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Alfred war schon am Vortag mit
dem Fahrrad quer durch Niederösterreich nach
Böheimkirchen gefahren und hatte dort
übernachtet, Frankie traf kurz nach 10 Uhr am
Bahnhof ein. Die 2-Mann-Truppe wurde durch den
Rüden Shadow verstärkt, der in Alfreds
Anhänger mitfuhr und auf Teilen der Strecke
neben den Radfahrern hertrabte. Dabei zeigte er
große Disziplin und hielt sich immer schön
rechts. Auf Radwegen führte die Fahrt von
Böheimkirchen (247m) schön und angenehm durch
das Michelbachtal nach Süden. Bei Furth wurde
der Bach überquert und in Gwörth (295m) wurde
schon um 11:15 Uhr eine Mittagspause im Gasthof
Kübel eingelegt, da Alfred vom Frühstück mehr
hungrig als satt geworden war. Ein Schnitzerl war
flugs geklopft und in die Pfanne geworfen und um
12:00 ging es weiter Richtung Schöpfl. Es gab
nun zwei Möglichkeiten: die Straße über
Stössing oder eine auf Alfreds Karte
eingezeichnete Radroute über Lanzendorf. In
beiden Fällen war eine Steigung zu erwarten. Auf
der Kreuzung nach Lanzendorf war keine Radroute
angeschrieben und da wenig Verkehr herrschte,
blieb man auf der Straße. Von der Passhöhe beim
Gasthaus "Zur Frischen Luft" (ca. 460m)
war der Schöpfl schon zu sehen. Er sah ziemlich
hoch aus, zumal es davor noch einmal hinunter
ging nach Laaben (347m). Vor dem Gemeindeamt war
eine dreidimensionale Landkarte ausgestellt,
anhand derer man sich den weiteren Verlauf
ungefähr vorstellen konnte.
Nun ging es permanent bergauf. Zunächst auf
der Straße nach Forsthof, dann auf Nebenstraßen
nach Obergrödl (620m). Der Weg, der die
Weiterfahrt Richtung Vorderschöpfl hätte
ermöglichen sollen, war versperrt, vergittert,
das Gelände umzäunt und mit einer Reihe von
Verbotsschildern versehen, einschließlich
"Privatgrund" und "Betreten
verboten". Vorbei der Traum von der bequemen
Auffahrt auf Forststraßen. Als Alternative blieb
ein markierter Wanderweg auf den Schöpfl, der
wie befürchtet nicht fahrradtauglich war. Für
die nächsten 300 Höhenmeter betrieben Alfred
und Frankie den wenig beachteten, im steilen
Gelände aber durchaus anspruchsvollen Sport des
Fahrrad-Schiebens. Der Weg war steil und der
Untergrund bestand aus groben Steinblöcken.
Fahrrad und Anhänger waren zusammen zu schwer
und sperrig, daher musste das Gespann in Tranchen
bergwärts verfrachtet werden. Shadow war
aufgeregt und feuerte die Menschen mit lautem
Gebell an. Auf Risiko wechselten sie auf einen
etwas bequemer erscheinenden, unmarkierten und
auf keiner Karte verzeichneten Karrenweg, der
dann auch promt mitten im Hang endete. Ein Stück
ging es weglos weiter, dann kamen die
Markierungen eines zweiten, westlichen Wanderwegs
in Sicht. Hier half ein sehr netter Wanderer,
indem er das Schieben eines Fahrrads übernahm.
Er sei gerade in Pension gegangen, meinte er, und
stecke jetzt voller überschüssiger Energie.
Um 15:30 war die Wiese am Schöpfl-Kamm
erreicht, von dort war es nur mehr ein Hupfer zur
Schutzhütte (870m). Das
Speiseangebot war um diese Tageszeit nicht mehr
allzu üppig, aber ein gutes Bier bzw. Radler und
ein kleiner Imbiss waren zu haben. Um bei der
Abfahrt nicht ein ähnliches Schicksal zu
erleiden wie bei der Auffahrt, holte Frankie
Informationen vom Hüttenpersonal ein. Die baute
nicht wirklich auf. Von der Benützung der
Forststraßen sei abzuraten, weil die Jäger
wegen der beginnenden Hirschzeit "alle ganz
deppert" seien. Erlaubterweise zu befahren
sei die Hüttenzufahrt, die aber zu weit östlich
in die Straße mündete, oder die offizielle
Mountainbikestrecke, die viel zu weit nach Westen
führte.
Naja. Erst einmal ging es zu Fuß zur
Matraswarte (893m), die eine wirklich tolle
Aussicht bot: Nach Norden zu auf die Ebene des
Donautals, ansonsten auf eine weite
Hügellandschaft und dahinter Berge. Der
Schneeberg trug wie so oft eine Wolkenhaube, auch
der Ötscher war klar zu erkennen. Sodann begann
die Abfahrt auf der steilen Schotterstraße zur
nächsten Wegkreuzung, wo die genannten Varianten
zur Auswahl standen. Eher intuitiv entschieden
sich Alfred und Frankie für eine dritte
Variante, nämlich für den Wanderweg nach St.
Corona. Der führte wenigstens ohne Umwege dort
hin, wo man hin wollte. Mit einem richtigen
Mountainbike wäre der Weg wohl kein Problem
gewesen, mit Alfreds Anhänger und Frankies
Tourenrad war er allerdings nur im Schritttempo
und mit höchster Vorsicht befahrbar. Zwei
Wandergruppen wurden trotzdem überholt, die
zweite an der Kreuzung mit einer Forststraße.
Diese führe, so teilten die Wanderer mit,
geradewegs zum Parkplatz Rastbank an der
Passhöhe. Das war natürlich ideal und diese
Forststraße war auch sehr schön zu fahren, da
sie sanft abfallend zur Straße nach St. Corona
führte und diese an ihrem höchsten Punkt (648m)
traf.
Die Fahrt von der Passhöhe durch St. Corona
und auf der Coronastraße nach Altenmarkt (410m)
war der müheloseste Abschnitt der Tour, da man
für viele Kilometer kaum in die Pedale treten
musste; das Gefälle sorgte für ein ordendliches
Tempo. Ab Altenmarkt stand wieder ein Radweg zur
Verfügung. Der Triesting abwärts folgend war
das Gefälle zwar nicht mehr so merklich,
gestattete aber immer noch ein flottes
Vorwärtskommen durch Weissenbach (erreicht um
18:00) und Pottenstein bis Berndorf (312m). Man
hätte getrost weiterfahren können bis
Leobersdorf, aber die Abkürzung nach Bad Vöslau
über Großau stellte doch eine Versuchung dar.
Leider handelte es sich nicht um eine gemütliche
alte Landstraße, sondern um eine neu ausgebaute,
zum Rasen einladende Autostraße, die mit zäher
Steigung zum Friedhof beim Medauhof (394m)
führte. Rasant bergab zum Buchbach, dann wieder
bergauf und schließlich endgültig bergab mit
schönem Blick auf das Tal vor dem Harzberg in
der Abenddämmerung. Eine parallel laufender
Güterweg lud zum Verlassen der Autostraße ein,
schwenkte aber dann nach links von der Straße
weg. Der restliche Weg durch Gainfarn zum Bahnhof
in Bad Vöslau (276m) wurde intuitiv und mit
Tipps eines radfahrenden Jungen bewältigt. Bei
Ankunft am Bahnhof um 19:45 war es schon ziemlich
dunkel. Der Bahnhof präsentierte sich als
Baustelle und mangels irgendwelcher Informationen
musste man andere Reisende über die nächsten
Verbindungen befragen. Das Verfrachten von 2
Rädern, Anhänger und Hund in den Regionalzug
Richtung Wien gelang wohl nur dank des Umstands,
dass das Mehrzweckabteil genau an der richtigen
Stelle zum Stehen kam.
Die Tour war landschaftlich schön und
konditionell anspruchsvoll. Der Schöpfl stellte
sich per Rad als nicht so einfach zu bezwingen
dar wie gedacht. Eventuelle Nachahmer sollten
Forsthof meiden und eher eine Auffahrt von
Schöpflgitter in Betracht ziehen. Streckenlänge
etwa 70km, Höhendifferenz in Summe 850m, Fahr-
bzw. Schiebezeit abzüglich Pausen etwa 7½
Stunden.
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