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An der Expedition Schneeberg
auf Jagdsteigen nahmen Andi,
Frankie, Igo, Marcus und Oliver
teil. Sie trafen sich im Regionalzug von Wien
nach Payerbach, mit dem Bus ging es weiter zum
Weichtalhaus, das um 09:05 erreicht wurde. Der
Neubau wurde nur von außen begutachtet, denn
eine Einkehr war erst in vielen Stunden
veranschlagt. Der erste Teil des Weges barg
wenig Ungewissheiten, da er im Forum Gipfeltreffen schön
beschrieben ist und 2011
schon begangen wurde. Er führte vom Weichtalhaus
(547m) zunächst 50 Meter in die Weichtalklamm,
dann am Güterweg zu einer Wildfütterungsstelle,
von wo aus ein Jagdsteig (auf keiner Karte
verzeichnet, aber sehr schön und bequem
angelegt) zum Kaisersitz (ca.
950m) führt. Der Abstecher zum Kaisersitz
erfolgte erstens aus historischen Gründen, da es
sich angeblich um einen kaiserlichen Jagdsitz
handelt, zweitens weil es ein schöner Rastplatz
mit Blick auf einen von Felswänden umrahmten
Kessel ist. Nach kurzer Pause ging es ein Stück
zurück und an einer leicht überwindbaren Stelle
hinauf auf den Lärchkogelgrat.
Steilere Felstürme wurden umgangen, ansonsten
fand man den besten Aufstieg meistens direkt am
Grat, der anfangs bewaldet war, später aber
fantastische Aussichten bot. Eine
Sehenswürdigkeit war die Felslücke, bei der ein
großer Fels auf einem sehr schmalen Pfeiler
ruht. Bei einem Statiker würde dieser Anblick
Bedenken hervorrufen. Nach drei Stunden steilen
Aufstiegs, immer wieder verbunden mit leichter
Kletterei, wurde der südliche Grafensteig
(1505m) erreicht und gleich bei der nächsten
Abzweigung erfolgte auf unmarkiertem, aber gut
erkennbarem Weg der Abstieg zur Märchenwiese
mit der Forsthütte.
Auf der märchenhaften Wiese wurde um 12:30
eine halbstündige Jausenpause eingelegt. Es war
windig, allgemein aufgelockert bewölkt, nur
über dem Gipfelbereich des Schneebergs hing eine
ortsfeste Wolkenhaube, deren Ausläufer immer
wieder auch die Märchenwiese beschatteten. Ein
Felsvorsprung oberhalb der Stadelwand (1407m) bot
schöne Aussicht auf die Rax und im Vordergrund
auf das nächste Ziel, den tiefer gelegenen
Hochgang. Der Abstieg bis dorthin war klar, er
erfolgte auf einem bequemen Waldpfad bis zum
Stadelwandsattel (ca. 1000m). Dort begann der
wirklich experimentelle Teil der Tour, galt es
doch weglos den westlichen Ausläufer des
Brettschacher Jagdsteigs zu finden. Das Gelände
war zumindest anfangs nicht schwierig und weckte
wegen der vielen Buchen Wienerwald-Erinnerungen.
Nach einer kleinen Zwischenhöhe ging es steil
und weglos empor, durch hohes Gras und Gebüsch,
wobei versucht wurde, dichtem Jungwald
auszuweichen.
Der Aufstieg auf den Hochgang
war beschwerlich, dafür aber durch das intensive
Gewürzaroma unbekannter Kräuter olfaktorisch
versüßt. Vom bewaldeten Gipfel (1217m) gab es
keine Aussicht, ein Stück weiter nördlich hatte
man wenigstens einen schönen Blick auf die
Stadelwand, in der ein paar Kletterer als
orangfarbene Farbkleckse auszunehmen waren.
Wahrscheinlich hätte man sich weiter zum
Steilabbruch in südlicher Richtung vorarbeiten
müssen, um einen Blick in das Höllental zu
bekommen. Die bevorzugte Richtung war nun jedoch
Nordost in Hinblick auf den Jagdsteig, der dort
zu finden sein müsste. Beim Umgehen dichten
Baumbestands führte der Abstieg jedoch ungewollt
wieder zur Aufstiegsspur und zurück zur
Zwischenhöhe zwischen Stadelwandsattel und
Hochgang.
Von dort ging es in einem Graben mit vielen
umgestürzten Baumstämmen ostwärts bergab. Der
Graben mündete in einen quer verlaufenden,
baumfreien Graben, den auch der gesuchte Brettschacher
Jagdsteig queren musste - die Frage war
nur, ob oberhalb oder unterhalb. Oliver startete
eine Erkundung in aufsteigende Richtung und die
Intuition erwies sich als richtig, denn ein gut
erkennbarer Fußpfad querte dort. Damit schien
der schwierigste Teil der Übung bewältigt zu
sein - schien, denn nach Überwindung einer
Anhöhe verlor sich der Fußpfad in einem steilen
Hang voller umgestürzter Bäume - vermutlich
Kyrill- oder Paula-Opfer. Hier konnte man nur
nach Gutdünken ein Weiterkommen finden und
erstmals keimte etwas Pessimismus auf, denn in
diesem Gebiet war man von den steilen Felswänden
des Salzriegels oberhalb und des Wasserofens
unterhalb eingeschlossen und ohne Weg war das
Weiterkommen mühsam. Die Richtung einzuschlagen,
die der Jagdsteig laut Karte nehmen müsste, war
jedenfalls richtig, denn nach einer Viertelstunde
Dschungelkampf stieß man wieder auf den
verlorenen Weg, der sich von dort an sehr bequem
und landschaftlich ausgeprochen schön durch eine
Kulisse von Fels und Wald bahnte und immer wieder
Tiefblicke auf das Höllental und Kaiserbrunn
gewährte. Der weitere Abstieg in den unteren
Krummbachgraben gestaltete sich unkompliziert,
auch wenn man immer etwas aufpassen musste, die
teilweise schwachen Steigspuren nicht zu
verlieren. Kurz nach 16 Uhr war das Gasthaus in
Kaiserbrunn (526m) erreicht.
Eine Stärkung hatte man sich nun wirklich
verdient, die Küche des Landgasthauses vermochte
jedoch nicht zu begeistern und auch der Charme
des Kellners war eher im unteren Bereich der
Skala angesiedelt. Die kulinarische Enttäuschung
hatte den Vorteil, dass die Einkehr kurz gehalten
werden konnte. Nachdem man sich einen Überblick
über die Bussituation verschafft hatte, erfolgte
schon 16:50 der Aufbruch am Wasserleitungsweg
nach Hirschwang. Dort ging der vorletzte Bus um
17:55, der letzte - mit schlechter Zugverbindung
- um 18:23. Also wurde ein ziemliches Tempo
hingelegt und dem Wasserleitungsweg weniger Zeit
geschenkt als dieser hübsche Weg entlang der
Schwarza verdient hätte. Auf ein kurzes Fußbad
an einer schönen Sandbank konnte aber nicht
verzichtet werden. Die Bushaltestelle Hirschwang
Raxsteilbahn wurde um 17:50 erreicht.
Aus der Karte herausgemessen ergeben sich etwa
14 Kilometer Streckenlänge und 1300 Höhenmeter
für diese schöne und extravagante, freilich
auch etwas strapaziöse Schneebergtour. Gehzeit
abzüglich längerer Pausen gut 7 Stunden.
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