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Das ehrgeizige Vorhaben
(inspiriert von einem Tourenbericht auf Bergnews.com), sieben Berge
in Serie zu absolvieren, erforderte in Verbindung
mit der kurzen Tageslänge einen frühen
Aufbruch. 15 mehr oder weniger ausgeschlafene
Tourenmänner stiegen in Westbahnhof, Penzing und
Hütteldorf in den Regionalzug Wien - St. Pölten
ein und trotz blockierender Tür gelang es ihnen,
den Zug in Pressbaum um 08:10 zu verlassen. Bei
Nebel am Bahnsteig standen nun Alois, Frankie,
Helmut mit Emmi, Igo, Joachim, Martin, Max,
Oliver, Peter, Roland, Roland, Thomas, Thomas,
Wolfgang und Wolfgang. Der Weg führte erst
durch einen Teil des Orts, unter der
Autobahnbrücke hindurch und links vom kleinen
Pfalzberg bergauf. Dort lichtete sich der Nebel
und Sonne und blauer Himmel kamen zum Vorschein.
Der leichte Föhn bescherte angenehme
Temperaturen, zum Wandern genau ideal.
Durch Buchen- und Mischwälder führte der Weg
gemächlich ansteigend in die Höhe. Der Große
Pfalzberg wurde am markierten Wanderweg unterhalb
des Gipfels (504m) überschritten, ähnlich wurde
mit dem Kaiserbrunnberg (576m) verfahren, hier
allerdings mit dem guten Grund, das Kaiserbründl
zu besichtigen - die Wienflussquelle, an der
Kaiserin Sissi sich anno 1882 erfrischte und
deren Wasser sie so sehr schätzte, dass sie es
sich für die Zubereitung ihres Kaffees ins
Schloss liefern ließ. Ganz so beeindruckt waren
die Männer auf Touren von dem tröpfelnden
Rinnsal nicht, das Gespräch kam auf
Prostatavorsorge (laut Gesundheitsministerium
mindestens drei Orgasmen pro Woche) und auf die
Verbesserung der Wiener Wasserversorgung durch
den Bau der beiden Hochquellwasserleitungen (1873
und 1910).
Während die einen noch gar nicht realisiert
hatten, dass zwei der versprochenen sieben Berge
schon abgehakt waren ("Ich habe gar keinen
Berg gesehen..."), ging es schon wieder
bergab der gelben Markierung entlang auf Agsbach
zu. Nach einem Abschnitt durch düsteren
Fichtenwald wurde der Weg zum schmalen Pfad
inmitten von Strauchwerk und Jungwald. Hier kam
wieder mehr Sonne durch. Nach einem Balanceakt
über eine umgestürzte Buche wechselte die
Gruppe auf die etwas bequemere Forststraße, die
durch ein hübsches Tal mit ein paar Häusern,
Schafweiden und Pferdekoppeln führte. Um die
Straßenpassage in Agsbach zu verkürzen, wurde
ein seit Jahrzehnten nicht mehr begangener
Waldweg benutzt, der sich nach hundert Metern im
Nichts verlor. Durch lichten Wald gelangten die
Wanderer trotzdem problemlos zu einer Wiese und
zum rot markierten Wanderweg vom Jochgrabenberg.
Der Weiterweg beinhaltete in paar
Morastpassagen, ein Brombeerdickicht, eine Treppe
und eine mit Steinen ausgelegte Bachfurt, um das
Abenteuerprogramm abzurunden. Nach einem kurzen
Straßenstück von 100m ging es zunächst rot
markiert, dann unmarkiert durch alte
Waldschneisen (Forststraßen oder alte
Militäranlagen?) empor zum höchsten der Berge
auf der Route, dem Steinplattl (649m). Oben gab
es diesmal ein Gipfelkreuz, wenn auch eines von
der eher niedlichen Sorte. Durch den Umstand,
dass die Bäume ihr Laub verloren hatten, ließ
sich auch eine Spur von Aussicht erahnen. Es war
11:45 und höchste Zeit für eine Jausenpause.
Durch alten Buchenwald ging es bergab und ein
wenig bergauf zum Hengstl (619m), der wiederum
über ein Gipfelkreuz mitten im Wald verfügt. Am
Weg zwischen den beiden Gipfeln kam kurz das Ziel
in Sicht, nämlich Hochrotherd mit Wiesen und dem
markanten Sender.
Weiter bergauf und bergab am Kamm entlang. Der
dicke Laubteppich am Boden war tückisch, da man
jederzeit über darunter liegende Steine stolpern
oder mit schmatzendem Geräusch in einer der
zahlreichen Schlammpfützen versinken konnte.
Eine quer über den Weg liegende Riesenbuche
gehörte auch zum Hindernisparcour. Sie wurde
entweder umgangen ("Hier ist alles
stachelig!") oder überklettert ("Kann
ich diesem Ast trauen?"). Ein
entgegenkommender Wanderer mit nacktem
Oberkörper konnte bei einer Novemberwanderung
zwar nicht unbedingt als erwartbar gelten,
brachte aber auch niemanden aus der Fassung.
Joachim und Peter führten eine tiefschürfenden
Diskussion, die an der Abzweigung nach
Kleinhöniggraben zu dem Ergebnis führte, dass
Sex im Kopf stattfindet, aber auch in die Hosen
gehen kann.
Die Abzweigung wurde links liegen gelassen und
es ging nun wieder unmarkiert hoch. Der nächste
Berg 578m ("Nein, nicht schon wieder
hinauf!") war namenlos und zählte daher
nicht zur Bergwertung, obwohl er höher war als
die folgenden Drei Berge (555m), die aufgrund des
Namens gleich dreifach zählten. Somit waren die
sieben Berge absolviert und es ging nur noch um
die Frage, wie lange es noch bis zum Gasthaus
dauern würde. Während von 8:30 bis 13:30 die
Sonne geschienen hatte, zog nun Hochnebel auf.
Das sorgte für eindrucksvolle Wechselspiele des
Lichts.
Um 14:15 fiel die Truppe in Hochrotherd in das
Gasthaus zur schönen Aussicht
ein. Gerade zur richtigen Zeit, denn die
Mittagsgäste begannen sich zu verflüchtigen und
nachdem die Getränkebestellung noch auf zwei
getrennten Tischen vorgenommen werden musste,
wurde bald der große Tisch in der Saalmitte
frei, der dank Intervention von Thomas auch mit
neuen Tischtüchern versehen wurde. Der Betrieb
im Gasthaus Schöny war gut organisiert und jeder
Wunsch wurde unverzüglich und zur vollsten
Zufriedenheit erfüllt.
Im Busfahrplan klaffte eine Lücke zwischen
15:06 (nur mit viel Stress zu erreichen) und
17:06 (gar zu lange). Die Möglichkeit, weitere
zwei Stunden bis nach Pressbaum zu wandern, wurde
mit wenig Enthusiasmus aufgenommen. Als
Alternative kam der Vorschlag, nach Breitenfurt
zu gehen, von wo aus die Busse häufiger
verkehrten. Das war zwar ein eher unangenehmer
Straßenhatscher, aber nach knapp zwei Kilometern
wurde bereits der wartende Bus gesichtet. Unter
der Bedingung, leise zu sein (er hatte nämlich
noch Pause und las Zeitung), ließ der Fahrer die
Männer vor der Abfahrt um 16:32 auch einsteigen.
Um den Fahrer in der Pause nicht zu stören,
erfolgte die Beratung über den Fahrpreis
zunächst intern ("Wir müssen alle nach
Kalksburg!" - "So viel haben wir ja gar
nicht getrunken!") und das Ergebnis erwies
sich später als richtig (halbe Fahrt bis
Stadtgrenze und Kernzone nach Bedarf). In Liesing
gab es bequemen Anschluss und um 17:13 fuhren
Thomas und Thomas nach Süden weiter, der Rest
mit kleiner Verspätung in Richtung Wien.
Der Kaiserstein in Hochrotherd blieb ein
weiteres Mal unbesichtigt, was als Auftrag für
die Tourenplanung der nächsten Jahre gelten
kann.
Als Expedition ins Reich der Märchen hat die
Tour unschlüssige Ergebnisse erbracht. Weder die
sieben Zwerge noch Schneewittchen konnten hinter
den sieben Bergen gefunden werden, jedoch
phantastische Wälder, traumhaftes Wetter und
gutes Essen. Als Folge der morastigen Wege zogen
die Männer auf Touren von Hochrotherd bis zur
Wohnungstür eine Spur von Schlammbatzen und
Erdkrümel; alle waren reif für eine Dusche und
Emmi war insgesamt ein Fall für die Badewanne.
Gemäß Joachims GPS-Track
wurden 17.7 Kilometer Wegstrcke, 729 Höhenmeter
bergauf und 589 bergab zurückgelegt. Die Gehzeit
(abzüglich Pausen) betrug etwa 6 Stunden.
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