Mit dabei: Frankie, Helmut (mit
Emmi und Harry), Josef, Peter, Rainer, Roland,
Werner und Wolfgang.
Treffpunkt 10:00 Uhr Endstelle 60 Rodaun. Beim
Einsteigen in den 60er hoffte ich auf eine gut
gestimmte, wanderfreudige M.a.T. Truppe, aber
stattdessen waren nur Peter und "Die
Presse" da. Wir rätselten, ob wir nur zu
dritt sein würden ("Frankie kommt
bestimmt"). In Rodaun mussten wir außerdem
noch die Annäherungsversuche einer
Alpenvereinsgruppe mit deutlichem Frauenüberhang
abwehren und hegten die schlimmsten
Befürchtungen.
Aber mit dem nächsten Zug wurden meine
Ängste, wir könnten beim Heurigen rund um ein
Servierwagerl Platz finden, doch zerstreut. Wir
waren 10! OK, da habe ich Helmuts Hunde
mitgezählt, aber der Statistik ist es egal, ob
sich jemand aufrecht oder auf allen Vieren
fortbewegt.
Das Zuwarten auf den nächsten Zug hätten wir
uns sparen können; es kam niemand mehr und wir
zogen um 10:10 los. Die Gehsteige waren teilweise
sehr glatt, aber wir schafften es heil bis zur
verschneiten Perchtoldsdorfer Heide. Der Raureif
hatte alle Bäume so weiß geschmückt, wie es
ansonsten nur auf kitschigen Weihnachtskarten mit
Marterl zu sehen ist. Und dieser
Schiwago-Lara-Eindruck begleitete uns auch durch
den Wald bis zur Seewiese.
Peter führte ein strenges Regiment, denn
Bemerkungen wie "da ist eine Hütte"
oder "na da geh'n ma doch rein" hat er
nicht einmal gehört. Und auch als der Wirt bei
der Kugelwiese die Tür aufriss und brüllte
"woit's an Punsch?" ging das voll an
ihm vorbei. Danach gab es eine kurze
Unterbrechung, weil Emmi und Harry eine,
vermutlich sehr aufregende, Witterung aufnahmen
und Richtung Kaltenleutgeben zu verschwinden
drohten. Helmut gelang es aber mit viel Rufen,
sie wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen.
Ohne Schnee wären sie bestenfalls wieder in
einem Tierheim aufgetaucht. Also "Reh
gesucht und Schwein gehabt"!
Nach 1 3/4 Stunden Gehzeit fielen wir dann in
die Hütte bei der Seewiese ein. Es waren erst
wenige Gäste da und wir platzierten uns um den
Tisch gleich neben dem Ofen.
Selbstbedienung, das ist ja an sich in Ordnung,
aber müssen die Teller so groß sein, dass ihr
Durchmesser fast der Breite der Tische
entspricht?
Und dabei gaben sich einige ohnehin mit kleinen
Kuchentellern zufrieden. Zwetschkenstreuselkuchen
"bitte ohne Zucker extra drauf geht
das?" und Mohnkuchen, doch die Linsen und
der Schweinsbraten waren auf Wagenrädern
platziert. Aber ich will nicht meckern, denn
immerhin war es sehr gut und preiswert. An die
Getränke kann ich mich nicht mehr genau
erinnern. Um diese Jahreszeit wird scheinbar
alles quer durch getrunken; heiß, kalt, mit und
ohne Alkohol. Im Sommer war das für mich
überschaubarer: Bier, Radler und da und dort ein
Viertel und ein Obi.
So gegen 3/4 1 Uhr ging die Tür auf und
Hungrige begannen in Scharen hereinzuströmen.
Wie nach der Ankunft von vier Reisebussen. Da
lohnte sich die Selbstbedienung: rein in die
Klamotten und hinaus! Die Märchenlandschaft war
weg, die Bäume nahezu nackt und die Luft fast
föhnig.
Peter bestand darauf, dass wir noch Richtung
Norweger-Wiese gehen, die wir natürlich nicht
erreichten, weil wir nach 1 km umkehrten. Er
meinte er wollte uns nur die Gegend zeigen. Da
habe ich schon eher den Verdacht, er wäre gerne
den Wallfahrtsweg bis Mariazell gegangen um dort
Buße zu tun und suchte Begleitung, wagte aber
nicht dies zuzugeben.
Wieder vorbei an der Seewiesen-Hütte und
knapp vor der Kugelwiese rechts (d.h. südlich)
abgebogen. Aus Gießhübel kamen uns große
Menschengruppen entgegen, die ihr Mittagessen
abarbeiteten. Das hatten wir nicht nötig, wir
waren ja schon vorher wacker unterwegs. Daher
verzogen wir uns in den Kardinalgraben, durch den
wieder einmal ein "sehr wenig begangener
Weg" führt. Diese üben auf uns ja eine
besondere Anziehungskraft aus. Aber es war sicher
schöner, als auf der stark begangenen
Forststraße weiter zu ziehen. Der Graben war von
unberührt wirkendem Wald umgeben und es
begegnete uns auch niemand. Kecke Jogger oder
Mountain-Biker überholten uns auch nicht!
Der Weg endete direkt an den Weinbergen und
als letzte Schikane ging es noch einmal kurz
bergauf. Dann auf dem Haspelweg durch die
Weingärten: Links und rechts nette Schildchen,
die angeben, welche Winzer wo was ernten. Wieder
im bewohnten Gebiet litten Emmi und Harry unter
dem Streusalz, welches die Gemeinde
Perchtoldsdorf mehr als großzügig auf den
öffentlichen Wegen aufgebracht hatte; vor den
Privatgrundstücken wurde es dann besser.
Der von uns angepeilte Kinder-Wurth hatte
leider geschlossen, also mussten wir uns mit dem
Tiger-Wurth gleich gegenüber abfinden, wo wir
knapp vor 3 Uhr rund um zwei bereitwillig
zusammen gestellte Tische Platz fanden.
Die kulinarischen Wünsche waren eher
bescheiden; Schmalzbrot, Kuchen und eine
Kabanossi für Emmi und Harry. Getrunken wurde
dafür quer durch die Karte und wenn ich mich
richtig erinnere, musste Helmut die Süße seines
Glühmosts mit einem Achtel vertreiben.
Abmarsch um 1/2 5 und 1/4 Stunde später waren
wir wieder bei der Straßenbahn.
Eine kleine Auswahl der erörterten Fragen
kann ich mir auch diesmal nicht verkneifen:
Art Deco und Jugendstil im Amalienbad; intime
Begegnungen ebendort und das frühere und jetzige
Verhalten der Badewaschel; wo sind eigentlich die
Fliesen vom alten Dianabad hingekommen; Lichtraub
durch üppig geratene Dachausbauten; die
"roof space society"; hochgepushte
ehemalige Linke; vertuschte Skandale in der
Wiener Stadtverwaltung; Peter und die gehobene
Streitkultur; Nachtwerbung auf VOX für einen
japanischen Selbstbefriedigungsautomaten und was
man sich um die 29,90 (oder waren es
39,90?) alles gönnen könnte; schwule und nicht
schwule aber schräge Filme auf ARTE; geröstete
Leber; Nierndln; Hirn mit Ei; Kuttelfleck:
"Trippa: herrlich" "was so was
esst ihr?" ; für richtiges Gulasch muss man
Wadschunken nehmen; Ingwer wärmt, passt aber
nicht in jedes Gericht und so weiter. Wieso gibt
es auf Rainbow eigentlich kein Forum
"Männer am Herd"?
Da ich versprochen hatte, auf meinen
Pulsmesser zu verzichten, fällt die Statistik
karg aus:
Reine Gehzeit 4 Stunden und ein paar Minuten.
Etwa 12km. Für Emmi und Harry mindestens 30,
weil Hunde ja bekanntlich jeden Weg mindestens 3
x gehen. Wir haben mehr als 300m Höhe
überwunden.
Persönlich möchte ich festhalten, dass ich
meine neuen Wanderschuhe der gehobenen
Preisklasse an hatte. Für mich ist sichtlich
nichts gut genug. Wahrscheinlich gehe ich deshalb
so gerne mit Euch mit!
Rainer
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