Männer auf Touren

 
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Sonntag 12. August 2012

Rax: Kaisersteig
Hinternasswald - Kaisersteig - Habsburghaus - Grasbodenalm - Gamseck -
Heukuppe - Karl Ludwig Haus - Schlangenweg - Preiner Gscheid

  Frohgemut traten Frankie, Franz, Friedrich, Georg, Gerd, Helmut mit Emmi, Igo, Joachim, Jochen, Karl, Martin, Peter, Roland, Thomas und Thomas die Reise im REX, Planabfahrt 07:29, von Wien Meidling in Richtung Hinternasswald an. Dass der REX schon bei der Abfahrt Verspätung hatte, der Zugbegleiter versprach, sich um das Anschlussproblem zu kümmern, der Regionalzug nach Payerbach auf den REX wartete und das Umsteigen hastig erfolgte, löste bei einigen Teilnehmern Déjà-vu-Gefühle aus. Bei Klaus, der mit dem Auto nach Payerbach gekommen war, war das nicht der Fall, denn er war hier zum ersten Mal. Weiter ging es im Bus durch das Höllental, durch Nasswald nach Hinternasswald (712m). Der Busfahrer war den Männern auf Touren unbekannt - vielleicht war er neu und brauchte deshalb geraume Zeit für die berüchtigte Engstelle, bei der der Bus zentimetergenau zwischen senkrechten Felswänden am sogenannten Saurüssel durchgefädelt werden muss.

Um 09:30 machten sich 16 Männer und eine Hundedame startklar für die Wanderung. Dass Martin sich nach zwei Jahren und soundsovielen Touren dazu durchgerungen hatte, sich neben Bergschuhen auch noch einen Rucksack anzuschaffen und nicht mehr mit Slipper und Mineralwasserflasche in der Hand daher kam, wurde mit Anerkennung bedacht. Durch das hübsche Reißtal ging es auf die Felswände der Rax zu. An der Abzweigung zum Nassriegel war der Wegweiser mit dem Hinweis überklebt, der Nasskamm sei wegen Schlägerungsarbeiten gesperrt. Zwei vorbeikommende Wanderer bestätigten, dass der Steig derzeit gesperrt sei. Die ursprünglich geplanten Varianten über Wildes oder Zahmes Gamseck waren damit gestorben, denn beide setzten den Aufstieg über den Nasskamm voraus. Vielleicht hätte man es darauf ankommen lassen können, welche Hürden Schlägerungswerk oder Schlägerer den Wanderern in den Weg gestellt hätten, aber die Männer auf Touren entschieden sich, den Aufstieg in der Variante Kaisersteig zu absolvieren. So blieben ihnen wenigstens die Qual der Wahl und der Schmerz der Trennung erspart, die eine Aufteilung der Gruppe sonst mit sich gebracht hätte.

Der Weg führte auf einer Forststraße weiter, an der Abzweigung zu Bärenloch und Wildfährte vorbei und als bequemer, serpentinenreicher Waldsteig bergauf. Der spannendste Teil am Fuß einer Felswand bzw. unter überhängenden Felsen war mit Drahtseilen versichert, wies aber nicht die geringsten Schwierigkeiten auf. Die Gruppe hatte sich beim Aufstieg ziemlich in die Länge gezogen und sammelte sich auf einem kleinen Plateau (1495m) oberhalb dieser Passage zu einer Jausenpause um die Mittagszeit. Weiter ging es zunächst fast eben in den Zikafahnlgraben, dann noch einmal steil bergauf zum Habsburghaus (1786m), das auf einem wirklich prächtigen Platz für eine alpine Schutzhütte liegt, egal aus welcher Richtung man sich ihm nähert. Ankunft zwischen 13 und 13:15 Uhr.

Die Temperaturen waren für August eher kühl, was beim Aufstieg als durchaus angenehm empfunden worden war. Beim Sitzen im Freien wurde es aber doch etwas frisch und die eine oder andere Schicht zum Drüberziehen wurde aus dem Rucksack geholt. Auch wenn (wie auf den meisten Berghütten) ein bisschen mehr Phantasie der Speisekarte nicht geschadet hätte, war das Essen gut und reichlich und der ausgesprochen freundliche Wirt und nette Kellner und Kellnerinnen sorgten für Wohlbefinden. Mit dem Servieren klappte es auch ziemlich flott und so kam es, dass schon um 14 Uhr der Weitermarsch angetreten werden konnte.

Auf direktem Weg weiter zur Nachspeise im Karl Ludwig Haus oder in einer kalorienverzehrenden Aktion über die Heukuppe - das war nun die Frage!

Frankie, Georg, Igo, Jochen, Karl und Roland wählten die Heukuppe, während die anderen den fast ebenen Normalweg gingen und dafür zwischen 45 und 60 Minuten benötigten. Die Heukuppenfraktion hatte einen Abstieg in den Krummtalgraben (ca. 1570m) zu bewältigen, danach Aufstieg zum Gamseck (1857m). Im Sonnenschein war es nun wieder ausgesprochen warm. Freundliche Kühe und furchtlose Gämsen ließen die Gegend um das Gamseck wie einen Streichelzoo erscheinen. Um etwa 15:30 war die Heukuppe (2007m) erreicht. Die nun wieder dicht heranziehenden Wolken ballten sich hier gerade zusammen und versperrten die Aussicht. Karl meinte, er sei zuletzt 2006 hier oben gewesen und habe sich das Jahr eingeprägt, weil es genau der Gipfelhöhe entspräche. Auf der Karte war der Gipfel mit 2007m ausgewiesen, was wiederum das Jahr in Frage stellte. Egal, weiter zum Karl Ludwig Haus (1804m), das im Nebel verborgen lag und erst kurz vor dem Erreichen um 16 Uhr von fortziehenden Wolken freigegeben wurde.

Zu diesem Zeitpunkt war die andere Partie bereits am Gehen und man traf sich vor der Hütte. Georg und Igo kehrten kurz ein, die anderen machten sich an den Abstieg, wofür es wieder mehrere Varianten gab. Frankie, Friedrich und Jochen wollten den Gretchensteig in Angriff nehmen - wollten, taten es aber nicht, denn trotz einigen Herumirrens zwischen Hütte und Raxkircherl fanden sie den Einsteig zum Abstieg nicht. Was zählt, sei die Absicht, stellte Jochen fest. Schlussendlich gingen dann alle brav den Schlangenweg und trafen zwischen 17 und 17:45 am Preiner Gscheid (1070m) ein. Die Edelweishütte half, die Wartezeit bis zur Busabfahrt um 18:27 zu überbrücken, wobei unter anderem eine stattliche Anzahl "Zirberl" am Tisch landete. Der Bus kam sogar früher und bewog alle zum Aufstehen, der Fahrer bestand aber energisch auf einem Kaffee, ehe er die Fahrgäste einsteigen ließ.

Klaus verabschiedete sich in Payerbach, für die anderen gab es knapp 10 Minuten Verzögerung weil irgendwas mit einer Weiche und/oder mit der kürzlich erfolgten Umstellung auf den Rechtsverkehr nicht ganz klappen wollte. Die Möglichkeit des Umsteigens in den schnelleren REX in Wiener Neustadt wurde aufgrund der Verspätung abgehakt. In Wiener Neustadt stand der REX jedoch noch am Nebengleis und ein Umsteigen wäre möglich gewesen. Aufgrund einer an diesem Tag offenbar vorherrschenden Trägheit blieben aber trotzdem alle sitzen. Erstens saß man gerade gut, zweitens hatte es niemand so eilig und drittens war der REX ziemlich voll. Um nicht in Dämmerschlaf zu verfallen, wurden allerlei politisch, gesellschaftlich, moralisch oder sonstwie wichtigen Dinge besprochen. Zitate müssen mangels Aufnahmefähigkeit des Chronisten einerseits, mangels politischer Korrektheit manch gesprochenen Wortes andererseits entfallen. Ankunft Wien Meidling 20:54.

Resümee: Eine nette Tour. Das Wetter hätte besser sein können, aber wenigstens regnete es nicht und die jahreszeitlich unterdurchschnittliche Temperatur war eher von Vorteil. Die Wege boten keine Schwierigkeiten, somit auch keine Herausforderung. Der eine oder andere hätte sich etwas mehr Fels und weniger Schotter gewünscht. In konditioneller Hinsicht braucht man sich nicht zu genieren, denn die einfache Variante brachte mit 1100 Höhenmetern Aufstieg und 750 Abstieg doch ordentlich Schwung in den Kreislauf, die Heukuppen-Variante mit 1500 Aufstieg und 1150 Abstieg noch mehr. Reine Gehzeit je nach Variante und Tempo zwischen 5½ und 6½ Stunden.


Hier gehts zum Fotoalbum von Roland

 

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