Männer auf Touren

 
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Sonntag, 9. Juni 2013

Wechsel & Kampstein
Mönichkirchner Schwaig - Niederwechsel - Hochwechsel - Arabichl - Kampstein - Aspang

 

Teil I

Um 7:20 fanden sich Alois, Frankie, Franz, Gerd, Igo, Martin, Rainer, Ronny und Walter in Meidling ein. Abfahrt 7:29 nach Aspang und von dort weiter mit dem Bus. Dazu musste aber noch etwa 10 Minuten zum Hauptplatz gegangen werden. Knapp nach 9:00 Ankunft in Mönichkirchen und wieder ein kurzer Marsch zum Sessellift. Wegen der Länge der Tour war es angeraten, mit dem 4-er Lift zu fahren und von der Bergstation auf der Mönichkirchner Schwaig (9:39, 1174m) gleich weiter zu marschieren.

Der erste steilere Anstieg führte zum Haller Haus (10:10, 1350m) und dann weiter zur Bergstation der Panoramabahn Mariensee (nur im Winter, 10:25, 1432m). Hier bot sich bereits, leider durch den Dunst etwas getrübter, Fernblick. Nach einer kurzen Rast Anstieg über die Steinerne Stiege auf den ersten Gipfel (1505m). Der war als solcher nicht unbedingt erkennbar, weil bewaldet. Entlang des Weges übrigens immer wieder riesige Steinformationen (Schiefer), welche die Natur vor Millionen von Jahren lässig hingeknallt hatte. Rainer zockelte hinten nach, immer fürsorglich begleitet von Gerd. Danke! Doch knapp vor dem Gipfel des Niederwechsels (1669m), um 11:45 gab Rainer auf und kehrte um. Dort waren übrigens auf der Ecklbaueralm die ersten weidenden Kühe. Das ist insofern bemerkenswert, als der Begriff Alm in Ostösterreich nicht so gebräuchlich ist. Hier sagt man Schwaig (mhd. sweige ‚Sennerei‘); auf Südniederösterreichisch auch „Schwoag“. Daher gibt es auch keinen Senn und keine Sennerin, sondern den Schwoaga und die Schwoagarin.

Die Wanderung führte übrigens bis zur Kranichberger Schwaig immer entlang der steiermärkisch-niederösterreichischen Grenze.

Der Abtrünnige ging es eher gemütlich an, war aber um 12:45 wieder beim großen Blockhaus an der Panoramabahn, wo sich eine Bachstelze wichtigmachte und um 13:15 bei Bier und Schnitzel im Hallerhaus. Mit vollem Bauch und regenerierter Hüfte wagte er um 14:15 den weiteren Abstieg. Um sich nicht im öden Mönichkirchen zu fadisierten, verzichtete er auf den Sessellift und gönnte sich im Wasserpark am Thomasweg zwei erfrischende Kneipp-Gänge. Trotzdem war er schon um 15:05 in Mönichkirchen. Die Wartezeit auf den Bus konnte nicht einmal mit einem Spaziergang wirklich aufgelockert werden. Der ehemalige „Höhenluftkurort Mönichkirchen“ hat zwar viele schmucke Häuser und einige originelle Mini-Parkanlagen, aber das Hotel Hochwechsel blickt aus leeren Fensterhöhlen dem Verfall entgegen und das vormalige Alpenhotel Lang wird wohl auch bald diesen Weg einschlagen. Die Busfahrt war angenehm und bei Ankunft am Matzleinsdorferplatz gab es nur 5 Minuten Verspätung. Außerdem erreichte ihn die frohe Kunde, dass ihn die Gruppe auf die Hinreise eingeladen hatte. Niki Lauda hätte das auch so angelegt! Rainers Gehzeit: etwa 4h 20 min und für die Wege in Aspang und Mönichkirchen dürfen sich alle noch 20 Minuten dazu rechnen.

Teil II

Die übrigen 8 marschierten weiter Richtung Niederwechsel. Ein Hetero-Pärchen verfolgte den selben Weg. Die MaT gingen eine Spur schneller, legten aber mehr Pausen ein, sodaß man sich ständig gegenseitig überholte. Mit zunehmender Höhe wurde es kühler, windiger und wolkiger. Auf der baumlosen Kuppe des Niederwechsel tauchte ein weißes Pferd auf, Nebelschwaden im Hintergrund, und trabte den Männern freudig entgegen. Es hatte zwar weder Einhorn noch Flügel, aber trotzdem etwas irgendwie Märchenhaftes. Alois spendete ihm ein paar Tätscheleinheiten. Ein brauner Artgenosse trieb sich auch dort oben herum. Im Windschatten einer Felsformation wurde kurz Rast gemacht.

Das Wetterkoglerhaus (12:35, 1743m) war schon lange sichtbar, teils verschwand es auch wieder hinter Wolken. Der Weg dorthin dauerte noch eine dreiviertel Stunde. Es herrschte Selbstbedienung mit einem innovativen System: jeder, der etwas zu Essen bestellte, bekam ein Piepserl ausgehändigt, das piepsen sollte, wenn das bestellte Gericht abholbereit sei. Da saßen dann also 8 hungrige Männer am Tisch und starrten auf ihr Piepserl. Bei allen piepste es irgendwann, nur bei Ronny nicht. Er bekam seinen Kaiserschmarrn erst nach Reklamation. Gegen das Verschlampen einer Bestellung in der Küche hilft auch High-Tech nicht. Das Essen selbst war gut.

Die Route über Wechsel und Kampstein ermöglichte zwar eine wunderschöne Fast-Rundtour, war mit 30km aber schon ziemlich ambitioniert und der Extrawunsch bestand darin, den schnellen REX um 19:29 in Aspang zu erreichen. Das erforderte einen straffen Zeitplan, der so aussah: Wetterkoglerhaus 12:30 an, 13:30 ab, Arabichl 14:30, Kampstein 16:00, Herrgottschnitzerhütte 16:15 an, 17:00 ab, Aspang Bhf. 19:15. Der Umstand, dass man bisher im Zeitplan bloß 5 Minuten hinten lag, hob die Motivation und obwohl ein paar schon mit dem Gedanken gespielt hatten, sich auf Rainers Spuren zu begeben, blieben alle dem Vorhaben treu.

Um 13:35 ging es wieder raus in den Wind, der das Anlegen wärmender Kleidungsstücke erforderlich machte. Auf ein Gruppenfoto wurde verzichtet, da der Hintergrund nur aus Nebel bestanden hätte. Weiter am baumlosen Rücken nach Norden in Richtung Kranichberger Schwaig, teils absteigend, teils ansteigend. Mit dem Verlassen des Gipfelbereichs nahm die Bewölkung ab und bald schien wieder die Sonne. Die runde Wiesenkuppe des Arabichl (14:35, 1595m) hatte man schon aus der Ferne gesehen und der kurze und sanfte Aufstieg war schnell bewältigt. Obwohl die Luft ziemlich dunstig war, bot sich ein schöner Ausblick auf Stuhleck, Sonnwendstein, Schneealpe, Rax und Schneeberg. Nun ging es am Rücken des Kampstein zur Kampsteiner Schwaig. Der Weg war teilweise gut, teilweise gar nicht markiert und erforderte einige intuitive Entscheidungen. Die Karte stimmte mit den vorgefundenen Wegen nämlich nicht immer überein. Freilich war die Orientierung prinzipiell nicht sehr schwer, denn es ging ostwärts, Höhe haltend. Obwohl unter der Baumgrenze liegend, bot der Kampstein eine sehr aussichtsreiche Höhenwanderung, da Waldabschnitte sich immer wieder mit großen Almwiesen abwechselten. Interessant war es zu beobachten, dass der parallel verlaufende, nur etwa 6 Kilometer entfernte und nur 300 Meter höhere Wechselrücken permantent von Wolken überschattet war, während sich über dem Kampstein bloß ein paar kleine Wölkchen zeigten.

Der höchste Punkt des Kampstein (16:00, 1467m), mit einer einladenden Gipfelwiese auf einer Waldlichtung und einem stattlichen Gipfelkreuz, wurde rasch passiert, denn nun lockte schon die Aussicht auf eine Einkehr in der Herrgottschnitzerhütte (16:15, 1366m). Von den angepriesenen hausgemachten Mehlspeisen gab es bloß noch einen einzigen Topfenstudel, den Gerd - nicht ohne den anderen einen Bissen anzubieten - mit einer Mischung aus schlechtem Gewissen und Genuss verzehrte. (Angeblich soll diese Mischung ja das Beste überhaupt sein.) Die anderen fanden mit Getränken, Broten oder Selbstmitgebrachtem das Auslangen.

Sicherheitshalber erfolgte der Aufbruch nach halbstündiger Rast schon um 16:45, denn es lag noch ein Drittel der Gesamtstrecke bevor. Obwohl die Hüttenwirtin vor das Haus kam, um den Männern den Weg für den Abstieg zu weisen, verlief dieser etwa wirr, denn Markierungen waren nur sporadisch gesetzt und Wegweiser, so es sie gab, boten immer nur das Gasthaus Hansl im Ord als ungefähr passendes Ziel an. Dort landete man dann auch, eigentlich ungewollt, denn laut Karte hätte es einen besseren Weg weiter nördlich zum Schandlbauer geben sollen. Falls die Ausschilderung eine Marketingstrategie des Hanslwirts war, ging sie nicht auf, denn der Zeitplan gebot einen flotten Marsch auf Aspang zu und das Gasthaus sah überhaupt geschlossen aus.

Nun folgte eine längere Straßenetappe, die aber trotzdem recht schön durch Wiesen und Wälder bergab führte, wobei nur selten ein Auto vorbei kam. Nach etwa 3 Kilometern wurde auf Risiko eine Alternative gewählt, es gab nämlich einen ziemlich versteckt hinter einem Bauernhof gelegenen Güterweg hinunter in den Graben und dann einen Fußweg entlang des Kleinen Pestlingbachs mit stellenweise klammartigen Felsen bis nach Aspang (498m). Nun war bloß noch der ganze Ort von Süd nach Nord zu durchqueren und mit einem schönen Zeitpolster kam die Gruppe um 19:00 am Bahnhof an.

Die halbstündigen Wartezeit bis zum Zug bot Gelegenheit für ein Resümee. Gelobt wurde, dass es trotz teils dürftiger Markierungen keine einzige Verirrung gegeben hatte. Bemängelt wurde, dass diesmal kein aufregendes Getier gesichtet wurde, nicht einmal eine Kreuzotter. Ergänzend kann erwähnt werden, dass manche Teilnehmer viel auf sich genommen haben, um an der Wechsel-Kampstein-Tour teilnehmen zu können, etwa eine lange Anreise aus Linz, eine Wanderung mit Verkühlung oder nach einer halb durchzechten Nacht, das Aussetzen von Hochwasser-Aufräumarbeiten für einen Tag und alle ein sehr frühes Aufstehen.

Zur Ermittlung der Statistik stehen zwei Methoden zur Verfügung, nämlich das Rausmessen aus der Karte anhand von Maßstab und Höhenlinien oder Gerds GPS. Beide Methoden haben ihre Unschärfen, denn kurvige Wege und Zwischensteigungen sind auf Karten kaum exakt zu vermessen und Gerds GPS hat seit den phantastischen Höhenangaben bei der Kalkalpentour etwas an Vertrauenswürdigkeit verloren.

Nach der Kartenmethode ergeben sich:
Streckenlänge 30km
720hm bergauf, 1400hm bergab
Gehzeit 7½ Stunden (netto ohne Pausen, berechnet nach Notizen)
  Laut GPS waren es (abzüglich Liftfahrt):
Streckenlänge 28,5km
1341hm bergauf, 2224hm bergab
Gehzeit 7:27 (netto ohne Pausen)
Kalorienverbrauch: 2544 Kal.

Möglicherweise misst das GPS so exakt, dass es das Wippen beim Gehen erfasst und der Höhendifferenz zuschlägt. Egal welcher Variante man Glauben schenkt, die Kalorienbilanz war - verschärft durch den Mehlspeismangel auf der Herrgottschnitzerhütte - sicher negativ.

Übrigens: wenn die Wohnung zu sehr auskühlt, empfiehlt sich ein Vollbad – selbst Backen spart Geld. So etwa bei Ribiselkuchen mit Baiserhaube oder Mohntorte etwa € 15.- bis 20.- und das unter Berücksichtigung der Energiekosten – „neulich war eine mit Tracht in der Oper, finde ich unpassend!“ „nicht wenn Freischütz gegeben wird“ – die „Österreich“ kann man nur aggressiv lesen – „Frankie hat neue Schuhe!“ (und Igo hatte eine krächzende Stimme) – die US-Verfassung ist etwas durchgeknallt – Wandern im Thüringer Wald – Wallfahrten nach Luschari – „ich war Ministrant in Villach“ – die Herkunft des Begriffes Wechsel blieb im Dunkeln, abgesehen davon, dass er weder mit Menopause, noch einem Scheck zu tun hat und der Hochwechsel früher Hoher Umschuss hieß. Zur Aufhellung vielleicht die Antwort auf Rainers diesbezügliche Frage an das N.Ö. Landesarchiv: Ohne Gewähr würde ich annehmen, dass der Name mit „(hinüber)wechseln“ zu tun hat, schließlich handelt es sich um einen Pass von Niederösterreich in die Steiermark (und umgekehrt). Wechsel wäre dann nahezu gleichbedeutend mit „Pass“ (Übergang). Vgl. auch Wildwechsel etc. Das Wort „wechseln“ ist seinerseits mit „weichen“ etymologisch verwandt.


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