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Um 08:10 waren nur Gerd
und Frankie am Bahnsteig der Mariazellerbahn in St.
Pölten, wobei Gerd mit Sonnenbrille und
Bärtchen so verändert schien, dass Frankie ihn
erst erkannte, als er einen halben Meter vor ihm
stand. Ein paar Minuten vor der Abfahrt um 08:30
kamen die anderen: 2 Alfreds, Christian,
Javier, Martin, 2 Matthias und
Oliver. Zu zehnt trat man also im Ötscherbär
die ruckelige, zwei Stunden dauernde Fahrt nach
Puchenstuben (804m) an. Dort stieß Friedrich
dazu, der mit dem Auto gekommen war. Mit
Zugverspätung, Begrüßung und ein wenig
Herumstehen wurde es 10:40, bis zum Abmarsch
gerufen wurde. Um den Kreislauf nach dem langen
Sitzen in Schwung zu bringen, ging es gleich
einmal steil bergauf durch den Ort und der
Anschilderung Trefflingfall / Ötscherbankerl
folgend auf netten Waldwegen über den Südhang
des Mäuerlbergs (ca. 890m) und dann, eine große
Wiese querend, zur Straße nach Sulzbichl (616m).
Es war nun ziemlich genau Mittag, aber mehr als
sehnsüchtige Blicke konnten dem Gasthaus und der
Jausenstation am Eingang zum Trefflingfall nicht
gewidmet werden, denn streckenmäßig war noch zu
wenig geleistet. Weiter bergab auf einem gut
angelegten Steig neben dem Trefflingfall,
der viel Wasser führte und mit Getöse über
mehrere Stufen stürzte. Eine durchaus lohnende
Etappe, nur schade wegen der verlorenen
Höhenmeter. Unten im Tal der Erlauf (474m) ging
es auf schönen Wegen dem Fluss entlang Richtung
Trübenbach und nach Querung über eine Brücke
zum Naturdenkmal Teufelskirche - einem
turmartigen, unterhöhlten Felsen. Das Wetter war
prächtig: teils sonnig, teils wolkig bei
angenehmen Temperaturen. Der bequeme Weg
verleitete zum gedankenlosen Dahinmarschieren und
es war nicht einfach, Anfang und Ende der Gruppe
an Kreuzungen beisammen zu halten.
Im Gasthaus zur Alten Schule gab es
um 13:30 endlich eine Gelegenheit zu Einkehr und
Rast. Dem Gebäude sah man den Schulcharakter an,
das Fräulein Lehrerin nahm Bestellungen auf.
("Wenn, dann müssts jetzt bstellen, weil
wenn i einmal drin bin, kumm i länger
nimma.") Das Essen dauerte eine Weile,
schmeckte aber allen gut. Die beabsichtigte
Ötscher-Besteigung erzeugte einen gewissen
Zeitdruck. Friedrich und Matthias blieben in der
Schule sitzen, denn sie hatten sich für die
Eintagesvariante entschieden, die Zeit für einen
Nachtisch ließ. Anschließend waren sie aber
auch nicht faul, denn sie wählten nicht die
kürzere Variante nach Gösing, sondern wanderten
weiter zum Erlaufboden und durch die Hinteren
Tormäuer bis Wienerbruck, wo sie - entgegen
ihrer eigenen Prognosen - ganz locker den Zug um
17:15 erwischten.
Die Aufsteiger brachen um 14:30 auf zu einem
Marsch, der gnadenlos steil durch den Wald
bergauf führte. Das anfangs forsche Tempo konnte
auf Dauer nicht von allen durchgehalten werden,
sodass sich die 9-Personen-Gruppe in mehrere
Tempo-Grüppchen auflöste. Der Weg durch den
Wald bot wenig Aussicht, die stehende Luft war
sehr transpirationsfördernd, die Konversation
erstarb im Keuchen und zur Abwechslung gab es ein
paar rutschige Passagen mit lehmigem Gatsch. Um
15:45 war die Abzweigung Bärenlacken (948m)
erreicht, wo der Ötscher mit 3 Stunden
angeschrieben war. Das war beruhigend, denn somit
standen die Chancen gut, das Schutzhaus vor 20
Uhr zu erreichen. Um 17 Uhr war man am Beginn des
Rauhen Kamms (1533m). Hier wurde
eine Pause eingelegt, um die Gruppe zu sammeln.
Der Anblick war schon recht ehrfurchtgebietend.
("Meine Mutter hat immer gesagt: 'Geh bloß
nie über den Rauhen Kamm!'")
Wer einfache Kraxeleien dieser Art mochte, der
konnte sich freuen, dass der Genuss nicht so
schnell vorüber war, denn der Aufstieg dauerte
gut eine Stunde und entschädigte mit grandiose
Felslandschaften und Aussichten für die
zweieinhalb Stunden eintönigen Waldaufstiegs
davor. Der unversicherte Steig war fürsorglich
markiert und im Detail immer problemlos machbar,
auch wenn es aus der Ferne oft schwieriger
aussah. Hinter den Männern auf Touren stieg eine
Gruppe auf, die aufgrund ihres (schlechten)
Wanderführers einen einfachen Wanderweg erwartet
hatte und angesichts der Kletterstellen von einem
Entsetzen ins nächste fiel. Zum Glück fiel
niemand hinunter.
Je nach Tempo war der Ausstieg auf die flache
Wiese des Vorgipfels (ca. 1840m) zwischen 18:15
und 18:45 erreicht. Eine Windjacke war nun
erforderlich, jedoch war es nicht sehr kalt.
Bergdohlen umkreisten den Gipfel und stürzten
sich wieder in die Tiefe hinab. Auf der Wiese
Alpenblumen in den knalligsten Farben. Stille bis
auf den Wind. Fernsicht zwar nicht glasklar, aber
trotzdem herrlich.
Eine Vorgruppe marschierte zügig weiter zum
Ötscherhaus, um die Ankunft der Gruppe zu
vermelden und den Anspruch auf die reservierten
Zimmer zu sichern. Der Rest ging es gemächlicher
an. Weiter zum Ötschergipfel
(1893m), und dann bergab zum Ötscherschutzhaus (1418m).
Landschaftlich sehr schön, aber aufgrund der
langsam einsetzenden Ermüdung und der
zerklüfteten, aus der Erde ragenden Felsen etwas
mühsam. ("Warum hat man die Hütte nicht
auf den Gipfel gebaut, das ist ja sonst auch
so?") Aus dem tief unten liegenden Lackenhof
trug der Wind Fetzen von Blasmusik in die Höhe.
Ankunft im Ötscherhaus zwischen 19:30 und
20:30. Den Nachzüglern schallte gleich die
Nachricht entgegen: "Beeilt euch, die Küche
sperrt gleich zu!" Trotzdem bekamen alle
etwas zu Essen. An Entgegenkommen mangelte es der
Küche also nicht, an Nährwert auch nicht, aber
Auswahl und Zubereitung waren doch deutlich auf
schnelle Massenabfertigung ausgelegt. Es waren
auch jede Menge Leute in der ausgebuchten Hütte,
manche mit viel Gaudi und Gegröle. Das Essen
wurde im Schein der Abendsonne auf den Bänken
vor der Hütte eingenommen, dann ging die Sonne
hinter entfernten Wolken unter und es wurde
draußen zu kalt. Zwar wurde in der Gaststube
noch ein großer Tisch in Beschlag genommen, voll
wurde er aber nicht mehr, denn die ersten zog es
gleich nach dem Essen ins Bett. Es gab eine
Etagendusche - sogar mit warmem Wasser, aber
natürlich dauern besetzt. So viel Geduld brachte
nicht jeder auf.
Christian und Oliver schliefen im
Zweibettzimmer. Matthias, der sich später
angemeldete hatte, schlief "irgendwo".
Dass er in der Früh neben jemandem wach wurde,
an den er sich nicht erinnern konnte, stellte
kein Problem für ihn dar. Am turbulentesten ging
es im Sechsbettzimmer zu, in dem der Rest
untergebracht war. Einer schrie, ein anderer
redete im Schlaf und nicht wenige schnarchten -
möglicherweise körperliche und seelische
Nachwirkungen der Ötscher-Besteigung. Um 05:30
schlug der Fluch der Technik zu und ein
Handy-Alarm ging los, weil jemand vergessen
hatte, die Weckerfunktion abzustellen. Gleich
mehrere sprangen aus den Betten um nachzusehen,
ob es ihr Handy sei. Kein Wunder also, dass nach
diesen Störungen mehr Zeit zur Abdeckung der
Schlafbedürfnisse nötig war und die letzten
erst um 8 Uhr früh aus dem Bett kamen.
Klassisches Frühstücksbuffet mit Brot,
Butter, Marmelade, Käse und Wurst;
Heißwasserkanne, Nescafe und viele Teesorten.
Nicht geizig. Während des Frühstücks wurde die
Zimmerliste ausgefüllt - irrtümlicherweise
doppelt und mindestens einer fälschte sein
Geburtsdatum - viel Zusatzarbeit für den
US-Geheimdienst, falls er seine Fühler auch auf
Berghütten ausstreckt. Das Tagesprogramm für
Sonntag gebot keine Eile, daher erfolgte der
Abmarsch leger um 09:45. Bergab ging es auf
Güterwegen und Waldpfaden über den Riffelsattel
Richtung Ötschergräben. Ehe der Fußweg hinab
in das Tal des Ötscherbachs abzweigte, gab es an
einer großen Wiese noch einen schönen Blick auf
den Ötscher von Süden. Um 11:30 war der
Schleierfall erreicht.
Die Ötschergräben - den
meisten wohlbekannt - boten eine zauberhafte
Kulisse von Fels und Wasser. Das Wetter war wie
am Vortag halb wolkig, halb sonnig und perfekt
zum Wandern. Auf schmalen Wegen ging es oberhalb
des Bachs dahin - zwar ohne Schwierigkeiten, aber
achtgeben hieß es trotzdem, besonders bei
Gegenverkehr. Der wurde immer zahlreicher und bei
der Jausenstation Ötscherhias
konzentierten sich die Menschenmassen.
Anscheinend war an diesem schönen Tag so
ziemlich jeder in den Ötschergräben, denn drei
Teilnehmer trafen unterwegs alte Bekannte. Um
14:15 gab es an der Abzweigung (622m) die Wahl
zwischen einer kürzeren Variante nach
Wienerbruck (angeschrieben mit 50 Minuten) und
einer längeren über die Hinteren Tormäuer nach
Gösing (angeschrieben mit 2½ Stunden). Vier
entschieden sich für Wienerbruck (795m), in der
Hoffnung, dass um 15:15 ein Zug fahren würde.
Sicher war das nicht, denn in den
Tourenunterlagen gab es nur einen
Fahrplanausdruck ab 16 Uhr.
Die anderen fünf schlugen den Weg durch die Hinteren
Tormäuer ein. Die Schlucht mit hohen
Felswänden war sehenswert und der Weg angenehm
zu gehen. Vom Erlaufboden (540m) ging es dann
noch einmal steil hinauf nach Gösing (891m).
Ohne sonderlich Tempo gemacht zu haben, war man
fast eine Stunde vor der erwarteten Zeit beim
schönen Alpenhotel Gösing und der Zug um 16:28
ging sich ganz locker aus. Davor konnte man sich
noch auf der Bahnhofstoilette mit kaltem Wasser
frisch machen und auf der Bank vor dem Bahnhof in
praller Sonne mit Ötscherblick trocknen lassen.
Der Blick von hier zeigte den Rauhen Kamm
sozusagen frontal, nämlich aus Nordost.
Im Zug gab es ein Wiedersehen mit dem Rest der
Gruppe, denn zwischen 14:15 und 16:15 war von
Wienerbruck kein Zug gefahren. Trotz 10minütiger
Verspätung in Gösing kam der Ötscherbär
ziemlich pünktlich in St. Pölten an. Dort stand
noch der etwas verspätete ÖBB-IC nach Wien am
Gleis, der vom Großteil der Gruppe hektisch
bestiegen wurde. Frankie und Javier fuhren 20
Minuten später mit der Westbahn.
Resümee: Eine traumhafte Wanderung durch eine
der schönsten Landschaften Niederösterreichs
mit zahlreichen Highlights. Dass die Tour ohne
Verirrungen und - von einer Schramme am Bein
abgesehen - ohne Verletzungen verlaufen ist,
verdient auch Erwähnung.
Tourenstatistik |
Strecke |
Strecke
km |
Aufstieg
hm |
Abstieg
hm |
Gehzeit
h |
Samstag |
Eintagestour |
Puchenstuben -
Trefflingfall - Trübenbach - Erlaufboden
- Hintere Tormäuer - Wienerbruck |
20 |
410 |
420 |
5 |
Ötscher |
Puchenstuben -
Trefflingfall - Trübenbach - Ötscher -
Ötscherhaus |
20 |
1510 |
900 |
7½8½ |
Sonntag |
Variante Wienerbruck |
Ötscherhaus -
Ötschergräben - Wienerbruck |
15 |
180 |
800 |
4½ |
Variante Gösing |
Ötscherhaus -
Ötschergräben - Hintere Tormäuer -
Gösing |
20 |
370 |
900 |
5½ |
|