|
|
Die Wetterprognose war nicht
gerade berauschend, als Frankie, Igo,
Mario, Martin, Mathias, Mick, Roland, Thomas und
Walter um 07:20 die Fahrt mit dem REX
von Wien Westbahnhof nach St. Pölten antraten.
Zwar regnete es nicht, aber der Himmel war grau
in grau, die Temperatur kühl. Nach Umsteigen in
St. Pölten ging es weiter im Regionalzug
Richtung Scheibs. Man musste schon genau wissen,
wo man hin wollte, denn der Halt erfolgte nur
nach Knopfdruck und Stationsdurchsagen gab es
nicht. Das Knopfchen wurde rechtzeitig gedrückt
und in Purgstall (299m) entstiegen die neun Mann
dem Zug um 09:05. Vom Bahnhof ging es zunächst
einmal Richtung Erlauf, dann um den Schlosspark
herum zur nächsten Brücke und wieder zurück
auf die westliche Uferseite, wo der Einstieg zur Erlaufschlucht
angeschrieben war. Zwar hätte auch die östliche
Uferseite mit zwei Aussichtsplattformen
Attraktionen zu bieten gehabt, aber gewiss nicht
den Abenteuerfaktor des Fischersteigs auf der
westlichen Seite. Hier gab es richtige
Kletterstellen mit Seilen zum Hochziehen und die
meiste Zeit ging man unter überhängenden Felsen
mit Efeuvorhängen direkt am Flussufer. Insgesamt
ist die Erlaufschlucht bei Purgstall eine
sehenswerte wildromantische Flusslandschaft. Ein
bisschen wild wegen der Felsen und romantisch
unbedingt, denn auf halbem Weg gibt es eine
"Brücke der Liebe" und am Ende eine
"Romantikbrücke".
Nach dem Ende der Erlaufschlucht war es mit
der Romantik nicht vorbei, aber mit den
Markierungen. In vielen Fällen stand man ratlos
vor einer Wegkreuzung und Igo ging als
Kundschafter voraus, um die Eignung der einen
oder anderen Abzweigung auszuloten. Auf der
Brücke südlich von Mühling wurde die Erlauf
überquert und es ging auf eine bewaldete Anhöhe
zu. Nach dem Aufstieg auf einem Güterweg stand
man am Waldrand vor einem Feld und es gab einen
Wegweiser nach links und nach rechts, beide mit
"Purgstall Nr. 4" beschriftet. Links
entsprach der richtigen Himmelsrichtung, nämlich
Norden. Am Feldrand entlang ging es oberhalb des
Steilabbruchs der Erlauf zum Türkensturz
(331m), wo der Sage nach ein türkischer Reiter
bei der lüsternen Verfolgung einer Jungfrau anno
1683 mitsamt Pferd in den Abgrund gestürzt war.
Weiter ging es an einem Heustadl vorbei und auf
einem Güterweg zu kleinen Fischteichen im Wald.
Dort endete der Weg vor einem umzäunten Gehege
mit einem verschlossenen Tor. Die nächste Etappe
war nun wirklich wild und mäßig romantisch,
denn das Gehege wurde einem Bach folgend weglos
umgangen, einschließlich mehrer Bachquerungen,
ehe die Männer auf Touren über eine steile,
nasse und rutschige Erdböschung aus dem Graben
entkommen konnten und auf einer Wiese neben der
Landesstraße nach Wieselburg landeten.
Bis Wieselburg waren es immer noch 4 Kilometer
zu gehen. Diese wurden nicht auf der Landstraße
zurückgelegt, sondern auf Feldwegen über
Gumprechtsfelden und Grub, was einen Umweg von
einem weiteren Kilometer bedeutete. Die Ankunft
im Brauhaus Wieselburg (269m) erfolgte mit einer
dreiviertel Stunde Verspätung um 12:45.
Eineinhalb Stunden nahm die Einkehr in Anspruch,
dann stand der zweite Abschnitt des
Tagesprogramms bevor, die Draisinenfahrt
auf der 11km langen Strecke von Wieselburg nach
Ruprechtshofen.
Vom Gasthaus war es nicht weit zum Bahnhof des
Mostviertler Schienenradls.
Wegen des Kostenvorteils entschied man sich,
nicht drei Vierer-Wagen mit je drei Mann zu
besetzen, sondern die 9 Mann auf zwei 4er und
einen 2er Wagen zu verteilen. Vor dem Start gab
es eine Einführung in die Bedienung, die nicht
weiter kompliziert war, und in die
Verkehrsregeln, die vorsahen, dass an jeder
Kreuzung der Straßenverkehr Vorrang hatte und
man anhalten und einen Hebel bedienen musste, ehe
man weiterfahren konnte. Just gegen Ende der
Unterweisung begann es zu regnen, und das
kräftig. Nach einer Viertelstunde ließ der
Regen nach und nachdem die Wolken im Westen
lichter wurden, traten die drei Wägen auf
rumpeligen Schienen die Fahrt an. Als erstes
Highlight wurde die Erlauf auf einer alten
Eisenbahnbrücke überquert. Über eine
Gangschaltung verfügten die Draisinen nicht und
auf ebener Strecke brachte einen auch hektisches
Strampeln kaum über Schrittgeschwindigkeit
hinaus. Jedoch begann bald nach der Brücke die
Steigungsstrecke, bei der die Übersetzung ganz
brauchbar war. Um 15:30 wurde der Scheitelpunkt
der Strecke mit der Mittelstation Reisenhof
(300m) erreicht. Das war gutes Timing, da es
genau zu diesem Zeitpunkt wieder zu regnen begann
und man hier von einem Dach geschützt und mit
Getränken versorgt abwarten konnte. Die
Weiterfahrt nach Ruprechtshofen erforderte dann
kaum noch Muskelkraft, da es ein fast
durchgehendes Gefälle gab, aber viel Vorsicht,
denn durch die Nässe zogen die Bremsen sehr
schlecht und man hatte bei den nötigen Stopps an
Kreuzungen einen beträchtlichen Bremsweg
einzukalkulieren. Mit großen Abständen fuhren
die drei Wägen dann in Ruprechtshofen (247m)
ein, wo noch ein kompletter Bahnhof
einschließlich Warteraum und WC im
Originalzustand vorhanden war.
Der ursprünglichen Planung zufolge hätte man
sich nun hier zwischen dem Bus nach St. Pölten
und einem langen Fußmarsch nach Pöchlarn
entscheiden können, doch die Verspätungen
hatten sich zu einer Stunde summiert und der Bus
war weg. Damit entfiel die Entscheidung und es
blieb gar nichts anderes über, als sich zu Fuß
auf den Weg zu machen. Wenigstens sah das Wetter
freundlicher aus und der Weg entlang der Melk war
angenehm zu gehen. Nur bei Lunzen gab es zu einem
Kilometer Asphaltstraße keine Alternative,
danach ging es auf einem netten Fußpfad entlang
der Melk weiter bis zur Brücke nach Mannersdorf
(227m). Hier entspann sich eine Diskussion, ob
die Wegvariante über Zelking oder über Einsiedl
zu bevorzugen sei, die in demokratischer
Abstimmung zu Gunsten Einsiedl entschieden wurde.
Vom Tal der Melk ging es durch Wiesen, Felder und
Wälder wieder empor am Eichberg vorbei nach
Einsiedl (316m). Der Himmel zeigte sich
zweigeteilt in eine blaue und eine graue Hälfte,
doch leider gewann die graue Hälfte Oberhand und
beim Erreichen der Landesstraße vor Einsiedl
begann es zu regnen. Diesmal war es kein kurzer
Regenschauer, sondern es regnete kräftig und
anhaltend. Unter dem Eindruck der
Wetterereignisse teilte sich die Gruppe: während
der kleinere Teil sich bei einem Stallgebäude
unterstellte und nach einer halben Stunde auf der
Landstraße nach Pöchlarn marschierte, ging der
andere Teil bei strömendem Regen unverzagt
weiter auf Wanderwegen über den Osterberg auf
Pöchlarn zu. Da die Osterberg-Gruppe eine dezent
hinter Gebüsch verborgene Abzweigung verpasste
und ein Stück zurückgehen musste sowie
durchgehend mit schlammigen Wegen zu kämpfen
hatte, erreichten beide Gruppen Pöchlarn fast
gleichzeitig und trafen sich bei der Unterquerung
der Autobahn wieder.
Im Gänsemarsch ging es auf den Bahnhof
Pöchlarn zu und die ersten sahen den REX um
19:30 noch bei der Abfahrt. Damit nicht genug,
gab es Komplikationen bei der Verbindung, denn
bedingt durch Bauarbeiten fuhren Regionalzüge
nur bis Neulengbach. In dieser Situation
entschieden sich vier, in St. Pölten in den
Railjet umzusteigen und gegen Aufzahlung um 21:30
in Wien zu sein, während die anderen fünf den
REX um 20:39 nahmen, der sie ohne Umsteigen bis
22:35 zum Franz Josefs Bahnhof in Wien brachte.
Mit dem Wetter konnte man an diesem Tag nicht
vollständig zufrieden sein, mit der
körperlichen Leistung schon: 14+13km zu Fuß und
11km mit der Draisine ergeben zusammen 38km
Muskeleinsatz im Mostviertel.
|
|
|