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Die
Bahnverbindungen für Schneebergtouren haben sich
verbessert. Erstens fahren die Züge für die
Rückfahrt bis 21:36, zweitens gibt es einen
bequemen Direktzug von Wien nach Puchberg. Das
erlaubte eine für Bergtouren relativ späte
Abfahrtszeit von Wien Hbf um 08:39. Die
Wetterprognose sagte ideales Wanderwetter voraus,
mit viel Sonnenschein, ein paar harmlosen
Wölkchen und geringer Regen- und
Gewitterwahrscheinlichkeit. Unter diesen
Umständen fanden sich Alois, Frankie, Herbert,
Igo, Leo, Reinhard, Roland und Walter im
Regionalzug nach Puchberg ein. Mit dem Bus ging
es umgehend weiter nach Sonnleiten (664m),
Ankunft 10:35.
Um zum Schneeberg zu gelangen,
musste man zunächst auf Feldwegen zum
Schneebergdörfl, dann westlich in das
Schrattental wandern. Mit Walter und Roland waren
zwei Botanikexperten anwesend, die fast jede
Blume am Wegesrand benennen konnten.
Das erste Gruppenfoto wurde bald
gemacht und klappte auf den zweiten Versuch -
beim ersten Versuch fegte ein Windstoß das Handy
vom Holzstapel. Das Handy nahm keinen Schaden und
der Wind war allgemein sehr willkommen, denn er
sorgte für etwas Kühlung bei Temperaturen
Richtung 30°. Der Weg wurde bald steiler und
führte in den Unteren Schneidergraben
- eine Geröllrinne, in der das Gehen etwas
mühsam ist. So kämpfte sich die Gruppe empor
zum Nördlichen Grafensteig
(1340m). Leo bekam Probleme mit dem Kreislauf,
aber nach einer kurzen Ruhepause ging es ihm
wieder besser.
Es war nun 13 Uhr. Mehr als die
Hälfte der Höhenmeter war geschafft, der
interessantere Teil stand noch bevor. Am
Grafensteig ging es ein Stück östlich bis zu
einer markanten Felsnase, dort beginnt ein
inoffizieller Anstieg zum Herminensteig, der mit
verblassenden roten Punkten und blauen Strichen
markiert ist. Im Gegensatz zur offiziellen
Variante führt er nicht in der Flanke, sondern
direkt am Grat empor und bietet daher auch die
schöneren Aussichten. Unter Schneebergkennern
ist dieser Wegabschnitt als Oktobergrat
bekannt. Er weist ein paar Kletterstellen auf,
aber keine ernsten Schwierigkeiten.
Eine knappe Stunde nach dem
Einstieg wurde der offizielle Herminensteig
erreicht, erkennbar an den reichlich angebrachten
weiß-rot-weißen Markierungen. Der Herminensteig
(Schwierigkeit I) ist nicht
zu unterschätzen, es gibt immer wieder
Herausforderungen und spannende Kletterstellen.
Bei der Überwindung einer schrägen Felsstufe
war die gegenseitige Unterstützung durch
Anschieben oder Hochziehen jedenfalls hilfreich.
Beim Erreichen der Hochfläche (ca. 1820m) war es
15 Uhr vorbei. Kurze Rast zum Sammeln der Gruppe
und zum Genießen der Aussicht. Dann ging es
weiter zum Damböckhaus, wobei schöne Bergwiesen
den Weg säumten. Das Wetter war prachtvoll.
Da die Gruppe hinter dem Zeitplan
lag, wurde die Einkehr im Damböckhaus
(1810m) kurz gehalten. Das Haus wurde 2020 vom
neuen Pächter übernommen, der sein Handwerk
versteht. Das Essen wurde von allen gelobt. Die
meisten der übrigen Gäste waren mit der
Zahnradbahn angereist und als Folge von
Höhenluft und guter Bewirtung lustig und laut.
Aufbruch um 16:35. Als erstes wurde dem Waxriegel
(1888m) ein kurzer Besuch abgestattet. Das ist
zwar nicht der höchste Gipfel am Schneeberg,
einen schönen Ausblick auf die Hochfläche und
die umliegenden Berge präsentiert er trotzdem.
Für den Abstieg wurde die
einfachste Variante über Damböcksteig,
Kaltwassersattel und Hengsttal gewählt.
Kletterstellen gibt es hier keine oder nur
minimal, aber 1300 Höhenmeter bergab haben es
auch in der einfachsten Variante in sich. Weder
beim Baumgartner noch bei der Hengsthütte wurde
eingekehrt, längere Pausen gab es keine, also
ging es 3 Stunden nonstop bergab und bei den
Wanderern machten sich erste
Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Durch den
Verzicht auf eine Zwischeneinkehr wurde das
Defizit im Zeitplan mehr als eingeholt und fast
wäre sich der frühere Zug ausgegangen,
Eintreffen am Bahnhof Puchberg (577m) um 19:45.
Ungelegen kam das nicht, denn so konnte man die
Tour mit erfrischenden Getränken im Gastgarten
des Café Orchidee direkt vor dem Bahnhof
ausklingen lassen. Abfahrt um 20:36, diemal mit
Umsteigen in Wiener Neustadt, Ankunft Wien Hbf
22:19.
Es war eine schöne, aber auch
ziemlich fordernde Schneeberg-Tour mit einer
Streckenlänge von 18km, 1250 Höhenmeter und 8
Stunden Gehzeit.
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