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Zur Radtour im
nahen Ausland traten Frankie, Kurt, Peter
und Werner an. Die
Anreise erfolgte im REX Carpatia via
Marchegg, Abfahrt 08:20 vom provisorischen
Ostbahnhof. Peter verzog sich zur
Zeitungslektüre in die Komfortabteile, drei Mann
blieben als Wache bei den Fahrrädern. Nach
unzähligen Stopps in Wien verlief die Fahrt
recht zügig und um 09:32 war Bratislava erreicht, der
Ausgangspunkt der Tour. Die Wetterprognose
verhieß einen sonnigen, heißen Tag. Die
vertretenen Drahtesel ergaben ein buntes Bild:
Kurts Mountainbike mit Ledersattel und edlen
Ledergriffen, Werners praktisch fabriksneues
Citybike, Peters wohlerprobtes Tourenrad (mit
leichten Schaltungsproblemen) und Frankies
weißer Bastlerhit.
Der erste Tourenabschnitt bestand
darin, die autobahnähnliche Hauptstraße
Richtung Lamac zu befahren. Glücklicherweise war
der Verkehr nicht dicht und keine Felge fiel den
mörderischen Abflussöffnungen am Straßenrand
zum Opfer. Bei erster Gelegenheit wurde auf
Nebenstraßen ausgewichen, die Rote Brücke
unterquert und das Tal des Baches Vydrica
(Weidritztal) erreicht. Der Charakter der
Umgebung wandelte sich schlagartig in eine Park-
und Freizeitanlage. Unzählige Teiche begleiteten
von nun an den Weg, der durch schönen Laubwald
stetig bergauf führte. Die Straße war für den
allgemeinen Autoverkehr gesperrt und viele
Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer waren
darauf unterwegs. An allen Kreuzungen gab es
Wegweiser und Übersichtskarten. Völlig
problemlos war die Orientierung zwar nicht, da
die ausgewiesenen Namen sich oft nicht mit dem
Kartenmaterial deckten, aber der Name Biely
krí (Weißes Kreuz) tauchte hier wie
dort auf und stellte das nächste Ziel dar.
Die Fahrt aus asphaltierten
Forststraßen führte bergauf und bergab,
großteils aber bergauf. Angenehmerweise war der
Weg oft von Wald beschattet. Biely krí
(ca. 500m) wurde um 11:45 erreicht. Neben einem
weißen Steinkreuz gab es einen Rastplatz, eine
sonnige Wiese und ein Buffet, vor dem eine
disziplinierte Reihe stand, um Bier, Cola und
sonstwas zu beziehen. Nachdem noch reichlich
eigene Vorräte zur Verfügung standen, schloss
sich die Gruppe aus Wien der Reihe nicht an,
taxierte aber aus Distanz die zum Teil durchaus
sehenswerten slowakischen Mountainbiker.
Nach einer viertelstündigen Rast
ging es weiter bergauf, allerdings nicht mehr
lange, denn auf etwa 540m war unterhalb des Vel'ky
Javornik (584m) der Scheitelpunkt der Tour
erreicht. Weiter ging es auf gut asphaltierten
schmalen Straßen abwärts, wobei das Gefälle
nie extrem war und eine flotte Fahrt gestattete.
Die Beschilderung war nicht mehr so gut wie
anfangs, sodass an Kreuzungen einiges
Rätselraten entstand. Alle mehr oder weniger
intuitiv getroffenen Entscheidungen stellten sich
nachträglich als richtig heraus. Die Route
folgte dem Bach Stupavsky p. und nach
kurzer Zwischensteigung dem Lauf des Bachs Suchy
p. an einigen Teichen vorbei hinab zum
Stausee von Lozorno. Dieser Streckenabschnitt
durch ein üppig grünes Tal war einer der
schönsten der Tour. Werner wunderte sich im
Anschluss, dass ihm die Bergabfahrt länger
vorgekommen sei als die Bergauffahrt - was wohl
auch ein Zeichen guter Kondition ist.
Oberhalb des Stausees hatten
Oligarchen ihre Residenzen errichtet, am unteren
Ende gab es einen kleinen Badeplatz mit
geschlossenem Buffet. Ob das Baden überhaupt
erlaubt war, erschloss sich den Österreichern
angesichts der vielen Schilder in slowakischer
Sprache nicht, aber ein paar Slowaken taten es
und Frankie und Werner taten es auch. Das Wasser
des Stausees war angenehm. Unangenehm war die
Beobachtung, wie zwei Männer eine junge Katze im
Kofferraum ihres Autos verstauten, das in der
prallen Sonne geparkt war. Ob das Tier den
Aufenthalt dort überlebte, blieb ungeklärt,
denn die Fahrt führe weiter nach Lozorno.
Inzwischen war es 14:15 und es war ausgemacht,
das erste Gasthaus am Weg aufzusuchen. Das war
aber eine Pizzeria und auf Pizza hatte niemand so
richtig Lust. Ein Café ein Stück weiter lud
auch nicht wirklich zum Verweilen ein, also
führe die Fahrt zum nächsten Ort Zohor. Am Weg
dorthin wurde die Autobahn über- und die
Bahnlinie unterquert und die aus bewaldeten
Hügeln kommende Gruppe macht Bekanntschaft mit
dem heißen Südwind, der wüstensturmartig über
die Ebene zog.
In Zohor gab es ein Lokal mit
Gastgarten. Die Interpretation der Speisekarte
überforderte alle, obwohl Peter über
Grundkenntnisse des Slowakischen verfügte und
die Kellnerin Englisch sprach. An das Experiment
"Enzian" wagte sich niemand. Kurt und
Peter bestellten Pangasius, Frankie einen
unübersetzbaren Fisch, Werner begnügte sich mit
dunklem Bier. Danach gab es Kaffee und eine
Rechnung, die beschied, dass es sich in der
Slowakei immer noch günstig einkehren ließ. Der
Aufbruch erfolgte um 15:40. Drei der im
Fahrradständer geparkten Räder wurden
umgeworfen vorgefunden, wobei Peters Rad einen
Schaden am Griff der Gangschaltung davongetragen
hatte, was sich später durch häufiges
Herausspringen der Kette unangenehm bemerkbar
machte.
Nun warteten die Mühen der Ebene
auf die Gruppe, um entlang des Flusslaufs der
March die 30 Kilometer bis Bratislava zu
bewältigen. Die Strecke verlief nach Süden,
also genau entgegen des kräftigen, heißen
Winds, großteils in praller Sonne bei
Temperaturen von weit über 30°. Zudem wurde der
Anschluss an den March-Panorama-Radweg verfehlt
und stattdessen eine schlaglochreiche
Nebenstraße benutzt, die wenig attraktiv an
legalen und illegalen Mülldeponien vorbeiführe.
Einen gewissen Trost boten wilde Ringlotten am
Straßenrand. Außerdem ergaben sich zumindest
gelegentlich ein paar schöne Aussichten auf die
Aulandschaft der March.
Ein steiler Felsausläufer wurde
für Burg Devin gehalten und
nicht nur aufgrund von Peters Bemerkung, dass es
dort oben nichts zu sehen gäbe, ohne nähere
Besichtigung passiert. Bei der Hitze hatte
niemand Lust, nach oben zu fahren oder zu gehen.
Als eine halbe Stunde später die wirkliche Burg
Devin erreicht wurde, blieb der Beschluss
bestehen, aber man gönnte sich eine kurze
Trinkpause und genoss von unten den Anblick der
Burg und der Marchmündung, die aufgrund der vom
Südwind getriebenen Wellen den Eindruck
erweckte, als flösse die Donau in die March
hinein. Die letzten 10 Kilometer entlang der
Donau bzw. von Altarmen zogen sich noch und
verliefen gut zur Hälfte auf einer stark
befahrenen Straße. Etwa um 18:15 wurde die
Donaupromenade verlassen und zur Fahrt durch die
Stadt Richtung Bahnhof geschwenkt, was auch
wieder ein Stück bergauf bedeutete. Der Zug um
18:46 war nicht mehr zu erreichen, der nächste
ging erst zwei Stunden später. Ein Restaurant
gleich neben dem Bahnhof bot Gelegenheit, die
Wartezeit bei Tropentemperatur
getränkeschlürfend in Korbsesseln unter
Markisen zu verbringen.
Später als vorgesehen, nämlich
kurz vor 22 Uhr, traf die Radfahrergruppe in Wien
ein. Hier hatte der Wetterumschwung bereits
eingesetzt und die Heimfahrt absolvierten die
Teilnehmer bei stürmischem Westwind und
Temperaturen unter 20°.
Streckenlänge laut Kurts
Fahrradcomputer 75km. Höhendifferenz zwischen
tiefstem und höchsten Punkt netto 400m, brutto
aufgrund zahlreicher Zwischensteigungen erheblich
mehr. Die Strecke war im Bereich der Kleinen
Karpaten sehr schön und gut zu befahren, dem
Flachlandteil bei der Rückfahrt mangelte es
streckenweise etwas an Reizen.
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