Männer auf Touren

 
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Samstag 18. bis Montag 20. Mai 2013 (Pfingsten)

Nationalpark Kalkalpen
Klaus - Ramsau - Ramsauer Größtenberg - Feichtau - Klaus

  Samstag, 18. Mai

Zum Wanderwochenende in Ramsau/Molln am Rand des Nationalparks Kalkalpen reisten Christian, Gerd, Helmut, Igo, Oliver, Thomas und Thomas mit dem Railjet, Alois und Frankie mit der Westbahn aus Wien an, Peter stieß in Linz dazu. Die Weiterfahrt mit dem REX Richtung Selzthal beinhaltete eine knapp halbstündige Busfahrt, da zwischen Nettingsdorf und Kirchdorf Schienenersatzverkehr eingerichtet war.

Nachdem die Eisenbahnfreunde das hübsche Bahnhofsgebäude von Klaus an der Pyhrnbahn (461m) bewundert hatten, ging es um 10 Uhr los Richtung Ramsau. Der erste Teil des Weges war ein markierter Wanderweg ohne besondere Attraktionen oder Beschwernissen bis zur Wallfahrtskirche Frauenstein (503m), für deren Besichtigung niemand zu begeistern war. ("Kirchen schauen eh alle gleich aus.") Der weitere Weg wäre nun auf der Straße verlaufen, was nicht sehr attraktiv wirkte. Kurzes Kartenstudium offenbarte eine Alternative, nämlich ein Schwenk nach Norden, auf Feldwegen an einem Bauernhof vorbei und auf Trampelpfaden durch Wiesen bis Forsthub. Sehr ländlich-idyllisch. Dort gab es ein denkmalgeschütztes Gasthaus ("Nein, das ist nicht unseres!") mit schmucker Eingangstür aus der Zeit der Monarchie und einem Brunnen vor dem Haus. ("Da steht Kein Trinkwasser, damit der Wirt mehr Bier verkauft.") Das restliche Drittel musste auf der Straße gegangen werden, auf der zum Glück aber kaum Verkehr herrschte.

Das Gasthaus Dürnberger in Ramsau (540m), das der Stützpunkt für die nächsten drei Tage sein würde, war um etwa 13 Uhr erreicht. Die Ankunft der 10 Wanderer und ein damit nicht zusammenhängender Stromausfall brachten den Betrieb kurz zum Brummen, aber nicht zum Zusammenbruch. In kürzester Zeit wurden Hunger und Durst gestillt und die Zimmer bezogen, denn es gab ja noch ein Nachmittagsprogramm. Dass der Wirt selbst ein Wanderer und Kenner der Gegend war, erwies sich als Glücksfall, denn er konnte gute Tipps geben, wie das nächste Bergziel zu erreichen sei.

Das nächste Bergziel war der Ramsauer Größtenberg (1458m), dem die Dialektbezeichnung Grestnberg irgendwie besser steht. Um 14 Uhr ging es los und der Anmarsch war kurz, denn man brauchte nur die Straße zu queren, an einem Haus vorbei und über eine steile Wiese bergauf. Weiter auf einem Karrenweg durch schönen Mischwald zur Almwiese Polzeben, wo Kühe weideten. Während der Verschnaufpause wurde der Unterschied zwischen Kuh und Stier erörtert. Den Kühen ihrerseits war die Abwechslung auf der Weidefläche willkommen, denn sie näherten sich bedächtig und begannen Thomas und Peter zu beschnuppern und abzuschlecken, was diesen nur bis zu einem gewissen Ausmaß recht war. Um den feuchten Annäherungsversuchen zu entkommen, ging es bald weiter. Laut Beschreibung sollten irgendwo Steinmanderln zu finden sein und die Männer schwärmten im Aufstieg auf der steilen Wiese aus, um nach ihnen Ausschau zu halten. Im rechten oberen Eck wurde man fündig und es ging weiter durch den Wald bergauf auf Steigspuren, von zahlreichen Steinmanderl-Hinweisen begleitet, bis zur oberen Forststraße. Leicht aufsteigend ging es hier im Sonnenschein bequem weiter. Vis à vis war das Sengsengebirge zu sehen, das morgige Tagesziel. Bei diesem Anblick beschloss Helmut, seine Kräfte lieber auf morgen aufzusparen und es sich bei einem kleinen Hochsitz bequem zu machen. Er würde dort auf die Rückkehr der anderen warten oder alleine zum Gasthaus zurück gehen.

Am Südwestkamm machte die Forststraße einen scharfen Bogen nach links, hier zweigte ein Karrenweg zu einer sehr schönen Almwiese ab. Im weiteren Aufstieg wurde wohl zu wenig auf Steinmanderl geachtet, denn die Route war suboptimal und führte über einen steilen Hang mit viel Totholz, Sträuchern, Wurzeln, losen Steinen und tückischen Brombeerranken. Steil wäre es aber in jedem Fall gewesen. Der Aufstieg war ausgesprochen mühsam und scheinbar endlos. Bei einer Zwischenrast blieben Christian und Oliver zurück, sie wollten nicht mehr weitergehen.

Die restlichen sieben erreichten um 17 Uhr den Gipfel. Eigentlich waren es zwei Gipfel, mit einem kleinen Sattel dazwischen. Der linke schien höher, den rechten zierte ein schlichtes Gipfelkreuz. Der Wirt vom Gasthaus hatte erzählt, dass das eigentliche Gipfelkreuz auf Verlangen der Jägerschaft abmontiert hatte werden müssen. Wie auch immer, die Aussicht entschädigte für die Mühe des Aufstiegs. Die Fernsicht war sogar recht gut; die entfernten Berge blieben unidentifiziert, da niemand mit dieser Gebirgsperspektive vertraut war. Rings um den Gipfel standen nur Baumskelette, was der Aussicht zu Gute kam. Über die Ursachen (Windschäden, Höhe, Schädlinge?) konnte nur gerätselt werden.

Nach dem Gruppenfoto erfolgte der Abstieg. Christian und Oliver waren am letzten Rastplatz nicht mehr anwesend, ebensowenig Helmut beim Hochsitz an der Forststraße. Wenig später stolperten die Männer fast über zwei Kreuzottern, die so sehr in ihre Paarung vertieft waren, dass Gaffer sie nicht störten. Das bot Gelegenheit für viele Schnappschüsse vom Kreuzottern-Sex, Gerd machte sogar ein Video. Für den weiteren Abstieg wurde die Forststraße gewählt, die zwar länger, aber bequemer war. Um 19:30 war das Gasthaus erreicht, wo Christian und Oliver schon im Gastzimmer saßen. Bei ihrem Abstieg hatten sie Helmut noch beim Hochsitz gesehen. Nun war er nicht da. Dem Wirt fiel zu dem Problem auch nicht viel Tröstendes ein: "Die Forststraßen gehen um den Berg umadum, da kann man 4 Tage unterwegs sein." Handyempfang gab es keinen. Ehe man sich mit der Frage befasste, ob ein Suchtrupp zu bilden sei, hatte Oliver die rettende Idee, doch einmal im Zimmer nachzusehen. Dort stand Helmut gerade unter der Dusche. Somit war der Abend gerettet und man konnte sich endlich dem Studium der Speisekarte widmen. Es gab eine gute Auswahl, darunter einiges an Fisch. So um 22 Uhr herum verzogen sich alle in die Zimmer, wo einige noch an den dort vorhandenen Fernsehern dem Ausgang des Song-Contests entgegenfieberten.

Sonntag, 19. Mai

Die Wetterprognose verhieß einen passablen Tag, bis zu Gewittern und Regenschauern am späten Nachmittag oder Abend. Ein früher Aufbruch war also geboten, daher war das Frühstück um 07:30 bestellt. Es gab Kaffee, Tee, Orangensaft, Brot, Semmerl, Wurst, mehrere Sorten Käse und Marmeladebecher der Marke UWE - Tiroler Früchteküche - was fortan zum Markennamen für die beiden Thomasse aus Tirol wurde.

Das Tagesziel war auf jeden Fall einmal Feichtau. Zu einem möglichen Aufstieg auf den Hohen Nock befragt, hatte der Wirt den Kopf geschüttelt. Das sei viel zu lang. Denn schon der Weg zur Feichtauer Alm hatte es in sich und dauerte von 08:30 bis 12 Uhr. Wenigstens war er landschaftlich schön. Auf der Straße ging es dem Paltenbach entlang bis zum Bundesheer-Schießplatz. Das Wachhäuschen war unbesetzt, der Platz wirkte überhaupt verwaist. Am Fuß imposanter Felswände durch den langsam enger werdenden Talgrund und dann im Wald bergauf, wo das Bächlein nun Niklbach hieß und als Wildbach über Felsstufen stürzte. Oben erstreckten sich ausgedehnte Almwiesen, auf denen frisches Grün gerade am Hervorsprießen war. Daher gab es auch noch keine Kühe. Die Feichtauhütte (1360m) war erwartungsgemäß geschlossen, bot aber Sitzbänke vor dem Haus für eine Jausenpause, die eine knappe Stunde dauerte.

Ganz aufgegeben war das Ziel Hoher Nock (1963m) noch nicht, auch wenn die Erreichung wenig realistisch erschien. Alois, Frankie und Gerd brachen zum weiteren Aufstieg auf, wobei sie, auch in Hinblick auf die unsichere Wetterentwicklung, einen Umkehrzeitpunkt von 14 Uhr festlegten. Die anderen gingen zu den nahen Feichtauer Seen, von denen sie nur einen fanden, der aber mit den in den See abbrechenden Schneezungen beeindruckend genug war. Die Zeit von 13:15 bis 13:45 verbrachten sie am See und machten sich dann auf den Rückweg. Alois, Frankie und Gerd mühten sich unterdessen durch Windbruch, Schotter und ein paar Felspassagen. Bald eröffneten sich schöne Aussichten in das Blöttenbachtal links und auf die Feichtauer Seen rechts, wo man die anderen herumkrebsen sah. Gerd setzte seine Fähigkeit zum Pfeifen durch die Finger ein, es gab aber keine sichtbare Reaktion. (Die Pfiffe wurden unten zwar wahrgenommen, dort konnte aber keiner pfeifen oder jodeln und das Zurückbrüllen kam oben nicht an.) Im weiteren Aufstieg wurden zwei steile Schneefelder durchquert, was zwar nicht schwierig war, beim Gedanken ans Ausrutschen aber trotzdem kein gutes Gefühl bereitete. Nach einem felsig-schottrigen Steilhang war bergwärts nur mehr Schnee zu sehen. Es gab zwar Fußspuren, aber der weitere Verlauf des Steigs war nicht klar. Daher wurde auf einer Höhe von etwa 1700m die Umkehr beschlossen und nach kurzer Rast ging es zurück zur Feichtauer Alm. Die anderen waren bereits weg. Nach dem Schießplatz kam die Berggruppe in den Regen, der aber bald wieder aufhörte. Aus der Umgebung war Donnergrollen zu hören. Die ersten der Seen-Gruppe erreichten das Gasthaus um 16:50, die Berggruppe um 17:45. Um 19 Uhr wurde Abendessen bestellt, und bereits so um 21 Uhr verzogen sich die ersten in die Betten. Igos Wunsch, eine Flasche des vorzüglichen Zwetschkenschnapses zum Mitnehmen zu kaufen, konnte vom Wirt unter Verweis auf seine knappen Vorräte nicht erfüllt werden.

Montag, 20. Mai

Zum Frühstück um 8 Uhr gab es das Gleiche wie am Vortag, zusätzlich frisch gekochte Eier und Lachsersatz. Thomas und Thomas hatten bereits am Vortag beschlossen, nach dem Frühstück gleich nach Klaus zu gehen. Beim Frühstück regnete es und immer mehr schlossen sich dieser Variante an, bis am Schluss nur noch Frankie, Gerd und Peter bei der ursprünglichen Planung blieben, die vorsah, über Kleinen und Großen Spitzberg und auf Forststraßen nach Klaus zu gehen. Dazu wurde der Wirt befragt, der meite, es sei ein "breiter Weg", aber natürlich machbar. Aufbruch beider Gruppen um 09:15.

Die Hauptgruppe ging auf der Straße und war schon um 11:15 in Klaus. Igo, Thomas und Thomas machten beim Kraftwerk einen kleinen Umweg über den Wasserfallweg, um 12:09 kam der Zug und um 15 Uhr waren sie in Wien.

Die Berggruppe stieg entsprechend der Wegbeschreibung des Wirts auf einer Nebenstraße zu ein paar Bauernhäuser auf und fragte dort sicherheitshalber noch einmal nach dem Weg, da ein Zaun zu übersteigen war. Der Wiese entlang ging es bis zum Waldrand, kurz durch Gebüsch zu einem Weg und an dessen Ende auf einem schmalen Waldsteiglein weiter. Es war vermutlich nicht der Steig, den der Wirt gemeint hatte, denn er führte nicht stracks empor, sondern mäßig ansteigend am Berghang entlang nach Südwesten, wobei einige Gräben auszugehen waren. Immer wieder gab es schöne Aussichten auf den Grestnberg gegenüber und auf Ramsau, das immer weiter unten lag. Der Steig war stellenweise nur schwach ausgeprägt, aber im Großen und Ganzen nett zu gehen. Der Regen hatte aufgehört und die Bewölkung lockerte mehr und mehr auf. Gras und Laub am Boden waren jedoch tropfnass, was die Angelegenheit etwas rutschig machte. In einem Grabeneinschnitt war offenbar Schluss mit dem Steig, denn gegenüber sah man bloß einen steilen Erdhang ohne Steigspuren. Nachdem etwas weiter oben eine Forststraße vermutet wurde, ging es weglos weiter bergauf, teilweise direkt im Bachbett, das nicht viel Wasser führte und dessen Steinstufen bessere Möglichkeiten zum Steigen boten als die erdigen und verwachsenen Steilhänge links und rechts davon. Diese Etappe war mühsam, denn es waren etwa 80 Höhenmeter durch den Dschungel zu bewältigen, ehe um 11:15 die Forststraße in einer Höhe von etwa 1040m erreicht wurde. Nach diesen Strapazen war niemand mehr zu einem weiteren weglosen Gipfelaufstieg auf den Kleinen Spitzberg (1366m) aufgelegt und nach kurzer Rast folgte man der Forststraße leicht absteigend nach Süden, um nach einigen Schlenkern und nun wieder aufsteigend die Jagdhütte unterhalb der Anstandmauer zu erreichen. Hoch oben sah man ein Gipfelkreuz - vermutlich das des Schillereck. Nach einer Spitzkehre führte eine abzweigende Forststraße Richtung Westen, wo nach einem Kilometer ein Schild mitten am Weg stand, wonach die Straße nach Murenabgängen im September 2012 "wegen Gefahr für Leib und Leben" gesperrt sei. An der Abzweigung hätte das Schild vielleicht noch eine abschreckende Wirkung entfaltet, aber jetzt wollte keiner mehr umkehren. Über eine lange Strecke lagen Steinbrocken am Weg und die Kehren waren unterspült und teilweise abgebrochen, für Wanderer stellte das jedoch kein Hindernis dar. Außerdem war die Straße wirklich schön in die steilen Bergflanken gebaut und sehr aussichtsreich. Der markierte Wanderweg, der an der Kreuzung unterhalb des Windbergs erreicht wurde, war dann weniger schön zu gehen, denn er führte durch teilweise düsteren Wald bergab und nur an zwei, drei Stellen hatte man Aussicht auf den tief unten liegenden, türkisfarbenen Klauser See.

Um 14:20 wurde auf den Baumstümpfen und Felsen einer sonnigen Lichtung eine halbstündige Rast eingelegt, ehe es in der Schlussetappe hinunter zum Klauser Stausee ging, der um 15:30 erreicht war. Der Zug um 16:01 wurde zugunsten einer Einkehr im Gasthaus Seeblick mit Beach-Feeling sausen gelassen, der nächste Zug fuhr um 17:10. Das Wetter am Montag war eine Spur kühler als in den Tagen davor, aber mit einem Mix von Sonne und Wolken perfekt zum Wandern. Regen gab es erst im Bus des Schienenersatzverkehrs auf der Fahrt Richtung Linz.


  Wegstatistik Streckenlänge km Höhenmeter
(nur Aufstieg)
Gehstunden
(abzügl. Pausen)
Samstag Klaus - Ramsau über Feldweg 11 170
  Ramsau - Größtenberg - Ramsau über Forststr. 11 920
Sonntag Ramsau - Feichtauer Seen [Berg] - Ramsau 21 [23] 860 [1160] 6½ [7½]
Montag Ramsau - Klaus [über Spitzberg] 10 [15] 50 [750] 2 [5½]

In der Maximalvariante ergibt das an den drei Tagen zusammen 60km Streckenlänge, 3000m Aufstieg und 20 Stunden auf den Beinen.


Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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