Männer auf Touren

 
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Sonntag  6. September 2009

Friedrich Haller Haus  -  Krummbachstein
Kaiserbrunn – Knofeleben – Friedrich Haller Haus – Krummbachstein –
Friedrich Haller Haus – Eng – Payerbach


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  Als Erich, Igo, Milan, Peter, Rainer und Roland um 7:06 in Meidling zustiegen, residierten Alois, Frankie, Karl, RonnyWayne und Wolfgang schon im Oberstock des ersten Wagens. Kein  Erlebniszug, sondern ein stinknormaler Pendlerzug, der uns pünktlich nach Payerbach-Reichenau  brachte, wo schon Thomas und Walter warteten. Um die Busverspätung und den Preis zu reduzieren, kaufte Frankie ein Gruppenticket, doch als wir begierig auf die Abfahrt warteten, huschte rechts vom Bus ein großer, schlanker, grau melierter Mann mit Brille vorbei, tuschelte mit dem Fahrer und rannte wieder zurück. Es war Michael aus Innsbruck. Er war mit dem Auto gekommen und wechselte am Parkplatz noch schnell seine Kleidung. Der Fahrer nutzte die Zeit, um Prospekte von den Wanderbussen zu verteilen. Danke liebe Retter-Linien. Wir waren 15!

Abfahrt um etwa 08:50 nach Kaiserbrunn (521m), wo wir kurz Luft holten und um 09:10 loszogen. Vorbei am Wasserleitungsmuseum und am Fuße des Turmsteins Richtung  Knofeleben Graben. Irgendwann waren wir unter der Ochsenwand und dem Rübengartel. Dort begannen die Serpentinen und der eher steile und steinige Teil des Anstieges. Mehrere Seilsicherungen, die nicht unbedingt nötig, aber sehr willkommen waren. Eine Eisentreppe gab es auch. Kleine Pause um 10:40. Erstens, um die Gruppe wieder zu sammeln und zweitens um die Rucksäcke durch Verzehr von Proviant  zu erleichtern. Vereinfacht: wir hatten Hunger! Nach bescheidenen 10 Minuten weiter und um 11:25 erreichten wir das Friedrich Haller Haus auf der Knofeleben (1250m; der Name kommt vom Bärlauch).

Der Aufenthalt war nur kurz, denn die Berggierigen wollten weiter und Rainer musste ein gutes Achtel seines Radlers stehen lassen um überhaupt den Anschluss zu finden. Ganz hat er das nicht geschafft, wird die € 0,15 aber in Rechnung stellen. Milan pfiff auf den Berg und machte es sich in der Hütte gemütlich. Zum Trost ließ Rainer seinen Rucksack dort. Weiter um 11:40.

Der Plan war, über den Wassersteig und den Krummbachsattel auf den Gipfel zu gehen und den direkten Schiblsteig zurück. Der Wirt vom Haller-Haus riet uns aber, die umgekehrte Variante zu gehen, weil der Schiblsteig im Aufstieg bequemer (haha) als im Abstieg ist. Der zu Beginn gemächliche Wanderweg mutierte zu einem immer steiler werdenden Steig, der am Schluss sehr felsig war. Dafür empfing uns ein Gipfelkreuz (12:30; 1602m) mit starkem Wind und  prächtiger Aussicht: Rax, Ötscher, Gippel, Göller, Schneeberg, Dürre Wand, Hohe Wand, Wiener Becken, Leithagebirge mit dem hell leuchtenden Steinbruch, einige orteten auch den Neusiedler See, Bucklige Welt, Hochwechsel, Sonnwendstein, Hirschenkogel, Stuhleck, Pretul, Semmering, Rax und einiges mehr. Ein netter, älterer Bergwanderer (alle Bergwanderer sind nett! Es muss an der Höhe liegen.) machte ein Gruppenfoto, wie wir verzweifelt am Gipfelkreuz hingen. Auf seiner gelben Jacke prangte  „Skischule Semmering“ (glaube ich) und die Embleme aller Sponsoren, welche zwischen Wien und Mürzzuschlag aufzutreiben sind.

Abstieg um 12:55 zum Krummbachsattel, begleitet von Peters Kassandrarufen „alles, was wir hinunter gehen, müssen wir wieder hinauf!“. Und der Krummbachsattel  (1333m) war noch nicht der tiefste Punkt, denn es ging noch weiter hinunter Richtung Wassersteig (ca. 1200m). Nach Überquerung eher morastigen und sumpfigen Terrains mit brusthohen Stauden,  ging es wieder bergan. Nach jeder Kurve erwartete man, die Knofeleben zu erblicken. Nein, leider nicht! Felsige Steige, Seilsicherungen, kleine Scharten und lange Waldwege, die nicht so schienen, als würden sie uns dem Ziel auch nur geringfügig näher bringen.  Aber um 14:30 waren wir da: Hütte, Essen, Trinken,  Hallelujah! Den Aufenthalt bis 16:00 hatten wir uns ehrlich verdient und mit Kaspressknödelsuppe, Linsen, Palatschinken mit Eierschwammerln (von hier oder aus Litauen?), Salatteller mit Eierschwammerln und vor allem (immer wichtig!) üppigem Heidebeerstrudel und dgl. verkürzt. Die Sonne trocknete, zumindest teilweise, verschwitztes Outfit, so dass wir halbwegs frisch den Abstieg wagen konnten.

Zuerst durch den Promiskagraben (Promischkagraben, Promisquegraben – hat mit Hurerei nix zu tun und das Tourismusbüro in Reichenau weiß auch nicht, woher der diffuse Name kommt) zwischen Feuchter und Gahns und dann durch die Eng bis zum Mariensteig. Der Rest war ein Sommerfrischler Weg, an dessen Ende wir, knapp oberhalb vom Schneedörfel, eine kleine Rast einschalteten, um der Gruppe wieder eine dichtere Konsistenz zu geben. Wayne nutzte die Gelegenheit, um aktiv zu werden: er ließ seinen Flachmann cruisen.

Der Rest bis zum Bahnhof war dann nur mehr ein Klacks, aber doch lang genug, um den Zug um 17:24 zu versäumen, denn wir landeten erst um 17:55 am Bahnsteig. Abschied von Michael, Thomas und Walter. Dafür sahen wir einen Dampfsonderzug: Oh! Ah! Klick! Klick! Abfahrt schließlich  um 18:24 im Oberdeck und der Zug hieß Lundenburg.  Um 19:52 waren wir in Meidling, wo die lustige Gruppe zu zerfleddern begann. Der Zug fuhr bis Bernhardsthal, hoffentlich sind alle rechtzeitig abgesprungen!

Ob sportlich genug oder nicht, muss jeder für sich entscheiden.

Kaiserbrunn - Haller Haus 729  Höhenmeter Aufstieg    und ca. 2 Stunden Gehzeit
Hallerhaus- Krummbachstein 352m 50 Minuten
Krummbachstein – Haller Haus ca. 70m 1 Stunde  25 Minuten
Haller Haus – Payerbach   1 Stunde  45 Minuten
(Pausen schon abgezogen)
Roland hat mehrmals zu Recht  reklamiert, auch die Abstiege zu berücksichtigen:
Krummbachstein - Wassersteig   ca. 400m  
Haller Haus –Payerbach 767m.  


Trotz all der Mühe konnten tiefsinnige Gespräche geführt werden wie etwa:  hat Lady Gaga einen Penis oder nicht?    -   „wenn du mitreden willst musst du erst die ‚Kinderwelt von A bis Z’ lesen“    -  Wandersocken von Hofer gegen Unterwäsche von Tschibo    -   Autostoppen quer durch Afrika   -   „was, dort warst du auch schon?“   -   „sind wir bald unten?“   -   „ich hasse Most“    -  „ich mag keine mittel hohen Fichtenwälder“   -   „wenn die Pilze am Naschmarkt teuer sind, gehe ich gar keine suchen“    -  „ für ein Pilzristotto für 2 Personen musst du mindestens 15dag Pilze rechnen“  -   „ich habe einmal zuviel Muskateller getrunken, seitdem kann ich ihn nicht mehr riechen!“ „verständlich!“   -     „die heile Welt hat es nie gegeben!“   -   „mit dir kann ich überhaupt nix anfangen, du warst schon überall!“   - „ist es noch weit?“   -   „das ist ein Placebo-Effekt“ „wer hat eine Gebärmutter?“   - „Wien bietet nicht viel weniger als Berlin, aber Berlin ist härter“  -   Internet Chat: „auf was stehst du?“ „auf was stehst du?“ „würde ich mit ‚ich stehe auf trockenen Martini mit Gin, eiskalt und mit 2 Oliven’ beantworten“ „geschüttelt oder gerührt?“ „der Unterschied ist mir noch nicht klar“!   -   Pommes Duchesse sind aufgespritzte Püreepatzerln,  Croquetten sind paniertes Püree (das war in Zusammenhang mit dem Prince of Wales und seiner Duchess of Cornwall)   -   Roland erläuterte sein Wanderprogramm bis 2050. Irgendwann muss ihm jemand klar machen, dass die Geriatrie noch nicht so weit ist  -    das gestörte Verhältnis einiger Steakhäuser zu Maßen und Gewichten   -   „das Jelinek hat eine Sondergenehmigung und darf mit Ofen heizen; urgemütlich“   -   portugiesische Zubereitung von Bacalhau (Stockfisch)   -   sollen wir einen Hütten-Gault-Millau herausgeben?   -   „wir sind so müde, weil wir am Berg mehr gemacht haben, als geplant war“ „Nein! Wir haben nicht mehr gemacht, es hat nur länger gedauert, als vorgesehen!“   -   und so weiter.

Ein anstrengender und sehr vergnüglicher Tag bei idealem Wanderwetter!
Rainer


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