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Die Wanderer sind unberechenbar.
Bei schlechterem Wetter gab es schon mehr als 20
Teilnehmer. Vermutlich war diesmal den meisten
das Zielgebiet zu wenig alpin, oder sie saßen
vor dem Fernseher und schauten Fußball oder
hatten sich von der schwedischen Hochzeit noch
nicht erholt. Denn um 08:35 fuhren in Meidling
gerade mal 9 Mann los. In Wiener Neustadt kamen
noch 2 Mann Verstärkung dazu, sie waren feudal
im EC voraus gefahren. Um 09:52 stiegen Alois,
Christian, Emil, Frankie, Igo, Rainer, Roland,
Steven, Thomas, Walter und
Wolfgang in Winzendorf (327m) aus dem DESIRO, um die Fischauer
Berge in Angriff zu nehmen. Erst ein Stück
parallel zum Hang, ging es dann nach 10 Minuten
langsam bergauf. Kein Regen, aber auch keine
Sonne. Die Luftfeuchtigkeit war hoch und nach
Erreichen des Kammes blies uns starker Wind von
der Hohen Wand entgegen. Wir umrundeten den
Engelsberg und landeten schließlich um 10:47
beim Engelsberger Geotop.
Der Ausblick auf das Steinfeld und die
Randberge war wegen des Wetters eher bescheiden.
Aber Rosalia und Bucklige Welt konnten wir doch
ausnehmen. Das Geotop ist einer der vielen
aufgelassenen Steinbrüche die u.a. Material für
die Ringstrassenbauten und die
Wienflussregulierung lieferten. Und der Marmor,
der gar kein Marmor ist, wurde charmant mit
Fischauer Wurstmarmor bezeichnet, weil er nach
dem Schliff wie eine aufgeschnittene Blutwurst
oder Haussulz aussieht. Gruppenfoto mit
Selbstauslöser. Wie Emil und Igo im Laufschritt,
nach Einstellung der Kameras, zur Gruppe rannten,
hatte etwas von einem Hüttenspiel. Die vielen
Quader, die herumlagen, machten das
Selbstauslösen leicht.
Um 11:00 zogen wir weiter. Ein Stück den
gleichen Weg zurück und dann auf den
Größenberg (605m), dessen Kuppe mit dem
Steilabfall Richtung Neue Welt wir nach ½ Stunde
erreicht hatten. Bisserl Müsliriegel, etwas
Gemüse und Flüssigkeit und Aussicht genießen.
Trotz Wind hielten wir es ¼ Stündchen aus und
gingen dann 5 Minuten zum etwas tiefer liegenden
Gipfelkreuz. Dort war auch das Gipfelbuch.
Eintragen war schnell gemacht, aber Walter und
Steven vertieften sich in die bisherigen
Eintragungen: „Schau, der war schon öfter
heroben!“, „das ist ein ganz Kreativer“,
„Jössas, der ist ja 3 x die Woche da!“
u.s.w.
Die Lesung endete knapp nach zwölf und der
Abstieg begann. Der Föhrenwald bot Schutz vor
dem Wind, aber die Nadeln am Boden luden zum
Ausrutschen ein, trotzdem hat es keinen
hingehauen. Um 13:00 waren wir bei der
Eisensteinhöhle (407m). An sich wäre das auch
der vereinbarte Besichtigungstermin gewesen, aber
kollektiver Hunger zwang zum Essen und Trinken im
Schutzhaus unter den Bäumen. Über die Größe
der Portionen brauchen wir in N.Ö. nicht viel
diskutieren. Die Schnitzel waren übereinander am
Teller geschichtet.
Erst um 14:40 bewegten wir uns die paar Meter
zum Kostümverleih der Höhle, um in Overalls,
Gummistiefel und gelbe Schutzhelme mit Lampen
gekleidet zu werden. Das dauerte etwas, und
außerdem mussten ja alle noch fotografiert
werden.
Eisensteinhöhle: Link 1, Link 2
Wann der Einstieg in die Höhle begann, ist
mir nicht mehr klar, aber einmal drinnen, ging es
fast nur gebückt und einmal sogar kriechend
weiter. Aufrecht konnte man nur an einigen
Stellen stehen, gehen nie. Über Stiegen und
Leitern 75 m hinunter zur tiefsten zugänglichen
Stelle, die in der Seehöhe von Bad Fischau
liegt. Unser Führer wartete immer, bis alle
beisammen waren und gab Informationen über die
Höhle, die von einigen minderjährigen Knaben
entdeckt und auch als erste erforscht wurde. In
der Tiefe ist ein Wassertümpel, von dem bis
heute nicht bekannt ist, wohin das Wasser
fließt. Versuche mit Färben brachten kein
Ergebnis. Es kommt nirgendwo heraus, wird also
vermutlich in den Tiefen des Steinfeldes
versickern. Interessant auch, dass Fledermäuse
hier, wie in fast allen Höhlen, ihr
Winterquartier haben, viele Arten aber vom
Aussterben bedroht sind, weil sie nicht mehr
genügend Reviere für den Sommer finden. Etwas
Fledermausdreck (Bat-Shit?) konnte man immer
wieder sehen, oder sich auch hinein setzen. Bei
100% Luftfeuchtigkeit waren die Hände bald
schmierig. Der Haut tat es aber sicher gut. Und
der Perlsinter wird auch Popcornsinter genannt.
Den Namen hat die Höhle übrigens von Baron
Eisenstein, einem Besitzer des Gebietes, und hat
mit dem Panzerkreuzer Potemkin nichts zu tun.
Um 16:05 erblickten wir wieder das Licht der
Welt. Die Wiedergeburt wurde von einigen mit
üppigen hausgemachten Mehlspeisen gefeiert.
Overalls und Stiefel ablegen und um 16:50
Abmarsch nach Brunn, wo wir den Teich
besichtigten und dann nach Bad Fischau weiter
wanderten. Dort zogen alle frech ins Bad um eine
Besichtigung zu machen. Keine Badegäste, aber
dafür ein nacktes Paar mittleren Alters aus der
Sauna. Die M.a.T. standen wie Möwen, die den
Schnabel kollektiv gegen den Wind halten, und
glotzten alle hin. Und das vor der warmen Thermalquelle.
Um 17:50 waren wir schließlich beim Bahnhof.
Abfahrt um 18:15 nach Wiener Neustadt und weiter
nach Wien.(Meidling 19:22). Die meisten fuhren
noch in den 3. Bezirk, um die Ausstellung von Helmuts Arbeiten zu
besuchen.
Mit einer reinen Gehzeit von 3 ¼ Stunden plus
1 Stunde Höhlenkriechen und 278m Höhe plus 75m
im Berg wohl kaum eine alpinistische Großtat,
aber die Höhle forderte alle Muskelgruppen, was
den Fitnessfaktor gewaltig
hochtrieb.
Und gequatscht wurde wieder in
allen Lebenslagen:
„Es wird viel zu wenig kontrolliert!“
- Fahrrad : Öffis = 1 : 0 - gibt’s
bei der U-Bahn auch Kurzstrecken? -
die Wiener Bezirke und ihre Teile: „nein
Leopoldau ist im 21.!“ -
Blaufränkisch, Zweigelt und die
österreichischen Weinregionen - „in
der Volksschule mussten wir die Haltestellen der
Stadtbahn lernen“ - teure
Küchen-Sonderangebote „ich hab mir ein
Eisenregal aus dem Keller geholt“ - die
Rosen im Volksgarten, in Baden und am Donaukanal
„da gibt’s ja nur 2 Sträucher!“ -
„Jöhhhh! Der Alois hat neue rote Schuhe!
Können die auch fliegen?“ „Bei dem Preis
sollten sie das!“ - „die Schneekoppe
ist in Polen und nicht in Tschechien“ (weder
noch: sie ist ein Grenzberg!) - Vor- und
Nachteile von Verbundglas, weil die Folien
dazwischen schneller altern, als das Glas
- Mannerschnitten sind rosa verpackt, aber
das Logo ist der Stephansdom - wird
die Dekommerzialisierung der Karlsplatzpassage
die Drogenszene wirklich beeinflussen?
- „sind wir bald wieder draußen?“
- „wem ist denn das mit der Höhle
eingefallen?“ - dazwischen kreierten
wir noch einen pikanten Müsliriegel bestehend
aus Kichererbsenmehl, getrockneten Oliven,
Tomaten, Chili und feinen Gewürzen („ja
Ingwer!“ „Tofu passt weniger!“ „Nein
Kapernbeeren nicht, die matschen dann so.“). Es
ergab eine dürre Mischung aus Ciabatta und
Bruschetta - und im Zug gaben Roland und
Steven noch Anschauungsunterricht über 1000
Arten eine Bandera zu wickeln!.
Das Wetter hat gepasst, denn es blieb den ganzen
Tag trocken. Und die Höhle war ein echter
Knaller! Wenn auch noch soviel gemeckert wurde.
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