Eine Schneealpenüberschreitung
von Süd nach Nord ist unter Zuhilfenahme
öffentlicher Verkehrsmittel als Tagestour
machbar, allerdings einem strikten Zeitplan
unterworfen. Sowohl an der Mürz-Seite wie in
Hinternasswald gibt es jeweils nur einen Bus am
Morgen und einen am späten Nachmittag,
dazwischen liegen etwa 8 Stunden, in denen ein
beachtlicher Marsch zu absolvieren ist.
Zu diesem Vorhaben fanden sich Alfonso,
Axel, Frankie, Igo, Javier, Stefan, Thomas und
Walter im IC von Wien Meidling nach
Mürzzuschlag ein. Thomas war schon beim
Eintreffen außer Atem, da er mit dem Wiener
Citybike nach Meidling geradelt war. Abfahrt
07:03, die Fahrt nach Mürzzuschlag dauerte knapp
1½ Stunden, als Bonus konnte die Aussicht von
der Semmering-Strecke genossen werden, bis es auf
der steirischen Seite nebelig wurde. Argumente
für und wider Tunnel wurden getauscht. Völlig
unabhängig vom Tunnelproblem ist die
Bushaltestelle in Mürzzuschlag ein Stück vom
Bahnhof entfernt und nur für Eingeweihte zu
finden. Zum Glück kannte Igo den Weg. Die
Männer auf Touren belegten die hinteren Plätze
im Bus Richtung Mariazell, der Rest wurde von
Pilgerreisenden eingenommen.
Der Bus fuhr nun nach Norden
über Kapellen und auf einer Stichstrecke nach
Altenberg an der Rax (782m), was zur kürzesten
Aufstiegsmöglichkeit auf die Schneealpe
heranführte. Die Männer auf Touren stiegen um
08:55 aus und machten sich gleich auf den Weg in
den Lohmgraben. Hier hatte sich
die Nebeldecke gelichtet und das Ziel lag nah und
hoch unmittelbar voraus. Unten im flachen Teil
machte Igo sicherheitshalber gleich ein
Gruppenfoto - man weiß ja nie, ob nicht
unterwegs jemand abhandenkommt. Bald war der Weg
nicht mehr flach, sondern steil. Schon bei der
Einladung zur Tour war die Parole nicht
trödeln ausgegeben worden war, daher zog
die Gruppe ziemlich flott bergauf und erreichte
die Abzweigung (ca. 1320m) zur Lurgbauerhütte
schon um 10:30. Axel, dem das Tempo ein wenig zu
scharf war, zog hier die gemütliche Variante
vor, die Richtung Norden durch einen Seitengraben
mehr oder weniger direkt zur Lurgbauerhütte
führte. Der Rest verständigte sich auf die
ehrgeizigste Wegvariante, die über den höchsten
Gipfel der Schneealpe, den Windberg führen
sollte.
Die Hochfläche war dann ziemlich
abrupt erreicht und bot ein idyllisches Bild mit
Almwiesen, umrahmt von felsigen Gipfeln. Für
eine kurze Rast zum Durststillen wurde die
Michlbauerhütte angepeilt. Sich unkompliziert
ein Getränk an der Schank zu holen, war dort
aber nicht möglich. Auf diesen Wunsch hin gab es
ein unfreundliches "Do seids bei uns
foisch" zu hören. Wenigstens war man so
nett, den Wanderern zu verraten, dass es in der
Nähe eine Quelle gab, wo man sich unkompliziert
etwas zu trinken holen konnte. Auch recht. Danach
ging es rauf auf den Windberg
(1903m), der eine phantastische Aussicht bot. Die
Fernsicht war nicht brilliant, aber für einen
Sommertag recht gut. Der Gipfel war gut besucht,
mehrere Gruppen lagerten rundherum im Gras. Wind
gab es kaum und die Temperatur war angenehm. Nach
einer Jausenpause von 12:10 bis 12:30 ging es
querfeldein an der Flanke des Schusterstuhls und
durch eine Senke zum Normalweg Richtung
Lurgbauerhütte. Diese Etappe auf weichen
Almwiesen mit bunten Blumen war sicherlich eine
der angenehmsten auf dieser Tour. Eine
entgegenkommende Herde glücklicher Kühe
vervollständigte die Almromantik.
An den Tischen vor der
Lurgbauerhütte (1764m) gab es um 13:30 ein
Wiedersehen mit Axel. Ein tüchtiger junger
Bursche nahm die Bestellungen auf, bei
Spezialwünschen wie Most oder Weißbier musste
er nachfragen gehen. (Weißbier gab es nicht,
Most schon.) Insgesamt zeigte sich die
Lurgbauerhütte als netter und gut geführter
Betrieb, denn das Essen schmeckte allen gut und
dass es möglich war, die Einkehrzeit auf 50
Minuten zu begrenzen, verdient auch lobende
Erwähnung. Abmarsch 14:20, noch 3 Stunden bis
zum Bus.
Der Abstieg erfolgte nicht am
markierten Weg über die Karlalm, sondern am Grenzriegel
entlang der steirisch-niederösterreichischen
Grenze. Im Internet gibt es dazu zwar
Wegbeschreibungen samt Karten, aber keine
Gehzeitangaben. Das brachte eine Spur von
Unwägbarkeit in das Unternehmen.
Der Weg führte von der
Lurgbauerhütte aus links am Ameisbichl vorbei
und war am Anfang sogar mit Pflöcken
gekennzeichnet. Zumindest im oberen Bereich war
er ausgesprochen schön, aussichtsreich und
angenehm zu gehen. Später kamen steilere
Stellen, die aber auch ohne Probleme zu
bewältigen waren. Dass es dann auch immer wieder
ein wenig bergauf ging, war auf der Karte nicht
so genau ersichtlich gewesen, aber nicht
untypisch für Gratwege. Das Ziel,
Hinternasswald, sah man schon bald rechts unten
und gefühlsmäßig hätte es irgendwann nach
Osten und entschieden bergab gehen sollen, jedoch
führte der kleine Steig stur nach Nordnordwest.
Nach dem vierten oder fünften Gegenanstieg
wurden manche in Bezug auf die Chancen, den Bus
zu erreichen, schon ein wenig unsicher.
("Dann machen wir eben Autostopp." -
"Ja, mit acht verschwitzten, stinkenden
Schwulen werden die Autofahrer eine Freude
haben.")
Um 15:40 war es dann soweit: eine
Markierung kam in Sicht, der nach Osten führende
Wanderweg (Kaisersteig, ca. 1330m) war erreicht.
Nun konnte nichts mehr schief gehen. Anfangs war
es ein Waldweg, dann eine Forststraße, die zwar
nicht so lustig zu gehen war, auf der man bergab
aber wenigstens schön Tempo machen konnte. Um
16:50 erreichte die Gruppe halbwegs geschlossen
(alle stets in Sichtweite) Hinternasswald (712m).
Für die halbe Stunde bis zur Busabfahrt standen
folgenden Annehmlichkeiten zur Verfügung:
mehrere Wiesen zum Hinlegen, ein Brunnen mit
Trinkwasser, ein nicht versperrtes WC-Häuschen
und ein Bach, in dem man die Füße baden konnte.
Der Busfahrer war der Stammfahrer
auf der Strecke und flutsche elegant durch das
Nadelöhr der Engstelle zwischen Hinternasswald
und Nasswald. Die anfängliche Verspätung holte
er auf der Fahrt durch das Höllental großteils
auf und der Fahrkartenkauf am Automaten in
Payerbach ging sich (knapp) aus.
Stefans GPS-Auswertung
ergibt folgendes:
Distanz: 21,9km
Verstrichene Zeit: 7:52
Bewegungszeit: 5:33
Pausenzeit: 2:19
Geschwindigkeit:
Durchschnitt: 2,8km/h
Durchschnitt in Bewegung:
3,9km/h
Höhe:
min. 743m
max. 1918m
Anstieg: 1337m
Abstieg: 1383m
Nach Berechnung aufgrund von
Aufzeichnungen (nur längere Pausen erfasst)
kommt man auf eine Gesamtgehzeit von etwa 6½
Stunden - eine Stunde mehr als nach GPS.
Möglicherweise hat das GPS langsame Bewegung als
Stillstand erfasst. Auch bei den Höhenmetern
gibt es leichte Abweichungen zwischen GPS und
Karte, wobei sowohl die Unschärfe des GPS wie
die Ungenauigkeiten der Karte eine Rolle spielen
können. Wie auch immer, eine brave Leistung war
es jedenfalls. Stefan hat die Daten auf www.wandermap.net
hochgeladen, dort kann die Tour nachverfolgt
werden:
Schneealpe gesamt
Teilstück - Aufstieg bis
Michelbauerhütte
Teilstück - Aufstieg bis
Windberg
Teilstück - zur Lurgbauerhütte
Teilstück - Abstieg
Hinternasswald
Weitere Tourenberichte und Bilder können
über die Chronik
aufgerufen werden.
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