Männer auf Touren

 
Home   Programm   Chronik   Bilder   Links

Sonntag 14. - Montag 15. August 2011

Hochschwab
Seewiesen - Voisthalerhütte - Jägermayersteig - Ochsenreichkar - Schiestlhaus - Hochschwab -
Graf Meran Steig - Voisthalerhütte - Ochsensteig - Fölzalm - Fölzklamm - Aflenz

  Nicht frei von Komplikationen gestalteten sich die Tourenvorbereitungen. Da das Schiestlhaus am Hochschwab zu den begehrtesten Schutzhütten Österreichs zählt, erfolgte die Reservierung schon im Mai. Von da an bis zum Tag vor der Abfahrt war die Liste der Teilnehmer in ständigem Fluss. Acht meldeten sich an, vier meldeten sich ab, neun meldeten sich dazu und zwei reservierten ihren Schlafplatz auf eigene Faust. Der Bus, der die Gruppe von Tragöss-Oberort nach Bruck an der Mur hätte bringen sollen, hörte im Online-Routenplaner der ÖBB plötzlich zu existieren auf - und damit auch die geplante Route. Die Wetterprognose war für Sonntag akzeptabel, für Montag aber schlecht, mit Gewittern und intensivem Regen. Uneinigkeit herrschte unter den Wetterfröschen nur in der Frage, ob der Regen schon am Morgen oder erst zu Mittag einsetzen würde. Auch die Anreise verlief nicht ohne Komplikationen, denn während neun um 06:02 mit dem IC von Wien Meidling abfuhren und drei in Kapfenberg dazustießen, versäumten drei den Zug in Wien und kamen mit dem nächsten Zug nach, wobei ein Taxi sie bis zum Parkplatz im Seetal (942m) brachte, sodass sie die Hauptgruppe schon um etwa 10 Uhr einholen konnten.

Nun war aber Schluss mit Komplikationen und es wurde gewandert. Die Gruppe war 15 Mann stark, nämlich Alfred, Christian, Frankie, Günther, Helmut, Herbert, Igo, Jochen, Karl, Matthias, Oliver, Roland, Ronny, Tony und Werner, begleitet von den Hunden Emmi und Shadow. Das Wetter wurde immer freundlicher, denn der Hochnebel lichtete sich und gab den Blick auf imposante Felswände und Gipfel frei, die Geschirrmauer zur Linken, die Böse Mauer zur Rechten. Der steiler werdende Weg führte im tief eingeschnittenen Tal der Unteren Dullwitz empor zur Voisthalerhütte (1654m), sehr schön gelegen oberhalb eines Kessels und unterhalb steiler Felswände. Hier wurde eine knapp einstündige Rast eingelegt, um sich für den weiteren Aufstieg zu stärken.

Wenn eine Gruppe von 15 Personen sich nach einer Rast wieder in Bewegung setzt, machen sich unterschiedliche Zeitbedürfnisse bemerkbar, denn während die einen noch kaum das Teller geleert haben, scharren die anderen schon abmarschbereit mit den Wanderschuhen. So kam es, dass bereits der Aufbruch von der Hütte um 13:10 im gedehnten Gänsemarsch erfolgte und Günther, Helmut, Karl und Werner übersahen, dass die Hauptgruppe Richtung Jägermayersteig und Ochsenreichkar abzweigte. An sich kein Problem, denn beide Wegen führen zum Schiestlhaus.

Diese Variante des Aufstiegs war beschlossen worden, da man gut in der Zeit lag und der Umweg als lohnend galt. Das war er tatsächlich, denn er führte durch eine schöne alpine Berglandschaft mit vielen Dolinen, Latschen und Wiesen um den Wetterkogel herum zum westlichen Ende der Aflenzer Staritzen. Die vielen Zwischenhöhen bereicherten den Aufstieg auch um einige Höhenmeter. Nach Besichtigung einer trockenen Quelle und Begegnung mit einer 10köpfigen Frauengruppe unter Führung eines älteren Herren wurde das Ochsenreichkar beschritten und in teilweise zäher Steigung um 16:20 das Schiestlhaus (2158m) erreicht. Die vier Vermissten, die den Graf Meran Steig gegangen waren, waren schon früher dort.

Das Schiestlhaus machte einen guten Eindruck: zweckmäßig, hell und freundlich, mit komfortablen Zimmern und Lagern ausgestattet und von einer netten Hüttenmannschaft betreut. Vom Eindruck her mehr Alternativpub als klassische Berghütte, auch die Auswahl der Hintergrundmusik betreffend, was von manchen als durchaus wohltuend empfunden wurde. Im Detail offenbarte der Aufenthalt auch ein paar Mängel, denn WC-Anlagen und Waschräume waren zu knapp ausgelegt und die Hüttenmann- bzw. -frauschaft wirkte bei der Abwicklung des Betriebs ein wenig umständlich. Zur Entschuldigung sei freilich auch bemerkt, dass das Schiestlhaus unter Zuhilfenahme der Notquartiere im Gastraum ziemlich überbelegt war.

Ein Drink auf der Terrasse mit Blick auf den nahen Hochschwabgipfel im warmen Sonnenschein war jedenfalls besonderer Genuss. Mit Erleichterung wurde die Auskunft vernommen, dass die Schlechtwetterfront am Montag sich einen halben Tag verspäten dürfte und bis Mittag mit guten Bedingungen zu rechnen sei. Der etwa halbstündig Aufstieg zum Gipfel wurde noch vor dem Abendessen absolviert. Nur Shadow beschloss, für heute genug vom Berg zu haben, daher blieb auch Alfred unten, gab den Aufsteigern aber ein Flascherl Kräuterschnaps aus DDR-Produktion zur Stärkung mit.

Am Gipfel war es wider Erwarten fast windstill und im Sonnenschein warm. Die Fernsicht war nicht brilliant, ausreichend aber für einen schönen Blick auf Ötscher, Göller, Schneealpe, Rax und Schneeberg. Nur geraten werden konnte die Silhouette des Dachstein. Zur Gipfelfeier hatte Ronny zwei Flaschen Rotkäppchensekt eingepackt und auf 2277 Meter Höhe geschleppt. Danach gab es Alfreds Kräuterschnaps, das obligatorische Gipfelfoto, Jochen dichtete einen schönen Gipfelbucheintrag und beschwingt wurde der Rückweg zum Schiestlhaus angetreten.

Während die Sonne unterging, gab es Abendessen. Zur Auswahl standen Lammragout mit Rosmarinkartoffen, zwei Nudelgerichte, Steirisches Ritschert, und verschiedene Suppen und Nachspeisen. Mit Qualität und Menge waren alle zufrieden, die Abwicklung der Bestellung dauerte mehr oder weniger lang und wurde gespannt und mit knurrendem Magen verfolgt. Unterdessen wurde es draußen Nacht und ein heller Vollmond stieg empor. Vielleicht zusammenhängend damit konnten seltsame Beobachtungen gemacht werden, etwa vier Leute, die lachend und kreischend Menschärgeredichnicht spielten, zum Weinen auf die Terrasse gingen und danach weiterspielten. Nicht nur zum Weinen und Rauchen war die Terrasse beliebt, denn der Blick in die Berglandschaft bei Vollmond war immer wieder überwältigend. Am westlichen Horizont ballte sich eine Wolkenbank zusammen, aus der gelegentlich Blitze leuchteten.

Nach einer im Großen und Ganzen guten Nacht ("Ich habe dich gar nicht kommen gehört") erhob sich die Gruppe zwischen 06:00 und 06:15 aus den Federn und versammelte sich zum Frühstück. Gebannt wie im Theater wurde auf das Heben des Vorhangs vor der Theke gewartet, die Abfertigung der langen Warteschlange war dann freilich nichts für schwache Nerven und ein paar verzichteten auf Bestellungen und verzehrten Mitgebrachtes.

Hatte sich der Himmel in der Früh noch strahlend blau präsentiert, zog während des Frühstücks eine Wolkendecke auf. Der Abmarsch erfolgte zwischen 07:50 und 08:00 mit dem gewohnten Phänomen der Früh- und Spätstarter im gedehnten Gänsemarsch. Emmis Pfoten mussten bandagiert werden, da sie von den spitzen Steinen arg mitgenommen waren.

Der Plan bestand darin, in Hinblick auf die unsichere Wetterentwicklung rasch in tiefere Gebiete abzusteigen, möglichst nicht den gleichen Weg wie beim Aufstieg zu gehen und zu einem Ort mit Busverbindung zu gelangen. Diesen Anforderungen entsprach die Route über die Fölzalm nach Aflenz. Bei kühlem Wind und wolkenverhangenem Himmel ging es über den Graf Meran Steig zunächst zur Voisthalerhütte, wobei unterwegs viele Gämsen und Murmeltiere zu beobachten waren. In der Voisthalerhütte gab es um 09:45 ein zweites Frühstück und der Wirt wurde zum Weiterweg befragt. Die Auskunft klang ermutigend: in etwa zweieinhalb Stunden sei man unten im Tal. Abmarsch eine halbe Stunde später über den Ochsensteig, der sehr schön am Fuß einer fast senkrechten Felswand zum Fölzsattel führte. Weiter durch ein schönes Hochtal zwischen mächtigen Felswänden zur Fölzalm (1484m), bei der es eine aufdringliche Kuhherde abzuwehren galt. Seit der Voisthalerhütte war kaum eine Stunde vergangen, daher erforderte es eine Beratung, ob der Versuchung einer weiteren Einkehr nachgegeben werden sollte. Die Zeit schien nicht zu drängen, denn der erste Bus fuhr erst um 15:15 und das Wetter sah nicht bedrohlich aus - im Gegenteil, es kam wieder die Sonne hervor. Das sprach alles für eine Einkehr, die auch niemand bereute, denn es gab gutes Essen in traumhafter Bergkulisse. Der Name Fölzalm geht, so die Auskunft der Hüttenwirtin auf Alfreds Frage, auf einen alten Bärtigen namens Fölz zurück.

Um 12 Uhr folgte der weitere Abstieg über einen steilen schotterigen Weg, alles in allem lang, rutschig und mühsam. Naja, es waren eben auch noch 700 Höhenmeter bis zum Tal abzuarbeiten. Emmis Pfotenbandagen mussten mehrmals nachgebessert werden. Am Himmel blieb es wechselnd bewölkt, unterhalb der Baumgrenze wurde es windstill und schwül, im Rücken brauten sich über dem Hochschwab dunkle Wolken zusammen und einmal klang Donnergrollen vom Berg. Der Weg führte hinab zu einem zunächst trockenen, dann seicht gefülltem Bachbett und drei unter mysteriösen Umständen verschwundene Nachzügler gaben hinterher an, sie hätten ein Bad genommen. Nach dem Durchschreiten der Fölzklamm mit einer längs über den Bach gezimmerten Bohlenbrücke folgte noch ein einstündiger Straßenhatscher. Zwar führte er über Nebenstraßen, aber Autofahren scheint die Lieblingsbeschäftigung der Aflenzer an Feiertagen zu sein, denn alle paar Minuten kam ein Auto vorbei. Beim Jagawirt (700m) hätte man die Gruppe gerne in ein ländliches Besäufnis mit Musik integriert, was von Matthias aber mit dem Hinweis abgeschmettert wurde, man hätte einen Termin. Zur Ortsmitte von Aflenz (763m) ging es noch ein wenig empor, die Bushaltestelle war um 15:00 erreicht. Günther und Helmut organisierten sich ein Eis, die anderen brachten ihre müden Glieder im Umfeld der Haltestelle in irgendwelche Ruhestellungen. Der Bus kam pünktlich, fuhr aber verspätet ab, weil die Ausgabe eines Gruppentickets die Fahrerin vor technische Schwierigkeiten stellte. Der heftige Wolkenbruch drei Minuten nach dem Einsteigen jagte den Wanderern einen wohligen Schauer über den Rücken, im Bewusstsein, dem Ungemach knapp entkommen zu sein.

Karl und Werner verabschiedeten sich in Kapfenberg, der Rest fuhr im IC nach Wien. Ganz vorne gab es drei freie Abteile für die Gruppe. Proviantreste wurden aufgeteilt und bald machte sich während der Zugfahrt durch den Regen Müdigkeit breit. Matthias träumt von Gämsen.

Bilanz:
Die Tour war landschaftlich überaus lohnend, konditionell anspruchsvoll, wettermäßig von Glück begleitet und die Stimmung unter den bunt zusammengewürfelten Teilnehmern war gut. Die Gehzeit (längere Pausen abgezogen) betrug am Sonntag 6, am Montag 5½ Stunden. Im Aufstieg wurden etwa 1400, im Abstieg 1600 Höhenmeter bewältigt. Abgesehen von zwei Schürfwunden, einigen Sonnenbränden und Emmis lädierten Pfoten verlief die Tour ohne Probleme. Die ursprünglich geplante Ost-West-Überquerung war sowohl wegen des Wetters wie wegen der Busverbindungen nicht möglich, daher bleibt der westliche Hochschwab als Tourenziel auf der Liste künftiger Vorhaben.


Weitere Fotos im Album von Roland und im Album von Matthias


Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

nach oben