Männer auf Touren

 
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Sonntag, 6. Juli 2014

Schneealpe
Altenberg - Lohmgraben - Windberg - Lurgbauerhütte - Grenzriegel - Kreuzsattel - Kaisersteig - Hinternasswald


Eine Schneealpenüberschreitung von Süd nach Nord ist unter Zuhilfenahme öffentlicher Verkehrsmittel als Tagestour machbar, allerdings einem strikten Zeitplan unterworfen. Sowohl an der Mürz-Seite wie in Hinternasswald gibt es jeweils nur einen Bus am Morgen und einen am späten Nachmittag, dazwischen liegen etwa 8 Stunden, in denen ein beachtlicher Marsch zu absolvieren ist.

Zu diesem Vorhaben fanden sich Alfonso, Axel, Frankie, Igo, Javier, Stefan, Thomas und Walter im IC von Wien Meidling nach Mürzzuschlag ein. Thomas war schon beim Eintreffen außer Atem, da er mit dem Wiener Citybike nach Meidling geradelt war. Abfahrt 07:03, die Fahrt nach Mürzzuschlag dauerte knapp 1½ Stunden, als Bonus konnte die Aussicht von der Semmering-Strecke genossen werden, bis es auf der steirischen Seite nebelig wurde. Argumente für und wider Tunnel wurden getauscht. Völlig unabhängig vom Tunnelproblem ist die Bushaltestelle in Mürzzuschlag ein Stück vom Bahnhof entfernt und nur für Eingeweihte zu finden. Zum Glück kannte Igo den Weg. Die Männer auf Touren belegten die hinteren Plätze im Bus Richtung Mariazell, der Rest wurde von Pilgerreisenden eingenommen.

Der Bus fuhr nun nach Norden über Kapellen und auf einer Stichstrecke nach Altenberg an der Rax (782m), was zur kürzesten Aufstiegsmöglichkeit auf die Schneealpe heranführte. Die Männer auf Touren stiegen um 08:55 aus und machten sich gleich auf den Weg in den Lohmgraben. Hier hatte sich die Nebeldecke gelichtet und das Ziel lag nah und hoch unmittelbar voraus. Unten im flachen Teil machte Igo sicherheitshalber gleich ein Gruppenfoto - man weiß ja nie, ob nicht unterwegs jemand abhandenkommt. Bald war der Weg nicht mehr flach, sondern steil. Schon bei der Einladung zur Tour war die Parole nicht trödeln ausgegeben worden war, daher zog die Gruppe ziemlich flott bergauf und erreichte die Abzweigung (ca. 1320m) zur Lurgbauerhütte schon um 10:30. Axel, dem das Tempo ein wenig zu scharf war, zog hier die gemütliche Variante vor, die Richtung Norden durch einen Seitengraben mehr oder weniger direkt zur Lurgbauerhütte führte. Der Rest verständigte sich auf die ehrgeizigste Wegvariante, die über den höchsten Gipfel der Schneealpe, den Windberg führen sollte.

Die Hochfläche war dann ziemlich abrupt erreicht und bot ein idyllisches Bild mit Almwiesen, umrahmt von felsigen Gipfeln. Für eine kurze Rast zum Durststillen wurde die Michlbauerhütte angepeilt. Sich unkompliziert ein Getränk an der Schank zu holen, war dort aber nicht möglich. Auf diesen Wunsch hin gab es ein unfreundliches "Do seids bei uns foisch" zu hören. Wenigstens war man so nett, den Wanderern zu verraten, dass es in der Nähe eine Quelle gab, wo man sich unkompliziert etwas zu trinken holen konnte. Auch recht. Danach ging es rauf auf den Windberg (1903m), der eine phantastische Aussicht bot. Die Fernsicht war nicht brilliant, aber für einen Sommertag recht gut. Der Gipfel war gut besucht, mehrere Gruppen lagerten rundherum im Gras. Wind gab es kaum und die Temperatur war angenehm. Nach einer Jausenpause von 12:10 bis 12:30 ging es querfeldein an der Flanke des Schusterstuhls und durch eine Senke zum Normalweg Richtung Lurgbauerhütte. Diese Etappe auf weichen Almwiesen mit bunten Blumen war sicherlich eine der angenehmsten auf dieser Tour. Eine entgegenkommende Herde glücklicher Kühe vervollständigte die Almromantik.

An den Tischen vor der Lurgbauerhütte (1764m) gab es um 13:30 ein Wiedersehen mit Axel. Ein tüchtiger junger Bursche nahm die Bestellungen auf, bei Spezialwünschen wie Most oder Weißbier musste er nachfragen gehen. (Weißbier gab es nicht, Most schon.) Insgesamt zeigte sich die Lurgbauerhütte als netter und gut geführter Betrieb, denn das Essen schmeckte allen gut und dass es möglich war, die Einkehrzeit auf 50 Minuten zu begrenzen, verdient auch lobende Erwähnung. Abmarsch 14:20, noch 3 Stunden bis zum Bus.

Der Abstieg erfolgte nicht am markierten Weg über die Karlalm, sondern am Grenzriegel entlang der steirisch-niederösterreichischen Grenze. Im Internet gibt es dazu zwar Wegbeschreibungen samt Karten, aber keine Gehzeitangaben. Das brachte eine Spur von Unwägbarkeit in das Unternehmen.

Der Weg führte von der Lurgbauerhütte aus links am Ameisbichl vorbei und war am Anfang sogar mit Pflöcken gekennzeichnet. Zumindest im oberen Bereich war er ausgesprochen schön, aussichtsreich und angenehm zu gehen. Später kamen steilere Stellen, die aber auch ohne Probleme zu bewältigen waren. Dass es dann auch immer wieder ein wenig bergauf ging, war auf der Karte nicht so genau ersichtlich gewesen, aber nicht untypisch für Gratwege. Das Ziel, Hinternasswald, sah man schon bald rechts unten und gefühlsmäßig hätte es irgendwann nach Osten und entschieden bergab gehen sollen, jedoch führte der kleine Steig stur nach Nordnordwest. Nach dem vierten oder fünften Gegenanstieg wurden manche in Bezug auf die Chancen, den Bus zu erreichen, schon ein wenig unsicher. ("Dann machen wir eben Autostopp." - "Ja, mit acht verschwitzten, stinkenden Schwulen werden die Autofahrer eine Freude haben.")

Um 15:40 war es dann soweit: eine Markierung kam in Sicht, der nach Osten führende Wanderweg (Kaisersteig, ca. 1330m) war erreicht. Nun konnte nichts mehr schief gehen. Anfangs war es ein Waldweg, dann eine Forststraße, die zwar nicht so lustig zu gehen war, auf der man bergab aber wenigstens schön Tempo machen konnte. Um 16:50 erreichte die Gruppe halbwegs geschlossen (alle stets in Sichtweite) Hinternasswald (712m). Für die halbe Stunde bis zur Busabfahrt standen folgenden Annehmlichkeiten zur Verfügung: mehrere Wiesen zum Hinlegen, ein Brunnen mit Trinkwasser, ein nicht versperrtes WC-Häuschen und ein Bach, in dem man die Füße baden konnte.

Der Busfahrer war der Stammfahrer auf der Strecke und flutsche elegant durch das Nadelöhr der Engstelle zwischen Hinternasswald und Nasswald. Die anfängliche Verspätung holte er auf der Fahrt durch das Höllental großteils auf und der Fahrkartenkauf am Automaten in Payerbach ging sich (knapp) aus.

Stefans GPS-Auswertung ergibt folgendes:
Distanz: 21,9km
Verstrichene Zeit: 7:52
Bewegungszeit: 5:33
Pausenzeit: 2:19
Geschwindigkeit:
    Durchschnitt: 2,8km/h
    Durchschnitt in Bewegung: 3,9km/h
Höhe:
    min. 743m
    max. 1918m
    Anstieg: 1337m
    Abstieg: 1383m

Nach Berechnung aufgrund von Aufzeichnungen (nur längere Pausen erfasst) kommt man auf eine Gesamtgehzeit von etwa 6½ Stunden - eine Stunde mehr als nach GPS. Möglicherweise hat das GPS langsame Bewegung als Stillstand erfasst. Auch bei den Höhenmetern gibt es leichte Abweichungen zwischen GPS und Karte, wobei sowohl die Unschärfe des GPS wie die Ungenauigkeiten der Karte eine Rolle spielen können. Wie auch immer, eine brave Leistung war es jedenfalls. Stefan hat die Daten auf www.wandermap.net hochgeladen, dort kann die Tour nachverfolgt werden:

Schneealpe gesamt
Teilstück - Aufstieg bis Michelbauerhütte
Teilstück - Aufstieg bis Windberg
Teilstück - zur Lurgbauerhütte
Teilstück - Abstieg Hinternasswald



Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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