mehr Bilder
|
|
Treffpunkt 9.20, Gehzeit 4
Stunden; das lässt auf einen gemütlichen
Alpinspaziergang schließen. So knapp vorbei am
Weg zwischen Mittagessen und Konditorei im
Kurbad. Ganz so wars halt doch nicht. Nachdem
die Frage, ob wir 7 Personen mit 2
Gruppentickets, oder 11 mit 2 oder doch 3
Gruppentickets sind, geklärt war (wir waren 13
und ab Gloggnitz sogar 14), ging es um 9.30 Uhr
zum Zug. Doppelstockwaggon, und wir saßen
natürlich oben, damit uns ja nichts entgeht.
Wobei ich feststellen möchte, dass bei diesen
Wagen die Augenhöhe im "Unterdeck" ein
durchaus interessantes Niveau hat. Eineinhalb
Stunden Fahrt für läppische 80 Kilometer ist ja
nicht unbedingt flott, aber beim Plaudern vergeht
die Zeit doch recht schnell und einmal in
Payerbach waren wir nicht zu halten. Fast in der
Falllinie zogen wir den Berg hinauf. Es war nicht
nur steil, sondern auch heiß, denn der Weg liegt
auf der Sonnenseite und daher bot die
Jubliäums-Aussicht auf dem Geyerstein nach ca. 1
¼ Stunden eine willkommene Gelegenheit zur Rast
und einen prächtigen Rundblick auf Wechsel,
Sonnwendstein, Semmering, Stuhleck, Kampalpe,
Kreuzberg, die Rax und Payerbach-Reichenau. Der
erste Proviant wurde ausgepackt und Flüssigkeit
getankt und dann zogen wir unverdrossen weiter
hinauf zur Bodenwiese.
Nach insgesamt etwa 2 Stunden Gehzeit waren
wir bei der bereits gut besuchten Waldburganger
Hütte und quetschten uns um den letzten leeren
Tisch. Bloß einer fiel einfach flach aus dem
Stand in die Wiese, um ein Stündchen zu ruhen
und von der letzten Nacht zu träumen. Alle
anderen studierten und kommentierten das
Speisenangebot, um dann den Wirt so zu verwirren,
dass er nach 4 Bestellungen gleich abzog und das
Feld seiner jüngeren Kollegin überließ, die
die Sache mit einer gehörigen Portion Schmäh
meisterte.
Nach so Kleinigkeiten wie Schafskäse,
Aufstrichbroten und Suppe zeigten die meisten ihr
wahres Ich. Noch nie habe ich auf einem einzigen
Tisch so viele Portionen Kirschenstrudel gesehen.
Und die Hardcore-Süßen legten noch einen Teller
"Schöberl" nach. Allerdings erst nach
lagen Beratungen, was das sein könnte, und
kontrollierenden Blicken auf die bereits an
anderen Tischen servierten Teller. Laut Auskunft
der Wirtin ist es Palatschinkenteig, dick
eingegossen und dann in der Pfanne so
eingedrückt, dass es aussieht wie aneinander
gehängte Kugeln. Ganz sicher bin ich aber nicht,
denn gekocht hat wer anderer.
Aufessen, Austrinken, Zahlen, den Träumer in
der Wiese wecken und weiter über die herrliche
Bodenwiese mit Blick zum Schneeberg. Praller
Sonnenschein hat uns begleitet und hin und wieder
waren wir für ein Wölkchen durchaus dankbar.
Der Weg durch den Wald zur Pottschacher Hütte
war zwar schön, aber mühsam. Steinig und zum
Teil sehr ausgewaschen und manchmal tückisch
glatt. Daher hat die Mehrzahl der Teilnehmer die
Pottschacher Hütte genützt, um der lokalen
Gastronomie knapp vor der Sperrstunde (17 Uhr)
noch zu unerwarteten Einnahmen zu verhelfen. Der
Weg weiter nach Gasteil war zwar breiter aber
kaum bequemer, was aber noch gar nichts gegen den
Straßenhatscher bis Gloggnitz war.
In Prigglitz fragten wir ein kleines Mädchen
ob es denn den Papa holen könnte. An die Mama
hatte gar keiner gedacht. Der Papa kam dann auch
aus den Tiefen des Hauses hervor und begrüßte
uns mit einem "lauter nette Leute!".
Ja, so was baut halt auf. Bis Gloggnitz wären es
4,5 km und die Straße sei der kürzeste Weg.
Wahrscheinlich kannte er keinen anderen.
Allerdings ist uns leider auch keine wirkliche
Alternative aufgefallen. Und dieser Marsch auf
der Straße war wohl eher mühsam. Da half es
auch nichts, dass wir bei nahezu jeder
Bushaltestelle kontrollierten, wie lange der Bus
gebraucht hätte und mit wie vielen Stopps. 4,5
km bleiben 4,5 km.
Gegen ¾ 7 endlich: der Bahnhof! Wasser
nachfüllen und um 19.03 Uhr war auch der Zug da.
Im Oberdeck verließen wir das südliche
Niederösterreich, von dem ich meine, dass es
durch unsere kurze Anwesenheit durchaus
aufgewertet wurde. Seit unserer Ankunft in
Payerbach-Reichenau waren 8 Stunden vergangen und
wir einigten uns auf etwa 6 Stunden Gehzeit, was
einigen zur Befürchtung Anlass gab, die
Ötscher-Tagesetappen könnten auf 10 Stunden
anwachsen.
Im Zug habe ich noch einiges dazugelernt. Zum
Beispiel wie praktisch ein Handtuch ist und auch
ein zweites Hemd dabei sein sollte und vor allem
was alles in einem noch so kleinen Rucksack Platz
hat. Respekt! Auf Erörterungen zu den Themen
"unfreiwillig geöffnete Pop-ups und die
rechtlichen Konsequenzen" oder "führen
kurze Hosen in einem türkischen Eisanbahnabteil
zum Ausschluss von der Beförderung?" oder
"wie schaue ich jemanden richtig an ohne
eine aufgelegt zu bekommen?" will ich nicht
weiter eingehen.
Die letzten Weckerln wurden noch geteilt und
knapp vor ¼ 9 Uhr abends waren wir in Meidling.
Tschüss und Ciao. SCHÖN WARS !
Rainer
|