Nach drei Verschiebungen infolge schlechten
Wetters (bzw. falscher Prognose) klappte es mit
der Hengstbesteigung erst im vierten Anlauf am
vierten Oktobersonntag. Da hatten einige Männer
wohl schon die Geduld verloren. Als sich Frankie,
Herbert und Mathias
im Zug nach Wiener Neustadt trafen, sah es
zunächst so aus, als würde diesmal nur eine
Minigruppe auf Wanderung gehen. In Meidling
stiegen aber Oliver und Tamas
zu und in Wiener Neustadt gab es ein Wiedersehen
mit Martin und Ronny,
was zusammen immerhin die Zahl sieben ergab. Der
Blick aus dem Zugfenster war bis zum Grünbacher
Sattel von Nebel dominiert, danach von
Sonnenschein und blauem Himmel. Der Schneeberg
präsentierte sich seinem Namen entsprechend und
auch der Hohe Hengst war schon ein wenig
angezuckert.
Nach Ankunft in Puchberg (590m)
um 10:23 ging es zielsicher durch den Ort zum
Hinteren Hengstweg am Beginn des Hengstrückens.
Hier war die Entscheidung zu treffen, ob man auf
der Asphaltstraße oder auf Forstwegen oberhalb
des Schneebergdörfls ins Mieseltal gehen sollte,
wobei zweiteres nicht ganz ohne Risiko war, denn
auf die Kartografierung von Forstwegen ist nicht
unbedingt Verlass. Nach kurzer Beratung wurde die
Forstweg-Variante gewählt und die glorreichen
Sieben stiegen am Güterweg Richtung Kleiner
Sattel auf, wo auf einer Höhe von 790m ein
bequemer Forstweg nach Westen abzweigte und
letztlich auch problemlos in das hübsche Mieseltal
führte. Durch Wald in schönen Herbstfarben ging
es empor zum Kaltwassersattel
(1320m). Die 500 Höhenmeter brachten den
Kreislauf in Schwung, zur Abkühlung gab es oben
Schnee und kräftigen Wind. An einem Holztisch
vor der unbewirtschafteten Hütte am Sattel wurde
eine kurze Jausenpause eingelegt, die schon
deshalb kurz gehalten wurde, weil trotz
Sonnenscheins der kalte Wind das Verweilen
ungemütlich machte.
Der Weg auf den Hohen Hengst ist
nicht schwer zu finden, wenn man weiß, wo man
suchen muss - nämlich bei der Sitzbank vor der
Adolf-Kögler-Hütte. Probleme gab es beim
Aufstieg nicht, nur wurde die Schneedecke oben
stärker und überdeckte die Wegspur, sodass der
weitere Verlauf gelegentlich gesucht werden
musste. Seit dem letzen Schneefall war offenbar
kein Mensch hier gewesen, nur Wildspuren waren zu
sehen. Um 13:30 wurde der Hengstgipfel
(1450m) erreicht. Dank klarer Luft gab es eine
wunderschöne Aussicht auf den nahen Schneeberg,
die Rax samt Heukuppe und auf das Nebelmeer im
Norden und Osten, aus dem nur Berggipfel ragten.
Zur Krönung packte Ronny zwei Flaschen Prosecco
aus, die vor diesem prächtigen Panorama genossen
werden konnten.
Nach dem letzten Schluck ging es
weiter am Hengstrücken nach Nordosten. Auch hier
gab es einen Fußpfad, der gelegentlich sogar mit
Farbe oder Steinpyramiden markiert war. Trotzdem
waren manche Abschnitte etwas beschwerlich zu
gehen, da die dünne Schneedecke Hindernisse wie
Vertiefungen, Steine und Äste tückisch verbarg.
Vom Großen Sattel (1290m) aus führte dann eine
bequeme Forststraße in weiten Serpentinen zur Hengsthütte
(1012m), die um 15 Uhr erreicht wurde. Die Hütte
war gut besucht, dass man da ein wenig aufs Essen
warten musste, war verständlich. Freundliche
Bedienung, ein gutgelaunter Wirt und gutes Essen
machten die Einkehr zu einem angenehmen Erlebnis.
Nachdem man schon bei der Ankunft eine halbe
Stunde vor dem Zeitplan gelegen war, konnte man
um 16:15 nach Puchberg aufbrechen und eine Stunde
früher als geplant mit dem Zug um 17:38
heimwärts reisen.
Nach einer halben Stunde fand die
Fahrt in Bad Fischau eine jähe Unterbrechung, da
die Strecke nach Wiener Neustadt wegen eines
Polizeieinsatzes gesperrt war und der Bus des
Schienenersatzverkehrs erst nach gut einer halben
Stunde kam. Bei Ankunft in Wiener Neustadt zeigte
die Bahnhofsuhr 19:10, um 19:11 fuhr der nächste
Regionalzug nach Wien. Also im Laufschritt zum
Bahnsteig 5. Der Zug, der dort stand, sah wie
eine klassische S-Bahn aus, bewegte sich aber wie
ein Regionalzug fort und erreichte Wien Meidling
um 19:53, also immer noch früher als
ursprünglich geplant.
In einer Gehzeit von 5 Stunden
wurden 17 Kilometer mit 900 Höhenmetern
bewältigt.
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