Mit dabei:
Erich, Frankie, Rainer und 3 Taschenlampen.Bei
der Semmeringwanderung gab es noch folgende kurze
Diskussion:
was ist eine Nacktwanderung?;
am 16. ist eine
Nachtwanderung!; also keine
Nacktwanderung?; nein eine
Nachtwanderung!; schade, ich dachte,
es wäre eine Nacktwanderung.
Anders wäre es auch kaum gegangen, denn es
war zu kalt um nackt zu gehen und bei höheren
Temperaturen hätten wir vermutlich vorher in
Autan baden müssen. Es hatte ungefähr 13°.
Entweder war es das Wetter, oder die
Enttäuschung, dass in der Nacht nicht nackt
gegangen wurde, war zu groß. Um 21:10 standen
wir drei einsam und allein bei der Endstelle
Neuwaldegg und beschlossen nach kurzer Beratung,
eine stark verkürzte Variante der geplanten
Route zu gehen. Dornbacherstraße und
Neuwaldeggerstraße bis zur Kreuzung mit der
Höhenstraße und dann am südlichen Rand des
Schwarzenbergparks entlang die Schwarzenberg
Allee leicht bergauf. Links von uns plätscherte
der Eckbach. Abgesehen von einem kurzen
Orientierungsblick auf die Tafel mit dem
Lageplan, mussten wir nicht einmal unsere
Taschenlampen aktivieren. Die Schwarzenberg Allee
ist breit und asphaltiert, die Gefahr zu stolpern
daher gering. Am Ende der für den Autoverkehr
gesperrten Straße ging es in großem Bogen
zur Grünbergwiese, wo wir zum ersten Mal den
Mond sahen. Links unten (astronomisch sicher
nicht korrekt) hatte er schon einen Schatten.
Einige Meter weiter schwenkten wir um ¾
10 auf die Tiefauwiese. Eine große und nasse
Wiese, die uns aber herrlichen Blick auf den Mond
gewährte. Es war sternenklar und wir blieben
fast eine Stunde, um die Mondfinsternis und den
Himmel zu beobachten. Von Neustift hörten wir
das Krachen des Feuerwerks zum Kirtag und
Erich sah auch einige Lichtergarben. Frankie
durfte sich etwas wünschen, denn er sah eine
Sternschnuppe und Erich fand dann noch, der Mond
sähe jetzt aus wie ein Glasauge. Später
erkannte er darin eine Haselnuss; der Mond hat
immer schon die Phantasie der Menschen angeregt.
Und zur Krönung zischte dann auch noch eine
Fledermaus über unsere Köpfe.
Um 22:40 rissen wir uns wieder los, denn
unsere Füße begannen nass zu werden. Die
intensive Mondbeobachtung hatte uns für den
nächtlichen Wald zu blind gemacht. Am Rückweg
wurden daher die Taschenlampen
aktiviert. Zuerst über den Hameauweg und
dann eine lang gezogene S-Kurve zur
Kreuzung mit der Höhenstraße. Die restliche
Strecke zur Straßenbahn gingen wir den unteren
Teil der Schwarzenberg Allee. Einmal ist sie von
zwei Obelisken flankiert. Die haben bescheidene
Berühmtheit erlangt, weil der Beamte Josef
Kyselak (1795-1831) seinen Namen mit Ölfarbe auf
ihnen verewigte. Er tat das in ganz Österreich
auf Felsen, Brücken, Mauern, Hauswänden und
Ruinen und wird von manchen euphorisch als
Urvater der Graffiti-Szene gepriesen. Leider habe
ich das erst am Tag nach unserem nächtlichen
Spaziergang in einem Fernsehbericht erfahren, wir
hätten sonst andächtig inne gehalten.
Um ¼ 12 Uhr waren wir wieder bei der
Endstation.
Drei Personen schaffen natürlich nicht die
übliche Themenvielfalt. Ganz abgesehen davon,
dass wir ja vom Naturschauspiel
beeindruckt waren. Und die Nacht animiert auch
weniger zum Quatschen, aber doch:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen
Neumond und Mondfinsternis? (hängt mit der
Schattenseite des Mondes zusammen, ja ich weiß,
das wussten alle!); b.o.b. : ONE
= 5:0 du musst den Anbieter wechseln;
leider kann man nicht in der Wiese liegen; die 70
m² Regel für Nichtraucherzonen und die
Auswirkungen auf die Gastronomie; wann kommt
wieder ein richtig heißer Sommer; schade, dass
Peter nicht dabei ist, er hätte den Abmarsch mit
was, du willst jetzt wirklich gehen?
gewürzt.
Reine Gehzeit ca. 1 ¼ Stunden; die
überwundene Höhe von ca. 40 m wollte ich
eigentlich schamhaft verschweigen, doch man kann
nicht immer alpin unterwegs sein. Dem bedeutenden
Ereignis entsprechend, habe ich mir wieder einmal
den Pulsmesser umgeschnürt und darf von ca. 720
verbrauchten Kcal berichten. Man kann also
durchaus auch in der Nacht sportliche Leistungen
erbringen. Nur falls das einigen noch nicht klar
war.
Rainer
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