Männer auf Touren

 
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Sonntag 17. Juli 2016

Mostviertler Fuß- und Schienentour
Purgstall - Erlaufschlucht - Türkensturz - Wieselburg - Mostviertler Schienenradl - Ruprechtshofen - Pöchlarn

  Die Wetterprognose war nicht gerade berauschend, als Frankie, Igo, Mario, Martin, Mathias, Mick, Roland, Thomas und Walter um 07:20 die Fahrt mit dem REX von Wien Westbahnhof nach St. Pölten antraten. Zwar regnete es nicht, aber der Himmel war grau in grau, die Temperatur kühl. Nach Umsteigen in St. Pölten ging es weiter im Regionalzug Richtung Scheibs. Man musste schon genau wissen, wo man hin wollte, denn der Halt erfolgte nur nach Knopfdruck und Stationsdurchsagen gab es nicht. Das Knopfchen wurde rechtzeitig gedrückt und in Purgstall (299m) entstiegen die neun Mann dem Zug um 09:05.

Vom Bahnhof ging es zunächst einmal Richtung Erlauf, dann um den Schlosspark herum zur nächsten Brücke und wieder zurück auf die westliche Uferseite, wo der Einstieg zur Erlaufschlucht angeschrieben war. Zwar hätte auch die östliche Uferseite mit zwei Aussichtsplattformen Attraktionen zu bieten gehabt, aber gewiss nicht den Abenteuerfaktor des Fischersteigs auf der westlichen Seite. Hier gab es richtige Kletterstellen mit Seilen zum Hochziehen und die meiste Zeit ging man unter überhängenden Felsen mit Efeuvorhängen direkt am Flussufer. Insgesamt ist die Erlaufschlucht bei Purgstall eine sehenswerte wildromantische Flusslandschaft. Ein bisschen wild wegen der Felsen und romantisch unbedingt, denn auf halbem Weg gibt es eine "Brücke der Liebe" und am Ende eine "Romantikbrücke".

Nach dem Ende der Erlaufschlucht war es mit der Romantik nicht vorbei, aber mit den Markierungen. In vielen Fällen stand man ratlos vor einer Wegkreuzung und Igo ging als Kundschafter voraus, um die Eignung der einen oder anderen Abzweigung auszuloten. Auf der Brücke südlich von Mühling wurde die Erlauf überquert und es ging auf eine bewaldete Anhöhe zu. Nach dem Aufstieg auf einem Güterweg stand man am Waldrand vor einem Feld und es gab einen Wegweiser nach links und nach rechts, beide mit "Purgstall Nr. 4" beschriftet. Links entsprach der richtigen Himmelsrichtung, nämlich Norden. Am Feldrand entlang ging es oberhalb des Steilabbruchs der Erlauf zum Türkensturz (331m), wo der Sage nach ein türkischer Reiter bei der lüsternen Verfolgung einer Jungfrau anno 1683 mitsamt Pferd in den Abgrund gestürzt war. Weiter ging es an einem Heustadl vorbei und auf einem Güterweg zu kleinen Fischteichen im Wald. Dort endete der Weg vor einem umzäunten Gehege mit einem verschlossenen Tor. Die nächste Etappe war nun wirklich wild und mäßig romantisch, denn das Gehege wurde einem Bach folgend weglos umgangen, einschließlich mehrer Bachquerungen, ehe die Männer auf Touren über eine steile, nasse und rutschige Erdböschung aus dem Graben entkommen konnten und auf einer Wiese neben der Landesstraße nach Wieselburg landeten.

Bis Wieselburg waren es immer noch 4 Kilometer zu gehen. Diese wurden nicht auf der Landstraße zurückgelegt, sondern auf Feldwegen über Gumprechtsfelden und Grub, was einen Umweg von einem weiteren Kilometer bedeutete. Die Ankunft im Brauhaus Wieselburg (269m) erfolgte mit einer dreiviertel Stunde Verspätung um 12:45. Eineinhalb Stunden nahm die Einkehr in Anspruch, dann stand der zweite Abschnitt des Tagesprogramms bevor, die Draisinenfahrt auf der 11km langen Strecke von Wieselburg nach Ruprechtshofen.

Vom Gasthaus war es nicht weit zum Bahnhof des Mostviertler Schienenradls. Wegen des Kostenvorteils entschied man sich, nicht drei Vierer-Wagen mit je drei Mann zu besetzen, sondern die 9 Mann auf zwei 4er und einen 2er Wagen zu verteilen. Vor dem Start gab es eine Einführung in die Bedienung, die nicht weiter kompliziert war, und in die Verkehrsregeln, die vorsahen, dass an jeder Kreuzung der Straßenverkehr Vorrang hatte und man anhalten und einen Hebel bedienen musste, ehe man weiterfahren konnte. Just gegen Ende der Unterweisung begann es zu regnen, und das kräftig. Nach einer Viertelstunde ließ der Regen nach und nachdem die Wolken im Westen lichter wurden, traten die drei Wägen auf rumpeligen Schienen die Fahrt an. Als erstes Highlight wurde die Erlauf auf einer alten Eisenbahnbrücke überquert. Über eine Gangschaltung verfügten die Draisinen nicht und auf ebener Strecke brachte einen auch hektisches Strampeln kaum über Schrittgeschwindigkeit hinaus. Jedoch begann bald nach der Brücke die Steigungsstrecke, bei der die Übersetzung ganz brauchbar war. Um 15:30 wurde der Scheitelpunkt der Strecke mit der Mittelstation Reisenhof (300m) erreicht. Das war gutes Timing, da es genau zu diesem Zeitpunkt wieder zu regnen begann und man hier von einem Dach geschützt und mit Getränken versorgt abwarten konnte. Die Weiterfahrt nach Ruprechtshofen erforderte dann kaum noch Muskelkraft, da es ein fast durchgehendes Gefälle gab, aber viel Vorsicht, denn durch die Nässe zogen die Bremsen sehr schlecht und man hatte bei den nötigen Stopps an Kreuzungen einen beträchtlichen Bremsweg einzukalkulieren. Mit großen Abständen fuhren die drei Wägen dann in Ruprechtshofen (247m) ein, wo noch ein kompletter Bahnhof einschließlich Warteraum und WC im Originalzustand vorhanden war.

Der ursprünglichen Planung zufolge hätte man sich nun hier zwischen dem Bus nach St. Pölten und einem langen Fußmarsch nach Pöchlarn entscheiden können, doch die Verspätungen hatten sich zu einer Stunde summiert und der Bus war weg. Damit entfiel die Entscheidung und es blieb gar nichts anderes über, als sich zu Fuß auf den Weg zu machen. Wenigstens sah das Wetter freundlicher aus und der Weg entlang der Melk war angenehm zu gehen. Nur bei Lunzen gab es zu einem Kilometer Asphaltstraße keine Alternative, danach ging es auf einem netten Fußpfad entlang der Melk weiter bis zur Brücke nach Mannersdorf (227m). Hier entspann sich eine Diskussion, ob die Wegvariante über Zelking oder über Einsiedl zu bevorzugen sei, die in demokratischer Abstimmung zu Gunsten Einsiedl entschieden wurde. Vom Tal der Melk ging es durch Wiesen, Felder und Wälder wieder empor am Eichberg vorbei nach Einsiedl (316m). Der Himmel zeigte sich zweigeteilt in eine blaue und eine graue Hälfte, doch leider gewann die graue Hälfte Oberhand und beim Erreichen der Landesstraße vor Einsiedl begann es zu regnen. Diesmal war es kein kurzer Regenschauer, sondern es regnete kräftig und anhaltend. Unter dem Eindruck der Wetterereignisse teilte sich die Gruppe: während der kleinere Teil sich bei einem Stallgebäude unterstellte und nach einer halben Stunde auf der Landstraße nach Pöchlarn marschierte, ging der andere Teil bei strömendem Regen unverzagt weiter auf Wanderwegen über den Osterberg auf Pöchlarn zu. Da die Osterberg-Gruppe eine dezent hinter Gebüsch verborgene Abzweigung verpasste und ein Stück zurückgehen musste sowie durchgehend mit schlammigen Wegen zu kämpfen hatte, erreichten beide Gruppen Pöchlarn fast gleichzeitig und trafen sich bei der Unterquerung der Autobahn wieder.

Im Gänsemarsch ging es auf den Bahnhof Pöchlarn zu und die ersten sahen den REX um 19:30 noch bei der Abfahrt. Damit nicht genug, gab es Komplikationen bei der Verbindung, denn bedingt durch Bauarbeiten fuhren Regionalzüge nur bis Neulengbach. In dieser Situation entschieden sich vier, in St. Pölten in den Railjet umzusteigen und gegen Aufzahlung um 21:30 in Wien zu sein, während die anderen fünf den REX um 20:39 nahmen, der sie ohne Umsteigen bis 22:35 zum Franz Josefs Bahnhof in Wien brachte. Mit dem Wetter konnte man an diesem Tag nicht vollständig zufrieden sein, mit der körperlichen Leistung schon: 14+13km zu Fuß und 11km mit der Draisine ergeben zusammen 38km Muskeleinsatz im Mostviertel.

 

Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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