Männer auf Touren

 
Home   Programm   Chronik   Bilder   Links

Sonntag 4. September 2011

Schneeberg-Variationen
Nandlgrat / Fadensteig / Fadenweg / Römerweg

Mehr Fotos:
Album von Roland
Album von Alois

  Einmal Schneeberg rauf und runter ist als Tagestour nicht ohne. Um den verschiedenen Wünschen hinsichtlich Schwierigkeit und Anstrengung gerecht zu werden, wurde die Tour in nicht weniger als 4 Varianten zwischen "Hardcore" und "Supersoft" angeboten, wobei Teilstücke auch kombinierbar waren - sozusagen Schneeberg à la carte. Fixpunkte waren dabei der Ausgangspunkt Losenheim, ein Gipfeltreffen in der Fischerhütte und die Besteigung des höchsten Punktes des Schneebergmassivs mit dem Klosterwappen.

Mit dem Einfach-Raus-Ticket im Regionalzug reisten Alois, Christopher, Frankie, Helmut (mit Hundedame Emmi), Igo, Jochen, Michi, Peter, Roland, Thomas, Tony, Werner und Wolfgang an. Mit dem IC nach Wr. Neustadt kamen Georg und Harald, der offizielle Gruppenanschluss erfolgte aber erst in Puchberg vor der Busabfahrt. In Losenheim (Talstation Sessellift, 840m) stießen Friedrich und Kurt dazu, die mit dem Auto gekommen waren. Kaum war die Gruppe komplett, erfolgte um 08:45 auch schon die Aufteilung und der Aufbruch in verschiedene Richtungen.

Die 7 Mann starke Softcore-Fraktion strebte dem Sessellift zu, der sie auf den Fadensattel (1210m) beförderte. Die dadurch ersparten knapp 400 Höhenmeter machten sich beim beschwerlichen und schweißtreibenden Aufstieg über den Fadensteig bezahlt. Trotz großzügiger Pausen wurde die Fischerhütte (2049m) am Kaiserstein nach etwa 2½ Stunden Gehzeit erreicht. Es herrschte Prachtwetter und Vollbetrieb auf der Hütte. Also hieß es anstellen in der langen Schlange vor der Getränke- und Speisenausgabe.

Die 10 Mann starke Hardcore-Fraktion machte sich auf den Weg zur Bürklehütte (1320m), die über einen schattigen Waldweg nach einer knappen Stunde erreicht war. Eigentlich handelte es sich um eine unbewirtschaftete Schutzhütte, wider Erwarten fand man sich aber mitten in einer Hüttenparty mit Grill und Musik ein. Zufällig fand dort nämlich gerade das jährliche Bergrettungsfest statt. Da die Hardcore-Fraktion unter dem Zeitdruck stand, die Softcore-Fraktion auf der Fischerhütte einzuholen, konnte auf den Auftritt des Puchberger Bläserquartetts leider nicht gewartet werden. Nach kurzer Rast begann der Aufstieg zum Nandlgrat. Bald tauchten die ersten Felswände auf und am Grat ging es bergauf. Ockerfarbener Stein dominierte und es gab mehr Lärchen als am Lärchkogelgrat - als Gemeinsamkeit aber auch viel brüchigen Fels. Die Teilnehmer warnten einander, keinem Halt ungeprüft zu vertrauen. Abgesehen davon bot der mit blauen Punkten gut markierte Steig einiges an netter Kletterei ohne größere Schwierigkeiten und die Gruppe kam gut voran.

In einer steilen felsigen Rinne passierte dann ein Unglück: Ein losgetretener Stein polterte die Rinne hinab, an deren unterem Ende gerade eine vierköpfige Familie eintraf. Der 11jährige Sohn wurde vom Stein an der Stirn erwischt und trug eine tiefes Cut davon. Vom Geschrei alarmiert stiegen Frankie und Michie hinunter und halfen mit Verbandszeug aus. Der Junge hatte einen Schock, vielleicht sogar eine Gehirnerschütterung, und die Eltern riefen die Bergrettung. Keinem der Beteiligten kann ein Vorwurf gemacht werden und selbst ein Helm hätte die Verletzung kaum verhindert, als Lehre kann jedoch gezogen werden, dass es im steinschlaggefährdetem Gelände besser ist, entweder ganz knapp hintereinander zu klettern, wo mit weniger Wucht zu rechnen ist, oder zu warten, bis die Vorauskletternden den Gefahrenbereich verlassen haben. Besonders gefährlich sind steile Rinnen, weil der Wanderer darin steht wie der Kegel am Ende der Kegelbahn.

Nachdem die Familie versichert hatte, bis zum Eintreffen der Bergrettung keine Hilfe mehr zu benötigen, wurde der Aufstieg fortgesetzt. Eine halbe Stunde später sammelte sich die Gruppe zu einer Pause im Schatten eines Felsens und konnte die Hubschrauberbergung des verletzen Jungen beobachten - in der Transportbahre unten am Seil baumelnd. Dass dieser Familienausflug so ein Ende genommen hatte, tat allen leid.

Trotz aller Bergdramatik wartete oben die zweite Hälfte der Gruppe und die Hardcoreburschen beeilten sich, den restlichen Nandlgrat zu bewältigen. Kurt war überhaupt solo vorausgeklettert und sonnte sich eine halbe Stunde auf der Hochfläche, ehe der Rest eintraf. Die Fischerhütte wurde noch vor Mittag erreicht, wo die Softcoregruppe bereits fest am Jausnen war. Das Angebot war berghüttenklassisch kalorienreich und vitaminarm.

Da beide Fraktionen gut im Zeitplan lagen, ging sich eine gemütliche Pause für alle aus, ehe gemeinsam die 15 Minuten zum nahen Klosterwappen (2076m) zurückgelegt wurden. Dort folgte das obligate Gruppenfoto. Obgleich begrenzt durch die diesige Luft, war der Ausblick grandios. Die Temperatur auf 2000m lag bei 20 Grad, im prallen Sonnenschein erschien es noch viel wärmer.

Peter war schon vorgegangen und machte sich bereits an den Abstieg auf der von ihm vorgeschlagene Route über Schauerstein und Fadenweg. Zum Ausgleich gab es unverhofften Gruppenzuwachs. Die Anwesenheit von 17 schwulen Männern am Schneeberg war Josef und Stefan nicht verborgen geblieben, die durch die Weichtalklamm emporgestiegen waren und zufällig zur gleichen Zeit in der Fischerhütte Rast machten. Kurzerhand schlossen sie sich für den Abstieg den Männern auf Touren an.

Auch für den Abstieg gab es mehrere Varianten. Um 13:50 erfolgte nahe der Fischerhütte die nächste Trennung. Helmut, Werner und Wolfgang folgten Peters Spuren und wählten den weniger steilen, dafür längeren Weg über Schauerstein und Fadenweg. Die Strecke verlief über weiche Almwiesen durch Latschengestrüpp zunächst nach Westen, mit Blick Richtung Höllental, dann in Falllinie hinab durch lockeren Wald und schließlich über eine Forststraße und einen gepflegten Wanderweg Richtung Bergstation. Der Abstieg war relativ angenehm und verlief ohne Blessuren.

Die anderen 15 wählten den Fadensteig als Abstieg, der mit Ausnahme von einigen schotterig-rutschigen Passagen auch bergab sehr schön zu gehen war. Um 15:15 war die Bergstation des Sessellifts erreicht, hier teilte sich die Gruppe erneut. 7 peilten die Abfahrt mit der Sesselbahn an, Kurt stieg zu Fuß ab, Alois machte eine Extrarunde, weil ihm während der Liftfahrt seine Brieftasche herausfiel, was eine erneute Bergfahrt und einen Abstieg zu Fuß zur Folge hatte, um das Verlorene wieder zu finden. Unterdessen trafen auch die 4 Begeher des Fadenwegs ein, sodass 9 die Fahrt mit dem Bus nach Puchberg antraten, wo um17:38 der Zug wartete. 3 fuhren von Losenheim mit dem Auto heim.

Die restliche Hardcore-Fraktion, bestehend aus Christopher, Frankie, Igo, Jochen, Josef, Michi und Stefan, wählte, getrieben von sportlichem Ehrgeiz, der Schönheit der Umgebung und dem Wort "Wasserfall", den Weg zu Fuß. Nach den langen Strecken über Felssteige wurde der fichtennadelgepolsterte Waldweg über die Dürre Leiten (1252m) als richtige Erholung empfunden. Oben war der Sebastianwasserfall an jeder Ecke angeschrieben, unten wurden Beschilderung und Wegmarkierung immer dürftiger und widersprüchlicher. Ein Weg endete mitten im Wald, ein anderer war zwar markiert, aber in der falschen Farbe, am Ende wiesen zwei Wegweiser in zwei verschiedene Richtungen, wobei die gewählte in einen recht abenteuerlichen, steil bergab führenden Steig mit Wespennestern mündete, der zum Zweifeln Anlass gegeben hätte, wäre nicht zunehmend lauteres Wasserrauschen zu hören gewesen.

Es war nun 16:45 und es wäre noch möglich gewesen, den Bus nach Puchberg an der Station Wasserfallwirt zu erreichen und mit dem Rest der Gruppe die Heimreise anzutreten, jedoch entschied sich die Mehrheit sich für eine erfrischende Dusche im Wasserfall und für eine Einkehr beim Wasserfallwirt (702m). Auf die restlichen vier Kilometer nach Puchberg (585m) kam es nun auch nicht mehr an, zumal der Fußweg gar nicht so unattraktiv war, mit dem Hohen Hengst zur Rechten und dem Schneeberg im Rücken. Josef und Stefan fanden sogar Zeit zum Hollunderpflücken. Um 18:30 war der Bahnhof erreicht, 8 Minuten später fuhr der Zug ab.

Um die Einzelbewegungen der 19 Teilnehmer im Verlauf dieser "Schneeberg à la carte"-Tour festzuhalten, bedürfte es komplizierter Tabellen und Diagramme. In der Soft-Variante wurde auf einer Strecke von ca. 10km ein Höhenunterschied von knapp 900m in 4½ Stunden Gehzeit (kleinere Pausen eingeschlossen) bewältigt, was die Bezeichnung "Soft" schon etwas relativiert. Die Maximalvariante bedeutete eine Wegstrecke von 20km bei 1300 Höhenmetern bergauf und 1550m bergab in einer Gehzeit von 7½ Stunden (ebenfalls einschließlich kleinerer Pausen).

         

Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

nach oben