Samstag, 13. August 2016
Frankie, Markus, Ralf und
Werner trafen sich in der Westbahn mit
Abfahrt 06:42 von Wien Westbahnhof, während der
Fahrt stellte sich heraus, dass Christian
und Oliver auch im Zug saßen.
In Amstetten kamen Alois und Igo
hinzu, die mit dem IC gefahren waren. Mit 8 Mann
war die Gruppe komplett, sie setzte die Fahrt im
Regionalzug Richtung Selztal fort. In Hieflau um
09:39 wartete schon der Kleinbus, der als Rufbus
fahrplanmäßig auf der Strecke nach
Hinterwildalpen verkehrte - eine praktische und
ökonomische Einrichtung. In rasanter Fahrt ging
es auf der kurvenreichen Strecke nach Wildalpen,
die Scheibenwischer des Busses waren die meiste
Zeit in Bewegung, denn es nieselte. Der Fahrer
meinte jedoch, dass bald die Sonne herauskommen
würde. Er entließ die Passagiere um 10:20 auf
der Winterhöhe (644m).
Etwa zwei Kilometer ging es auf
einer schmalen, asphaltierten Straße aufsteigend
nach Südost, später auf Güterwegen und
Fußpfaden. Der gut markierte Weg war angenehm zu
gehen, da er mäßige Steigung aufwies und durch
schönen Mischwald mit Farnen, Moos und
Heidelbeeren am Waldboden führte. So wurde Höhe
ohne große Anstrengung gewonnen und um 12:00 gab
es am Kreuzpfänder (1194m) eine Mittagspause auf
den dort aufgestellten Rastbänken. Weiter ging
es in ein Gebirgstal hinein, das zur linken Seite
von hohen Bergen beherrscht war. Aus den
tiefliegenden Wolken fiel bisweilen ein feiner
Sprühregen. Der üppige, regennasse Wald und die
gewaltigen Felswände, die nach oben im Nebel
verschwanden, brachten eine fast mystische
Stimmung hervor. Zum Wandern war das Wetter
jedenfalls ideal. Später teilte der Weg sich in
einen Sommerweg und einen Winterweg, die nach
streng kalendarischem Schema zu begehen waren.
Der Sommerweg verlief weiter oben im Hang und
führte an steilen Felsplatten vorbei, die durch
ihre Größe und ihre völlg ebene Oberfläche
beeindruckten. Auch in diesem Bereich war der Weg
nie übermäßig steil, angenehm zu gehen und
reich an schönen Aussichten. Einmal ging das
leichte Nieseln in einen kurzen Regenschauer
über, der nach drei Minuten wieder vorbei war.
Am Schafhalssattel (1557m)
erfolgte der Übertritt auf die Hochfläche und
man gelangte auf eine Alm mit Wiesen und
Latschen. Die Senken erforderten Hüpf- und
Balanzierakte auf Steinen, Wurzeln und
Grasinseln, denn dort stand das Wasser vom Regen
der vergangenen Tage und bestrafte Fehltritte mit
nassen Füßen. Um 15:15 teile sich die Gruppe an
der Abzweigung zum Ebenstein. Alois und Werner
gingen gleich weiter zur Sonnschienalm, die
anderen sechs schlugen den bergwärts führenden
Weg ein. An der nächsten Wegkreuzung konnten sie
ihre Rucksäcke deponieren, denn der Abstiegsweg
führte wieder hierher zurück. Ohne Rucksack zu
gehen, fühlte sich fast wie Schweben an und der
knackige Aufstieg um gute 400 Höhenmeter über
den Kleinen Ebenstein auf den Großen Ebenstein
war in weniger als einer Stunde geschafft. Mit
2123m ist der Ebenstein
der dritthöchste Gipfel des Hochschwab und durch
seine kastenartige Form sehr markant. Die Wolken
lichteten sich unterdessen, sodass man zumindest
zeitweise einen prächtigen Ausblick auf den
östlichen Hochschwab und die Berge im Süden
hatte. Eine absteigende Wandergruppe, der die
Männer auf Touren im Aufstieg begegneten,
erzählte, sie habe 1½ Stunden oben am Gipfel
auf diesen Augenblick gewartet. Abseits der
Wolken war die Fernsicht brilliant. Nur der nahe
Brandstein, obwohl niedriger als der Ebenstein,
blieb im Gipfelbereich beständig in Wolken
gehüllt. Als sich die nächste Wolkenbank
heranschob, machten die Männer sich wieder an
den Abstieg und erreichten nach einer
unschwierigen, teilweise etwas gatschigen
Wanderung um 17:45 die Sonnschienhütte
(1523m).
Zu den 10 schönsten Dingen auf
der Welt gehört es, nach einer anstrengenden
Wanderung auf der Bank vor einer Hütte in der
Abendsonne zu sitzen, die Beine ruhen zu lassen,
den Anblick der Berge und ein gutes Getränk zu
genießen. Genau das taten die Männer auf Touren
nun, ein schmackhaftes Abendessen rundete das
Wohlbefinden ab. Im Gastraum der Hütte hatte
sich ein lustiges und musizierendes Völkchen
eingefunden, aber langsam schlug die Müdigkeit
zu und um 21 Uhr lagen die Männer in den Betten.
Für die Gruppe war ein Seitenflügel des Lagers
mit genau 8 Plätzen reserviert, was natürlich
ideal war, auch wenn akustische Störungen nicht
ganz ausblieben, denn einige Gäste gingen spät
schlafen, während andere schon um 1 Uhr zu einer
Nachtwanderung aufbrachen.
Sonntag, 14. August 2016
Am Programm stand eine Wanderung
über den Zentralbereich des Hochschwabmassivs
zum höchsten Gipfel. Nach einem guten
Frühstück brach die Gruppe um 08:45 auf und
erreichte als ersten Höhepunkt eine ¾ Stunde
später den Sackwiesensee
(1414m), einen malerischen Bergsee. Der See wurde
auf einem Pfad umrundet und an einer Stelle mit
schottrigem Ufer wurde Pause gemacht. Werner und
Ralf sprangen ins kalte Wasser, die anderen
begnügten sich mit Zehenbaden oder Zusehen.
Neben den Männern fühlten sich auch die Kühe
der Sackwiesenalm am See sehr wohl und leisteten
Gesellschaft. Der Weiterweg führte zur
Häuselalm (1526m), wo es eine
Einkehrmöglichkeit gab. Nicht alle wollten davon
Gebrauch machen, daher ging ein Teil vor. Im
weiteren Verlauf teilte sich die Gruppe noch
weiter in Kleingruppen auf, was insofern
unproblematisch war, als das Ziel klar war und es
nur einen einzigen, gut markierten Weg dorthin
gab. Um 12 Uhr gab es eine Mittagspause am Hang
des Häuselbergs mit Blick auf den Zinken, hier
trafen wieder einmal alle zusammen. Ohne
Zeitdruck und bei bestem Wetter konnte man einen
wirklich schönen Tag im Gebirge genießen. Das
nächste Zusammentreffen der 8 Wanderer war bei
der Biwakschachtel (2153m) am Fuß des
Hochschwabgipfels. Der Blick in die Schlucht,
durch die das "G'hackte" führte, war
ehrfurchtgebietend.
Die letzten 100 Höchenmeter
standen noch bevor. Unterwegs wurde ein weißes
Trägerleibchen am Wegrand gefunden. Die Frage,
was man damit machen sollte (liegenlassen oder
zum Schiestlhaus mitnehmen), ob es einem Mann
oder einer Frau gehörte (Schnüffelproben
ergaben darüber keinen verlässlichen
Aufschluss) und was es taugte (rumänischer
Hersteller), beschäftigte die Aufsteiger eine
ganze Weile, Markus nahm es schließlich mit zum
Schiestlhaus. Um 15:10 wurde der Gipfel des Hochschwab
(2153m) erreicht. Bei guter Fernsicht konnte man
die Aussicht genießen, ein Gruppenfoto machen
und Bekanntschaften schließen. So lernte Igo
dort oben einen Kartografen kennen, Ralf einen
gewissen Pawel und seinen Freund, der
Informatiker war. Zum Schiestlhaus
(2156m) war es dann nicht weit und man konnte
einen geruhsamen Spätnachmittag auf der Terrasse
genießen.
Komplikationen gab es bei der
Zimmervergabe. Frankie hatte es bei der
Reservierung so verstanden, dass 2 in einem
2er-Zimmer, 6 in einem 6er-Zimmer untergebracht
wären. Tatsächlich waren 2 in einem größeren
Lager, 6 in einem 7er-Zimmer gebucht. So kam man
auf die Idee, alle 8 in im 7er-Zimmer
unterzubringen, was bedeutete, dass die oberste
Etage des dreigeschossigen Stockbetts mit 4 statt
mit 3 Personen belegt war.
Als Abendessen wurden Ofengemüse
mit Kartoffel, Majoranfleisch, Gemüselaibchen
oder Würstel serviert - die Gemüselaibchen
waren weniger gelungen, alles andere bekam gute
Noten. Um 19:15 machten sich Frankie, Igo, Markus
und Ralf ein zweites Mal auf den Weg zum
Hochschwabgipfel, um die Abendstimmung und den
Sonnenuntergang dort zu genießen, während die
anderen vier Schnapsen spielten. Nach Beratungen
über den morgigen Tag - die Wetterprognose war
nämlich schlecht - gingen alle um 21 Uhr zu
Bett. Die Enge in der obersten Etwage war einer
guten Nachtruhe auf Dauer nicht zuträglich und
irgendwann flüchtete Markus und schlug sein
Nachtlager auf einer Matratze im Keller auf.
Montag, 15. August 2016
Um 6 Uhr waren alle wieder auf
den Beinen, Frühstück gab es aber erst um 7.
Das Verschwinden von Markus löste Rätselraten
über seinen Verbleib aus, bis er mit
verschlafenem Gesicht aus dem Keller auftauchte.
Abstiegsvarianten gab es mehrere: Die Aflenzer
Staritzen nach Seewiesen, wie ursprünglich
geplant, schieden wegen der Wetterexponiertheit
in großer Höhe aus. Der kürzeste Weg über das
G'hackte zum Bodenbauer hatte den Nachteil, dass
der Klettersteig im Abstieg nicht einfach war und
man vom Bodenbauer aus ein Taxi brauchte. Daher
erfolgte um 08:45 der Aufbruch über den
einfachen Graf Meran Steig zur Voisthalerhütte.
Das Wetter sah noch freundlich aus, auch wenn die
Wolken langsam mehr wurden. Murmeltiere waren
keine zu sehen, dafür zeigte sich eine Herde
Steinböcke direkt neben dem Wanderweg, ohne
Scheu vor Menschen. Auf der Terrasse der Voisthalerhütte
(1654m) gab es um 10:15 eine kurze Rast und eine
letzte Beratung über den Weiterweg. Gemäß
Wetterprognose waren Regen und Gewitter um 12 bis
14 Uhr zu erwarten. Der Abstieg über die untere
Dullwitz und das Seetal nach Seewiesen wäre der
kürzeste gewesen, nachdem der erste Bus dort
aber erst um 15:50 gefahren wäre, hätte man
drei bis vier Stunden Wartezeit zu verbringen
gehabt. Daher fiel die Entscheidung zugunsten
Aflenz, wo es einen früheren Bus gab.
Der Weg zur Fölzalm führte
über einen schmalen Saumpfad durch wunderschöne
alpine Landschaften. Auf eine Einkehr auf der
Fölzalm (1484m) wurde in Hinblick auf die
Wetterprognose verzichtet. Der Abbau der
Höhenmeter bis zum Endriegelbach in der Fölzklamm
(814m) war dann doch recht anstrengend. Danach
ging es auf einer schmalen Straße an
Bauernhöfen vorbei aus dem Tal hinaus und noch
einmal leicht aufsteigend nach Aflenz
(763m). Das Donnergrollen war schon vorher zu
hören, beim Eintreffen kurz vor 14 Uhr ging auch
der Regen los, und zwar gewaltig. Die Gruppe
hatte sich im Endspurt in Grüppchen verteilt,
diese suchten Zuflucht, wo sie eben waren: Oliver
und Christian in der Konditorei, Igo und Ralf in
der Kirche, der Rest im Bankfoyer und
anschließend im Gasthaus.
Bei der Rückfahrt mit dem Bus
nach Kapfenberg und weiter mit dem Railjet nach
Wien sah es nach Komplikationen aus, als in
Kapfenberg auf den Infobildschirmen die Nachricht
eingeblendet wurde, dass wegen eines Murenabgangs
die Strecke zwischen Mürzzuschlag und Semmering
gesperrt sei und ein Schienenersatzverkehr
eingerichtet würde. Offenbar war die Situation
dann doch nicht so dramatisch, denn die Strecke
wurde eingleisig wieder freigegeben und der
Railjet konnte sie mit nur geringer Verzögerung
passieren und erreichte Wien fast fahrplangemäß
kurz nach 18 Uhr.
Das Resümee kann nur positiv
ausfallen: Riesiges Wetterglück, denn 2½ Tage
bestes Wanderwetter an einem verlängerten
Wochenende am Hochschwab kommen nicht oft vor.
Traumhafte Landschaften. Eine tüchtige und gut
harmonierende Wandergruppe.
Statistik |
1. Tag |
2. Tag |
3. Tag |
Streckenlänge |
12km
/ mit Ebenstein 16km |
11,5km
/ mit Abendrunde 13km |
15km |
Aufstieg |
1150hm /
1580hm |
890hm /
1010hm |
90hm |
Abstieg |
270hm /
700hm |
260hm /
380hm |
1480hm |
Gehzeit ohne
Pausen |
5½h / 6¾h |
5½h / 6h |
5h |
Weitere Tourenberichte und Bilder können
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