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Mit dabei: 16 Männer:
Charly, Christoph, Ernst, Frankie, Helmut, Igo,
Joachim, Josef, Josip, Michael, Peter, Rainer,
Richi, Stephan, Walter, Wolfgang
und 3 Damen:
Emmi, Frieda und die kleine Emmi. Sie hatte
überhaupt den Haupttreffer gezogen, weil sie mit
ihren 2 Monaten fast die ganze Strecke von Richi
getragen wurde. Jung müsste man sein.
Ab Südbahnhof 8:14 mit dem Erlebniszug
"Zauberberge" nach Spital. Wie bei der
Bahnwanderung im Erste-Klasse-Wagen mit blauen
Sitzbezügen. Charly, Richi, die kleine Emmi und
Frieda stiegen in Wiener Neustadt zu und brachten
wieder Süßes mit: selbst gemachten Eierlikör
Gugelhupf. Danke, das verschaffte uns die
nötigen Kohlenhydrate. Ab Breitenstein gab eine
ältere Dame mit Dauerwellen und neckischen
kleinen Stoffblumen am pastellfarbenen Kleid ihr
Wissen um den Semmering, die Häuser, die Bahn,
Ghega und die Berge preis. Es war nicht klar, ob
sie Hobbyreiseleiterin, pensionierte
Geographielehrerin (und auch Hobbyreiseleiterin)
oder sonst was war. Jedenfalls lauschte ihr die
kleine Truppe andächtig und beim Aussteigen am
Semmering hatten alle ein euphorisches Leuchten
in den Augen und vor Aufregung sicher
Zwerchfellhochstand. Ich glaube es war auch
dieses Grüppchen, das mit einem einzigen
Pullover sieben Plätze reservierte und in den
Speisewagen (ja! den gab es auch) abhaute.
Nach der leicht verspäteten Ankunft in
Spital, wo Michael und Stephan auf uns warteten,
gingen wir um 10:17 los und verfransten uns
gleich einmal. Statt Richtung Stuhleck landeten
wir am Radweg nach Steinhaus. Also kehrt gemacht
und dann mutig bergan. Zuerst über eine Wiese,
unter dem untersten Abschnitt des Sesselliftes
durch und dann in den Wald. Der Weg war kaum
schwierig, und bis auf wenige kurze Abschnitte
auch nicht allzu steil. Trotzdem überwanden wir
auf der Etappe bis zum Karl Lechner Haus fast
700m. Josip sammelte Pilze, die nur er und Walter
kannten. Charly verweigerte diesmal das Sammeln,
weil "genug zum Essen da ist und das muss
zuerst einmal weg!".
Kurze 15 minütige Rast am Waldrand mit Blick
Richtung Fröschnitztal und weiter zum Karl
Lechner Haus, wo wir um 13:00 Uhr eine
viertelstündige Kracherl-Pause einlegten.
Knallrotes Himbeer-Kracherl. Die kleine Emmi
wurde von allen Gästen bewundert. Junge Hunde
haben schon was! Die letzten 45 Minuten ging es
steiler bergan und oberhalb der Baumgrenze blies
der Wind kräftig durch die Latschen. Das
restliche Stück zum Alois Günther Haus war nach
allen Seiten frei. Da stellte sich dann auch
etwas Kälte ein und Nebelschwaden umzogen die
Hütte.
Unser denkwürdiger Aufenthalt begann um Punkt
2 Uhr Nachmittag. Wie immer zuerst einmal Durst
löschen: Radler, besagtes Kracherl, Apfelsaft,
Bier und dann quer durch die Karte. Geröstete
Knödel, Schnitzel und Brettljause.
Fritattensuppe und Topfenschmarren kamen nicht so
gut an. Gulasch hatte glaube ich auch jemand. Wir
saßen an einer langen Tafel, da verliert man
leicht den Überblick. Ebenso wie die junge
Kellnerin, die drei Krügerln auf ihrem Tablett
balancierte. Beim Servieren des ersten entglitt
ihr die Kontrolle über die anderen beiden, die
sich über Michael ergossen. Eines zerbrach
sogar, was einen gewissen Glücksfaktor haben
soll. Christoph und Peter bekamen auch etwas
Hopfensaft ab, die volle Ladung tränkte aber
Michis Hemd und Hose. Dafür hatte er sein Essen
und ein Getränk frei, was böse Zungen zur
Unterstellung veranlasste, er hätte das Mädel
absichtlich irritiert. Völliger Blödsinn, es
war die pralle Ladung schöner Menschen an einem
einzigen Tisch! Frieda nahm es gelassen und
kletterte über Stühle auf die Fensterbank, wenn
sie nicht gerade Richtung Küche abzog.
Jedenfalls brachte uns die Gipfel-Bier-Taufe ganz
kurz in den Mittelpunkt des allgemeinen
Interesses. Nur Emmi (die größere) blieb
ungerührt unterm Tisch.
Nachdem alle Ihr Kaffeetscherl konsumiert
hatten, wieder hinaus in die windige Kälte und
Abstieg zum Lechner Haus. Sobald wir unter der
Kammhöhe waren, verschwand auch der Wind und die
Temperatur war wieder etwas moderater. Beim
Lechner Haus ging sich nur ein kurzer Halt zum
Gruppensammeln aus. Weiter durch den Wald, bergab
in den Kaltenbachgraben. Richtig Pause machten
wir erst bei der Gaisschlager Mühle, weil
Joachim und Peter fehlten. Unsere Befürchtung,
sie könnten einander ob unterschiedlicher
Weltanschauungen an die Gurgeln geraten sein,
erwies sich als falsch. In der Hitze ihrer
Diskussion hatten sie eine Wegabzweigung
versäumt und Joachim setzte sich in den Kopf,
wieder zurückzugehen, weil er nicht die
Forststrasse entlang trotten wollte. Uns war der
halbstündige Aufenthalt recht. Hinter der Hütte
stand ein Fass mit Most und Igo hätte ihn zu
gerne verkostet, wollte aber kein Dieb sein.
Dafür lenkte jemand die bewegliche, hölzerne
Rinne direkt auf das Mühlrad, was plötzlich zu
einem tosenden Wasserfall führte und alle, die
das nicht mitgekriegt hatten, zusammenzucken
ließ. Einige dachten sogar, jemand wäre in den
Bach gefallen.
Knapp unter der Mühle war die Strasse dann
asphaltiert, allerdings mit wenig Verkehr. Vorbei
an den im Sommer sichtlich eingestellen
Sesselliften und einigen
Pseudo-Tiroler-Almhütten bis Spital. Frieda
verlegte ihr Interesse von Papiertaschentüchern
auf Arbeitshandschuhe und im 18:00 waren wir im
Ort. Es war mehr als eine Stunde Zeit bis zur
Abfahrt unseres Zuges. Im "Hirschenhof"
gab es Kaffee, Roulade, Cola, Bier und Soda
Citron. Michael führte Stephan zum Schnellzug
nach Mürzzuschlag, weil dieser noch am Abend in
Salzburg sein wollte, kam aber wieder zurück, um
sich von uns gebührlich zu verabschieden, bevor
er nach Kärnten weiter fuhr. Danke, sehr
aufmerksam.
Der "Bahnhof" stürzte uns in
Zweifel, ob wir auf der richtigen Seite waren und
ob überhaupt noch ein Zug kommen würde. Der
Bahnsteig war mit Gras bewachsen, so als hätte
ihn vor 10 Jahren des letzte Mal jemand benützt,
und am Gleis davor standen Schotterwagen. Der
einzige Übergang war mit einem Verbotsschild
gesperrt. Die Verunsicherung, ob wir beim
richtigen Gleis waren, nahm zu. Was, wenn der Zug
gegenüber fährt und einer dieser schnellen
Intercity uns beim Überqueren der Gleise
überrollt? Dann drei Lichter: DER ZUG KOMMT!
Leider nicht, es war ein EC, zwar am richtigen
Bahnsteig und zur richtigen Zeit (19:09), aber er
fuhr mit lautem Signal durch. Und die Hoffnung,
der Fahrdienstleiter würde kommen und unseren
Zug ankündigen, war trügerisch. Der Bahnhof war
menschenleer. Aber mit 6 Minuten Verspätung kam
dann unsere S-Bahn-Garnitur und hielt auch an
unserem Bahnsteig. Alles war wieder gut.
Die junge, etwas dralle Schaffnerin übersah,
dass wir einen Hund mehr als Fahrscheine dabei
hatten und gurrte mit Emmi. Sie war selbst
Hundebesitzerin, das schweißt zusammen. In
Payerbach riss eine überaus dicke Person immer
die Tür auf und plärrte nach ihrem Horstl,
damit er endlich wieder einstieg. Die Verspätung
wurde aber trotzdem aufgeholt.
Umsteigen in Wiener Neustadt (an 20:25, ab
20:35); Charly, Richi, die kleine Emmi und Frieda
verließen uns und der Rest kam pünktlich um
20:13 in Meidling an. Aber die Denkaufgabe aus
dem Standard wurde nicht gelöst. Ich glaube es
war Sudoku oder das tückische Kreuzworträtsel
mit den verdrehten Fragen.
Kurze Wandermathematik:
1000m bergauf und wieder bergab; Gesamtgehzeit
(ohne Pausen): knapp 5 1/4 Stunden. Joachim und
Peter dürfen sich 1/2 Stunde dazurechnen.
Und gequatscht wurde unter anderem über:
Automatische Supermarktkassen in den USA und
das Scheitern ebensolcher bei uns und wie kann
man eine solche Kassa betrügen; wer Service beim
Buchen will, soll sich die Beratungsgebühr
leisten, denn spätestens bei einer Reklamation
lohnt sich das; Oporto ist keine Billigflug
Destination; mindestens 75-jährige Stewardessen
auf amerikanischen Inlandsflügen, welche das
Servieren der kleinen Erdnuss gefüllten
Plastikpölsterchen ganz alleine machen müssen;
dicke Stewardessen auf eben solchen Flügen die
sich nur quer durch die Reihen schieben können,
was uns wieder zum Problem der Verfettung der
US-Bürger und auch unserer Bevölkerung führte;
schwul sein im Iran; geistlose Österreicher bei
Elizabeth T. Spira; die Sezessionisten und
Joachim ist keiner; der Zuckergehalt des
Himbeerkracherls; wird uns der Versuch mit dem
Teilchenbeschleuniger bei C.E.R.N. in Genf
Schwarze Löcher bescheren und werden diese alles
verschlingen?; merken wir das überhaupt oder
geht das sehr schnell?; eine persönliche
Anmerkung: wenn auf dieser Kugel in vielen
Ländern die Kunst so eingeschränkt wird, warum
nicht auch die Wissenschaft? Die Darstellung
nackter Geschlechtsteile erscheint mir weniger
gefährlich als ein Punkt, der kurz schmatzt und
das ganze Sonnensystem verschlingt, ohne nachher
auch nur zu rülpsen; egal: in einigen Wochen
werden wir es wissen - oder eben nicht mehr;
ich hasse Radfahrer (...wenn ich nicht gerade
selbst im Sattel sitze, Anm. d. Verfassers); ich
wollte meine 3000 Bilder am PC reduzieren und
jetzt habe ich 6000; alte und neue Hüte um unser
aller Jörg; nicht nur in den USA muss man mit
Badehose in die Sauna (ich frage mich, warum wir
nicht alle schon im Salonsteirer oder -Dirndl
geboren wurden); am Neunkirchner Flohmarkt findet
man noch immer Schnäppchen; was, du bist schon
um 5 Uhr früh am Wiener Flohmarkt ?????; und so
weiter und so weiter.
Der Höhepunkt war zweifellos die
"Biertaufe". Wir sind eben leicht zu
unterhalten.
Aber wenn jemand von Innsbruck nach Kärnten
fährt und einen Umweg nach Spital am Semmering
in Kauf nimmt, nur um sich in unserer Gegenwart
mit Bier begießen zu lassen, ist zu überlegen
ob "Männer auf Touren" nicht
allmählich grenzüberschreitend aktiv werden
sollten.
Und ich genoss es immer wieder sehr, hinter
Charly zu gehen. Die Küchenrolle, die keck aus
seinem Rucksack ragte, faszinierte mich.
Rainer
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