Männer auf Touren

 
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Sonntag 5. Juli 2020

Schneeberg, Herminensteig
Sonnleiten - Schneebergdörfl - Unterer Schneidergraben - Oberer Herminensteig - Waxriegel - Damböcksteig - Kaltwassersattel - Hengsttalweg - Puchberg

 

Die Bahnverbindungen für Schneebergtouren haben sich verbessert. Erstens fahren die Züge für die Rückfahrt bis 21:36, zweitens gibt es einen bequemen Direktzug von Wien nach Puchberg. Das erlaubte eine für Bergtouren relativ späte Abfahrtszeit von Wien Hbf um 08:39. Die Wetterprognose sagte ideales Wanderwetter voraus, mit viel Sonnenschein, ein paar harmlosen Wölkchen und geringer Regen- und Gewitterwahrscheinlichkeit. Unter diesen Umständen fanden sich Alois, Frankie, Herbert, Igo, Leo, Reinhard, Roland und Walter im Regionalzug nach Puchberg ein. Mit dem Bus ging es umgehend weiter nach Sonnleiten (664m), Ankunft 10:35.

Um zum Schneeberg zu gelangen, musste man zunächst auf Feldwegen zum Schneebergdörfl, dann westlich in das Schrattental wandern. Mit Walter und Roland waren zwei Botanikexperten anwesend, die fast jede Blume am Wegesrand benennen konnten.

Das erste Gruppenfoto wurde bald gemacht und klappte auf den zweiten Versuch - beim ersten Versuch fegte ein Windstoß das Handy vom Holzstapel. Das Handy nahm keinen Schaden und der Wind war allgemein sehr willkommen, denn er sorgte für etwas Kühlung bei Temperaturen Richtung 30°. Der Weg wurde bald steiler und führte in den Unteren Schneidergraben - eine Geröllrinne, in der das Gehen etwas mühsam ist. So kämpfte sich die Gruppe empor zum Nördlichen Grafensteig (1340m). Leo bekam Probleme mit dem Kreislauf, aber nach einer kurzen Ruhepause ging es ihm wieder besser.

Es war nun 13 Uhr. Mehr als die Hälfte der Höhenmeter war geschafft, der interessantere Teil stand noch bevor. Am Grafensteig ging es ein Stück östlich bis zu einer markanten Felsnase, dort beginnt ein inoffizieller Anstieg zum Herminensteig, der mit verblassenden roten Punkten und blauen Strichen markiert ist. Im Gegensatz zur offiziellen Variante führt er nicht in der Flanke, sondern direkt am Grat empor und bietet daher auch die schöneren Aussichten. Unter Schneebergkennern ist dieser Wegabschnitt als Oktobergrat bekannt. Er weist ein paar Kletterstellen auf, aber keine ernsten Schwierigkeiten.

Eine knappe Stunde nach dem Einstieg wurde der offizielle Herminensteig erreicht, erkennbar an den reichlich angebrachten weiß-rot-weißen Markierungen. Der Herminensteig (Schwierigkeit I) ist nicht zu unterschätzen, es gibt immer wieder Herausforderungen und spannende Kletterstellen. Bei der Überwindung einer schrägen Felsstufe war die gegenseitige Unterstützung durch Anschieben oder Hochziehen jedenfalls hilfreich. Beim Erreichen der Hochfläche (ca. 1820m) war es 15 Uhr vorbei. Kurze Rast zum Sammeln der Gruppe und zum Genießen der Aussicht. Dann ging es weiter zum Damböckhaus, wobei schöne Bergwiesen den Weg säumten. Das Wetter war prachtvoll.

Da die Gruppe hinter dem Zeitplan lag, wurde die Einkehr im Damböckhaus (1810m) kurz gehalten. Das Haus wurde 2020 vom neuen Pächter übernommen, der sein Handwerk versteht. Das Essen wurde von allen gelobt. Die meisten der übrigen Gäste waren mit der Zahnradbahn angereist und als Folge von Höhenluft und guter Bewirtung lustig und laut. Aufbruch um 16:35. Als erstes wurde dem Waxriegel (1888m) ein kurzer Besuch abgestattet. Das ist zwar nicht der höchste Gipfel am Schneeberg, einen schönen Ausblick auf die Hochfläche und die umliegenden Berge präsentiert er trotzdem.

Für den Abstieg wurde die einfachste Variante über Damböcksteig, Kaltwassersattel und Hengsttal gewählt. Kletterstellen gibt es hier keine oder nur minimal, aber 1300 Höhenmeter bergab haben es auch in der einfachsten Variante in sich. Weder beim Baumgartner noch bei der Hengsthütte wurde eingekehrt, längere Pausen gab es keine, also ging es 3 Stunden nonstop bergab und bei den Wanderern machten sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Durch den Verzicht auf eine Zwischeneinkehr wurde das Defizit im Zeitplan mehr als eingeholt und fast wäre sich der frühere Zug ausgegangen, Eintreffen am Bahnhof Puchberg (577m) um 19:45. Ungelegen kam das nicht, denn so konnte man die Tour mit erfrischenden Getränken im Gastgarten des Café Orchidee direkt vor dem Bahnhof ausklingen lassen. Abfahrt um 20:36, diemal mit Umsteigen in Wiener Neustadt, Ankunft Wien Hbf 22:19.

Es war eine schöne, aber auch ziemlich fordernde Schneeberg-Tour mit einer Streckenlänge von 18km, 1250 Höhenmeter und 8 Stunden Gehzeit.


 

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