Männer auf Touren

 
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Sonntag, 4. November 2012

Hohe Wand: Hanselsteig
Winzendorf - Stollhof - Hanselsteig / Brünnlries - Herrgottschnitzerhaus - Drobilsteig / Herrgottschnitzerweg - Oberpiesting

Weitere Bilder:
Rolands Fotoalbum
Alfreds Fotoalbum

  Wien lag unter einer trüben Nebelsuppe als Alfred, Alois, Frankie, Helmut, Joachim, Martin, Peter, Rainer, Roland, Ronny und Wolfgang gegen Wiener Neustadt zogen.

Erhellt wurde die Fahrt nur durch die doppelte Damenbegleitung: Dolly und Emmi. Wobei „Damen“ etwas hoch gegriffen ist. Dolly hat die Eigenart bei Stillstand zu wimmern. Und zwar so, als wäre sie gleichzeitig am Verhungern, Erfrieren und Verdursten. Ruhe ist nur, wenn sie flink durch die Natur ziehen oder auf jemandes Schoß sitzen darf. Emmi begrüßte sie mit einem klärenden Knurren. Es war eindeutig nicht der Beginn einer langen Freundschaft. Außerdem spricht Dolly nur Englisch. Sie ignorierten einander für den Rest des Tages.

Das trübe Wetter verfolgte uns bis Winzendorf. Bloß bei Leobersdorf wurde der Nebel kurz gelb, weil die Sonne durch konnte. Da der „Bahnhof“ Winzendorf (327m; 9:53) eher belanglos ist (der von Piesting übrigens auch), marschierten wir gleich los. Kurz durch den Ort und dann entlang des Baches durch die Prossetschlucht (auch Emmerberger Klause, nach der Ruine), welche die Fischauer Berge durchschneidet. Schon am anderen Ende, in der „Neuen Welt“, war hinter dünnem Nebel die sonnige Bergwand zu sehen. Zwischen den Feldern zogen wir Richtung Stollhof (459m; 10:50) am Fuß der Hohen Wand. Einmal flog ein Rebhuhn hoch und dann stob eine große Rehherde über die Ebene.

Nach einer kurzen Sammel- und Orientierungspause folgte der alpine Teil. Den Berg entlang bis zu einer Wegkreuzung (11:20) oberhalb des Loderhofes, wo sich die Gruppe spaltete. Die Hundeführer wählten den flacheren Anstieg über die Brünnlries. Der mit Blättern bedeckte Weg führte durch den Wald und sie waren schon um 12:09 beim Hergottschnitzerhaus (826m).

Während sie mit Lätzchen unterm Kinn auf das Essen warteten, mühten sich die acht anderen einmal der Wand entgegen. Erst eher schwach ansteigend durch den Wald und schließlich auf steilen Serpentinen bis zum Einstieg in den Hanselsteig (12:00), der ziemlich abrupt da war. Nicht unbedingt ein Klettersteig, wie auf die Flatzer Wand. Hier gab es nämlich beidseitige Seilsicherungen, eiserne Tritte und eine Leiter. Die allerdings war fast senkrecht und mühsam, weil man vorerst eine fast nicht erklimmbare Stufe überwinden musste. Der Fels war geschliffen glatt; bei Nässe nicht unbedingt zu empfehlen. Gegenverkehr war zum Glück keiner. Nicht nur wir hatten diesen Aufstieg gewählt. Vor und hinter uns waren noch einige Kleingruppen und Familien unterwegs. Um 12:40 hatten es dann alle geschafft und sammelten sich in der Sonne um das Josefs Bankerl, nahe der nicht bewirtschafteten Hanselsteig-Hütte (850m). Das war auch der Abschluss der heurigen „Klettersaison“. Alfred hatte sogar jede Menge Seile und Stricke mit riesigen Karabinern um den Leib gewickelt und trug einen zünftigen Sicherheitshelm. Das gab der Aktion doch einen Anflug von Extremsport.

Den Weitermarsch über das Hochplateau vertrödelte eine Kleingruppe und machte einen nicht geplanten Umweg über die Futterstelle. Bei ihrer Ankunft im Herrgottschnitzerhaus (826m; 13:10) hatten die anderen schon alle ein Glas in der Hand.

Die Küche war ausgezeichnet und hatte einen rumänisch-ungarischen Einschlag. Das Szegediner wurde gelobt, das Schnitzel auch und der Rest war ebenfalls sehr gut. Emmi döste unterm Tisch. Dolly wachte über die Tafel!

Der Ausblick war bescheiden. Ein riesiger Wattebausch deckte alles zu. Nur Dreistetten war sichtbar und zwei Höfe hart am Berg. In der Ferne dafür Leithagebirge und Rosalia. Vom Hanselsteig sah man bis zum Stuhleck! Die nahen Fischauer Berge konnten sich nicht bemerkbar machen.

Beim Abstieg (14:20) trennten wir uns knapp nach der Hütte. Einige wählten den Drobilsteig, der weit unproblematischer als der Hanselsteig ist, und die anderen nahmen den Herrgottschnitzerweg durch den Wald. Abgesehen von Rücksicht auf Dolly und Emmi ist fraglich, ob das klüger war. Am Drobilsteig erledigte man die Höhendifferenz in nullkommanix, während der bequemere Weg durch nasses Laub auf Steinen tückisch war. Um 14:45 waren wieder alle glücklich vereint und wanderten über den Zitherwirt nach Piesting. Von der Ruine Starhemberg war nichts zu sehen. Der Nebel hatte uns wieder.

In Piesting (15:50; 349m) schlug der Frust voll zu. Weit und breit kein Lokal und im Bahnhofstüberl waren wohl Leute, aber die putzten nur. Doch empfahl der Wirt ein nur 10 Minuten entferntes Gasthaus, dem schließlich ausgenommen Peter und Rainer alle zustrebten. Die beiden schlugen die Zeit bis zur Abfahrt um 17:03 mit Betrachtungen über Zinkbadewannen der Nachkriegszeit, die ersten Duschen in den Wohnungen, die umgekehrte Proportionalität von Mehrsprachigkeit und dem richtigen Beherrschen einer Sprache und Schlafprobleme in etwas gehobenem Alter, tot. Ein durchaus anspruchsvolles Programm! Um 16:30 verzogen sich der Putztrupp mit dem Hinweis: „wir sperren jetzt das Klo zu. Passt das eh? Aber macht’s uns nicht auf der Seite hin!“
Die Gasthaus-Gruppe bekam Kaffee in den Sorten Silber, Gelb, Grün etc. (lt. Kapselfarbe) und Bananenschnitten serviert, für Dolly und Emmy gab es Wasser und Trockenfutter auf Haus.

Nach Umsteigen in Wiener Neustadt waren wir um 18:22 wieder in Meidling.

Abgesehen von Hanselsteig und Drobilsteig war es eher eine gemütliche Tour, die aber doch einiges an Leistung abverlangte.
Reine Gehzeit ca. 3h 45m für die Hundeführer und 4h 45m für die Bergziegen. Ungefähr 523m hinauf und 501m hinunter.

Unsere Wanderungen dienen bekanntlich nicht nur dem körperlichen Wohl, sondern bieten auch immer wieder Futter für den Geist:
„warum gibt es Viagra noch nicht als Generikum?“ - „in Linz gibt es viele Puffs“ „in Graz auch“ „laut Krone kriegen die Prostituierten jetzt Strichcodes“ - „ich habe gestern fast 1kg Zwiebel geschnitten und das Gulasch ist phantastisch. Würde ich es können, täte ich vor mir knien!“ - „hatte Angst mir die Hand zu brechen“ „na dann fällst halt auf den Arsch“ - „wie geht es jetzt weiter?“ „auf dem Weg!“ - „beim letzten Mal war ein fescherer Kellner, der ist ja auch fesch, aber nicht so“ - „ich habe Schlesische Klöße gemacht“ „Schlesische Knödel!“ „Nein Klöße!“ „könnt ihr euch auf Waldviertler Knödel, aber Schlesische Klöße einigen?“ - die Verwertung von Broccoli-Strünken in der Küche - „die reden schon wieder übers Kochen“ - „im Konzerthaus mussten sie ein Konzert abbrechen, weil der Grönemeyer in einem anderen Saal so laut war!“ - Für und Wider Wandern mit dem Navi - „warum bist du so schweigsam?“ - „ich habe im Grazer Stadtpark einige Sackerl fürs Gackerl gestohlen. Dort sind sie rosa!“ - „in meiner Kindheit haben die alten Frauen immer gerne den Bischof gegessen“ „ich tu das auch!“ - „Alfred kann meine Gedanken lesen. Das gefällt mir!“ „Mir wäre das unangenehm“ „ich denke nicht schmutzig!“ - Fahrradmitnahme in Zügen nach Tschechien (hatten wir schon öfter. Immer noch ein Dauerbrenner) - „bei hohen Stufen musst du die Hosenbeine hochziehen, so wie das Damen mit ihren Röcken machen!“ - Zahnseide : Spezialbürste für Zahnzwischenräume = unklares Remis usw. usw.

Zum Wetter: oben Sonne, unten Nebel und die Pelerinen blieben in den Handtaschen!

Wenn wir einmal Orden vergeben, kriegen Alfred, Martin und Ronny die ersten. Sie kommen aus rund 50 bzw. 200 Kilometer Entfernung angereist. Das zeigt ihre große Verbundenheit mit den M.a.T. Michi aus Innsbruck hat sich mit der abgelösten Schuhsohle auf dem Salzburger Almweg ja schon selbst geadelt!


Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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