Mit dabei: Bill, Christian,
Erich, noch ein Erich, Frankie, Helmut mit Emmi
und Harry, Herbert, Joachim, Josef, Peter auch
mal zwei, Rainer, Roland, Roman und Wolfgang Um
Verwechslungen bei den Namensgleichheiten zu
vermeiden könnte ich ja Peter der Ältere oder
der Beschwerdeprofi und Peter mit der kurzen Hose
schreiben, will mich aber doch Peters (d. Ä.)
Vorschlag anpassen und sie Peter III bzw. Peter
IV nennen. Wer Peter I und II sind, weiß ich
nicht. Und die Erichs werden mir die Nummerierung
hoffentlich auch verzeihen. Erich I hatte den
hellen Sweater mit der Kapuze an.
Treffpunkt 07:40 Franz Josefs Bahnhof. Das
Gebiet nördlich der Donau wird von den Wienern
als Wandergebiet eher stiefmütterlich behandelt.
Keine Gipfel, keine Aussicht, keine urigen
Hütten und keine Anforderung an die Kondition
(haha); kurz: kein Vergleich zu den Voralpen.
Auch die M.a.T. sind dort ja nicht unbedingt
Dauergäste. Also war eher keine große
Teilnehmerzahl zu erwarten. Doch wir waren stolze
15 plus zwei Vierbeiner. Dass Emmi bei der
Begrüßung die restlichen Schläfer vom Julius
Tandler Platz geweckt hat, sei nur nebenbei
erwähnt.
Abfahrt 07:51 (die klingenden Künstlernamen
der ÖBB-Züge spare ich mir in Hinkunft) nach
Hadersdorf am Kamp. Abgesehen von der
Donauüberquerung und schönem Blick auf den
Wagram ist nicht viel zu berichten. Umsteigen in
Hadersdorf in den Triebwagen und weiter nach
Norden durch das Kamptal bis Rosenburg, wo wir um
09:34 ankamen.
Kurz tief eingeatmet und um 09:40 zogen wir
los. Durch Rosenburg an der Kirchschläger-Villa
vorbei Richtung altes E-Werk und Rauschermühle.
Anfangs ging es die Strasse entlang und bei der
Straßenbrücke Richtung Burg legten wir gleich
die erste Rast ein, weil Emmi und Harry noch kein
Frühstück hatten. Nach dem alten E-Werk auf
einem schmalen Weg an der Rauschermühle vorbei
in die Natur. Wir wanderten am Nordufer entlang.
Zuerst neben Mauerresten, deren Ursprung nicht
ganz klar ist. Im Internet findet sich nichts und
meine Anfrage bei den Gemeinden Rosenburg-Mold
und Altenburg blieb unbeantwortet. * Vielleicht ist der
Gemeinderat wegen Überforderung kollektiv vom
Hocker gekippt. Frühling in der Pflanzenwelt:
Leberblümchen, Buschwindröschen,
Schlüsselblumen, Immergrün, sowie Brennnesseln
und Löwenzahn die beide für kurze kulinarische
Verzückung sorgten.
Bis zum Öden Schloss war uns klar, dass die
Anforderung an die Kondition keinen Vergleich mit
jener der Voralpen zu scheuen braucht. Der Weg
war eben, bergauf, bergab, anstrengend,
gemütlich, usw. Wie von einem Zufallsgenerator
gesteuert.
Um 11:10 landeten wir beim Öden Schloss, den
Ruinen des Sitzes der Grafen des Poigen-Reiches.
Sie hatten Rot-Weiß-Rot als Wappenfarben und
viele Historiker nehmen an, dass die Babenberger
diese übernommen haben. Demnach wäre die Sage
vom Blut durchtränkten Hemd zwar herrlich brutal
aber leider nur eine Geschichte. Außerdem fand
man hier auch Spuren einer Besiedlung aus der
Eisenzeit. Derart historische Stätten verlangen
unbedingt Essen, Trinken und Fotos bei denen sich
einige sehr nahe an den Abgrund wagten. Immerhin
waren wir auf einer Kanzel hoch über dem Kamp
und Peter III wäre am liebsten mit dem Rücken
zu den Fotografen gestanden, um deren Absturz
nicht zu sehen. Ich übrigens auch. Und jemand
meinte, er mache sich nur Sorgen um die Hunde;
das ist halt unser Zartgefühl! Wir genossen
nicht nur unsere Weckerln und Safterln (Frankie
Kaffee), sondern auch die wunderbare Aussicht auf
den Kamp und die gegenüberliegende
Bründlleiten. Im Norden konnten wir über den
Wipfeln den Kirchturm des Stiftes Altenburg
sehen. Um 11:30 zogen wir wieder zurück zum
Wanderweg und weiter. Die demokratische
Entscheidung Altenburg ja/nein ging 5:10 gegen
Altenburg aus. Sorry Roland, aber offensichtlich
ist Klerikales nicht so unser Ding. Du wirst wohl
einen Extrabesuch einschieben müssen.
Nach vielem Hinauf und Hinunter schimmerte uns
durch die Bäume Steinegg entgegen und eine zarte
Wolke von altem Frittieröl zog um unsere Nasen.
Einerseits ein Hinweis, dass das Gasthaus
geöffnet ist (beruhigend), andrerseits aber auch
ein Indikator für nur bescheidene Gaumenfreuden
(beunruhigend). Und als wir um 12:40 in den Hof
vom Gasthof Dunkler einbogen, stand gleich an der
Pforte ein riesiger Fettabscheider aus
Betonringen. Wir nahmen es locker und traten
frohgemut in den neu renovierten Gastraum. Über
den überall vorherrschenden neo-urbanen
Wirtshausstil lässt sich streiten, über das
Essen nicht. Es war gut: Hühnerschnitzel,
Schweinsbraten, Surschnitzel, Gemüsestrudel,
Tafelspitz, Zwiebelrostbraten und für Erich I
noch eine ordentliche Schwarzwälder-Kirsch-Torte
als Draufgabe.
Zahlen und kurz den Gastgarten mit seinen
imposanten Bäumen bewundert. An heißen Tagen
muss es hier schön zu sitzen sein. Zum Garten
führt ein Steg über einen kleinen Mühlbach;
Offensichtlich war hier einmal eine Mühle. Peter
IV sprang in kurze Sporthosen und als wir um
13:45 wieder loswanderten, zog er mit Roman an
der Spitze weg. Das konnte man von Peter III und
mir nicht behaupten, denn wir trotteten müde
hinter dem Tross her. Wir hätten zumindest einen
Kaffee trinken sollen, wenn schon kein kurzes
Power-Napping möglich war.
Der südliche Weg unterschied sich vom
nördlichen nur durch geringere
Sonneneinstrahlung. Es ging auch da bergauf und
bergab und von der Bründlleiten aus konnten wir
wieder das Öde Schloss sehen. Es sitzt auf einem
exponierten Felsen und einen größeren
Ausrutscher hätte dort keiner überlebt. Am
Hängenden Stein übten sich Kletterer; außer
ihnen sind uns auf dem ganzen Rückweg nur zwei
Wanderer begegnet. Ein Paar. Der junge Mann mit
langen Haaren veranlasste einige von uns sich
umzudrehen und zurückzuschauen, ob die anderen
wohl auch alle schon da waren.
An der Einmündung des Wanderweges auf die
Straße wurde kurz beraten, ob wir uns den
Auspuffgasen aussetzen oder nicht besser doch zur
Rosenburg hochsteigen und von dort in den Ort
wandern sollten. Die Entscheidung wurde nicht so
demokratisch spontan wie bei Altenburg getroffen.
Na ja, wenn wir schon da sind,
wie weit ist das? und wo gehen
wir den jetzt wieder hin?; zu widersprechen
wagte keiner. Dafür wurden wir knapp vor der
Burg mit dem Blick auf einen Kletterpark aus
Türmen, Seilen und Netzen belohnt, in dem sich
Jung und Alt als Tarzan versuchen konnten. Wie so
viele Sportler waren alle mit dem
Auto da und Urschrei gab es auch keinen.
An der Rosenburg vorbei bis zur Graslhöhle,
die schon knapp über dem Ort liegt. Benannt nach
dem Räuberhauptmann Grasl. Um etwas Blut in den
Bericht zu bringen: er wurde 1818 in Wien
hingerichtet.
Ankunft am Bahnhof um 16:10. Die kurze
Diskussion, ob wir den Zug um 16:20 nach
Hadersdorf oder den nächsten um 16:34 nach
Sigmundsherberg nehmen sollten, fiel zugunsten
16:34 aus, da niemand wusste wie der Anschluss in
Hadersdorf gewesen wäre. Außerdem ging sich
für Peter IV noch ein kurzes Sonnenbad am
Bahndamm aus. Er musste noch Kräfte sammeln für
den Abend. Zum Bügeln!
Die Rückfahrt verlief unspektakulär, wenn
man davon absieht, dass Harry fix und fertig und
seiner Körpergase nicht mehr ganz Herr war. Wir
übersahen das diskret und Helmut riss die
Fenster auf. Allerdings konnten sich doch einige
spitzer Bemerkungen nicht enthalten.
Ankunft in Wien gegen ½ 7. Ab Heiligenstadt
begann sich die Truppe aufzulösen.
Gesprächsthemen und Aussagen:
Wie spricht man Znaim aus?; wer weiß heute
noch was Agram ist?; niemand sagt noch Pressburg;
Alzheimer und Eiweißablagerungen im Hirn;
Autobahnmaut und road-pricing in der Slowakei;
sind Geschlechtsumgewandelte nach der Operation
glücklicher?; Sex passiert ja nur im Kopf und
ist daher sowieso safe; das Feuilleton der
Süddeutschen muss man lesen!; ich
lese nur den Lokalteil, du nennst das
wahrscheinlich Chronik; die Verwendung von
Ohropax auf Berghütten; das Erbrecht; wie kommt
man zu einem abgelegenen Vierkanthof; grüner
Spargel schmeckt auch roh; Fisolen , Erdäpfel
und Hollunderbeeren kann man nicht roh essen;
Löwenzahn passt gut in den Erdäpfelsalat;
ich mag keinen Erdäpfelsalat!; die
Schwierigkeit ein gemeinsames Wochenende zu
haben, wenn beide im Schichtdienst arbeiten;
Berufspendeln: Luxus oder bittere Notwendigkeit;
Sozialdarwinismus; ein Foto skalieren bedeutet
nicht es zu komprimieren und in Russland machen
die Autofahrer richtig Jagd auf die Fußgänger.
Außerdem machte sich Peter III Sorgen um die
Marillenernte; er will heuer in großem Stil
einkochen.
Reine Gehzeit knappe 5 Stunden da
hätten wir in Rosenburg noch einiges an Kalorien
futtern können, aber es war alles geschlossen
und auch nicht genügend Zeit.
Trotzdem, es war wieder ein schöner Tag mit
netten Leuten.
Rainer
* Nachtrag: die
Gemeinde Altenburg hat geantwortet:
Bei den Mauerresten am Beginn der Wanderung
handelte es sich um die Überbleibsel einer alten
Mühle ; auch "Öde Mühle" genannt.
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