Männer auf Touren

 
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Sonntag 24. Februar 2008

Wanderung Hocheck
Weißenbach - Sulzbach - Matrasweg - Hocheck - Eberbach - Weißenbach

  Mit dabei: Bernhard, Frankie, Friedrich, Harald, Helmut mit Emmi und Harry, Josef, Rainer Roland, Werner und Wolfgang

Die versprochenen Temperaturen waren hoch, die Teilnehmerzahl auch.
Um 8:25 am Südbahnhof waren wir zwar nur 7, aber beim Umsteigen in Leobersdorf kam Josef dazu und am Bahnhof Weißenbach-Neuhaus warteten schon Bernhard und Harald, die mit dem Auto aus Eisenstadt gekommen waren. Also zehn plus zwei Vierbeiner.

Abfahrt um 8:38 nach Leobersdorf (an 9:12) und Umsteigen in die Triestingtalbahn (ab 9:20).
Im Triebwagen von Leobersdorf nach Weißenbach rieben die Ein-Millimeter-Haarschnitt-Träger noch schnell ihre Köpfe mit Sonnencreme ein und einige verdrückten noch den Rest vom Frühstück.

Gleich nach Ankunft um ca. 9:53 marschierten wir los. Zuerst 1 km an der Strasse und dann über die Triesting und neben der aufgelassenen Bahn auf einem Fahrweg zur Abzweigung nach Sulzbach. Nach der Ansiedlung (Ort wäre übertrieben) scharf nach rechts, kurz darauf, um ca. 10:40 links (ja gut südwestlich) und gleich einmal einige Minuten auf dem falschen Weg. Umkehren verbot uns der Stolz, daher krochen wir durch das Gestrüpp hoch auf den richtigen Steig, nämlich den gelb markierten Matrasweg. Etwas später sahen wir ein Ehepaar ebenfalls herauf kriechen, sie taten so, als wäre es Absicht gewesen. Das hatten wir nicht nötig, denn uns sah niemand. Emmi nahm gleich die Gelegenheit wahr, einen Hasen zu verfolgen, war aber leicht wieder zurückzurufen, denn Harry war nicht interessiert und alleine hatte sie nicht genügend Mut.

Bei prächtigem Sonnenschein und leichtem Wind kämpften wir uns hoch. Schon nach Sulzbach begleiteten viele Leberblümchen den Weg und höher oben noch Schneerosen und noch weiter oben Schneeglöckchen. Selten sah man alle drei Blumen gemeinsam, aber dafür überall jede Menge jungen Bärlauch, was Roland kleine kulinarische Schauer bereitete und er begann schon nach einem Plastiksackerl zu suchen. Am Rückweg wollte er kräftig zulangen, tat es aber zum Glück doch nicht; man hätte uns womöglich des Zuges verwiesen. Aber für einige Erörterungen über "Wildpflanzen in der Küche" war Zeit.

Um 11:20 legten wir eine längere Rast von immerhin 1/2 Stunde ein. Trinken, Essen, Hunde versorgen. Roland hatte Würstchen mit, worauf Emmi von einem zum anderen hechtete, um da und dort vielleicht noch ein Schmankerl zu ergattern. Um 11:50 zogen wir wieder weiter und waren um 12:42 am Hocheck. Da gab es sogar noch etwas Schnee.

Die ursprünglich erwartete Exklusivität am Berg, wegen der noch gesperrten Mautstrasse, erwies sich als Traum. Die Hütte war rammelvoll bis auf einen Speiseraum im hinteren Bereich. Dort stand der kräftig wärmende Ofen, doch war uns nur beim Eintreten heiß. Außerdem ließ sich nasse Bekleidung sehr gut trocknen. Zwei Tische zu einer kleinen Hochzeitstafel zusammengestellt, Apfelsaft gespritzt, Most gespritzt, weißer Spitzer, Bier und Radler bestellt und die Speisekarte studiert. Wenn ich mich richtig erinnere, wurden aus der Küche Leberknödel- Fritatten- und Lungenstrudelsuppe, Lammbraten, Cevapcici vom Lamm, Wiener Schnitzel, Linsen mit Knödel und Almochsengulasch gebracht. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Für Emmi und Harry hatte Helmut ein Spezialmenü mitgebracht. Nachdem der erste Getränkenachschlag serviert wurde, meinte Frankie "und mir bringen's bitte noch ein Bier", was die junge Kellnerin mit "und wauns jetztn olle anzeln bestöllts hau i eich" zur Kenntnis nahm. Hier wächst eine resche Hüttenwirtin heran. Und als Wolfgang verzückt den ausgestopften Steinbockkopf fotografierte, holte sie ihn mit der Feststellung "der is oba aus da Mongolei und der do hint'n a, ana is präpariert, da aundare ned" wieder auf den Boden der Tatsachen. Wir fühlten uns wohl, sonst wären wir nicht fast zwei Stunden geblieben und einige hätten nicht noch Kaffee und Süßes (muss ja immer dabei sein!) bestellt: Haselnusstorte, Topfenschnitte und Grießschmarren mit Kompott.

Zahlen und noch schnell auf die Aussichtswarte, was Emmi zu hysterischem auf- und ab Gerenne verleitete, weil sie einfach mitging aber Helmut nicht mehr finden konnte. Der Ausblick stand dem von der Gemeindealpe um fast nichts nach: Schneeberg, Rax, Schneealpe, Hohe Veitsch und Ötscher im Süden und Westen, Wiener Becken und Weinviertel im Norden und Osten und der Himmel war noch immer klar.

Um 14:32 endlich trennten wir uns vom Berg und marschierten wieder talwärts. Ein gutes Stück noch am Weg unseres Aufstieges und dann entlang der roten Markierung Richtung Eberbach. Wir waren fast alleine unterwegs. Von ganz kurzen Trinkpausen abgesehen marschierten wir in einem durch. In Eberbach gab es Gebell in Quadrophonie, weil in jedem Garten ein bis zwei Hunde waren, die eine so große Menschengruppe sichtlich irritierte und die zwei fremde Hunde auf der Straße schon gar nicht dulden wollten. Über die Ansiedlung ist nicht viel zu sagen, wenn man von der Gartengestaltung absieht, die irgendwo zwischen toskanischem Park und Rostlaube angesiedelt ist.

Von Eberbach bis zur Triesting durch ein Tal ohne Sonne und leider wieder auf der Straße. Die Bundesstraße entlang der Triesting wollten wir uns sparen und begingen Bahnfrevel. Wir marschierten auf den Schwellen der ohnehin stillgelegten Bahn weiter. Soviel ich weiß, stammen viele Eisenbahngesetze noch aus der Monarchie und die ÖBB haben mehr Privilegien als alle Politiker zusammen, aber abgeknallt wurden wir nicht. Das letzte Stück dann am Triestingtal-Radweg und durch Weißenbach.

Nachdem wir ungefähr 1 1/2 Stunden Zeit hatten, wollten wir noch gemütlich wo ein Bierchen, Weinderl oder Kaffeetscherl trinken, aber das einzige Lokal in Weißenbach, welches an Sonntagen geöffnet ist, hat täglich von 14:30 bis 17:30 geschlossen. Danke nein, bis 20:09 wollten wir doch nicht bleiben.

Also weiter zum Bahnhof wo wir uns von 16:53 bis 18:09 der gepriesenen ÖBB-Infrastruktur hingaben. Es gab nur ein winziges Wartezimmer und eine große Veranda ohne Geländer. Um auf's Häusl zu gehen, musste man vorher den Schlüssel vom Fahrdienstleiter holen. Die Schlüsselholer berichteten, dass dieser ein netter junger Mann sei, worauf fast alle den winzigen Kassenraum aufsuchten, um den Fahrplan zu studieren. Der Knabe war aber ganz intensiv in seine Papierln vertieft. Ansonsten gab der Bahnhof nicht viel her, wenn man von einem Schneepflug absieht, der auf der Windschutzscheibe einen "Jägermeister"- Kleber und unter dem Motor eine riesige Öllacke hatte. Schöner Abendhimmel mit jeder Menge Kondensstreifen; "warum fliegen die um diese Tageszeit immer mit rosa Kerosin?" Wir vertrieben uns die Zeit mit dem Aufteilen der Proviantreste. Abfahrt endlich 18:09 nach Leobersdorf. Eine ältere Frau zu ihrer Begleiterin: "wieso ist der Zug heute so voll?" "weil Sonntag ist wahrscheinlich". Nein meine Damen, weil die Schwestern am Berg waren! Für das schwimmende Zugklo konnten wir aber nichts.

Ankunft Wien knapp vor 1/2 8.

Kurzer Themenüberblick: kommen Wadenkrämpfe von Venenproblemen, die Auswirkung der Mietrechtsänderung auf die Geschäftsstruktur der Innenbezirke, Heteros sind auf Tuntenbällen freizügiger als Schwule und die Frauen tragen Korsagen die unter der Brust aufhören um der Schwerkraft Platz zu machen, ist der Grazer Bürgermeister von einem göttlichen Auftrag getrieben, wieso hatte Gusenbauer am Opernball keine Schärpe - weil er keine hat - ab wann kriegt man eine, wäre Morettis Skikursabzeichen eine Alternative, es reicht Bärlauch sparsam zu verwenden, aus den Knospen vieler Pflanzen kann man Kapernersatz herstellen, die Verwendung von Kapuzinerkresse (Blatt und Blüte) in der Küche, Computer- und Internetprobleme (gehört dazu wie die Nachspeisen zu Mittag), unsere Ministerien und verschwundene bzw. noch existierende schwule Sport- und Kulturgruppen..

Noch in der Triestingtalbahn erörterten Roland und Wolfgang schräge Filme unter anderem von Pedro Almodovar und gerade als Wolfgang seine Meinung zu "High Heels" preisgab, flogen im letzten Abteil vor der Schwingtür die Beine einer jungen, schmusenden Berndorferin hoch, die ihre hochhackigen Stöckelschuhe in den Wagen streckte.

Kurzstatistik: etwa 16 km, reine Gehzeit ungefähr 4 Stunden und 40 Minuten, was einem Verbrauch von mindestens 2500 kcal entspricht. Da hätten wir locker noch einiges konsumieren können ohne ein Gramm zuzunehmen, aber die Weißenbacher Gastronomie spielte nicht mit. Wir sind 675 m hinauf- und wieder hinuntergegangen. Und alles bei prächtigem Wanderwetter und mit kurzen Ärmeln..

Und Hut ab vor Bernhard und Harald. Nicht nur, dass Bernhard mit dem Aufwarten von Toffifee die Restlverteilung startete, haben beide bis zur Abfahrt unseres Zuges mit uns gewartet und sind dann erst mit dem Auto nach Eisenstadt losgefahren. Da hätten sie schon längst daheim sein können! Dafür gebührt ihnen der GOSCHWUWASCH - der Goldene Schwulen Wanderschuh.
Von soviel Solidarität kann der Gewerkschaftsbund nur träumen.

Rainer


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