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Mit dem Pálava
Gay March beginnt die (bi-, lesbisch-,
schwule-) Gruppe Peky
atd aus Brno
alljährlich die Wandersaison. Der Marsch
hat mittlerweile eine lange Tradition. Er fand am
22. April 1995 zum ersten Mal statt. Pálava
(Palauer Berge) ist ein 83 m² großes
Landschaftsschutzgebiet südlich von Brno unweit
der Grenze zu Österreich und ein beliebtes
Wanderziel in Südmähren.
Mehrmalige Einladungen an die Männer
auf Touren konnten aus terminlichen
Gründen nie wahrgenommen werden, doch diesmal
hat es geklappt.
So fuhren Christian, Frankie, Gernot, Oliver,
Peter, Rainer, Thomas, Thomas, Sigi und Wolfgang
mit dem EC Sobieski (7:33 ab Meidling) nach Breclav,
wo es herrlich nostalgischen Mottenkugelgeruch am
Pissoir um 5 czk gab und Dallmayr Kaffee vom
Automaten. Die Streckenanzeige-Tafeln in den
polnischen EC-Waggons hatten übrigens alle einen
schwarzen Trauerflor aus Coroplast. Weiter mit
einem Regionalzug nach Popice.
Dass die Teilnehmerzahl hoch sein würde,
wussten wir, und dass die Tschechen gerne
wandern, war uns auch bekannt. Doch als unsere
zehnköpfige Mini-Truppe um 10:05
ausstieg, waren wir einer vornehmen Blässe etwas
nahe. Am Bahnsteig erwartete uns eine
Riesenmenge, über deren Größe sich einige
unserer politischen Kandidaten sehr gefreut
hätten. Darunter auch ein lieber Bekannter: Ned
hatte schon einige M.a.T. Wanderungen mitgemacht,
wohnt und arbeitet aber jetzt in Brno. Vladimir
von Peky atd hieß uns
willkommen und erläuterte kurz die Route. Dank
an Honza für die Simultanübersetzung! Beim
Abmarsch um etwa 10:15 zählte Vladimir 87
Teilnehmer/innen und 4 Hunde. Unterwegs kamen
noch einige Teilnehmer dazu, sodass wir
irgendwann mehr als 90 waren. Es sah aus wie eine
lang gezogene Pilgergruppe. Allerdings wird diese
Gruppengröße nur beim Saisonauftakt erreicht.
Bei den übrigen Touren sind etwa gleich viele
Teilnehmer wir bei unseren Unternehmungen.
Die erste Etappe führte eben über Strachotin
und die Brücke über den Nové Mlýny Stausee
nach Dolní Vestonice (ca. 11:15; dort
wurde die Venus von Dolní Vestonice
gefunden, eine fast 30.000 Jahre alte
Keramikfigur). Kurze Rast vor der Kirche zur
Stärkung. Hier traf auch Franz auf uns, der mit
dem Auto angereist war, weil er in Wien den EC
und in Breclav den Anschlusszug knapp verpasst
hatte.
Um 11:30 begann die Bergetappe. Zuerst durch
Felder und an Weingärten entlang und dann in den
Wald. Um 12.05 waren schließlich alle in der
Ruine der Burg Devicky (Maidburg). Wir waren
nicht die einzigen dort, also werden sich wohl
mehr als 100 Personen in der und um der Ruine
getummelt haben. Die Aussicht war spektakulär,
auch wenn wir nicht sehr hoch waren.
Weiter um etwa 12:20 auf den Devin, den
wir nach einer kurzen Rast unterwegs gegen 12:40
erreichten. Mit 550 - 554m (die Angaben
variieren) der höchste Punkt unserer Wanderung.
Die ganze Strecke entlang kamen wir immer wieder
an bizarren und beeindruckenden Kalksteinfelsen
vorbei, die unvermutet auftauchten. Die
Vegetation war der des Wienerwaldes nicht
unähnlich, doch die Adonisröschen und Iris
waren ein Leckerbissen für alle Fotografen.
Um 13:50 waren wir am nördlichen Ortsende von
Klentnice, wo ein Kiosk zu Essen und Trinken
einlud. Und nach einer knappen halben Stunde der
letzte Anstieg zur Burgruine Sirotcí hrádek
(Rosenstein, Rosenburg; an 14:30), die auf 2
Felsen steht. Auch hier gab es wieder
einzigartigen Ausblick, sodass wir uns erst
nach ¼ Stunde trennen konnten.
Die letzte größere Erhebung war der
Stolova hora (Tafelberg, 458m; 15:00) mit
schönem Blick auf Mikulov, das auch das Ziel der
letzten Etappe war, welche wir etwa um 15:00 in
Angriff nahmen. Spätestens um 16:20 waren alle
auf dem schönen Hauptplatz von Mikulov, und zwar
fein verstreut. Die Zeitangaben sind sehr vage,
denn bei 90 Teilnehmern kann es schon gewaltige
Unterschiede geben.
Die Größe der Gruppe ließ, wie Vladimir
schon am Beginn erklärte, keinerlei
Vorreservierung in Lokalen zu, weil die
Kapazitäten nirgends ausreichten. Wir sollten
uns daher individuell verteilen.
Individuell hatten einige von uns wörtlich
genommen. Einige saßen in einem Keller, andere
waren auf einem Turm und noch jemand irgendwo.
Das einander Suchen und aufeinander Warten
schränkte die Möglichkeiten kulinarischer
Hochgenüsse ein. Wie wir allerdings zur
Beruhigung feststellen konnten, taten das die
Speisekarten auch.
Die Abfahrt des Zuges um 18:02 erreichten
zumindest 4 unserer Wiener Gruppe am letzten
Abstauber. Wobei Zug übertrieben ist. 1
Triebwagen und 1 Waggon für locker 150
Personen war knapp. Wir waren ja nicht die
einzige Wandergruppe, wenn auch die mit Abstand
größte. Es mussten ebenso viele Fahrgaste
stehen wie sitzen konnten, aber die Fahrt nach Breclav
dauerte nur 28 Minuten. Die Wanderer aus
Brno hatten früher Anschluss. Alles gute,
Winke-Winke und Danke für die Einladung!.
Unser verspäteter Sobieski fuhr um etwa 19:20 ab
und ungefähr um 20:30 war er in Meidling.
Ein herrlicher Wandertag bei idealem Wetter,
in netter Gesellschaft (Durchschnittsalter ca. 30
Jahre) und mit vielen Endrücken lag hinter
uns.
Ungefähr 5 Stunden reine
Gehzeit und mehr als 20 km, bei
insgesamt 500m erklommener Höhe,
sind auch eine stolze Bilanz. Einige tschechische
Wanderer bewältigten zumindest einen Teil
der Strecke barfuss.
Es entspricht dem internationalen Event eher
nicht, aber trotzdem noch eine kleine Sprücheauswahl:
Warum blinkt das WC-Schild, heißt das,
dass 2 drinnen sind?
- Spargel kann ich mir noch
nicht leisten! Ja, der ist dir mit
deiner Hofratspension zu teuer!
- gibt es in der tschechischen
Buchstaben Suppe auch ein Hatschek?
- Frau Rosenkranz und Herr Gehring
(für spätere Generationen:
Präsidentschaftskandidaten 2010)
- legendäre Stummfilme
- die horrenden Kosten der Hofhaltung
zu Versailles - Schönbrunn
ist vielleicht nicht so grandios, aber man ist in
10 Minuten dort -
die Marchüberschwemmungen und Siedlungen in seit
Jahrhunderten bekannten
Überschwemmungsgebieten
- du weißt gar nicht, dass du
soviel weißt - Brigitte
Bardot zeigte in ihren Filmen nicht einmal die
Brustwarzen und war erotischer als die Nackten
heute - ich
habe gelesen, dass man bei Wanderungen die Schuhe
nicht ausziehen soll, weil sich drinnen ein
Kleinklima bildet, auf das ich nicht näher
eingehen will -
Die Teuflischen mit Simone Signoret
ohne jede Animation und technischen Schnick
Schnack, aber packend vom Anfang bis zum
Schluss - das
Begräbnis von Kaczynski auf dem Wawel-Hügel, wo
doch nur Könige und Nationalhelden liegen,
aber Pilsudski war auch kein Lercherl
- etc.
Rainer
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