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Mit dabei:
Alois, Axel, Bernhard, Erich, Frankie,
Harald, Igo, Joachim, Kaj, Michael, Peter,
Rainer, Stefan, Thomas, Walter, Werner und
Wolfgang sowie Lea und Lisa.
Zuerst ein kleiner Ausflug in die Welt der
Magie. Nachdem ich am Montag vor unserer
Wanderung 2 Rauchfangkehrer sah, ging der
Aberglaube mit mir durch. Und als mir die beiden
auf ihrer Suche nach einem Parkplatz nochmals
begegneten, fühlte ich mich den magischen
Kräften ausgeliefert. Meine polnische Kollegin
Margit hatte mir einmal erklärt, dass man einen
alten Mann mit Brille, drei Fensterpolster
nebeneinander und ein Postkastl danach finden
muss, ehe man sich etwas wünschen darf. Beim
alten Mann mit Brille frage ich mich immer ob der
älter als ich sein muss, aber das sah ich
diesmal locker; abgehakt. Fensterpolster und
gleich drei nebeneinander sind heutzutage ein
gewaltiges Problem. Falls jemand einmal in die
Verlegenheit kommen sollte: beim Cafe
Weimar ums Eck gibt es welche. Noch dazu mit
buntem Maya- oder Aztekenmuster überzogen (wirkt
gewiss doppelt). Auch abgehakt. Dass ich aber bis
in den 18.Bezirk rennen musste, um ein Postkastl
zu finden, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber
auch das abgehakt und schönes Wetter für die
Wanderung erfleht. Und es hat geklappt.
Schon bei der Abfahrt vom Südbahnhof um 8:38
war der Himmel strahlend blau. Auch in Wiener
Neustadt, wo wir umstiegen und Stefan hinzukam,
war es noch schön und so blieb es bis zum Abend!
Der Zug ab Wiener Neustadt (Erlebniszug
Schneebergland) war übrigens
international, denn es wurde ein Liegewagen aus
Budapest angehängt.
Um 10:15 an Grünbach Kohlenwerk. Dort
warteten schon Michael, Kaj mit Lea und Bernhard
und Harald mit Lisa auf uns. Wir waren 17 und
zwei Damen, die sich aber den ganzen Tag eher
rustikal benahmen.
Wie immer gleich abmarschiert und nach einigen
kurzen Verirrungen zuerst auf einer eher
mühsamen Schotterstrasse bergwärts. Die Gegend
ist früh besiedelt worden und es gab immer
wieder Schautafeln mit Informationen über das
Leben der ersten Bewohner. Dann auf einem
Serpentinensteig durch den Wald rund um den
Hausstein und auf der ersten schönen Wiese
unter dem Geländ legten
wir um 11:11 eine Rast ein.
Das war eher dumm, denn nach dem Weitermarsch
um 11:28 dauerte es bloß 3 Minuten, bis wir zur
Geländehütte (1026m) kamen. Dort gab es nicht
nur guten Most, sondern auch herrliche Aussicht.
Vor allem zum Schneeberg, der schon großteils
weiß war und in seiner vollen Länge am Ende des
Tales thronte. Das lud natürlich zu
20-minütiger Betrachtung ein.
Dann wieder bergab über eine nach
Zitronenthymian und Quendel (Wilder- oder
Feldthymian) duftenden Wiese und durch den Wald.
Irgendwo bei einem Schranken ¼ Stündchen Rast
um den auf über 500m ausgedehnten Tross wieder
zusammenzubringen und dann über den Rastkreuz
Sattel (868m) hinauf auf die Plackles (1132m). Um
13:25 zogen wir durchs Berghaus auf die Terrasse.
Thomas hing seine nasse Wäsche auf und dann
gaben sich alle dem Fernblick hin. Neusiedler
See, Rosalia, Seebenstein, Türkensturz,
Hochwechsel, Sonnwendstein, Hirschenkogel und
Stuhleck (ja, diesmal wirklich! Bei der
Bahnwanderung ging die Phantasie mit mir durch
man sah es gar nicht). Weiters noch
Heukuppe, Hoher Hengst und Schneeberg.
Beeindruckend. Da war sogar unser Kärntner aus
Innsbruck hin und weg.
Vom Kulinarium konnte man das weniger
behaupten. Die Nudelsuppe wäre schon fertig und
dann hätte sie noch Selchwürstel, erklärte uns
Frau Pfarrer, die Wirtin. Außerdem noch
Topfengolatschen. Im Gastraum gab es etwa 20
Tische. Davon waren vier von teilweise
ungeöffneten Briefen besetzt und auf einem gab
es noch zusätzlich eine Hautschere, Leukoplast
und Tramal-Pillen. Aber ich will nicht meckern.
Die Frau schupfte den Laden alleine, hatte einen
Halswirbelbruch, verlor ihre Kinder und ihren
Mann und macht vermutlich für ihre Enkel, die
noch in Ausbildung sind, weiter. Sie litt auch
sichtlich unter Schmerzen. Als Highlight gab es
zwei afrikanische Pantherschildkröten aus
Namibia (und zwar 200 km von Windhuk), von denen
eine ziemlich flott die Terrasse in beide
Richtungen abwanderte, was Lea zu hysterischen
Ausbrüchen verleitete. Lisa blieb eher gelassen
und beschränkte sich aufs Beschnuppern. Stefan
verteilte ausgezeichneten, selbst gemachten
Dinkel-Buchweizen-Kuchen und nur eine einzige
(mehrfach bemängelte) Wolke trübte unseren
Aufenthalt. Aber um 14:55 rissen wir uns los.
Der Weg zur Großen Kanzel (1052m) dauerte nur
20 Minuten, aber trotzdem wurde dort in die
Wilhelm Eichert Hütte zum Kaffee
eingekehrt. Nicht alle taten das, denn es
war einigen zu warm drinnen und sie verzogen sich
auf die sonnige Wiese.
Igo bildete sich noch ein Gruppenfoto mit
Selbstauslöser ein. Etwas verwackelt, denn auf
dem schrägen Baumstumpf in der schiefen
Wiese blieb der Apparat nicht lange in stabiler
Lage.
Um 16:00 hinunter über den Grafenbergweg nach
Grünbach. Es war Ehrensache, dass wir auch beim
Abstieg einen kleinen Abstecher in die falsche
Richtung machten, aber wir kamen trotzdem bequem
vor Abfahrt des Zuges um 17:15 in Grünbach an
und hatten bis 17:49 Zeit. Die Autofahrer
zischten ab und Stefan verabschiedete sich in
Wiener Neustadt. Wir blieben sitzen, um weiter
das Ambiente des Erlebniszuges zu genießen. Der
kam zwar etwa 5 Minuten später in Wien an, weil
er über Pottendorf fuhr und beim Aussteigen in
Meidling etwas nach ¼ 8 merkten wir, dass sie
den Liegewagen nach Budapest durch einen
Salonwagen ersetzt hatten. Pech! Aber das Flair
des Orient-Express hätten wir uns eher von Wien
nach Paris gegeben und nicht von Wiener Neustadt
bis Meidling.
Eine gemütliche Herbstwanderung
sollte es laut Ankündigung werden und die
Anzahl und Längen der Pausen bestätigen das
auch. Aber wir sind immerhin 3 ¾ Stunden (reine
Gehzeit!) marschiert und haben dabei 733 m
überwunden.
Und außerdem:
Geschirrspüler sind traumhaft; mir kommt kein
Geschirrspüler ins Haus, ich habe meine eigene
Technik; wenn man die Bakterien töten will, muss
man die Wäsche mit 60° waschen, ansonsten
reichen 40°; der Pröll-Clan, Radlbrunn und die
dortige Weinlese; keiner will meinen
Kichererbsenaufstrich, aber ich bin eigentlich
froh darüber; Zitronenthymian passt gut zu
Huhn, im Sommer überhaupt; ich sage euch nicht,
was ich gewählt habe und außerdem wird
meine Stimme erst morgen ausgezählt; manche
schreiben, sie sind 24, dabei sind sie 32 (grenzt
ja schon an Autopädophilie); wo sind wir hier;
ich lese die Zeitung nicht, sondern reiße
sie; Hausbau mit besonderer
Lüftungstechnik, damit man die Fenster nicht
öffnen muss und Heizkosten spart; auf
onetwothreePeople findest du alle; ist
Kurzhaarschnitt ein Fetisch oder modern oder
einfach nur praktisch (das auf jeden Fall); der
Reblaus-Express nach Drosendorf; die
Schwierigkeit das richtige Mischungsverhältnis
zu finden, wenn man das Rezept für den Wiener
Marmorgugelhupf in einen Dinkel-Buchweizen-Kuchen
umändern will; das Autorentheater von Bürmoos;
Geschäftesterben in der Lerchenfelderstrasse; in
Berlin werden manche Geschäftslokale zu
Wohnungen umfunktioniert; der Schaffner heißt
Andreas Hausbacher; ich kann meinen Apfel nicht
essen, weil es am Klo kein Wasser zum
Händewaschen gibt; wie kriegt man den
Mottenkugelgeruch aus den Kleidern; usw.
Dass wieder Freunde aus Salzburg und Tirol
mitwanderten, freute uns besonders. Michael
wollte vermutlich eine Wiederholung der
Stuhleck-Biertaufe. Aber es gab überall
Selbstbedienung und von uns traute sich keiner.
Rainer
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