Männer auf Touren

 
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Sonntag, 14. November 2010

Sieben Berge
Pressbaum - Pfalzberg - Kaiserbrunnberg - Agsbach - Steinplattl - Hengstlberg - Drei Berge - Hochrotherd - Breitenfurt

  Das ehrgeizige Vorhaben (inspiriert von einem Tourenbericht auf Bergnews.com), sieben Berge in Serie zu absolvieren, erforderte in Verbindung mit der kurzen Tageslänge einen frühen Aufbruch. 15 mehr oder weniger ausgeschlafene Tourenmänner stiegen in Westbahnhof, Penzing und Hütteldorf in den Regionalzug Wien - St. Pölten ein und trotz blockierender Tür gelang es ihnen, den Zug in Pressbaum um 08:10 zu verlassen. Bei Nebel am Bahnsteig standen nun Alois, Frankie, Helmut mit Emmi, Igo, Joachim, Martin, Max, Oliver, Peter, Roland, Roland, Thomas, Thomas, Wolfgang und Wolfgang.

Der Weg führte erst durch einen Teil des Orts, unter der Autobahnbrücke hindurch und links vom kleinen Pfalzberg bergauf. Dort lichtete sich der Nebel und Sonne und blauer Himmel kamen zum Vorschein. Der leichte Föhn bescherte angenehme Temperaturen, zum Wandern genau ideal.

Durch Buchen- und Mischwälder führte der Weg gemächlich ansteigend in die Höhe. Der Große Pfalzberg wurde am markierten Wanderweg unterhalb des Gipfels (504m) überschritten, ähnlich wurde mit dem Kaiserbrunnberg (576m) verfahren, hier allerdings mit dem guten Grund, das Kaiserbründl zu besichtigen - die Wienflussquelle, an der Kaiserin Sissi sich anno 1882 erfrischte und deren Wasser sie so sehr schätzte, dass sie es sich für die Zubereitung ihres Kaffees ins Schloss liefern ließ. Ganz so beeindruckt waren die Männer auf Touren von dem tröpfelnden Rinnsal nicht, das Gespräch kam auf Prostatavorsorge (laut Gesundheitsministerium mindestens drei Orgasmen pro Woche) und auf die Verbesserung der Wiener Wasserversorgung durch den Bau der beiden Hochquellwasserleitungen (1873 und 1910).

Während die einen noch gar nicht realisiert hatten, dass zwei der versprochenen sieben Berge schon abgehakt waren ("Ich habe gar keinen Berg gesehen..."), ging es schon wieder bergab der gelben Markierung entlang auf Agsbach zu. Nach einem Abschnitt durch düsteren Fichtenwald wurde der Weg zum schmalen Pfad inmitten von Strauchwerk und Jungwald. Hier kam wieder mehr Sonne durch. Nach einem Balanceakt über eine umgestürzte Buche wechselte die Gruppe auf die etwas bequemere Forststraße, die durch ein hübsches Tal mit ein paar Häusern, Schafweiden und Pferdekoppeln führte. Um die Straßenpassage in Agsbach zu verkürzen, wurde ein seit Jahrzehnten nicht mehr begangener Waldweg benutzt, der sich nach hundert Metern im Nichts verlor. Durch lichten Wald gelangten die Wanderer trotzdem problemlos zu einer Wiese und zum rot markierten Wanderweg vom Jochgrabenberg.

Der Weiterweg beinhaltete in paar Morastpassagen, ein Brombeerdickicht, eine Treppe und eine mit Steinen ausgelegte Bachfurt, um das Abenteuerprogramm abzurunden. Nach einem kurzen Straßenstück von 100m ging es zunächst rot markiert, dann unmarkiert durch alte Waldschneisen (Forststraßen oder alte Militäranlagen?) empor zum höchsten der Berge auf der Route, dem Steinplattl (649m). Oben gab es diesmal ein Gipfelkreuz, wenn auch eines von der eher niedlichen Sorte. Durch den Umstand, dass die Bäume ihr Laub verloren hatten, ließ sich auch eine Spur von Aussicht erahnen. Es war 11:45 und höchste Zeit für eine Jausenpause.

Durch alten Buchenwald ging es bergab und ein wenig bergauf zum Hengstl (619m), der wiederum über ein Gipfelkreuz mitten im Wald verfügt. Am Weg zwischen den beiden Gipfeln kam kurz das Ziel in Sicht, nämlich Hochrotherd mit Wiesen und dem markanten Sender.

Weiter bergauf und bergab am Kamm entlang. Der dicke Laubteppich am Boden war tückisch, da man jederzeit über darunter liegende Steine stolpern oder mit schmatzendem Geräusch in einer der zahlreichen Schlammpfützen versinken konnte. Eine quer über den Weg liegende Riesenbuche gehörte auch zum Hindernisparcour. Sie wurde entweder umgangen ("Hier ist alles stachelig!") oder überklettert ("Kann ich diesem Ast trauen?"). Ein entgegenkommender Wanderer mit nacktem Oberkörper konnte bei einer Novemberwanderung zwar nicht unbedingt als erwartbar gelten, brachte aber auch niemanden aus der Fassung. Joachim und Peter führten eine tiefschürfenden Diskussion, die an der Abzweigung nach Kleinhöniggraben zu dem Ergebnis führte, dass Sex im Kopf stattfindet, aber auch in die Hosen gehen kann.

Die Abzweigung wurde links liegen gelassen und es ging nun wieder unmarkiert hoch. Der nächste Berg 578m ("Nein, nicht schon wieder hinauf!") war namenlos und zählte daher nicht zur Bergwertung, obwohl er höher war als die folgenden Drei Berge (555m), die aufgrund des Namens gleich dreifach zählten. Somit waren die sieben Berge absolviert und es ging nur noch um die Frage, wie lange es noch bis zum Gasthaus dauern würde. Während von 8:30 bis 13:30 die Sonne geschienen hatte, zog nun Hochnebel auf. Das sorgte für eindrucksvolle Wechselspiele des Lichts.

Um 14:15 fiel die Truppe in Hochrotherd in das Gasthaus zur schönen Aussicht ein. Gerade zur richtigen Zeit, denn die Mittagsgäste begannen sich zu verflüchtigen und nachdem die Getränkebestellung noch auf zwei getrennten Tischen vorgenommen werden musste, wurde bald der große Tisch in der Saalmitte frei, der dank Intervention von Thomas auch mit neuen Tischtüchern versehen wurde. Der Betrieb im Gasthaus Schöny war gut organisiert und jeder Wunsch wurde unverzüglich und zur vollsten Zufriedenheit erfüllt.

Im Busfahrplan klaffte eine Lücke zwischen 15:06 (nur mit viel Stress zu erreichen) und 17:06 (gar zu lange). Die Möglichkeit, weitere zwei Stunden bis nach Pressbaum zu wandern, wurde mit wenig Enthusiasmus aufgenommen. Als Alternative kam der Vorschlag, nach Breitenfurt zu gehen, von wo aus die Busse häufiger verkehrten. Das war zwar ein eher unangenehmer Straßenhatscher, aber nach knapp zwei Kilometern wurde bereits der wartende Bus gesichtet. Unter der Bedingung, leise zu sein (er hatte nämlich noch Pause und las Zeitung), ließ der Fahrer die Männer vor der Abfahrt um 16:32 auch einsteigen. Um den Fahrer in der Pause nicht zu stören, erfolgte die Beratung über den Fahrpreis zunächst intern ("Wir müssen alle nach Kalksburg!" - "So viel haben wir ja gar nicht getrunken!") und das Ergebnis erwies sich später als richtig (halbe Fahrt bis Stadtgrenze und Kernzone nach Bedarf). In Liesing gab es bequemen Anschluss und um 17:13 fuhren Thomas und Thomas nach Süden weiter, der Rest mit kleiner Verspätung in Richtung Wien.

Der Kaiserstein in Hochrotherd blieb ein weiteres Mal unbesichtigt, was als Auftrag für die Tourenplanung der nächsten Jahre gelten kann.

Als Expedition ins Reich der Märchen hat die Tour unschlüssige Ergebnisse erbracht. Weder die sieben Zwerge noch Schneewittchen konnten hinter den sieben Bergen gefunden werden, jedoch phantastische Wälder, traumhaftes Wetter und gutes Essen. Als Folge der morastigen Wege zogen die Männer auf Touren von Hochrotherd bis zur Wohnungstür eine Spur von Schlammbatzen und Erdkrümel; alle waren reif für eine Dusche und Emmi war insgesamt ein Fall für die Badewanne.

Gemäß Joachims GPS-Track wurden 17.7 Kilometer Wegstrcke, 729 Höhenmeter bergauf und 589 bergab zurückgelegt. Die Gehzeit (abzüglich Pausen) betrug etwa 6 Stunden.


Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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