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Samstag 11. Juli Zweitageswanderungen
erfreuen sich meist nicht des gleichen Zuspruchs
wie die Sonntagstouren, doch 10 Mann und
zwei Hunde waren eine ansehnliche Gruppe.
Vielleicht auch deshalb, weil die Abfahrt um
09:23 vom Südbahnhof als sehr moderat eingestuft
werden konnte. Das war zwar nicht Absicht, aber
durch den Fahrplan erzwungen. Also konnten Frankie,
Helmut mit Emmi
und Harry, Igo,
Josef, Rainer, Roland,
Thomas, Thomas,
Thomas und Walter
sich unterwegs nicht über Erschöpfung infolge
zu wenig Schlafes beschweren.
Zwei Mal umsteigen (Wr. Neustadt, wo
Thomas aus Bad Vöslau zu uns stieß und
Payerbach-Reichenau) war zwar etwas
umständlich, wenn auch immer vom selben
Bahnsteig. In der Schnellbahngarnitur ab
Payerbach mit versperrter Toilette begann das
kollektive Eincremen, um die Zeit bis zur Ankunft
in Mürzzuschlag um 11:24 tot zu schlagen. Da bis
zur Busabfahrt um 12:15 noch fast eine Stunde
Zeit war, verzogen wir uns gleich in den
Schanigarten der Bäckerei Köck am Hammerpark.
Kaffee und üppig aussehende Schaumkuchen, an
deren Früchte ich mich nicht mehr erinnern kann.
Wohl aber daran, dass die Tische allesamt nicht
abgeräumt waren, was Igo zu einer Protestaktion
veranlasste. Er stapelte alles auf einem Ecktisch
auf und zerschepperte dabei ein Glas.
Abfahrt um 12:15 durch das obere Mürztal
über Kapellen Richtung Altenberg (782m). Walter
verteilte selbst gefladerte Marillen und zwei
Frauen in der Sitzreihe vor uns erkundigten sich
nach unserem Ziel, gaben Tipps, sagten wo wir
aussteigen mussten und zeigten uns auch noch den
richtigen Weg. Und so stampften wir um 12:30 los.
Erst gemütlich den Lohmbach entlang bis zum
Lurgbauer und dann, schon steiler, in den
Lohmgraben. Der schotterige Weg wurde zusehends
steiler und war schließlich nur mehr ein Steig,
der sich in kleinen Serpentinen den Berg hoch
mühte. Wir auch! Dann verlief er seitlich ober
dem Bach und war gesäumt von Gras und einer
Vielzahl von Blumen. Das lud zwei Mal zu kurzer
Rast ein. Aussicht genießen und Pflanzen
betrachten; beides Ausreden! Nach Überqueren des
Baches ging es noch über Schneefelder durch den
Almgraben bis zur Wiese der Ameisbühelalm mit
der Lurgbauer Hütte (1764m). Hier war es sehr
windig und die restlichen Hüllen wurden
angelegt. Um 15:30 waren wir oben, saßen an
einem Tisch und konnten bestellen. Was will
man mehr. Für Mittagessen war es zwar zu spät
und für das Abendessen etwas zu früh, aber es
wurde trotzdem zugelangt.
Eine Stunde später nahmen wir den restlichen
Weg über die Hochfläche zum Schneealpenhaus
(1782m laut Plan; 1788 m laut Tafel) in Angriff.
Almwiesen, jede Menge Kühe und dürre Latschen,
die wie gebleichte Gebeine in Wild West Filmen
aussahen. Wie uns der Wirt später erklärte, war
das die Folge eines 20 Minuten dauernden Hagels,
der den Pflanzen die Rinden abschlug, und sie so
jeder Regenerationsmöglichkeit beraubte.
Selbst wer nur oberflächlich schaute, konnte
eine Vielfalt an Blumen und seltenen Orchideen
ganz beiläufig am Wegrand stehen sehen. Überall
wo der Wind freie Bahn hatte, und das war sehr
häufig, war es eher frostig, obwohl es immer
wieder Sonne am etwas durchsetzten Himmel gab.
Unser Tagesziel erreichten wir um 17:20.
Walter später, weil er seinem Drang nach
gründlicher Erforschung der Flora freie Bahn
ließ. Durst stillen und Lager bzw. Zimmer (Emmi
und Harry durften nicht in die Lager) beziehen.
Dank und Ehre gebührt den Errichtern, Erhaltern
und Betreibern der Berghütten, aber wie man
auf 5 schmalen und einer etwas breiteren
Matratze 7 Leute unterbringen will, ohne dass sie
irgendwann nächtens zum Taschenmesser greifen,
muss mir erst jemand vorliegen. Die
Diskussion Fenster auf oder zu wurde
von den Gegebenheiten entschieden, denn beim
Öffnen riss es Igo fast den Flügel aus
der Hand.
Josef verabschiedete sich hier, weil er
noch nach Wien wollte. Er zog durch den
Blarergraben und dann über den ersten Teil
unseres Aufstiegs nach Altenberg. Sein Bus ging
um 20:59 und der Anschlusszug um 21:32, aber er
wollte in Altenberg liebe, nette Mürztaler
bitten, ihn mitzunehmen. Seine Erfahrungen:
Ich bin nach 1 ½ Stunden unten gewesen
und habe bis Mürzzuschlag gestoppt. Alle
Steirer haben es ignoriert,
aber ein vollbesetztes Auto mit jungen
Jugobuam hat mich dann
mitgenommen. Allerdings ging es im
Höllentempo weiter und ich habe meist die Augen
zu gehabt. Dennoch: Brav. So habe ich
den Zug 1 Stunde früher noch erwischt.
Hinter der Hütte betrachteten wir, wie
Windbrecher aufgestellt, den Sonnenuntergang. Die
großartig erörterten Gesellschaftsspiele gingen
irgendwie in der allgemeinen Müdigkeit unter.
Auch die, für eine Berghütte eher unübliche,
Sauna reizte uns nicht. Nach Fleischstrudel- und
Kaspressknödelsuppe, Eierschwammerlsauce mit
Knödel, Steirischer Eierspeis mit Salat,
Schweinsbraten mit Knödel, Nussstrudel und
Pfirsich-Joghurt Schnitte spendierte der Wirt (im
Winter ist er in Australien) eine Runde selbst
gemachten Latschenschnapses. Zwei handvoll (er
hatte große Hände) Latschentriebe mit einigen
Zapfen für den Geschmack reichen für 50 Liter.
Wovon hat er nicht gesagt, gehen wir einmal von
Weingeist aus. Und da muss man noch kräftig
zuckern, weil er sonst nicht zu saufen ist. Sie
haben die Mischung aber sehr gut im Griff!
Die Nachtruhe kann ich zeitlich nicht mehr
einordnen, aber wir haben nicht über die
Stränge geschlagen.
Sonntag, 12.Juli
Thomas zog schon um 05:30 in die Gaststube um
zu lesen. Der Rest schälte sich irgendwann ab
06:00 aus den Schlafsäcken, um mit müden Augen,
nach einer windigen Nacht, die Waschräume
anzusteuern. Im Tal war noch Nebel und im 1.
Stock hatte nächtens ein weibliches Wesen von
der Hüttenmannschaft lautstark seinem Frust
Ausdruck verliehen. Was wie das Wehren gegen eine
Vergewaltigung schien, war offensichtlich
nur Auflehnen gegen eine persönliche
Situation, denn sie dürfte allein im Zimmer
gewesen sein.
Es gab nur EISKALTES WASSER, was den
hygienischen Aufwand etwas reduzierte.
Außentemperatur 6° C. Und dazu vielleicht die
beiden erbaulichen Sprüche auf den Toiletten:
ziehen deine Würste Streifen,
(dann) musst du zur Bürste
greifen
(das war beim Eingang)
und
wer Ehrlichkeit liebt und
Sauberkeit dazu,
der macht aus Dankbarkeit für die Benützung
jedes Mal den Deckel zu
(und das war auf allen Häuseln; für Männer
zumindest)
Einige machten noch einen kleinen Rundgang zu
Kapelle. So erbaut, konnten wir das Frühstück
von 07:30 bis 08:30 beruhigt genießen. Ein
kleines Buffet auf einem kleinen Tisch, aber
alles da: Sehr guter Kaffee, Teewasser und
Teebeutel, Milch, Maresi, Wurst, Käse,
Brot, Cerealien, Aufstriche, Butter, Honig,
Marmelade und Haselnusscreme die auch bei uns
einen Abnehmer fand. Ich muss das erwähnen, weil
er schon am Vorabend von Nutella träumte. Thomas
vermisste die Einlage seines rechten Schuhs, war
aber dann nicht sicher, ob er sie überhaupt mit
hatte.
Zum Schneealpenhaus vielleicht noch die
Bemerkung, dass außen eine Tafel mit dem
Hinweis:
Eierschwammerl-
schau ned so genau
sauce mit Knödel
stand. Das winzig geschriebene schau ned
so genau war einmal ein Gag, allerdings mit
wasserfester Farbe und daher nicht mehr
wegzukriegen. Der Effekt: man schaut genau!
Und in der Stube waren zwei Speisen japanisch
angeschrieben. Hier hatte sich ein Gast verewigt.
Erwähnenswert vielleicht auch die
Tatsache, dass man in Österreich an keiner
Holztüre mehr vorbei kommt, hinter der nicht
Murmeltiersalbe angeboten wird.
Abmarsch um 08:30 bei herrlichem Wetter zum
Windberg. Natürlich nicht die 40 Minuten direkt,
sondern auf großem Umweg Richtung Hinteralm mit
Ankunft am Gipfel (1903m) um 10:15. Windig, aber
sonnig. Am Weg sahen wir Gämsen majestätisch
auf einem Felsen und dahinter den blauen Himmel.
Wie Indianer vor dem Angriff (zumindest in
Filmen). Dann stürzten sie sich in der Falllinie
bergab. Uns blieb der Mund offen und Thomas
meinte für die ist das so, wie wenn wir
vom Sofa steigen. Und der laute Pfiff eines
Murmeltiers führte dazu, dass auch Emmi an die
Leine musste. Der Windberg bot einen herrlichen
Blick auf das Hochplateau der Schneealpe und
nicht nur die nahe Bergwelt. Schneeberg, Rax,
Stuhleck, Fischbacher Alpen, Schöckl, Veitsch,
Hochschwab, Gesäuse, Gemeindealpe, Ötscher,
Göller, Gippel und einige uns nicht ganz klare
Gipfel, weil der Betrachtungswinkel für uns
ungewohnt war.
Nach einer Viertelstunde lösten wir uns vom
Gipfelkreuz und steuerten mehr oder weniger
direkt die Lurgbauerhütte an, die wir aus
verschiedensten Gründen (Kondition, Tratschen,
Flora) zwischen 11:45 und 12:00 erreichten und
nach ausgiebigem Mittagessen erst kurz nach 13:00
wieder verließen. Wie das Schneealpenhaus, war
auch diese Hütte sehr gut besucht.
Nach einer Viertelstunde machten wir 20
Minuten Halt am Ochsenboden und wanderten über
die Karl Alm und den Gamskogel talwärts Richtung
Hinternasswald. Was auf der Karte luftig und
leicht wirkte, war in Wirklichkeit ein schmaler
Steig, der zwar durch herrliche Vegetation
führte, aber ob der vielen Steine und des
feuchten Bodens, seine Tücken hatte.
Trotzdem waren wir gut 15 Minuten vor
Busabfahrt (16:30) in Hinternaßwald. Die
Rückfahrt verlief programmgemäß, abgesehen
davon, dass wir auf das Umsteigen in Wiener
Neustadt verzichteten und erst um 18:52 (statt
18:28) in Meidling waren. Zur Busfahrt sei
vielleicht der Felseinschnitt zwischen Naßwald
und Hinternaßwald erwähnt.. Der Bus zwängte
sich mit einem Seitenabstand von etwa je 15-20 cm
durch. Kompliment an den Fahrer und danke für
die Gruppenermäßigung.
Es waren zwei Tage auf einem nur
Eingeweihten bekannten Bergmassiv bei herrlichem
Wanderwetter. Keine Zahnradbahn, keine Seilbahn,
keine Mautstrasse. Das hält viele fern, zieht
aber, wie wir sehen konnten, viele andere an. Die
Alpenpflanzenvielfalt würde man so nahe
der pannonischen Tiefebene nicht erwarten. Sie
begeisterte nicht nur Roland und Walter.
Die Schilderung mag einen unsportlichen
Eindruck vermitteln. Oh nein!
Am Samstag sind wir in 3 ½ Stunden
immerhin 1000 m hoch gestiegen. Und am
Sonntag waren es unter Berücksichtigung der
vielen Ab- und Wiederaufstiege auch locker 200 m
bergan. Und da waren wir auch mehr als 5 Stunden
unterwegs. (Pausen jeweils abgezogen!)
Fazit: zwei schöne Tage,
zwei überforderte Knie, zwei
lädierte Füße, ein Hund, der die letzte Etappe
wie eine Fuchsstola um die Schultern von Helmut
und Thomas drapiert werden musste, und eine
verlorene Kamera. Da mag es nur ein schwacher
Trost sein, dass ich mein Handy mit dem Rucksack
wegräumte und ½ Tag danach suchen musste.
Und übrigens: ich
hätte nicht erwartet, dass Heesters Michael
Jackson überlebt
- wenn Schöpsen niesen,
gibts schönes Wetter, wer 3 x niest ist
doof - ist eine
Federboa unanständig? -
am Berg geht man immer hinauf
- Handyanbieter und der beschissene
Empfang in Österreichs Tälern
- Frankie hat mich geschubst,
schreib das in deinen Bericht
- UAJ (unser aller Jörg), Claudia,
Gedeon und Stefan - in
Graz sind die Museen am Montag
geschlossen -
Outing im ländlichen Umfeld ist meist nicht von
Vorteil - die
heurige Gelsenplage, und sind Gelsenstecker die
richtige Lösung? - na
servas! Da soll ich schlafen?
- hab ich euch schon von meinem
Sonnenbrand in Florida erzählt? (nur
kurz: einmal verbrannt und zum Duschen nicht mehr
fähig, wohl aber zum Auftragen lindernder
Essenzen, die eine gewaltige
Schweiß-Chemie-Duftwolke provozieren, muss man
das Hotel durch den Hintereingang
betreten, was das einzige Zimmermädchen im Flur
in die Flucht schlägt. Es muss sehr schlimm
gewesen sein!)
- Das ist eine ganz seltene
Orchidee, die habe ich noch nie
gesehen! (Walters Wissen um die
Pflanzenwelt ist umwerfend).
Mein bescheidener Beitrag:
http://www.heimische-orchideen.at/
Rainer
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