Männer auf Touren

 
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Sonntag 5. Oktober 2008

Geländ & Hohe Wand
Grünbach am Schneeberg - Geländ – Geländehütte – Rastkreuzsattel –
Plackles – Hohe Kanzel – Grafenbergweg - Grünbach

  Mit dabei:
 Alois, Axel, Bernhard, Erich, Frankie, Harald, Igo, Joachim, Kaj, Michael, Peter, Rainer, Stefan, Thomas, Walter, Werner und Wolfgang sowie Lea und Lisa.

Zuerst ein kleiner Ausflug in die Welt der Magie. Nachdem ich am Montag vor unserer Wanderung 2 Rauchfangkehrer sah, ging der Aberglaube mit mir durch. Und als mir die beiden auf ihrer Suche nach einem Parkplatz nochmals begegneten, fühlte ich mich den magischen Kräften ausgeliefert. Meine polnische Kollegin Margit hatte mir einmal erklärt, dass man einen alten Mann mit Brille, drei Fensterpolster nebeneinander und ein Postkastl danach finden muss, ehe man sich etwas wünschen darf. Beim alten Mann mit Brille frage ich mich immer ob der älter als ich sein muss, aber das sah ich diesmal locker; abgehakt. Fensterpolster und gleich drei nebeneinander sind heutzutage ein gewaltiges Problem. Falls jemand einmal in die Verlegenheit kommen sollte:  beim Cafe Weimar ums Eck gibt es welche. Noch dazu mit buntem Maya- oder Aztekenmuster überzogen (wirkt gewiss doppelt). Auch abgehakt. Dass ich aber bis in den 18.Bezirk rennen musste, um ein Postkastl zu finden, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber auch das abgehakt und schönes Wetter für die Wanderung erfleht. Und es hat geklappt.

Schon bei der Abfahrt vom Südbahnhof um 8:38 war der Himmel strahlend blau. Auch in Wiener Neustadt, wo wir umstiegen und Stefan hinzukam, war es noch schön und so blieb es bis zum Abend! Der Zug ab Wiener Neustadt (Erlebniszug „Schneebergland“) war übrigens international, denn es wurde ein Liegewagen aus Budapest angehängt.

Um 10:15 an Grünbach Kohlenwerk. Dort warteten schon Michael, Kaj mit Lea und Bernhard und Harald mit Lisa auf uns. Wir waren 17 und zwei Damen, die sich aber den ganzen Tag eher rustikal benahmen.

Wie immer gleich abmarschiert und nach einigen kurzen Verirrungen zuerst auf einer eher mühsamen Schotterstrasse bergwärts. Die Gegend ist früh besiedelt worden und es gab immer wieder Schautafeln mit Informationen über das Leben der ersten Bewohner. Dann auf einem Serpentinensteig durch den Wald rund um den Hausstein und auf der ersten schönen Wiese unter  dem „Geländ“  legten wir um 11:11 eine Rast ein.

Das war eher dumm, denn nach dem Weitermarsch um 11:28 dauerte es bloß 3 Minuten, bis wir zur Geländehütte (1026m) kamen. Dort gab es nicht nur guten Most, sondern auch herrliche Aussicht. Vor allem zum Schneeberg, der schon großteils weiß war und in seiner vollen Länge am Ende des Tales thronte. Das lud natürlich zu 20-minütiger Betrachtung ein.

Dann wieder bergab über eine nach Zitronenthymian und Quendel (Wilder- oder Feldthymian) duftenden Wiese und durch den Wald. Irgendwo bei einem Schranken ¼ Stündchen Rast um den auf über 500m ausgedehnten Tross wieder zusammenzubringen und dann über den Rastkreuz Sattel (868m) hinauf auf die Plackles (1132m). Um 13:25 zogen wir durchs Berghaus auf die Terrasse. Thomas hing seine nasse Wäsche auf und dann gaben sich alle dem Fernblick hin. Neusiedler See, Rosalia, Seebenstein, Türkensturz, Hochwechsel, Sonnwendstein, Hirschenkogel und Stuhleck (ja, diesmal wirklich! Bei der Bahnwanderung ging die Phantasie mit mir durch – man sah es gar nicht). Weiters noch  Heukuppe, Hoher Hengst und Schneeberg. Beeindruckend. Da war sogar unser Kärntner aus Innsbruck hin und weg.

Vom Kulinarium konnte man das weniger behaupten. Die Nudelsuppe wäre schon fertig und dann hätte sie noch Selchwürstel, erklärte uns Frau Pfarrer, die Wirtin. Außerdem noch Topfengolatschen. Im Gastraum gab es etwa 20 Tische. Davon waren vier von teilweise ungeöffneten Briefen besetzt und auf einem gab es noch zusätzlich eine Hautschere, Leukoplast und Tramal-Pillen. Aber ich will nicht meckern. Die Frau schupfte den Laden alleine, hatte einen Halswirbelbruch, verlor ihre Kinder und ihren Mann und macht vermutlich für ihre Enkel, die noch in Ausbildung sind, weiter. Sie litt auch sichtlich unter Schmerzen. Als Highlight gab es zwei afrikanische Pantherschildkröten aus Namibia (und zwar 200 km von Windhuk), von denen eine ziemlich flott die Terrasse in beide Richtungen abwanderte, was Lea zu hysterischen Ausbrüchen verleitete. Lisa blieb eher gelassen und beschränkte sich aufs Beschnuppern. Stefan verteilte ausgezeichneten, selbst gemachten Dinkel-Buchweizen-Kuchen und nur eine einzige (mehrfach bemängelte) Wolke trübte unseren Aufenthalt. Aber um 14:55 rissen wir uns los.

Der Weg zur Großen Kanzel (1052m) dauerte nur 20 Minuten, aber trotzdem wurde dort  in die Wilhelm Eichert Hütte zum Kaffee eingekehrt.  Nicht alle taten das, denn es war einigen zu warm drinnen und sie verzogen sich auf die sonnige Wiese.

Igo bildete sich noch ein Gruppenfoto mit Selbstauslöser ein. Etwas verwackelt, denn auf dem  schrägen Baumstumpf in der schiefen Wiese blieb der Apparat nicht lange in stabiler Lage.

Um 16:00 hinunter über den Grafenbergweg nach Grünbach. Es war Ehrensache, dass wir auch beim Abstieg einen kleinen Abstecher in die falsche Richtung machten, aber wir kamen trotzdem bequem vor Abfahrt des Zuges um 17:15 in Grünbach an und hatten bis 17:49 Zeit. Die Autofahrer zischten ab und Stefan verabschiedete sich in Wiener Neustadt. Wir blieben sitzen, um weiter das Ambiente des Erlebniszuges zu genießen. Der kam zwar etwa 5 Minuten später in Wien an, weil er über Pottendorf fuhr und beim Aussteigen in Meidling etwas nach ¼ 8 merkten wir, dass sie den Liegewagen nach Budapest durch einen Salonwagen ersetzt hatten. Pech! Aber das Flair des Orient-Express hätten wir uns eher von Wien nach Paris gegeben und nicht von Wiener Neustadt bis Meidling.

Eine gemütliche Herbstwanderung

sollte es laut Ankündigung werden und die Anzahl und Längen der Pausen bestätigen das auch. Aber wir sind immerhin 3 ¾ Stunden (reine Gehzeit!) marschiert und haben dabei 733 m überwunden.

Und außerdem:

Geschirrspüler sind traumhaft; mir kommt kein Geschirrspüler ins Haus, ich habe meine eigene Technik; wenn man die Bakterien töten will, muss man die Wäsche mit 60° waschen, ansonsten reichen 40°; der Pröll-Clan, Radlbrunn und die dortige Weinlese; keiner will meinen Kichererbsenaufstrich, aber ich bin eigentlich froh darüber;  Zitronenthymian passt gut zu Huhn, im Sommer überhaupt; ich sage euch nicht, was ich gewählt habe und  außerdem wird meine Stimme erst morgen ausgezählt; manche schreiben, sie sind 24, dabei sind sie 32 (grenzt ja schon an Autopädophilie); wo sind wir hier; ich lese die Zeitung nicht, sondern reiße sie;  Hausbau mit besonderer Lüftungstechnik, damit man die Fenster nicht öffnen muss und Heizkosten spart; auf onetwothreePeople findest du alle; ist Kurzhaarschnitt ein Fetisch oder modern oder einfach nur praktisch (das auf jeden Fall); der „Reblaus-Express“ nach Drosendorf; die Schwierigkeit das richtige Mischungsverhältnis zu finden, wenn man das Rezept für den Wiener Marmorgugelhupf in einen Dinkel-Buchweizen-Kuchen umändern will; das Autorentheater von Bürmoos; Geschäftesterben in der Lerchenfelderstrasse; in Berlin werden manche Geschäftslokale zu Wohnungen umfunktioniert; der Schaffner heißt Andreas Hausbacher; ich kann meinen Apfel nicht essen, weil es am Klo kein Wasser zum Händewaschen gibt; wie kriegt man den Mottenkugelgeruch aus den Kleidern; usw.

Dass wieder Freunde aus Salzburg und Tirol mitwanderten, freute uns besonders. Michael wollte vermutlich eine Wiederholung der Stuhleck-Biertaufe. Aber es gab überall Selbstbedienung und von uns traute sich keiner.

Rainer


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