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Für einen trüben, wenngleich
milden Jännertag war es eine überraschend
große Gruppe, die um 09:50 dem Regionalzug in
Wöllersdorf-Marchgraben entstieg, bestehend aus Alois,
Frankie, Franz, Gerd, Igo, Martin, Martin,
Roland, Roland, Ronny, Thomas, Thomas, Walter,
Werner, Wolfgang und Wolfgang.
Sie wurden an der Station von Helmut,
Michael und Hundedame Emmi
begrüßt, die mit dem Auto nach Wöllersdorf
gekommen waren. Insgesamt 18 Männer und ein
Anstandswauwau - wobei der Umstand, dass zwei
Teilnehmer aus Linz und einer aus Innsbruck
angereist waren, die österreichweite Bedeutung
der Veranstaltung unterstrich. Am Programm
stand eine Wanderung auf dem Höhenzug nördlich
der Piesting zwischen Wöllersdorf und Waldegg.
Die Tour hätte man auch bei Tiefschnee
absolvieren können, aber Schnee war während der
Anreise nur in weiter Ferne am Schneeberg zu
sehen gewesen. Es hatte 10 Grad plus und seit
Wochen nicht geschneit. Als erstes Highlight
wurde schon nach einer Viertelstunde Anmarsch der
Höhlturm
erreicht, der auf verschiedenen Karten oft auch
als Höllturm verzeichnet ist. Der Turm konnte
über eine Holzstiege im Inneren bestiegen werden
und bot Aussicht auf das Becken von Wiener
Neustadt. Das schien manchen die Mühe des
Hochsteigens gar nicht wert. Mehr Interesse
weckte der gegenüberliegende Darkroom in Form
einer geräumigen Höhle, die über einen zweiten
Ausgang auf höherer Etage verlassen werden
konnte.
Beim Weiterweg bergauf erfolgte die Wegfindung
oft intuitiv, denn der Weg war höchstens in
geraden Abschnitten, an Kreuzungen prinzipiell
nicht markiert. Die Markierung wurde verloren,
wieder gefunden und wieder verloren, bis man
schließlich auf den gut markierten nördlichen
Zweig der Wanderroute 231 stieß. Danach gab es
programmgemäß Föhrenwald. Der Höhenzug heißt
Auf der Wand im östlichen, Auf
dem Hart im westlichen Teil und bietet
keine nennenswerten Gipfel und somit auch keine
nennenswerten Steigungen. Am Wegesrand blühten
vereinzelt Primeln im verfrühten Optimismus. Am
Himmel zeigten sich blaue Auflockerungen zwischen
den Wolken, aber die Sonne kam nicht hervor und
gegen Mittag zog es wieder zu.
Nahe Aigen wich der Föhrenwald einer
baumlosen Hochebene mit Wiesen und Äckern,
mitten darin die als Stadtkreuz bekannte Kapelle
mit Schneebergblick. Außerhalb des Waldes pfiff
der Wind kräftig, daher wurde nur kurz Rast
gemacht, um die Gruppe zu sammeln. Man hätte nun
auch der Straße entlang gehen können, aber dort
fuhr immer wieder ein Auto vorbei, also wurde
lieber ein kleiner Umweg auf Forststraßen zur
Passhöhe (515m) in Kauf genommen. Bei der
Straßenquerung verloren Wolfgang und Gerd beim
Fotografieren bzw. Pinkeln den Sichtkontakt zur
Hauptgruppe und konnten nicht erraten, in welche
Richtung sie verschwunden war. Zum Glück
funktionierte in dieser Gegend wenigstens Bob.
Mit Igo als Kontaktmann und Lotsen gelangten auch
die Verirrten zum Gasthaus Zur
Blutalm, wo die reservierte Tafel
noch ein wenig verlängert werden musste, um alle
aufzunehmen.
Der Name hat nichts mit Vampirismus zu tun,
sondern geht angeblich auf den beliebten Rotwein
der Ur-Inhaber zurück. Vegetarische Schwerpunkte
wies die Karte freilich auch nicht auf, sodass
die meisten bei gebackenem Huhn oder Schwein
landeten. Wie in einem guten Landgasthaus zu
erwarten, wurde jede Malzeit frisch zubereitet
und daher dauerte es eine Weile, bis alles auf
den Tisch kam. Inzwischen konnte man den
größten Hunger aber schon am Salatbuffet und
mit Gebäck und Aufstrich stillen. Das Essen war
gut, preiswert und die zwei Stunden Aufenthalt
wert.
Aufbruch um 14:40. Die nächste Attraktion war
der Guggerstein
- von der Gemeinde Hernstein als
"das wohl bedeutendste künstliche
Steindenkmal Österreichs" beworben. Weit
ist seine Berühmtheit noch nicht gedrungen, denn
ein nach dem Weg befragter Einheimischer hatte
noch nie etwas davon gehört. Der Weg zu dem
bewalden Hügel im Norden war auch so nicht
schwer zu finden. Am Gipfel befanden sich große
Felsblöcke. Auf die Idee, dass diese vor
Urzeiten von Menschenhand so aufgetürmt worden
waren, wäre man als Laie nicht gekommen. Die
Männer auf Touren kletterten übermütig darauf
herum und übten den Durchkriech-Kult aus, sofern
sie nach dem Essen noch durch den schmalen Spalt
zwischen den Felsblöcken passten.
Zurück zum Wanderweg südlich von Alkersdorf
und weiter nach Westen. Eine markierte Abzweigung
"Rund um den Sulzberg" versprach
höheren Abenteuerfaktor als die Forststraße und
immerhin 15 von 18 folgten der Versuchung. Der
nette Fußpfad durch Föhrenwald führte südlich
um den Sulzberg herum und dann bergab. Im Abstieg
gab es die Möglichkeit, vom Graben auf einen
unscheinbaren Karrenweg am bewaldeten Kamm in
südwestlicher Richtung zu wechseln. An der
nächsten Abzweigung wäre man besser beraten
gewesen, der Richtung treu zu bleiben, denn der
Hauptweg führte direkt in die Wopfinger Zementfabrik,
durch Schotterhalden und an Schlammbecken vorbei
und durch das Fabriksgelände, wobei die Wege
ziemlich morastig waren und Ähnlichkeit mit
frisch angerührtem Beton aufwiesen. An der
Hauptstraße angelangt, hatten alle genug von
Abenteuern und am Gehsteig ging es bei
Nieselregen und stark gefallenen Temperaturen in
den Ort Wopfing, wo es zum Glück das Gasthaus
Moser gab, in dem man die Stunde Wartezeit bis
zum nächsten Zug um 16:57 gut verbringen konnte.
Die drei Orthodoxen waren schon vorher dort
eingetroffen und durften sich der Genugtuung
erfreuen, dass sie auf ihrer Wegvariante schöne
Villen gesehen und saubere Schuhe behalten
hatten.
Wer wollte, konnte beim Moser zum Kaffee noch
eine üppig-fette Torte nachschieben. Reichlich
vor der Zeit landete die Gruppe beim
Wartehäuschen der Station, das für genau 3
Personen ausgelegt war. Ganze 18 drängten sich
nun, Schutz vor Sturm und Regen suchend, in den
kleinen halboffenen Glaskobel, aufeinander
sitzend und Körperwärme suchend aneinander
gepresst, und machten die Station so zum
wahrscheinlich schwulsten Punkt in ganz
Niederösterreich.
Die Leistungsbilanz ist zum Schämen: Gehzeit
3½ Stunden, Einkehrzeit 3 Stunden, 270
Höhenmeter. Aber Spaß hat es schon gemacht.
Weitere Fotos in Rolands Fotoalbum
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