wünschen hinsichtlich
Schwierigkeit und Anstrengung gerecht zu werden,
wurde die Tour in nicht weniger als 4 Varianten
zwischen "Hardcore" und
"Supersoft" angeboten, wobei
Teilstücke auch kombinierbar waren - sozusagen
Schneeberg à la carte. Fixpunkte waren dabei der
Ausgangspunkt Losenheim, ein Gipfeltreffen in der
Fischerhütte und die
Besteigung des höchsten Punktes des Schneebergmassivs mit dem
Klosterwappen. Mit dem Einfach-Raus-Ticket im
Regionalzug reisten Alois, Christopher,
Frankie, Helmut (mit Hundedame Emmi),
Igo, Jochen, Michi, Peter, Roland, Thomas, Tony,
Werner und Wolfgang an.
Mit dem IC nach Wr. Neustadt kamen Georg
und Harald, der offizielle
Gruppenanschluss erfolgte aber erst in Puchberg
vor der Busabfahrt. In Losenheim (Talstation
Sessellift, 840m) stießen Friedrich
und Kurt dazu, die mit dem Auto
gekommen waren. Kaum war die Gruppe komplett,
erfolgte um 08:45 auch schon die Aufteilung und
der Aufbruch in verschiedene Richtungen.
Die 7 Mann starke Softcore-Fraktion strebte
dem Sessellift zu, der sie auf den Fadensattel
(1210m) beförderte. Die dadurch ersparten knapp
400 Höhenmeter machten sich beim beschwerlichen
und schweißtreibenden Aufstieg über den
Fadensteig bezahlt. Trotz großzügiger Pausen
wurde die Fischerhütte (2049m) am Kaiserstein
nach etwa 2½ Stunden Gehzeit erreicht. Es
herrschte Prachtwetter und Vollbetrieb auf der
Hütte. Also hieß es anstellen in der langen
Schlange vor der Getränke- und Speisenausgabe.
Die 10 Mann starke Hardcore-Fraktion machte
sich auf den Weg zur Bürklehütte (1320m), die
über einen schattigen Waldweg nach einer knappen
Stunde erreicht war. Eigentlich handelte es sich
um eine unbewirtschaftete Schutzhütte, wider
Erwarten fand man sich aber mitten in einer
Hüttenparty mit Grill und Musik ein. Zufällig
fand dort nämlich gerade das jährliche Bergrettungsfest statt. Da
die Hardcore-Fraktion unter dem Zeitdruck stand,
die Softcore-Fraktion auf der Fischerhütte
einzuholen, konnte auf den Auftritt des
Puchberger Bläserquartetts leider nicht gewartet
werden. Nach kurzer Rast begann der Aufstieg zum
Nandlgrat. Bald tauchten die ersten Felswände
auf und am Grat ging es bergauf. Ockerfarbener
Stein dominierte und es gab mehr Lärchen als am Lärchkogelgrat
- als Gemeinsamkeit aber auch viel brüchigen
Fels. Die Teilnehmer warnten einander, keinem
Halt ungeprüft zu vertrauen. Abgesehen davon bot
der mit blauen Punkten gut markierte Steig
einiges an netter Kletterei ohne größere
Schwierigkeiten und die Gruppe kam gut voran.
In einer steilen felsigen Rinne passierte dann
ein Unglück: Ein losgetretener Stein polterte
die Rinne hinab, an deren unterem Ende gerade
eine vierköpfige Familie eintraf. Der 11jährige
Sohn wurde vom Stein an der Stirn erwischt und
trug eine tiefes Cut davon. Vom Geschrei
alarmiert stiegen Frankie und Michie hinunter und
halfen mit Verbandszeug aus. Der Junge hatte
einen Schock, vielleicht sogar eine
Gehirnerschütterung, und die Eltern riefen die
Bergrettung. Keinem der Beteiligten kann ein
Vorwurf gemacht werden und selbst ein Helm hätte
die Verletzung kaum verhindert, als Lehre kann
jedoch gezogen werden, dass es im
steinschlaggefährdetem Gelände besser ist,
entweder ganz knapp hintereinander zu klettern,
wo mit weniger Wucht zu rechnen ist, oder zu
warten, bis die Vorauskletternden den
Gefahrenbereich verlassen haben. Besonders
gefährlich sind steile Rinnen, weil der Wanderer
darin steht wie der Kegel am Ende der Kegelbahn.
Nachdem die Familie versichert hatte, bis zum
Eintreffen der Bergrettung keine Hilfe mehr zu
benötigen, wurde der Aufstieg fortgesetzt. Eine
halbe Stunde später sammelte sich die Gruppe zu
einer Pause im Schatten eines Felsens und konnte
die Hubschrauberbergung des verletzen Jungen
beobachten - in der Transportbahre unten am Seil
baumelnd. Dass dieser Familienausflug so ein Ende
genommen hatte, tat allen leid.
Trotz aller Bergdramatik wartete oben die
zweite Hälfte der Gruppe und die
Hardcoreburschen beeilten sich, den restlichen
Nandlgrat zu bewältigen. Kurt war überhaupt
solo vorausgeklettert und sonnte sich eine halbe
Stunde auf der Hochfläche, ehe der Rest eintraf.
Die Fischerhütte wurde noch vor Mittag erreicht,
wo die Softcoregruppe bereits fest am Jausnen
war. Das Angebot war berghüttenklassisch
kalorienreich und vitaminarm.
Da beide Fraktionen gut im Zeitplan lagen,
ging sich eine gemütliche Pause für alle aus,
ehe gemeinsam die 15 Minuten zum nahen
Klosterwappen (2076m) zurückgelegt wurden. Dort
folgte das obligate Gruppenfoto. Obgleich
begrenzt durch die diesige Luft, war der Ausblick
grandios. Die Temperatur auf 2000m lag bei 20
Grad, im prallen Sonnenschein erschien es noch
viel wärmer.
Peter war schon vorgegangen und machte sich
bereits an den Abstieg auf der von ihm
vorgeschlagene Route über Schauerstein und
Fadenweg. Zum Ausgleich gab es unverhofften
Gruppenzuwachs. Die Anwesenheit von 17 schwulen
Männern am Schneeberg war Josef
und Stefan nicht verborgen
geblieben, die durch die Weichtalklamm
emporgestiegen waren und zufällig zur gleichen
Zeit in der Fischerhütte Rast machten.
Kurzerhand schlossen sie sich für den Abstieg
den Männern auf Touren an.
Auch für den Abstieg gab es mehrere
Varianten. Um 13:50 erfolgte nahe der
Fischerhütte die nächste Trennung. Helmut,
Werner und Wolfgang folgten Peters Spuren und
wählten den weniger steilen, dafür längeren
Weg über Schauerstein und Fadenweg. Die Strecke
verlief über weiche Almwiesen durch
Latschengestrüpp zunächst nach Westen, mit
Blick Richtung Höllental, dann in Falllinie
hinab durch lockeren Wald und schließlich über
eine Forststraße und einen gepflegten Wanderweg
Richtung Bergstation. Der Abstieg war relativ
angenehm und verlief ohne Blessuren.
Die anderen 15 wählten den Fadensteig als
Abstieg, der mit Ausnahme von einigen
schotterig-rutschigen Passagen auch bergab sehr
schön zu gehen war. Um 15:15 war die Bergstation
des Sessellifts erreicht, hier teilte sich die
Gruppe erneut. 7 peilten die Abfahrt mit der
Sesselbahn an, Kurt stieg zu Fuß ab, Alois
machte eine Extrarunde, weil ihm während der
Liftfahrt seine Brieftasche herausfiel, was eine
erneute Bergfahrt und einen Abstieg zu Fuß zur
Folge hatte, um das Verlorene wieder zu finden.
Unterdessen trafen auch die 4 Begeher des
Fadenwegs ein, sodass 9 die Fahrt mit dem Bus
nach Puchberg antraten, wo um17:38 der Zug
wartete. 3 fuhren von Losenheim mit dem Auto
heim.
Die restliche Hardcore-Fraktion, bestehend aus
Christopher, Frankie, Igo, Jochen, Josef, Michi
und Stefan, wählte, getrieben von sportlichem
Ehrgeiz, der Schönheit der Umgebung und dem Wort
"Wasserfall", den Weg zu Fuß. Nach den
langen Strecken über Felssteige wurde der
fichtennadelgepolsterte Waldweg über die Dürre
Leiten (1252m) als richtige Erholung empfunden.
Oben war der Sebastianwasserfall an jeder Ecke
angeschrieben, unten wurden Beschilderung und
Wegmarkierung immer dürftiger und
widersprüchlicher. Ein Weg endete mitten im
Wald, ein anderer war zwar markiert, aber in der
falschen Farbe, am Ende wiesen zwei Wegweiser in
zwei verschiedene Richtungen, wobei die gewählte
in einen recht abenteuerlichen, steil bergab
führenden Steig mit Wespennestern mündete, der
zum Zweifeln Anlass gegeben hätte, wäre nicht
zunehmend lauteres Wasserrauschen zu hören
gewesen.
Es war nun 16:45 und es wäre noch möglich
gewesen, den Bus nach Puchberg an der Station
Wasserfallwirt zu erreichen und mit dem Rest der
Gruppe die Heimreise anzutreten, jedoch entschied
sich die Mehrheit sich für eine erfrischende
Dusche im Wasserfall und für eine Einkehr beim
Wasserfallwirt (702m). Auf die restlichen vier
Kilometer nach Puchberg (585m) kam es nun auch
nicht mehr an, zumal der Fußweg gar nicht so
unattraktiv war, mit dem Hohen Hengst zur Rechten
und dem Schneeberg im Rücken. Josef und Stefan
fanden sogar Zeit zum Hollunderpflücken. Um
18:30 war der Bahnhof erreicht, 8 Minuten später
fuhr der Zug ab.
Um die Einzelbewegungen der 19 Teilnehmer im
Verlauf dieser "Schneeberg à la
carte"-Tour festzuhalten, bedürfte es
komplizierter Tabellen und Diagramme. In der
Soft-Variante wurde auf einer Strecke von ca.
10km ein Höhenunterschied von knapp 900m in 4½
Stunden Gehzeit (kleinere Pausen eingeschlossen)
bewältigt, was die Bezeichnung "Soft"
schon etwas relativiert. Die Maximalvariante
bedeutete eine Wegstrecke von 20km bei 1300
Höhenmetern bergauf und 1550m bergab in einer
Gehzeit von 7½ Stunden (ebenfalls
einschließlich kleinerer Pausen).
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