Sonntag, 31. Oktober
Bei Abfahrt um 8:35 in Meidling saßen Alois,
Alois, Frankie, Gregor, Harald, Helmut mit
Emmi, Igo, Rainer, Ronny und
Wolfgang gemütlich im Oberstock und
peilten Leobersdorf an. 10 Mann waren vor allem
für Emmi angenehm; die Herde blieb
überschaubar. Von Leobersdorf im Triebwagen bis
Weißenbach (362m) und Abmarsch (9:40). Bei
Winterzeit sind die Tage kürzer und
langes Sammeln nicht von Vorteil.
Der Weg nach Furth über Niemthal (10:00)
ähnelte jenen im Lainzer Tiergarten und die
Beschilderung war eher beiläufig, sodass wir in
Schromenau (10:15; 408m) statt in Furth landeten
und auf der Strasse weiter mussten. Damit war der
obligatorische Umweg abgehakt und dem Aufstieg
von Furth (10:45; 422m) stand nichts im Wege.
Zuerst über eine Wiese nach Amöd, wo wir eine
Gebetsbank als Unterlage für das Stativ
missbrauchten und dann in den Wald.
Was sich in den Wanderführern als schöne
Höhenwanderung liest, hat durchaus seine
Tücken. Denn einmal auf rund 1000m ist man noch
nicht wirklich oben. Es geht dann wieder
hinunter. Dann wieder hinauf, dann wieder
hinunter usw. Dazu kam teilweise orkanartiger
Sturm, der die Blätter wie einen fliegenden
Teppich vor uns her trieb und auch unsere
Standfestigkeit auf die Probe stellte. Abgesehen
davon, dass das Laub Steine und Wurzeln
verdeckte. Zum Glück blieb es aber fast immer
trocken.
Der Weg führte uns auch durch ein großes
Wildgehege, das durch Drehtüren betreten
werden musste. Wie bei Peek & Cloppenburg,
nur aus Gitter und viel kleiner. Gerade so, dass
man mit dem Rucksack durchkam. Wild sahen wir
keines, wenn man von einer toten Blindschleiche
absieht, die aber schon vorher am Weg lag. Und
die Kühe waren außerhalb des Zaunes. Beim
Verlassen des Geheges um 13:00 Uhr verließ uns
auch Wolfgang. Er hatte die Tour als
Eintagsfliege geplant und kehrte um.
Dort gab es auch kurzes Nieseln und als
viele ihre Rucksäcke wasserdicht überzogen
hatten, hörte es wieder auf.
Um 14:30 waren wir am Gaisruck (1074m) und um
14:55 am Almeskogel (1065m). Der Sturm war
unverändert heftig und griff uns von der linken
Flanke an. Danach ging es auf 962m hinunter und
schließlich wieder steil hinauf zum Kieneck
(15:50; 1106m). Da hatte Rainer schon im
Hinterkopf eine vorzeitige Übernachtung in der
Enzianhütte angedacht. Der Föhn machte ihm
schwer zu schaffen. Es war ihm unangenehm der
Bremser zu sein; aber Zähne zusammen gebissen
und weiter. Es war bereits klar, dass das
Unterberg Schutzhaus nicht mehr bei Tageslicht zu
erreichen sein würde.Und an einen Sprint war
nicht zu denken. Denn es folgte wieder ein
Abstieg zum Bettelmannkreuz (952m; es ist mir
nicht mehr in Erinnerung, ob wir das noch
ausnehmen konnten), dann Aufstieg auf den
Kirchwaldberg (1067m), dann hinunter auf 969m und
wieder hinauf zu den Sesselliften, die wir schon
als rettende Hütte vermuteten. Leider nicht,
aber es war nur mehr ein kurzes Stück Weges zur
Hütte (18:05; 1190m). Etwa die letzte Stunde war
es nicht mehr dämmrig, sondern dunkel.
Doch konnte man den Weg noch ausnehmen. Emmi
bekam ein Leuchtband um den Hals. Zumindest
wussten wir wo sie war. Dank einiger
Taschenlampen konnten wir uns nicht verirren.
Rainer hätte sich am liebsten in einen
Laubhaufen gebettet und war Alois dankbar, dass
er ihm den Rucksack abnahm. Das blau matchte zwar
nicht mit dem orange Outfit von Alois, aber es
sah ohnehin keiner. Danke! Auf das versprochene
Bier vergaß Rainer geflissentlich, holte es aber
am Montag nach.
Erst einmal Durst löschen, dann sehr gute
Supperln, die Hauptspeisen sind mir entfallen,
aber an Süßem gab es auch einige Leckereien.
Igo wollte unbedingt etwas mit Mohn, um die Nacht
im Sinnesrausch zu verbringen. Und alles neben
dem gemütlichen Ofen mit Fenster, das Blick auf
die glühenden Holzscheite frei gab. Außer uns
war noch eine midlife Wanderin da und um 19:35
zogen alle in den 1.Stock zur Zimmereinteilung,
die am Gang stattfand. Nehmen wir ein
Zimmer gemeinsam?, ich möchte
alleine sein, weil ich schnarche,
wo bitte kann ich schlafen?,
gehst du mit mir in ein
Zimmer?, wir nehmen das
Lager!, also wie jetzt?,
Frankie geht mit Emmi und Helmut in ein
Zimmer, ich schnarche und möchte
alleine sein!, wo bitte kann ich
schlafen?
..
Schlussendlich waren 6 Mann in 3
Doppelzimmern, einer alleine in einem Doppel und
Igo und Ronny nahmen die Suite: sie hatten das
Matratzenlager für rund 30 Personen zur
alleinigen Verfügung! In den Zimmern lag man wie
Försterliesl in rot kariertem Bettzeug. Es gab
Elektroheizung, die kaum gebraucht wurde, weil es
so warm war. Und auf der dem Wind abgekehrten
Seite konnte man auch bei offenem Fenster
schlafen.
Dann die ganze Truppe wieder in den Gastraum.
Es folgte eine langwierige Diskussion mit dem
Wirten, wann wir zu frühstücken gedächten.
Frankie wollte 7:30 , der Wirt eher so gegen
9:00, ich glaube es endete mit 8:00. Helmut
schleppte jede Menge Spiele herbei, die anfangs
unbeachtet blieben. Rainer schlief auf der Bank
ein und verzog sich knapp nach 21:00 ins rote
Karo. Der Rest blieb noch eine Weile, damit
wenigstens Alois und Igo eine Runde Memory
spielen konnten.
Die Hütte war gemütlich, geräumig und
sauber, das Essen gut und der Haushund (Golden
Retriever) musste mit jedem der ins Freie ging
mit, um seine Schätze vorzuführen: zerbissene
Plastikflaschen, einen Holzstock, ein
Kindersandsieb und einen ausgerissenen Erikastock
(Heidekraut). Hinaus konnte er alleine, hinein
musste man ihm die Tür öffnen, doch ging er nie
sofort mit, sondern wartete immer, bis man schon
drinnen war. Der laute Knall, wenn die Zeituhr
das Licht ausschaltete, war weniger urig.
Montag, 1. November
Für early-birds gab es einen schönen
Sonnenaufgang. Und so nach 7:00 schälten
sich alle aus den Schlafsäcken und Decken und
versammelten sich um 8:00 zum Frühstück. 2
Schnitten Brot, dicke Butterscheiben, Marmelade,
Tee, Kaffee. Abmarsch um 8:40 mit dem
Ziel Unterberggipfel. Emmi, Helmut und Rainer
enthielten sich der alpinen Erfahrung und zogen
den Weg wieder zurück. Sie wollten zumindest
sehen, was am Vortag in der Dunkelheit verborgen
blieb (nicht viel). Um 09:05 waren sie bei einer
obskuren Weggabelung, die durchaus dem
vereinbarten Treffpunkt entsprach. Emmi verputzte
ihr am Morgen verweigertes Frühstück und um
9:30 kam auch die Alpintruppe an. Sie hatte einen
steilen Aufstieg über die Wiese hinter sich,
wurde aber mit einem herrlichen Ausblick belohnt.
Der ursprünglich geplante Abstieg wurde
verworfen, weil er einen langen
Strassenhatscher beinhaltet hätte, und wir
folgten dem Tipp des Wirten und nahmen knapp nach
dem Bettelmannkreuz (10:15) den Enziansteig
(10:30) ins Tal. Ein angenehmer Weg mit einigen
wenigen Steigungen, der über Gras bewachsenen
Waldboden führte. Um 10:55 Jausenpause auf einer
sonnigen Lichtung und dann stetig bergab. Um
12:05 waren wir am oberen Ende von Thal und um
12:15 wurden wir im Gasthof Leitner wie lange
vermisste Söhne begrüßt. Rainer war
überglücklich, weil es das Schnitzel
Hawaii, welchem Tante Franzi weiland so
gerne zusprach, noch immer auf der Karte gab.
Bestellt wurde aber keines. Die Suppen waren
kräftig und gut. Der Rest auch. Allerdings
konnten wir wieder die Erfahrung machen, dass in
Gasthäusern immer geglaubt wird, dass
Vegetarisches fad sein muss. Die Dinger stehen
vermutlich nur als Alibi auf der Karte. Schade,
aber die gebackenen Zucchini hätten mehr
hergeben können. Dafür waren die Süßspeisen
wieder ein Hammer für sich. Da mussten wir
einfach bis 13:40 verweilen, um dann zügig die
Mirafälle anzusteuern.
Um 14:10 waren wir beim kleinen Stausee über
den Fällen, die wir im Schnelldurchgang
absolvierten. Viele kannten sie und der
Besucherstrom war gewaltig. Nach 20 Minuten kamen
wir am unteren Eingang an. Obulus entrichten und
dann über den Kirchenweg weiter nach Muggendorf
und Pernitz. Um 15:10 trudelten wir am Bahnhof
ein. Der Zug ging um 15:41, also Zeit für einige
Mehlspeisen, Kaffee und Durstlöscher. Den
Häuslschlüssel gabs im Buffet.
Die Bahn war pünktlich, Chris Lohner war mit
ihrer Haltewunschtaste auch an Bord, und
nach Umsteigen in Wiener Neustadt, waren
wir um 18:20 wieder in Meidling.
Die Kraftanstrengung lässt sich
nur erahnen und ist natürlich auch abhängig von
der persönlichen Wetterfühligkeit.
Sonntag:
Bergauf ca. 1310m
Bergab ca. 485m
Reine Gehzeit 7h 30min (dabei sind die Pausen
großzügig abgezogen!)
Montag:
Bergauf ca. 325 m (-155 für Emmi,
Helmut und Rainer)
Bergab ca. 1085m (-155 m wie oben)
Reine Gehzeit 4h 35 min. Man braucht sich
also auch im Umland von Wien nicht zu genieren!
Wer noch Luft hatte, konnte auch über wichtige
Dinge diskutieren wie:
Eisenbahn fahren in A, CH und D
- das bescheuerte Tarifgefüge in A
und D - in der Schweiz
ist es teurer, aber es gibt auch ein
entsprechendes Angebot -
wie spricht man wienerisch Kakao aus? (eher wie
CanCan), du musst noch viel
lernen - die
unbrauchbare Stückelung bei Geldautomaten und
wie man sie umgeht - die
Farbe der Alarmpakete geht von den Fingern
schlecht herunter -
internationales Kulinarium:
Schafsaugen in Afghanistan; obskure
Meeresfrüchte in Lissabon mit schnabelähnlichem
Aussehen; gebackene Kuheuter weiland im Quisisana
zu Wien - Plumpsklos bei
einer der letzten Wanderungen und jene im
südlichen Umland Münchens
- Operationen an der
Nasenscheidewand und die Verpflegung
drumherum - Klagenfurt
wächst - die
bescheuerten Pläne der ÖBB
- spielen wir
Strip-Poker? ich borg dir meine
Kniebandagen super, da hab ich mehr
zum Ausziehen -
keiner kann so genüsslich und sinnlich von
einem Schokoriegel abbeißen wie
Alois! -
Perwoll hat jetzt ein Waschmittel für
Sportbekleidung, aber das gibt es nur in
Deutschland - u.s.w.
Das Wetter hielt nicht, was
die Vorhersage versprach. Sonne gab es nur am
Montag und da auch nur eher nebenbei. Der
Föhnwind war ein Sturm, aber es blieb trocken.
Bei Schneefall wäre es hart am Goldrush in
Klondike gewesen. Die Temperaturen allerdings
hätten Jack Londons Schilderungen nicht
entsprochen.
Trotzdem: eine schöne, wenn auch
anstrengende Herbstwanderung. Und wo die
Wanderführer (selbst ohne Föhn) ihre
Zeitangaben her haben, bleibt für immer
verborgen. Schlussbemerkung: ZAAACH!
R.
Weitere Tourenberichte und Bilder können
über die Chronik
aufgerufen werden.
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