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Samstag, 18. Mai Zum
Wanderwochenende in Ramsau/Molln am Rand des Nationalparks Kalkalpen
reisten Christian, Gerd, Helmut, Igo,
Oliver, Thomas und Thomas
mit dem Railjet, Alois und Frankie
mit der Westbahn aus Wien an, Peter
stieß in Linz dazu. Die Weiterfahrt mit dem REX
Richtung Selzthal beinhaltete eine knapp
halbstündige Busfahrt, da zwischen Nettingsdorf
und Kirchdorf Schienenersatzverkehr eingerichtet
war.
Nachdem die Eisenbahnfreunde das hübsche
Bahnhofsgebäude von Klaus an der Pyhrnbahn
(461m) bewundert hatten, ging es um 10 Uhr los
Richtung Ramsau. Der erste Teil des Weges war ein
markierter Wanderweg ohne besondere Attraktionen
oder Beschwernissen bis zur Wallfahrtskirche Frauenstein
(503m), für deren Besichtigung niemand zu
begeistern war. ("Kirchen schauen eh alle
gleich aus.") Der weitere Weg wäre nun auf
der Straße verlaufen, was nicht sehr attraktiv
wirkte. Kurzes Kartenstudium offenbarte eine
Alternative, nämlich ein Schwenk nach Norden,
auf Feldwegen an einem Bauernhof vorbei und auf
Trampelpfaden durch Wiesen bis Forsthub. Sehr
ländlich-idyllisch. Dort gab es ein
denkmalgeschütztes Gasthaus ("Nein, das
ist nicht unseres!") mit schmucker
Eingangstür aus der Zeit der Monarchie und einem
Brunnen vor dem Haus. ("Da steht Kein
Trinkwasser, damit der Wirt mehr Bier
verkauft.") Das restliche Drittel musste auf
der Straße gegangen werden, auf der zum Glück
aber kaum Verkehr herrschte.
Das Gasthaus Dürnberger in
Ramsau (540m), das der Stützpunkt für die
nächsten drei Tage sein würde, war um etwa 13
Uhr erreicht. Die Ankunft der 10 Wanderer und ein
damit nicht zusammenhängender Stromausfall
brachten den Betrieb kurz zum Brummen, aber nicht
zum Zusammenbruch. In kürzester Zeit wurden
Hunger und Durst gestillt und die Zimmer bezogen,
denn es gab ja noch ein Nachmittagsprogramm. Dass
der Wirt selbst ein Wanderer und Kenner der
Gegend war, erwies sich als Glücksfall, denn er
konnte gute Tipps geben, wie das nächste
Bergziel zu erreichen sei.
Das nächste Bergziel war der Ramsauer
Größtenberg (1458m), dem die Dialektbezeichnung
Grestnberg irgendwie besser steht. Um 14
Uhr ging es los und der Anmarsch war kurz, denn
man brauchte nur die Straße zu queren, an einem
Haus vorbei und über eine steile Wiese bergauf.
Weiter auf einem Karrenweg durch schönen
Mischwald zur Almwiese Polzeben, wo Kühe
weideten. Während der Verschnaufpause wurde der
Unterschied zwischen Kuh und Stier erörtert. Den
Kühen ihrerseits war die Abwechslung auf der
Weidefläche willkommen, denn sie näherten sich
bedächtig und begannen Thomas und Peter zu
beschnuppern und abzuschlecken, was diesen nur
bis zu einem gewissen Ausmaß recht war. Um den
feuchten Annäherungsversuchen zu entkommen, ging
es bald weiter. Laut Beschreibung sollten
irgendwo Steinmanderln zu finden sein und die
Männer schwärmten im Aufstieg auf der steilen
Wiese aus, um nach ihnen Ausschau zu halten. Im
rechten oberen Eck wurde man fündig und es ging
weiter durch den Wald bergauf auf Steigspuren,
von zahlreichen Steinmanderl-Hinweisen begleitet,
bis zur oberen Forststraße. Leicht aufsteigend
ging es hier im Sonnenschein bequem weiter. Vis
à vis war das Sengsengebirge zu sehen, das
morgige Tagesziel. Bei diesem Anblick beschloss
Helmut, seine Kräfte lieber auf morgen
aufzusparen und es sich bei einem kleinen
Hochsitz bequem zu machen. Er würde dort auf die
Rückkehr der anderen warten oder alleine zum
Gasthaus zurück gehen.
Am Südwestkamm machte die Forststraße einen
scharfen Bogen nach links, hier zweigte ein
Karrenweg zu einer sehr schönen Almwiese ab. Im
weiteren Aufstieg wurde wohl zu wenig auf
Steinmanderl geachtet, denn die Route war
suboptimal und führte über einen steilen Hang
mit viel Totholz, Sträuchern, Wurzeln, losen
Steinen und tückischen Brombeerranken. Steil
wäre es aber in jedem Fall gewesen. Der Aufstieg
war ausgesprochen mühsam und scheinbar endlos.
Bei einer Zwischenrast blieben Christian und
Oliver zurück, sie wollten nicht mehr
weitergehen.
Die restlichen sieben erreichten um 17 Uhr den
Gipfel. Eigentlich waren es zwei Gipfel, mit
einem kleinen Sattel dazwischen. Der linke schien
höher, den rechten zierte ein schlichtes
Gipfelkreuz. Der Wirt vom Gasthaus hatte
erzählt, dass das eigentliche Gipfelkreuz auf
Verlangen der Jägerschaft abmontiert hatte
werden müssen. Wie auch immer, die Aussicht
entschädigte für die Mühe des Aufstiegs. Die
Fernsicht war sogar recht gut; die entfernten
Berge blieben unidentifiziert, da niemand mit
dieser Gebirgsperspektive vertraut war. Rings um
den Gipfel standen nur Baumskelette, was der
Aussicht zu Gute kam. Über die Ursachen
(Windschäden, Höhe, Schädlinge?) konnte nur
gerätselt werden.
Nach dem Gruppenfoto erfolgte der Abstieg.
Christian und Oliver waren am letzten Rastplatz
nicht mehr anwesend, ebensowenig Helmut beim
Hochsitz an der Forststraße. Wenig später
stolperten die Männer fast über zwei Kreuzottern, die so sehr in
ihre Paarung vertieft waren, dass Gaffer sie
nicht störten. Das bot Gelegenheit für viele
Schnappschüsse vom Kreuzottern-Sex, Gerd machte
sogar ein Video. Für den weiteren
Abstieg wurde die Forststraße gewählt, die zwar
länger, aber bequemer war. Um 19:30 war das
Gasthaus erreicht, wo Christian und Oliver schon
im Gastzimmer saßen. Bei ihrem Abstieg hatten
sie Helmut noch beim Hochsitz gesehen. Nun war er
nicht da. Dem Wirt fiel zu dem Problem auch nicht
viel Tröstendes ein: "Die Forststraßen
gehen um den Berg umadum, da kann man 4 Tage
unterwegs sein." Handyempfang gab es keinen.
Ehe man sich mit der Frage befasste, ob ein
Suchtrupp zu bilden sei, hatte Oliver die
rettende Idee, doch einmal im Zimmer nachzusehen.
Dort stand Helmut gerade unter der Dusche. Somit
war der Abend gerettet und man konnte sich
endlich dem Studium der Speisekarte widmen. Es
gab eine gute Auswahl, darunter einiges an Fisch.
So um 22 Uhr herum verzogen sich alle in die
Zimmer, wo einige noch an den dort vorhandenen
Fernsehern dem Ausgang des Song-Contests
entgegenfieberten.
Sonntag, 19. Mai
Die Wetterprognose verhieß einen passablen
Tag, bis zu Gewittern und Regenschauern am
späten Nachmittag oder Abend. Ein früher
Aufbruch war also geboten, daher war das
Frühstück um 07:30 bestellt. Es gab Kaffee,
Tee, Orangensaft, Brot, Semmerl, Wurst, mehrere
Sorten Käse und Marmeladebecher der Marke UWE
- Tiroler Früchteküche - was fortan zum
Markennamen für die beiden Thomasse aus Tirol
wurde.
Das Tagesziel war auf jeden Fall einmal
Feichtau. Zu einem möglichen Aufstieg auf den
Hohen Nock befragt, hatte der Wirt den Kopf
geschüttelt. Das sei viel zu lang. Denn schon
der Weg zur Feichtauer Alm hatte es in sich und
dauerte von 08:30 bis 12 Uhr. Wenigstens war er
landschaftlich schön. Auf der Straße ging es
dem Paltenbach entlang bis zum
Bundesheer-Schießplatz. Das Wachhäuschen war
unbesetzt, der Platz wirkte überhaupt verwaist.
Am Fuß imposanter Felswände durch den langsam
enger werdenden Talgrund und dann im Wald
bergauf, wo das Bächlein nun Niklbach hieß und
als Wildbach über Felsstufen stürzte. Oben
erstreckten sich ausgedehnte Almwiesen, auf denen
frisches Grün gerade am Hervorsprießen war.
Daher gab es auch noch keine Kühe. Die
Feichtauhütte (1360m) war erwartungsgemäß
geschlossen, bot aber Sitzbänke vor dem Haus
für eine Jausenpause, die eine knappe Stunde
dauerte.
Ganz aufgegeben war das Ziel Hoher Nock
(1963m) noch nicht, auch wenn die Erreichung
wenig realistisch erschien. Alois, Frankie und
Gerd brachen zum weiteren Aufstieg auf, wobei
sie, auch in Hinblick auf die unsichere
Wetterentwicklung, einen Umkehrzeitpunkt von 14
Uhr festlegten. Die anderen gingen zu den nahen
Feichtauer Seen, von denen sie nur einen fanden,
der aber mit den in den See abbrechenden
Schneezungen beeindruckend genug war. Die Zeit
von 13:15 bis 13:45 verbrachten sie am See und
machten sich dann auf den Rückweg. Alois,
Frankie und Gerd mühten sich unterdessen durch
Windbruch, Schotter und ein paar Felspassagen.
Bald eröffneten sich schöne Aussichten in das
Blöttenbachtal links und auf die Feichtauer Seen
rechts, wo man die anderen herumkrebsen sah. Gerd
setzte seine Fähigkeit zum Pfeifen durch die
Finger ein, es gab aber keine sichtbare Reaktion.
(Die Pfiffe wurden unten zwar wahrgenommen, dort
konnte aber keiner pfeifen oder jodeln und das
Zurückbrüllen kam oben nicht an.) Im weiteren
Aufstieg wurden zwei steile Schneefelder
durchquert, was zwar nicht schwierig war, beim
Gedanken ans Ausrutschen aber trotzdem kein gutes
Gefühl bereitete. Nach einem felsig-schottrigen
Steilhang war bergwärts nur mehr Schnee zu
sehen. Es gab zwar Fußspuren, aber der weitere
Verlauf des Steigs war nicht klar. Daher wurde
auf einer Höhe von etwa 1700m die Umkehr
beschlossen und nach kurzer Rast ging es zurück
zur Feichtauer Alm. Die anderen waren bereits
weg. Nach dem Schießplatz kam die Berggruppe in
den Regen, der aber bald wieder aufhörte. Aus
der Umgebung war Donnergrollen zu hören. Die
ersten der Seen-Gruppe erreichten das Gasthaus um
16:50, die Berggruppe um 17:45. Um 19 Uhr wurde
Abendessen bestellt, und bereits so um 21 Uhr
verzogen sich die ersten in die Betten. Igos
Wunsch, eine Flasche des vorzüglichen
Zwetschkenschnapses zum Mitnehmen zu kaufen,
konnte vom Wirt unter Verweis auf seine knappen
Vorräte nicht erfüllt werden.
Montag, 20. Mai
Zum Frühstück um 8 Uhr gab es das Gleiche
wie am Vortag, zusätzlich frisch gekochte Eier
und Lachsersatz. Thomas und Thomas hatten bereits
am Vortag beschlossen, nach dem Frühstück
gleich nach Klaus zu gehen. Beim Frühstück
regnete es und immer mehr schlossen sich dieser
Variante an, bis am Schluss nur noch Frankie,
Gerd und Peter bei der ursprünglichen Planung
blieben, die vorsah, über Kleinen und Großen
Spitzberg und auf Forststraßen nach Klaus zu
gehen. Dazu wurde der Wirt befragt, der meite, es
sei ein "breiter Weg", aber natürlich
machbar. Aufbruch beider Gruppen um 09:15.
Die Hauptgruppe ging auf der Straße und war
schon um 11:15 in Klaus. Igo, Thomas und Thomas
machten beim Kraftwerk einen kleinen Umweg über
den Wasserfallweg, um 12:09 kam der Zug und um 15
Uhr waren sie in Wien.
Die Berggruppe stieg entsprechend der
Wegbeschreibung des Wirts auf einer Nebenstraße
zu ein paar Bauernhäuser auf und fragte dort
sicherheitshalber noch einmal nach dem Weg, da
ein Zaun zu übersteigen war. Der Wiese entlang
ging es bis zum Waldrand, kurz durch Gebüsch zu
einem Weg und an dessen Ende auf einem schmalen
Waldsteiglein weiter. Es war vermutlich nicht der
Steig, den der Wirt gemeint hatte, denn er
führte nicht stracks empor, sondern mäßig
ansteigend am Berghang entlang nach Südwesten,
wobei einige Gräben auszugehen waren. Immer
wieder gab es schöne Aussichten auf den
Grestnberg gegenüber und auf Ramsau, das immer
weiter unten lag. Der Steig war stellenweise nur
schwach ausgeprägt, aber im Großen und Ganzen
nett zu gehen. Der Regen hatte aufgehört und die
Bewölkung lockerte mehr und mehr auf. Gras und
Laub am Boden waren jedoch tropfnass, was die
Angelegenheit etwas rutschig machte. In einem
Grabeneinschnitt war offenbar Schluss mit dem
Steig, denn gegenüber sah man bloß einen
steilen Erdhang ohne Steigspuren. Nachdem etwas
weiter oben eine Forststraße vermutet wurde,
ging es weglos weiter bergauf, teilweise direkt
im Bachbett, das nicht viel Wasser führte und
dessen Steinstufen bessere Möglichkeiten zum
Steigen boten als die erdigen und verwachsenen
Steilhänge links und rechts davon. Diese Etappe
war mühsam, denn es waren etwa 80 Höhenmeter
durch den Dschungel zu bewältigen, ehe um 11:15
die Forststraße in einer Höhe von etwa 1040m
erreicht wurde. Nach diesen Strapazen war niemand
mehr zu einem weiteren weglosen Gipfelaufstieg
auf den Kleinen Spitzberg (1366m) aufgelegt und
nach kurzer Rast folgte man der Forststraße
leicht absteigend nach Süden, um nach einigen
Schlenkern und nun wieder aufsteigend die
Jagdhütte unterhalb der Anstandmauer zu
erreichen. Hoch oben sah man ein Gipfelkreuz -
vermutlich das des Schillereck. Nach einer
Spitzkehre führte eine abzweigende Forststraße
Richtung Westen, wo nach einem Kilometer ein
Schild mitten am Weg stand, wonach die Straße
nach Murenabgängen im September 2012 "wegen
Gefahr für Leib und Leben" gesperrt sei. An
der Abzweigung hätte das Schild vielleicht noch
eine abschreckende Wirkung entfaltet, aber jetzt
wollte keiner mehr umkehren. Über eine lange
Strecke lagen Steinbrocken am Weg und die Kehren
waren unterspült und teilweise abgebrochen, für
Wanderer stellte das jedoch kein Hindernis dar.
Außerdem war die Straße wirklich schön in die
steilen Bergflanken gebaut und sehr
aussichtsreich. Der markierte Wanderweg, der an
der Kreuzung unterhalb des Windbergs erreicht
wurde, war dann weniger schön zu gehen, denn er
führte durch teilweise düsteren Wald bergab und
nur an zwei, drei Stellen hatte man Aussicht auf
den tief unten liegenden, türkisfarbenen Klauser
See.
Um 14:20 wurde auf den Baumstümpfen und
Felsen einer sonnigen Lichtung eine halbstündige
Rast eingelegt, ehe es in der Schlussetappe
hinunter zum Klauser Stausee ging, der um 15:30
erreicht war. Der Zug um 16:01 wurde zugunsten
einer Einkehr im Gasthaus Seeblick mit
Beach-Feeling sausen gelassen, der nächste Zug
fuhr um 17:10. Das Wetter am Montag war eine Spur
kühler als in den Tagen davor, aber mit einem
Mix von Sonne und Wolken perfekt zum Wandern.
Regen gab es erst im Bus des
Schienenersatzverkehrs auf der Fahrt Richtung
Linz.
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Wegstatistik |
Streckenlänge km |
Höhenmeter
(nur Aufstieg) |
Gehstunden
(abzügl. Pausen) |
Samstag |
Klaus - Ramsau über Feldweg |
11 |
170 |
2½ |
|
Ramsau - Größtenberg - Ramsau über
Forststr. |
11 |
920 |
4½ |
Sonntag |
Ramsau - Feichtauer Seen [Berg] -
Ramsau |
21 [23] |
860 [1160] |
6½ [7½] |
Montag |
Ramsau - Klaus [über Spitzberg] |
10 [15] |
50 [750] |
2 [5½] |
In der Maximalvariante ergibt das an den
drei Tagen zusammen 60km Streckenlänge, 3000m
Aufstieg und 20 Stunden auf den Beinen.
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