Männer auf Touren

 
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Sonntag 14. Juni 2009

Nationalpark Thayatal
Hardegg - Umlaufberg - Ruine Kaja - Hofern - Retz

  Am Vatertag rollten Alois, Eric, Frankie, Georg, Helmut mit Emmi und Harry, Igo, Josip, Karl, Michael, Peter, Rainer, Roland, Ronny, Thomas, Thomas, Thomas, Tobias, Wayne, Werner, Werner und Wolfgang  gut gekühlt im Oberstock eines Wiesel-Zuges nach Retz. Bei Ankunft um 9:12 warteten noch Michael und Norbert aus Innsbruck.

23 Mann und zwei Hunde hatten eine Stunde bis zur Abfahrt des Busses tot zu schlagen. Der pfiffige Fahrplan trieb uns zum Hauptplatz, wo wir uns gleich einmal  in der Konditorei Elmer fallen ließen. Kaffee, Erfrischungsgetränke und für einige sogar ein spätes Frühstück. Andere machten einen kleinen Stadtrundgang. Es ging hoch her in der Weinstadt. Der „2. Retzer Weinberglauf“ war angesagt und es gab mehrere Leistungsgruppen, darunter auch eine „10km Veltliner-Staffel“, aus der übrigens bei den Männern die Truppe der Retzer Feuerwehr siegreich war. Wir konnten uns der Dramatik kaum entziehen, denn der Platzsprecher war bis aufs Klo zu hören.

Da uns nicht klar war, ob die Bushaltestellen in der Stadt vielleicht wegen Umleitungen ausfielen, gingen wir zur Sicherheit wieder zum Bahnhof zurück. Abfahrt um 10:16 und Frankie löste ein Gruppenticket für alle, denn bei Einzelbezahlung hätten wir den Fahrplan empfindlich gestört. Das hatten wir ja schon einmal in Hütteldorf.

Die gut 20minütige Fahrt ging erst zwischen Weinbergen und Feldern durch Hofern, Niederfladnitz und Merkersdorf,  bevor die Straße in den Wald führte und der Bus sich schließlich eine steile Serpentine mit einzigartigem Blick auf die Burg Hardegg  hinab  schraubte. Hier waren wir schon im Waldviertel.

Nach einem kurzen Aufstieg zur Burg (Privatbesitz) zogen wir gegen 10:45 zur Thaya hinunter. Auf einen Bummel durch die kleinste Stadt Österreichs (1500 Einwohner; 309m) verzichteten wir. Einige gönnten sich dafür einen kurzen Auslandsaufenthalt mit dem Überschreiten der Brücke nach Tschechien. „Vorsicht! Flussmitte ist die Staatsgrenze“. Das hatte früher einen viel dramatischeren Klang. Andere gingen nur aufs Klo und viele taten beides.

Und dann ging es los. Abgesehen vom nicht geplanten Abstecher zum Einsiedlerfels und der großen Schotterbank, führte unser Weg  fast immer knapp über dem Pegel die Thaya entlang. Einmal stieg ein Schwarzstorch hoch und wenn der Steig einige Male bergauf ging, bot sich immer ein beeindruckender Blick auf den Fluss und seine Mäander. Hin und wieder kamen steile Umwege, die bei Hochwasser zu begehen sind, uns aber nicht interessierten. Die Thaya war zahm, das Wetter angenehm und ideal zum Wandern. Trockenrasen, Wald mit Türkenbund, Heide, dann wieder üppige Wiesen, hüfthohe Brennnesseln, keine Gelsen, aber einige wenige Bremsen von der Größe kleiner Modellflugzeuge. Gegenüber auf tschechischer Seite meist felsiger Steilabfall. Zwei tote Mäuse am Weg, eine Schlange und hin und wieder Pfützen mit quatschig aufgeweichtem Boden rundherum. Die einzige Herausforderung. Abgesehen davon, dass wir nie wussten, ob schon jemand vorausgegangen war oder noch fehlte, und die Beschilderung teilweise auf Themenwege beschränkt war, aber fast nie angab, wie man wohin kommt. Aber verirrt haben wir uns diesmal so gut wie nicht, wenn man den Abstecher zum Einsiedlerfels als Überraschungseinlage sieht. Das ging sich gar nicht aus, denn wir wurden immer wieder von Peters Kampfruf „Kinder wir haben noch nicht einmal 10% hinter uns!“ angetrieben.

Die meisten Wanderer, denen wir begegneten, waren aus Tschechien. Verständlich, denn die nächste größere Stadt ist Znaim.

Nach Umrundung des Umlaufberges, knapp nach 13:15 die erste richtige Rast unter einer gewaltigen Eiche mit katholischen Devotionalien. Da fühlten wir uns sofort wohl. Und auf der großen Wiese waren Schafe; abgezäunt und daher nicht lästig. Da bis in die „Zivilisation“ mit keinerlei kulinarischen Angeboten zu rechnen war, machten wir unsere verdiente Mittagspause. Michael aus Tirol hatte nichts mit und vergnügte sich als einziger im Wasser. Seine Versuche andere zu animieren, schlugen fehl. Nach gut einer halben Stunde machten wir uns wieder auf die Beine.

Noch kurz die Thaya entlang (271m) und dann durch den Graben des Kajabaches bergauf zur Ruine Kaja (ca. 380m). Es war 14:45. Man erreichte die Burgruine  über zwei Brücken und konnte sie auch gegen Entgelt  besichtigen. Doch soweit wären wir gar nicht gekommen, denn im Torbogen schwirrte ein unüberhörbarer Wespenschwarm.

Hier verließen wir den Nationalpark und je mehr wir uns vom Fluss entfernten, desto wärmer wurde es, und auf den Forststraßen außerhalb des Waldes war es bereits heiß. Es begann der mühsamere Teil der Wanderung. Aber um 16:45 landeten wir doch in Hofern bei der Bushaltestelle. Da in gut zehn Minuten der letzte Bus nach Retz ging,  nutzten Erik, zwei Thomas, Tobias und einer der beiden Werner nach längerer Erörterung das Angebot. Sie fuhren gleich nach Retz und weiter bis Wien.

Die achtzehn anderen schlossen sich Peters Vorschlag an und fielen in den Gastgarten der Familie Schauaus ein. Nach dem Busproblem einige Sitzprobleme: Tische umstellen oder nicht? Nein! Nicht umgestellt. Frankie und Peter saßen am „Katzentisch“, durften dafür aber wohlwollend ihre Schützlinge beobachten. Trotz letztem Öffnungstag war noch fast alles da. Riesige Brote, Surbraten, Brettljause, Wurst, Blunzn und Presskopf , letztere drei auch sauer u.s.w. Apfelstrudel und dicker Kirsch-Streusel-Kuchen. Die Dreiermischung (je 1 Teil Wein, Mineralwasser und Traubensaft) schmeckte luftig und war heftig. Wir saßen hinterm Haus mit Blick auf ein Rapsfeld.

Um 18:15 Aufbruch zur letzten Etappe nach Retz. Nach der gemütlichen Pause nicht ganz einfach, aber wir waren schnell genug, um knappe 10 Minuten vor Abfahrt des vorletzten Zuges (19:18) nach Wien am Bahnhof einzutrudeln. Rettungswagen vor dem Bahnhof, Bahre auf dem Bahnsteig; jemand hatte das Angebot des vorher angekommenen „Reblaus-Express“ zu ungebremst in Anspruch genommen. Und Helmut, Thomas und die beiden Hunde fehlten auch. Mitten während der Schnell-Diskussion, welche drei Wanderer auf sie bis zum nächsten Zug warten sollten, bogen sie rechtzeitig um die Ecke. Trotz des schon sehr geschafften Harry! Verabschieden von Michael und Thomas, die noch mit dem Auto nach Innsbruck fuhren, hinauf in den 1. Stock und ab nach Wien (an Landstrasse um ca. 20:30).

Keineswegs hochalpin war die Tour mit fast 5 ½ Stunden reiner Gehzeit, doch eine sportliche Leistung, und mehr als 5 Stunden Rucksack schleppen brachte uns dem Waschbrettbauch wieder einiges näher. Schon bei der Ruine Kaja stand auf einem Wegweiser: Retz 12 km. Die von Frankie geschätzten 20 km haben wir sicher auch überschritten. Emmi und Harry waren ebenfalls nicht müßig: sie hatten jede Menge Zecken gesammelt.

Viele haben eine für sie neue Landschaft kennen gelernt und alle von der Themenvielfalt profitiert:

Mit der Niederösterreich Card kann man so oft man will den Reblaus-Express benützen       -   Sockenmuster an den Beinen und die Funktion der Venenklappen    -    die Wittelsbacher   -    Güssing auf dem Weg zur Metropole?   -    wer Palmen mag, sollte nach Tunesien    -    Österreich und die Verleihung seiner Ehrungen    -    die Anwesen der Schönborns    -    die Bauern sperren ihre Seegrundstücke, weil sie anderes zu tun haben, als den Mist einzusammeln    -    die verschiedenen Linien der Khevenhüller und ihre Besitzungen    -    der Buffetwagen im Reblaus-Express spielt alle Stücke    -     die Vorteile eines iPod, wenn die Kapazität der Kamera nicht reicht und wenn einem die Stöpsel nicht im Ohr halten, muss man sich eben einen Ghettoblaster zulegen    -    „da steigt schon wieder eine chinesische Gruppe ein!“ (??? es war eine 5köpfige Familie)    -    „das Streichen der  Golden Gate muss arg sein“ „ja, vor allem immer in derselben Farbe“    -    Essigknödel (saure Wurst ohne Wurst aber mit Knödel)    -    Rubbellose und ihr Wert als private Pensionsvorsorge    -    die Zivilluftfahrt, die Billigflieger und die Networkcarrier    -    wie mühsam es ist, eine Hütte zu bewirtschaften    -    „…und komisch, der hat fast nie Besuch. Naja hab’ ich eigentlich auch nicht!“ „na da habt ihr ja schon was gemeinsam“    -    „hat jemand Nähzeug dabei? Meine Hose ist gerissen!“   -    „Hallo! Grüß Gott! und  Dobrý den!“

Vielleicht sei noch kurz ergänzt, dass Igo, Michi, Rainer, Roland und Ronny den Tag im „Schik“ ausklingen ließen und sich aus unerfindlichen Gründen 45 Minuten lang kaputt gelacht haben. Der Grund war nicht zu eruieren. Die Kurzdiskussion „ihr wart aber noch nie da“ „doch! Ich schon“ kann es nicht gewesen sein. Auch nicht die drei Wodka, auf welche die 3 Väter in der Runde eingeladen wurden,  und auch die erfreuliche Tatsache, dass Michi sein Shirt bis 20cm über den Nabel lüftete, hatte nichts Lächerliches an sich.

Somit ein Klassiker der Art:

Sie lachten sich blöd und krumm
und wissen bis heute nicht warum!

R.


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