Wanderwoche mit Almabtrieb
in Reith im Alpbachtal
21.
28. September 2011
Schritt für Schritt dem K2 entgegenGleich vorweg: der
Aufenthalt in Reith war etwas
zerfleddert, weil nur wenige eine
ganze Woche blieben. Zwei reisten erst am
Donnerstag an und hauten am Sonntag ab, und
einer der Mittwochanreiser vertschüsste
sich ebenfalls am Sonntag. Wirklich komplett war
die Truppe nur am Freitag und Samstag. Am Sonntag
gab es Doppelzuwachs aus Innsbruck! Und das
Wetter war an allen Tagen perfekt und wird daher
nicht weiter erwähnt.
Mittwoch
21.9.
war der Auftrag an Herbert
und Rainer, am Westbahnhof
rigoros alle Plätze zu blockieren, die sie mit
ihren kurzen Ärmchen erreichen konnten, damit
die 3 Zusteiger in Hütteldorf keinen Stress
bekamen. Also trafen sich die beiden so gegen
7:15 und knallten ihr Gepäck in einem
Großraumwagen großzügig auf 8 Plätze. Das
wäre gar nicht nötig gewesen, denn bis
Hütteldorf war die Sache eher luftig. Aber dann
wurde es eng, denn die Massen strömten herein.
Roland war mittels Handy über den Waggon
informiert, und so waren Alex, Tony
und Roland zum Glück unter den
ersten, die einstiegen. Sonst hätten selbst
gefletschte Zähne nicht geholfen.
Über die Fahrt ist nicht viel zu
berichten, außer dass Rainer verzückt
war, Roland als Hemingway-Kopie zu sehen. Wir
verteidigten unsere 5Personen8PlätzeIdylle
erfolgreich bis zur Ankunft in Wörgl um
12:16. Der Plan war, die Stadt zu
besichtigen, in die Tiroler Kulinarik einsteigen
und dann nach Brixlegg weiterfahren. Das hieß
erst einmal 4 Koffer, 4 Rucksäcke und einen
Megarucksack effizient in 2 Schließfächern
unterbringen. Im Vergleich zu den
Fahrkartenautomaten der ÖBB eine leichte Übung.
Dann folgte der Stadtbummel, den wir
uns, ehrlich gesagt, hätten sparen können, denn
Wörgl ist außer betriebsam nichts. Und die
Sehenswürdigkeiten halten sich in Grenzen. Zwar
sind in den Gehsteigen kleine Betonplatten mit
historischen Daten, wie die Übergabe Tirols an
Österreich (Tiroler nennen das als
Österreich zu Tirol kam) oder der Beginn
des Sklavenhandels in Portugal,
eingelassen. Das sind die Wörgler Meilensteine.
Viele alte Häuser wurden tot renoviert und von
den historischen Bauernhäusern sahen wir zwei,
wovon eines mit einem riesigen Transparent
verdeckt war. Dafür ist die Stadtapotheke ein
schnuckeliges Gschnaspalais in gelb-orange, das
an einen üppig verzierten Key-Lime-Pie erinnert.
In der Nacht richtig angestrahlt muss sie wie ein
Südstaatenpuff wirken.
Dafür wurden wir kulinarisch im
Gasthof Weißes Lamm mit Wiener
Schnitzel, Hirschragout und
Champignonrahmschnitzel entschädigt. Vom Bier
leicht beduselt, schafften wir den Rückweg zum
Bahnhof und auch das Öffnen der Schließfächer.
Rechtzeitig zur Weiterfahrt um 14:31 waren wir am
richtigen Bahnsteig und um 14:43 in Brixlegg.
Stiegen hinunter, Rampe hinauf und hinein in den
Bus. Dar Fahrer ließ uns einfach einsteigen. Mit
soviel Gepäck konnten wir nur Nutzer der Alpbachtal-Seenland-Card
sein.
Um 15:00 waren wir in Reith-Dorfmitte und zehn
Minuten später gab es für die drei
Vorjahrsgäste Bussi von Frau Jud und für alle
Kaffee und ein Schnapserl.
www.jud-online.com
Dann erst einziehen, ausräumen, ruhen und das
reichhaltige Mittagessen verdauen. Zeit war zur
Genüge, denn das Bauerntheater begann erst um
20:30 und hungrig war niemand. Markus
aus der Schweiz residierte am anderen Ende vom
Ort und wir trafen einander im
Dorfwirt. Voriges Jahr ein
ambitioniertes und innovatives Lokal, erschien es
uns heuer etwas fantasielos und gleichgeschaltet.
Dafür gab es Muscheln und Shrimps, ein Großteil
der lokalen Spezialitäten war von der Karte
verschwunden. Später erklärte uns jemand, dass
man den normalen Touristen mit
Tirolerknödel nicht mehr hinter dem Ofen
hervorholen könne. Mit Muscheln hingegen wäre
ein Lokal so attraktiv wie Baldrian für Katzen
(Anm.: sie drehen durch). OK! Das kann man
akzeptieren, aber fast 45 Minuten für einen
(allerdings sehr aufwändig präsentierten)
Toast, erschienen uns eher heftig. Noch dazu, wo
das Kulturprogramm auf uns wartete. www.bauerntheater-reith.at .
Roland hatte gute Plätze
bestellt, das hieß an einem Tisch vor der
Bühne, an dem man sich nicht rühren kann und in
die Hosen machen muss, weil man nicht weg kommt.
Außer Alex war niemand bereit, vorne zu sitzen.
Der Rest drückte sich hinten auf den billigen
Rängen herum.
Das Stück ist schnell
erläutert: ein Pfarrer und Fräulein
Schneider urlauben am Bauernhof. Das
Fräulein kauft sich ein billiges, rotes, sexy
Unterhöschen, um den Bauernsohn zu
verführen und die Magd lässt es mitgehen.
Sie will auch einmal verrucht sein. Dann kommt
plötzlich jemand und sie stopft das sündige
Ding schnell in irgendeine Jackentasche. Der
Besitzer des Jopperls findet den
String-Tanga und platziert ihn bei Annäherung
einer weiteren Person in eine andere Jacke. Kurz:
Schnitzlers Reigen auf ein rotes Hoserl
reduziert.
Verschärft wird die Situation
durch die Anreise von Herrn Professor Dingsbums
und Tochter. Damit das überständige Mädel sein
Haupt wohin betten kann, muss Frl. Schneider mit
dem Pfarrer Zimmer tauschen, weil der ein zweites
Bett hatte und dort könnte ja das Töchterl
ruhen. Außer Chefin und Magd weiß aber keiner
vom Zimmertausch und der sündigen Phantasie war
Tür und Tor geöffnet. Wie auch in den Vorjahren
eine ambitionierte Truppe, diesmal mit dem
Pfarrer als größte Lachnummer. Das Mittagessen
und die Wucht der Bühnenereignisse ließen uns
keimenden Hunger vergessen und wir wanderten ohne
Abendessen heim.
Donnerstag,
22.9.
war für 7:00 das Frühstück
(vielfältig und nicht sparsam) bestellt und auch
bereit, denn wir wollten den Bus um 8:16 zur
Talstation der Seilbahn in Alpbach erreichen. Es
hatte 7,6 °C und bei der Talstation gar
nur 7°. Insofern erschwerend, als der Betrieb
erst um 9:00 startete, weshalb wir uns die Zeit
mit blöden Fotos vertreiben, wo jeder sein
Gesicht durch eine Schablone pressen musste.
Auffahrt im Personalzyklus, das
heißt wir waren noch vor den Kellnern/innen am
Berg. Um 9:15 waren wir schließlich bei der
Bergstation der Wiedersberger Horn Bahn und
mussten uns erst einmal adjustieren. Es gab immer
noch viel Schnee von den vergangenen Nächten,
aber um 9:30 trotzten wir der Unbill und zogen
unter prallem Sonnenschein bergan. Stellenweise
war der Boden ziemlich aufgeweicht und einige
schmale Schneefelder mussten auch überquert
werden, doch schon um 10:05 waren wir bei der
geschlossenen Wiedersberger Horn Hütte.
Nach einem Frühstück bei Frau Jud kann das
nicht weiter erschüttern und so begann Tony
einen Schneemann zu bauen, der Steinaugen
bekam. Nase und Penis bestanden aus
herumliegenden Strohhalmen. Auf den Gipfelsturm
wurde verzichtet. Erstens waren wir ja kreativ
und zweitens war zuviel Schnee. Andere waren da
weniger zimperlich. Doch die Fernsicht war
phantastisch und die Sonne noch mehr.
Um 10:15 ging es südwärts über
den Kamm Richtung Sagtaler Spitzen, die selbst
bei trockenem Wetter nur seeeehr geübten
Berggehern vorbehalten sind. Wir wollten knapp
davor nach Westen hinunter ins Zillertal. Roland
hegte die Befürchtung, dass der Weg wegen des
Schnees nicht gut zu sehen wäre und mit
Markierungen sowieso nicht zu rechnen sei. Also
kehrten wir um; es war 11:00 Uhr. Die einsame
demokratische Entscheidung war sicher richtig.
Bei der Wiedersberger Horn Hütte (11:30)
war der Abstieg ein Fahrweg und den hätte man
auch im Suff erkennen können. Bei der Hütte
waren schon einige Wanderer mehr und unser
Schneemann noch immer erigiert. Vermutlich hatte
ihm ein mildtätiger Bergsteiger Viagra in die
Schneeschnauze gesteckt. Um 11:50 stiegen
wir ab und folgten den weiten Serpentinen des
Fahrweges. Die Schneeregion war relativ schnell
passiert und dann ging es im noch immer
satten Grün weiter. Der angepeilte Gasthof war
leider geschlossen und keine Chance Hunger und
Durst zu stillen. Unweit davon war allerdings der
Säulinger Hof, auf den extra
hingewiesen werden muss: www.saeulingerhof.at
An der automatischen Glasschiebetür war ein
Zettel: von 15 17 Uhr wegen
Feldarbeit geschlossen. Aber ein junger
Mann entdeckte uns, meinte, dass er leider nichts
Essbares bieten könne, aber zum Trinken würde
er gerne die Gaststube öffnen. Danke! Ein
Hoch dem Zillertal und seinen Wirten! Wir wollten
nicht unverschämt sein, aber von 15:30 bis 16:00
genossen wir doch die Gastfreundschaft und bei
der Erklärung der Bergspitzen auf der anderen
Talseite, musste der junge Wirt doch die Karte zu
Hilfe nehmen. Er erklärte uns auch noch den
weiteren Abstieg und um 16:55 erreichten wir
problemlos den Bahnhof Schlitters der
Zillertalbahn. Laut Anzeige hatte der Zug um
17:00 genau 1 Minute Verspätung, eine
Verzögerung die wir gerade noch zu akzeptieren
gewillt waren. Um 17:40 nahmen wir den Bus von
Jenbach nach Brixlegg und um 18:00 weiter nach
Reith.
Roland und Tony verzogen sich ins
Quartier. Sie wohnten übrigens bei der
Schwiegertochter im Keller, was Herbert charmant
mit Souterrain-Appartement umschrieb. Alex,
Herbert, Markus und Rainer fielen vom Bus direkt
in den Kirchenwirt um sich zu laben. Am Heinweg
so um 20:00 Uhr eine Stimme im Rücken:
hallo Wanderer. Es war Friedrich,
der etwas desorientiert wirkte; er fand den Weg
zu Frau Jud nicht, hatte aber schon Thomas
angerufen, der vor ihm angekommen war. Er wäre
schon unterwegs um Friedrich
heimzuleuchten. Bei unserem Weiterweg
zum Quartier begegneten wir ihm zusammen mit
Roland und Tony. Das Rescue-Team war
offensichtlich groß genug.
Freitag,
23.9.
Frühstück wieder um 7:00 und zu Fuß nach
Brixlegg. Herbert zog seinen angekündigten
Streik durch. Alex, Friedrich, Markus, Rainer,
Roland, Thomas und Tony fuhren also ganz allein
zur Sonnwendjoch Bahn in Kramsach. Auch dort
waren wir wieder zu früh, aber um 8:30 zwängten
wir unsere Hintern in die Sessel und glitten am
Seil hoch. Bei der Mittelstation wurde der
Sessellift erst angeworfen, als wir um die Ecke
kamen. Von da ab stachen wir förmlich in den
Nebel. Auch bei der Bergstation (9:05) war es
nicht gerade mollig, aber im Vergleich zu den
vorigen beiden Jahren ziemlich windstill. Emmi,
das Hüttenhündchen, welches vor 2 Jahren noch
die Terrasse mit kleinen dunklen Küglein
verziert hatte, war noch nicht da. Sie kam erst
um 9:30 mit ihrem Herrchen, der uns erklärte,
dass sie trächtig wäre. Das Schild Kuchen
nach Laune der Köchin ignorierten wir und
beschieden uns mit Tee. Nur Friedrich exponierte
sich mit heißer Schokolade und Rum.
Um 10:05 starteten wir den
Aufstieg auf den Roßkogel, dessen Gipfel wir um
10:20 erklommen hatten. Strahlende Sonne über
den Wolken belohnte uns. In der Ferne stachen
einige markante Gipfel (z.B. Kaisergebirge) durch
den Nebel. Während unserer Rast bis 10:45
wurde auch fleißig ausgerichtet: Nein! Sie
sind nicht zusammen, sondern nur
miteinander! ???????
weiß ich auch nicht!
Knapp vor 11:00 sahen wir den Ziereiner See und um 11:15
waren wir bei der Abzweigung nach Norden. Einige,
die den See noch nicht kannten, machten ihm ihre
persönliche Aufwartung. Nachdem alle trunken vom
Anblick waren, ging es ein kurzes Stück nahezu
eben weiter und dann plötzlich in steilen
Serpentinen bergab. Es war der
Schauertalsteig, ein Teil des Adlerweges. Er war
zwar nicht gefährlich, obwohl er einige Male den
Wasserweg kreuzte. Es waren die nassen Steine,
welche den Abstieg mühsam machten. Und immer,
wenn man meinte, man wäre unten, ging es noch
tiefer. Und schließlich einmal im Tal mit dem
Wirtshaustisch vor der Nase, mussten wir
mindestens 2km zurück ans Talende, weil keine
Möglichkeit war, die Ache zu queren. Wir waren
ja doch noch nicht ganz unten. Dann durch einen
Tunnel, und ein weiteres Mal im Gefühl knapp vor
dem Ziel zu sein, ging es wieder zurück und
bergauf. Der Weg führte durch den
Gaismoosstollen (ein Rest des Bergbaues) und
wieder bergan, bis wir endlich auf der Höhe von
Steinberg am Rofan waren. (Man sagt Rofaaaan und
nicht Roffan!). www.achensee.info/steinberg
. Nur, erst einmal in Steinberg, ist man
noch nicht dort. Der Ort ist breit wie eine
ausgewalzte Kuhflade und wir marschierten gut
eine Stunde, bis wir endlich bei den mürrischen
Wirten vom Waldhäusl landeten
(16:10). Dafür war die Küche sehr gut. Oder war
unser Hunger so groß? Das wäre ungerecht; es
hat allen vorzüglich geschmeckt.
Um 17:10 standen wir bei der
Bushaltestelle, um jeder für sich seinen eigenen
Rekord zu brechen. Wir machten unisono den 1.
Preis im Umsteigewettbewerb: Achenkirch, Maurach
(enttäuschend gesichtslos), Jenbach und
Brixlegg. Dort platzte Markus der Kragen, und er
orderte ein Taxi, das uns in Nullkommajosef
um 9.- nach Reith brachte. Pfeif auf die
Gratisfahrt mit der Seenland-Card. Nicht zu
vergessen, auch der tückische
ÖBB-Fahrkarten-Automat in Jenbach, der jedem
etwas anderes verrechnete. Aber die Fahrt entlang
des Achensees war beeindruckend. Bei der Heimkehr
wurden wir mit Kuchenduft verwöhnt!
Herbert war übrigens auch nicht
untätig gewesen. Er marschierte über den
mittleren Höhenweg von Inneralpbach nach Alpbach
und machte einen ausgiebigen Erkundungsgang durch
Reith. Endlich einer der sich auskannte.
Um 20:30 trafen wir uns beim
Kirchenwirt, um den Tag würdig ausklingen zu
lassen.
Alex, Rainer, Roland und Thomas gestalteten den
Ausklang etwas länger und stürzten
sich noch ins Kam-in. Roland nur auf 1 Bier (oder
doch 2?), die anderen drei waren schließlich um
1:30 in ihren Kemenaten.
Samstag
24.9.
Da war eigentlich die kollektive
Besichtigung von Rattenberg vorgesehen gewesen.
Rainer hatte schon vorher abgesagt, weil er schon
zwei Mal dort war. Friedrich und Thomas gaben
sich der Erkundung der imposanten Tiefenbachklamm
hin, Alex, Roland und Tony wollten ruhen, also
blieben Herbert und Markus die einzig kulturell
aktiven.
Dementsprechend verlief unser
Auftritt beim Almabtrieb eher individuell. Rainer
ging schon zeitig los, weil er Schnaps besorgen
und diesen noch zurück bringen wollte, die
anderen folgen später. Aus magischen Gründen
fanden wir einander wieder ziemlich schnell, um
vor allem unseren Antrittsbesuch bei der
Urli zu absolvieren und allen den
grauslichen Rote-Rüben-Schnaps aufzudrängen.
Bei den M.a.T.-Mehrfachbesuchern des Festes war
er mittlerweile fixer Bestandteil der Liturgie
geworden. Urli war fit und flott wie immer und
der Zirbene rutschte ganz ohne Zutun hinunter.
Herbert, Roland, Thomas und Tony hatten sich
in Lederhosen geworfen, um dem Anlass
würdig zu sein. Zum Almabtrieb gibt es ja
schon einen Bericht vom Vorjahr und daran hat
sich nicht viel geändert, abgesehen davon, dass
sich eine Holländerin auf das Fotografieren von
Männerwaden versteift hatte. Zillertaler
Krapfen, Henderl und Bier mundeten auch dieses
Jahr. Irgendwann dazwischen wurde Friedrich auch
der Blick auf den Reither Badesee eröffnet!
Um 20:00 war Schluss mit lustig,
in Nu waren die Standln abgebaut und die
Putztrupps rückten an. Rainer saß auf der Bank
unterm Fenster der Gaststube des Stockerwirt, als
plötzliche zwei junge Männerbeine neben ihm
auftauchten um sich entfernten. Fünf Minuten
später flog das Kisterl mit den Pelargonien
herunter und landete auf der Bank, gefolgt von
zwei anderen Männerbeinen und schließlich
Mädchenbeinen unter einem Dirndl. Ja die Tiroler
wissen zu feiern!
Dieser Schock musste von Alex,
Herbert, Rainer und Thomas bei einem
Hugo im Kam-in verdaut werden. Es gab
wieder eine Bombenstimmung, aber um 23:30 waren
alle in ihren Betten.
Sonntag
25.9.
Tag der Trennung. Friedrich, Herbert und Thomas
reisten wieder ab und ließen Alex, Markus,
Rainer, Roland und Tony zurück! Diesmal
streikten Alex und Rainer. Sie wollten
einen Sommerfrischetag verbringen.
Daher erfolgte auch das
Frühstück in mehreren Etappen.
Markus, Roland und Tony fuhren nach Jenbach und
weiter nach Maurach am Achensee, um den Rofan zu
erklimmen. Um 9:00 starteten sie auf wenig
anstrengenden Wegen bergan und erreichten schon
um 10:00 die Dalfazerfälle. Man sagt bitte
Dalfaaaaazer und nicht Dallfatza!
Hier überschlugen sich geradezu die Ereignisse,
denn Michi und Walter waren aus Innsbruck
angereist und holten hier die Wiener ein. Wer in
Tirol lebt, nimmt die Falllinie und ist schneller
oben! Und Tony frönte seinem Faible für
kalte Flüssigkeiten. Er ging ins Wasser! Roland
erklärte später der Sprühregen war
unangenehm, aber einmal drinnen, war es nicht
mehr kalt! Er musste es ja wissen,
schließlich hat er nur zugeschaut.
Das verlängerte die Pause bis 10:20,
schließlich galt es ja noch, Tony trocken zu
legen. Kurz danach waren sie schon bei der
Dalfazalm und um 12:15 waren sie am Rofan. Vom
Gschöllkopf (2040m) kann man sich mit 80 km/h
mit dem AIRROFAN-SKYGLIDER in die
Tiefe stürzen. Eine Gelegenheit die sich Roland
und Tony um 12:50 nicht entgehen ließen.
Danach folgte um 13:15 die
Mittagsrast bei der Erfurter Hütte und um 14:30
seilten sie sich mit der Gondel ab. Absteigen
wollte niemand mehr.
Alex war mit der Reitherkogelbahn
hinaufgefahren um die Erdbeerfelder zu bewundern
und ging den Panoramaweg ins Tal.
Rainer nahm den Bus nach Inneralpbach und ging
den mittleren Höhenweg nach Alpbach. Für
angegebene 40 Minuten brauchte er 1 ½ Stunden,
weil er sich bei jedem der vielen
Pensionistenbankerln nieder setzte. Das war auch
nötig, nachdem ihm unterwegs ein Toupet
begegnete, das hinten Meigen (Meschen, Mäschen?
gefärbte Strähnen halt!) hatte. Männer bitte
steht zu euren Glatzen!!! In Alpbach war, wie
auch in den beiden vorherigen Jahren,
Franzoseninvasion.
Es kamen zwar teils gewaltige
Wolken auf, aber es blieb trocken und warm.
Diesen Tag ließen wir um 19:00 beim Stockerwirt
ausklingen. Um 21:00 waren wir wieder daheim.
Montag
26.9.
Die Restgruppe bestand aus Alex, Markus, Rainer,
Roland und Tony.
Frühstück um 7:30 und zu Fuß zum Bahnhof
Brixlegg. Markus nahm vom anderen Ortsende ein
Taxi. Wohlmeinenden Geistern folgend hatten wir
unser Vorhaben, Kundler
Klamm-Schönangeralm-Schatzberg-Alpbachtal zu
Fuß zu absolvieren auf KundlerKlamm
Bummelzug Schönangeralm
unddannschauenwirweiter reduziert. Aber
auch das war so einfach nicht. Wir wurden Opfer
eines gewaltigen FF: FahrplanFrust!
Um 9:20 starteten wir vom Bahnhof Kundl Richtung
Klammeingang (9:45). Die Kundler Klamm ist im
Vergleich zu den anderen breit, es gibt einen
Fahrweg und man kann sie mit Fahrrad und
Kinderwagen absolvieren. Gleich beim Eingang ein
Mini-Schock: ein Ehepaar mit Sandalen und
weißen Socken. So kurz nach der Fashion-Week ein
absolutes no-go!
Um 10:30 waren wir am oberen
Klammende, wo uns der Bummelzug vor der Nase
davon fuhr. Daher machten wir eine Trotzpause und
gingen um 10:53 weiter bis zur Haltestelle
Klammrast (11:23). Von dort mit dem Bummelzug bis
Mühltal (11:45), wo laut Fahrer gleich ums Eck
der Anschluss zur Schönanger Alm warten würde.
Laut Fahrplan aber so was von nicht und in Realo
auch nicht. Postbus gab es auch keinen, also
weitere Programm Änderung:
Auf zwei Beinen bis zur Schatzbergbahn und das
auf der Strasse. Die Wildschönauer glühen nicht
schlecht! Um 12:30 erreichten wir die Talstation
und hatten unseren zweiten FF: Betriebspause von
12:00 bis 13:00.
Aber um 13:25 waren wir auf der
Schatzbergalm und ließen erst einmal Messer und
Gabel regieren. Auf der Sonnenterrasse war
herrlich sitzen und in den Toiletten im Keller
war Marihuana zu riechen.
Um 14:30 wanderten wir wieder
los: an kleinen Hochmoorteichen vorbei
über den Alpenrosenweg zur Wurmeggalm (15:08;
1635m). Unterwegs sogar ein blühender
Almrausch-Ast. Um Punkt 16:00 rutschte Rainer,
der immer hinten nach trottete, schließlich
unter einem Weidezaun durch und wir waren auf
einer Fahrstrasse, dem Oberen
Höhenweg.
Eine Stunde später waren wir in Alpbach und
vertrieben uns die 42 Minuten bis zur
Busabfahrt mit eine Kurzbesichtigung, Bier, Saft
und Eis. Reith hatte uns um 18:00 wieder.
Schnell duschen, denn Markus
holte uns um 18:50 mit dem Auto ab. Er hatte uns
zum Abendessen in sein Hotel, den
Pirchnerhof eingeladen. Ein großer
Komplex am westlichen Ende des Ortes mit Indoor-
und Outdoor Pool und einer ausgezeichneten
Küche, die auch vor Hildegard von Bingen nicht
zurückschreckt. Markus hatte außerdem eine Lok
aus Blech dabei, die mit Waffeln, Keksen und
Schokolade gefüllt war. Den Inhalt verputzten
wir und die Lok wurde von Alex reklamiert. Er
kennt einen Eisenbahnfreund! Danke Markus für
den schönen Abend!
Die
Bischofsbrunner-Jud-Truppe war um
21:30 wieder daheim.
Dienstag
27.9.
Um 7:00 hing noch dichter Nebel an den gegenüber
liegenden Hängen. Frühstück um 7:30 und nach
8:00 war der Nebel verflogen. Da der für diesen
Tag vorgesehene Schatzberg schon am Vortag
absolviert wurde, war Klammtag.
Markus kutschierte uns um 8:30 zum Kaiserhaus
(9:10), knapp vor dem Eingang zur Kaiserklamm
(9:20). Die Tiefenbachklamm ist ein gewaltiges
Tosen, die Kundler Klamm breit und harmlos und
die Kaiserklamm eng, tief und ursprünglich. Vor
allem aber kurz! Schon um 10:00 waren wir wieder
zurück. Diesen gewaltigen Zeitvorsprung nutzte
Tony wieder zu einem Bad in den eisigen Fluten.
Laut Insidern kann das Wasser nicht mehr als
12-15° haben. Wie das ein Amerikaner
sizilianischen Ursprungs aushält, bleibt
verborgen. Noch dazu, wo seine Fettschicht nicht
vorhanden ist.
Abfahrt vom Kaiserhaus (heute Ruhetag) um 10:35
nach Stans (11:15). Markus verabschiedete sich.
Er hat es nicht so mit engen Klammen. Machte nix,
in der Kassenholzhütte beim Eingang
(11:30) war eine rotlippige und dramatisch
geschminkte Endvierzigerin, die uns noch Tipps
für einen alternativen Abstieg gab. Ob sie
noch den Mann ihres Lebens erhaschte, kann leider
nicht berichtet werden.
Die Wolfsklamm ist die wohl
beeindruckendste im Umkreis. Einem Rat folgend,
gingen wir sie bergauf und nicht hinunter. So
geht man in die Klamm hinein und bekommt die
Steilheit mit. Der Weg führt stetig bergauf, das
Wasser fällt einem entgegen. Dazu vielleicht
eine Bemerkung: alle Klammwege sind ausgezeichnet
gesichert und ungefährlich! Hier erlaube
ich mir zu bemerken, dass Rainer während des
gesamten Aufstieges immer vorne weg war.
Vermutlich weil er mehr als 8 Stunden am Stück
geschlafen hatte.
Um 12:35 waren wir schließlich
auf der gut besuchten, sonnigen Terrasse des St.
Georgenberges. Die Schlucht davor wurde auf einer
gedeckten Brücke überquert.
Die Speisekarte bot KEINE MUSCHELN und auch KEINE
SHRIMPS, dafür aber viel Tirolerisches und einen
Hinweis, dass die Pächter mit 6.1.2012 das
Handtuch werfen und in Schwaz weiter machen
wolln, weil der Abt überhöhte Forderungen
stellte. Der tratschfreudige Rainer hat in
Erfahrung gebracht, dass die Küche zu den besten
des unteren Inntales gehört. Gott möge die
katholische Kirche zu ihrer selbst auferlegten
Bescheidenheit führen!
Um 14:00 lösten wir uns von der
Sonnenschanze und wanderten, dem Rat der
Rotlippigen folgend, über Maria Tax nach Stans
(15:00) zum Bahnhof (15:20) wo wir mehr als eine
halbe Stunde auf den Zug warten mussten (15:57),
der noch dazu keinen Busanschluss in Brixlegg
hatte. Roland und Tony entschieden sich gleich
für den bescheidenen Anstieg nach Bischofsbrunn.
Alex und Rainer mussten erst bei einem
Zigaretterl überlegen, taten es den beiden aber
dann doch gleich.
Alex und Markus dinierten beim
Kirchenwirt; Roland und Thomas kamen später auf
ein Glaserl dazu. Rainer wurde fahnenflüchtig
und hatte ein Date in Alpbach. Sein Alpbacher,
ein passionierter Bergsteiger, war
übrigens für die vielen brauchbaren Tipps
verantwortlich.
Mittwoch
28.9.
Abreise! Nach solch einer traumhaften Woche
kommt fast ein wenig Wehmut auf. Frühstück
wieder um 7:00, weil wir um 8:10 mit dem Bus nach
Brixlegg fuhren, um die Bahn hach Jenbach zu
nehmen. Jenbach nur deswegen, weil es in Schwaz
keine Gepäcksaufbewahrung gibt. Tony
verabschiedete sich hier. Er fürchtete, während
der Führung nicht genug zu verstehen. Wäre kein
Problem gewesen, denn es gab Horcherln für alle
möglichen Sprachen. Aber er hatte auch am
nächsten Tag zu arbeiten, somit war seine
Entscheidung verständlich.
Irgendwie schafften Alex, Rainer
und Roland es, die richtige Bushaltestelle zu
finden und stiegen um exakt 10:00 vor dem
Silberbergwerk aus dem Bus. Es würde sich noch
für die beginnende Führung ausgehen, hieß es,
wir müssten nur Silbermäntel und Helme anlegen.
Und zahlen natürlich auch!
Unser Guide hatte lange graue
Haare unter seinem Helm und war durchaus bereit,
den Grubengang spritzig zu gestalten. Allein, wir
waren wenige Erwachsene unter einer
Schülergruppe. Nur unbedarfte Gemüter wissen
nicht, was das bedeutet. Schon bei der
siebenminütigen Fahrt mit dem Grubenhunt durch
einen eineinhalb Schulter breiten Stollen wurde
gequietscht, gelabbert, gekreischt, Wände
betatscht usw. Am Ende der Fahrt gab der Guide
w.o. und begann mit einem des hot kann
Sinn; gemma! die Führung. Da schritten
erstmals die Lehrkräfte ein, und es war Ruhe im
Schacht. Die Lehrer alleine waren es wohl nicht.
Menschen wie ich, die noch nie so tief in
einem Bergwerk waren, sind einfach hin und weg!
Das Schwazer Silberbergwerk bietet einen
gewaltigen Einblick in den Bergbau früherer
Jahrhunderte. Liebevoll sind mannsgroße Puppen
aufgestellt, die verschiedene Tätigkeiten
verrichten. Eine spricht sogar. Man hat tief im
Inneren ein gewaltiges Holzrad nachgebaut, das
zeigt, wie das Wasser entfernt wurde. Weitere
Erläuterungen spare ich mir. Abgesehen davon,
dass man das Gefühl hat, durch einen nassen
Badeschwamm zu gehen. Einfach hinfahren und
anschauen: www.silberbergwerk.at
Die Ankündigung, die Führung
würde 1 ½ Stunden dauern, erschien
strafverschärfend. Doch die Zeit verging viel zu
schnell! Auch ein Verdienst des kompetenten
Führers!
Dann wieder mit dem Schwazer
Citybus in den Stadt. Besichtigung und
Restaurantsuche. Roland ist ja nicht fad und
sprang gleich eine Tirolerin an, die ihm
erklärte, dass das Einhorn
Gasthof Schauer das richtige Lokal wäre! Das war
nach dem Ende der Fußgängerzone und wir fanden
es nicht. Erst als wir saßen, erkannten wir an
Speisekarte und Servietten, dass wir eben genau
dort gelandet waren. Und der Tipp der Dame war
goldrichtig! Das Essen war vorzüglich und
die Lage günstig, weil man die gesamte Strasse
unter Kontrolle hatte; inklusive einer
(vermutlich weniger lustigen) Hubschrauberlandung
am Spitalsdach gegenüber.
Um 13:45 waren wir wieder am
Bahnhof und fuhren um 13:55 nach Jenbach
(übrigens Jennbach und nicht Jehhhhnbach, auch
Chris Lohner spricht das richtig aus) um unser
Gepäck auszulösen. Die Wartezeit bis
15:26 vertrieben wir uns mit Bier, Wein und
Kaffee im Achenseestüberl ums Eck von der
Zahnradbahn!
Im Zug hatten wir Mühe Platz zu
finden. Schließlich landeten wir in einem
Abteil, in dem ein
Salzburger aus Reith bei Seefeld mit KHG -Frisur
residierte. Er war irgendwo Mitte 30ig und
offensichtlich gierig nach Gesellschaft. Wir
verdanken ihm u.a. profundes Wissen über das
Druckereiwesen, Ryan Air, fehlgesteuerte
Mustereltern, bescheuerte Uni-Professoren,
Kindergärten, Seilschaften in Firmen und
Osteopathie im Kindesalter. Außerdem zum Thema
Super-Mechaniker bei Memmingen, der dein Auto
während deines London-Aufenthaltes auf
Vordermann bringt. Er quatschte zwar
ununterbrochen, aber die Zeit bis Salzburg
verging wie im Flug! Wir wünschen ihm und seinem
Sohn alles Gute!
Der Rest der Fahrt war eher
unspektakulär und die Ankunft in Hütteldorf
fast pünktlich um 20:15! Alex musste nur mehr
ums Eck gehen, Roland zur S45 und Rainer
zur U4.
Tschüss, Ciao und schön wars! Sehr schön
sogar! Und für Bahnfanatiker: der Zug hieß
Dommuseum Wien Rudolf der
Stifter! Das war doch ein würdiger
Abschluss! Oder?
Wanderstatistik:
Donnerstag |
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6h 30 |
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235m hinauf |
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1500m hinunter |
Freitag |
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5h 20 |
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300m hinauf |
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950m hinunter |
Sonntag |
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4h 20 |
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860m hinauf |
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Montag |
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5h |
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230m hinauf |
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802m hinunter |
Dienstag |
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3h 40 |
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420m hinauf |
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420m hinunter |
Die Angaben sind ungefähr
und gelten für die richtigen
Wanderer und nicht für das Penserl- oder
Weicheiprogramm. Der Weg vom/zum Quartier, zu/von
der Ortsmitte (10min) oder von/nach Brixlegg
(20-25min) ist nicht berücksichtigt!
Und nachdem Rainer vor 2 Jahren, vor der
Gleiwitzer Hütte sein Handy im Gewitter
ruinierte, hat er diesmal seinen Elektrorasierer
mit dem Rucksack in Coral Optimal Color
handgewaschen! Er funktioniert einwandfrei! Es
geht nichts über deutsche Präzisionsarbeit made
in weißnichtwo!
Weitere Tourenberichte und Bilder können
über die Chronik
aufgerufen werden.
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