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Wäre die Erde eine Scheibe,
dann wäre sie eine große Scheibe. So aber ist
die Erde eine Kugel und die Große Scheibe ist
ein kleiner Berg. Um diesen zu bewandern, trafen
sich Alois, Frankie, Herbert, Igo,
Martin, Matthias, Peter, Roland und
Ronny zeitig in der Früh am Bahnhof
Wien Meidling und brausten mit dem REX Richtung
Süden. Nach zweimaligem Umsteigen in
Regionalzüge erreichten sie um 09:05 den Bahnhof
Semmering (895m). Hier übernahm Peter die
Führung. Vorbei am Südbahnhotel und am
angeblich hässlichsten Haus am Semmering
(darüber waren die Meinungen durchaus nicht
einhellig) ging es bergwärts. Unter Auslassung
des Pinkenkogels, auf dem es laut Peter außer
einer Baustelle nicht viel zu sehen gäbe,
dirigierte er die Gruppe zur
Liechtensteinstraße, von dieser zweigte ein
schmaler Pfad ab und nach längerem Aufstieg war
der Kamm erreicht, der über das Ziereck zur Ochnerhöhe
führte (1403m, auf alten Karten und Wegweisern
auch Ochsnerhöhe). Der Weg bot viel
Wald, was aufgrund der schattenspendenden Wirkung
sehr willkommen war, denn die Temperaturen waren
hochsommerlich. Streckenweise wirkte der Wald
durch Schlägerungen etwas verwüstet, teilweise
auch etwas düster, aber an manchen Stellen auch
ausgesprochen märchenhaft, mit weichem
Grasboden, Heidelbeersträchern, Vogelgezwischer
und herumschwirrenden Insekten. Der Weg war
jedenfalls stets angenehm zu gehen und die
Steigungen wechselten sich immer wieder mit
flacheren Abschnitten ab. Um 12:00 wurde nach
einigen Zwischenhöhen und -abstiegen die Kampalpe
(1535m) erreicht, wo es am Vorsprung mit dem
Gipfelkreuz eine halbstündige Jausenpause gab.
Nicht ohne Argwohn beobachteten die Männer die
Wolkenentwicklung, denn die Wetterprognosen waren
hinsichtlich der Gewittergefahr uneinheitlich und
die Quellwolken schossen schon am Vormittag
explosiv in die Höhe und nahmen graue Farbe an.
Die nächste Etappe zur Scheibe zog sich in die
Länge, denn der Weg folgte zwar ziemlich
konsequent einer Kammlinie, aber zwischen den
Höhen lagen tiefe Einschnitte, denen
entsprechende Steigungen folgten. Der bewaldete
Gipfel des Tratenkogels (1565m,
auf älteren Karten Drahtekogel) war der
höchste Punkt der Wanderung und bot Anlass für
eine kurze Verschnaufpause. Einen Kilometer
weiter, an der Abzweigung zum Preiner Gscheid,
gab es mehr Aussicht und hier wurde noch ein
Gruppenfoto geschossen. Danach verlief die
Wanderroute über einige Kilometer auf einer fast
schnurgeraden, über Anhöhen und Senken
gezogenen Forststraße. Außer einem Tümpel
neben dem Weg, in dem sich Bergmolche und
Kaulquappen tummelten, gab es wenig Abwechslung.
Nach Umrundung des Beeralpkogels und nochmaligem
Zwischenabstieg wurde endlich kurz nach 15 Uhr
die Große Scheibe (1473m) mit
der Scheibenhütte erreicht.
Für die meisten war nicht das 20 Meter
entfernte Gipfelkreuz der erste Anziehungspunkt,
sondern die Speisen- und Getränkeausgabe - wo
die ernüchternde Nachricht zu vernehmen war,
dass es außer Würstel nichts mehr zu essen gab.
Sechs schlugen bei den Debrezinern zu, die
anderen trösteten sich mit den in ausreichender
Mengen vorhandenen Getränken. Angesichts der
netten Hüttenwirte konnte man nicht einmal böse
sein, denn die kleine und minimalistisch
ausgestattete Scheibenhütte ist vermutlich nur
von Enthusiasten zu bewirtschaften.
Das einfache Speiseangebot brachte den Vorteil
mit sich, dass die Einkehr relativ rasch
abgewickelt war. Vor dem Aufbruch um 15:50 gab es
ein Gruppenfoto am Gipfelkreuz und in der
Hoffnung, unten noch einen Sprung in eine
Konditorei machen zu können, strürmte die
Gruppe talwärts. Der Weg nach Mürzzuschlag war
zwar nett, angenehm zu gehen und einigermaßen
markiert, aber aus der Konditorei wurde nichts,
denn es waren immerhin 800 Höhenmeter bis ins
Tal und der Abstieg dauerte knapp 2 Stunden. Am
Bahnhof gab es kein gastronomisches Angebot, in
der näheren Umgebung auch nicht, und für einen
Stadtbummel reichte die Zeit nicht. Wenigstens
hatte das Wetter gehalten, von Gewittern oder
Regen keine Spur.
Alle bestiegen den Railjet um 18:33, Igo,
Martin und Ronny blieben darin auch bis Wien
sitzen, die anderen stiegen am Semmering aus.
Peter hatte dort seinen Zweitwohnsitz, die
restlichen fünf nutzten das schon für die
Hinfahrt gekaufte Einfach-Raus-Ticket, um mit
einem verbindungstechnischen Kunststück mit zwei
Regionalzügen und einem REX tarifgemäß nach
Wien zu kommen, wofür sie trotz dreimaligen
Umsteigens nur eine halbe Stunde länger
brauchten als mit dem Railjet.
Ein langer Hatscher, so kann das Resümee nur
lauten: 24 Kilometer Streckenlänge, gut 1000
Meter Aufstieg, gut 1200 Abstieg, 7½ Stunden
Gehzeit. Aufgrund der Länge war es eine
anstrengende, aber durchaus schöne Tour in
mittleren Höhen.
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