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Die Erkundung wenig bekannter
Wienerwald-Gipfel stand diesmal am Programm. Dazu
reisten Alfred, Alois, Frankie, Gerd,
Helmut mit Emmi, Igo, Peter,
Roland und Walter mit
der S1 an, Franz und Thomas
stießen in Liesing dazu. Gemeinsam ging es im
Autobus zur Sulzer Höhe, Ankunft kurz nach 9
Uhr. Das Wetter sah prima aus, großteils blauer
Himmel mit ein paar harmlosen Wolken darin. Nach
den chaotischen Prognosen der letzten Tage, in
denen von "trüb und regnerisch" bis
"sonnig und trocken" alles vorkam, war
das keine Selbstverständlichkeit. Die
Metereologen hatten es schwer in diesen Tagen,
denn die labile Luftschichtung und ein Tief über
Westeuropa machten die Entwicklung zum
Lotteriespiel. Die Männer auf Touren waren für
alles gerüstet, Sonnenchreme, Sonnenbrillen und
Sommerhut wurden ausgepackt, der Regenschutz
konnte im Rucksack bleiben. Den Weg von der
Sulzer Höhe (480m) zur Josef-Schöffel-Hütte
kannten einige noch von einer Wintertour,
allerdings gab es eine Variation, denn anstelle
des direkten Wegs wurde der Rücken des Sulzbergs
(606m) beschritten, über den ein unmarkiertes,
recht nettes Wegerl führte. Mehr Aussicht als
vom bewaldeten Gipfel gab beim Weiterweg entlang
von zwei großen Wiesen. Das gänzliche Fehlen
von Bienen auf den blühenden Wiesen war
verdächtig und löste eine Diskussion über
Bienensterben, Pestizide, den seltsamen
Umweltminister und die Interessen der Gen- und
Chemielobby aus. Die Schöffel-Hütte war
geschlossen, die Sitzbank davor eignete sich aber
trotzdem für eine kurze Rast, ehe der Weg bergab
zum Sparbachtal bei Neuweg (ca. 460m) führte.
Neuweg, sofern das überhaupt eine
Ortsbezeichnung ist, besteht aus drei
Bauernhäusern.
Dem Bach und der Grenze des Naturparks
Sparbach folgend ging es nach Osten zum
Einödberg, wobei am Anfang wie am Ende ein
Stück weglos durch allerlei Gebüsch zu
bewältigen war. Mehr Natur als hier gab es auf
der drüberen Seite des Zauns, im Naturpark, wohl
auch nicht. Am Einödberg gab es wieder einen
bequemen Weg. Auf eine Erkundung des Gipfels
(625m) wurde verzichtet - mehr als ein
Steinmanderl im Wald hätte es dort nicht zu
sehen gegeben - aber immerhin war wieder eine
Höhe von ca. 570m erreicht. Es war bald Mittag
und Hunger machte sich bemerkbar. Ein Anruf beim
Gasthaus Seewiese sicherte einen Platz für 11
Personen im Garten. Am Weiterweg tauschten Roland
und Walter ca. 100 Kochrezepte,
Zubereitungsweisen und Küchentricks aus.
Möglicherweise wird irgendwann ein Männer-auf-Touren-Kochbuch
erscheinen, um dieses geballte Wissen einer
breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das Männer-auf-Touren-Bestimmungsbuch für
Pflanzen und Tiere wäre ebenfalls ein
Desideratum. ("Wie heißt diese blaue Blume
mit dem kugeligen Kopf?" - "Das ist die
blaue Kugelblume.")
Um den sportlichen Wert der Veranstaltung in
Hinblick auf Höhenmeter zu steigern, ging es
zunächst durch eine sogenannte
"Wildruhezone" wieder bergab in das Tal
von Wassergspreng (ca. 400m), vorbei an
futuristisch geformeten Hochständen aus
OSB-Platten, einer sogar als Mobil-Version auf
einem Anhänger. Unten auf der Forststraße
irrten zwei Mädels auf der Suche nach dem Hohen
Ge herum. Weil das auch das nächste Ziel der
Männer auf Touren war und der Einstieg ja
wirklich nicht leicht zu finden war, schlossen
sie sich der Gruppe an und der Aufstieg wurde
gemeinsam bewältigt. Der Hohe Ge
(ca. 540m) erlebte einen Besucheransturm wie
selten; nachkommende Wanderer hatten kaum eine
Chance, in die Nähe des Gipfelkreuzes zu kommen.
Neben den Männern auf Touren und den beiden
Vorarlbergerinnen fühlten sich auch
Zauneidechsen am Gipfelfelsen sehr wohl und
zeigten wenig Scheu vor Fotografen.
Die Hälfte der Gruppe beschritt den
Nachbargipfel K2, die andere Hälfte wählte die
Umgehung. Am K2 sonnte sich eine Schlange, wobei
es sich wahrscheinlich um eine Äskulapnatter gehandelt
haben dürfte. Weiter einen Kilometer bergab und
bergauf durch den Wald. Am Waldrand gab es dann
die Wahl: Gaisberg oder gleich Gasthaus. Fünf
wählten den Gaisberg (602m),
überquerten die große Wiese mit der
Riesenföhre und erreichten auf einem schmalen
Waldpfad den Gipfel - angeblich ein heiliger Ort
der Kelten, an dem Druiden ihre Kulte betrieben.
Es gab Gipfelkreuz und Gipfelbuch. Auf einen
Eintrag wurde verzichtet und die Gaisberggruppe
eilte dem Gasthaus Seewiese zu und erreichte es
kurz nach 13 Uhr.
Im Gasthaus war nicht so die Hölle los wie
befürchtet. Es herrschte Selbstbedienung und man
brauchte sich nicht allzu lange anstellen, um
etwas zu Essen und zu Trinken aufs Tablett zu
bekommen. ("Hast du für zwei Personen
bestellt?" - "Nein, das ist alles für
mich.") Es gab einige Gerichte mit
Bärlauch-Komponenten. Wie den Kommentaren zu
entnehmen war, war die Küche zufriedenstellend.
Nach moderater Einkehrzeit erfolgte der
Aufbruch um 14:15. Laut Ankündigung wäre nun
der Predigerstuhl als nächster Gipfel am
Programm gestanden, aber der richtige Punkt zum
Abzweigen wurde verpasst. Machte nichts, es gab
ja immer noch den Großen Sattelberg - auch so
ein Geheimgipfel im Wienerwald. Als Alternative
konnte man diese Attraktion auslassen und am
bequemen Weg weiter zur übernächsten gehen, was
nur Peter bevorzugte. Die anderen -
möglicherweise von Schuldgefühlen wegen des
üppigen Essens geplagt - wollten ein paar
Höhenmeter mehr und stiegen über schmale
Waldpfade zum Großen Sattelberg
(569m) empor, der wiederum ein Gipfelkreuz mitten
im Wald zu bieten hatte. Die größere Attraktion
war eigentlich der Wald selbst, denn so ein Meer
von blühendem Bärlauch war selten. Irgendein
Forstmitarbeiter hatte sich viel Mühe gemacht,
den Waldpfad durch umgeschnittene Bäume in einen
Hindernisparcour zu verwandeln, vermutlich um
Mountainbiker und Wanderer abzuschrecken.
Zumindest für Wanderer waren die Hindernisse
aber überwindbar oder umgehbar. Kurz vor der
Waldandacht schwenkte der Pfad wieder in den
regulären Wanderweg ein.
Die Waldandacht wurde ignoriert und die
Steigung zur Josefswarte (582m)
flott bewältigt. Peter traf wenig später ein.
Man genoss die Aussicht vom Turm und diskutierte,
welche Berge, Burgen und Orte es hier zu sehen
gab. ("Nein, das ist nicht Laxenburg!"
und "Nein, das ist nicht Pratislava!").
Beim Abstieg zerfiel die Gruppe in Vorhut und
Nachhut und wie nicht zum ersten Mal in der
Geschichte der Männer auf Touren, kam der
Nachhut die Vorhut abhanden. Alfred, Frankie und
Peter wunderten sich spätestens beim
Franz-Ferdinand-Schutzhaus über das Verschwinden
der anderen und versuchten, per Handy über
Dritte Kontakt herzustellen, was nicht
funktionierte. Die anderen warteten unterdessen
bei dem kleinen Teich, schickten einen
Kundschafter zurück und befragten Wanderer. An
dem kleinen Teich kamen, nach Beendigung von
Kontakversuchen und Kaffeetrinkerei, auch Alfred,
Frankie und Peter vorbei, das aber auch nur
zufällig, weil sie beim Abstieg vom Schutzhaus
den falschen Winkel eingeschlagen hatten. Auf den
eigentlich angepeilten Bierhäuselberg kam also
niemand, aber alle kamen irgendwie nach Rodaun.
Als Lehre für zukünftige Touren: Es wäre
theoretisch prinzipiell nie ganz verkehrt:
a) sich über das nächste Ziel und den Weg
dorthin zu verständigen,
b) an Weggabelungen zu warten und
c) vorher Handynummern zu tauschen.
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