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Mit dabei: Frankie, Friedrich,
Peter, Rainer und Roland
Wenn ich richtig liege, war Halloween am
Mittwoch. Kein Grund also, am Sonntag noch
schlapp zu sein. Wo seid Ihr denn alle gewesen?
Dieser Tag gehörte sichtlich "Männern in
Betten" statt "Männern auf
Touren".
Um 8.20 schlichen bloß Roland und ich durch
die tote Halle des Südbahnhofes und wir begannen
uns mit einem lockeren Zweier anzufreunden, aber
dann kam Frankie pünktlich auf die Minute und
kurz nach ihm noch Friedrich und Peter. Für die
Tour hatte er sogar auf die Lektüre der
Wochenendzeitungen verzichtet. Werner gab uns
ebenfalls die Ehre, aber bloß um uns
mitzuteilen, dass er nicht mitkäme. Wenn's schon
beim Aufwachen regnet mag er nicht.
Danke, macht nix, denn so konnten wir das
"Einfach raus Ticket" voll nützen.
Abfahrt 8.38 mit R2209 nach Wiener Neustadt.
Diesmal im Untergeschoß. Hat sich aber nicht
gelohnt. Man sah nur vereinzelt dicke Knie unter
Röcken auf den Bahnsteigen.
An Wiener Neustadt um 9.24 und Weiterfahrt
9.36 mit EZ6451 (hört auf den klingenden Namen
"Schneebergland"). Genügend Zeit zum
Umsteigen; für Frankie und mich ging sich auch
noch eine Rauchpause aus. Um 10.23 Ankunft in
Puchberg und gleich los. Mein Puls war schon beim
Abmarsch auf 107. Wer oder was mich so aufgeregt
hat, weiß ich nicht. Frankie hat nämlich
während der Höger Tour gemeint, ich könnte
einmal Pulsuhr mit Brustgurt mitnehmen, das wäre
ganz interessant. Vorsorglich hatte ich aber
alles auf "stumm" geschaltet um die
Bergwacht nicht zu irritieren.
Beim Abmarsch regnete es leicht und außerhalb
von Puchberg bekamen wir auch noch starken Wind
zu spüren. Sehr unangenehm, denn er kam frontal
vom Schneeberg und peitschte uns in die
Gesichter. Daher gab es gleich nach 18 Minuten
eine Pause, weil Peter die Regenhose überzog.
Nicht weil er zimperlich ist, aber er meinte, der
Regen würde dann aufhören. Unser Weg ging durch
Hengstberg bis Knöpflitz wo wir erstmals in
Ratlosigkeit verfielen, denn die Pfeile gingen
für unsere Begriffe in die falsche Richtung.
Zwei Frauen erbarmten sich unser. Die Fahrerin
hatte keine Ahnung wo das Mieseltal ist, aber
ihre Begleiterin hatte dafür sofort kapiert
wohin wir wollten (zumindest heute) und uns
präzise den Weg erklärt. Danke und schönen Tag
noch!
Weiter durch das Schneebergdörfl. Wir hatten
bereits 1 Stunde hinter uns und Peter zog die
Regenhose wieder aus - es hatte tatsächlich zu
regnen aufgehört. Bei der Feuerwehr bogen wir
links (ich meine natürlich südlich) ab und
zogen über schöne Weiden zum immer enger
werdenden Mieseltal.
Abgesehen davon, dass die Markierung sehr
schwach war und die richtige Wegwahl erschwerte,
möchte ich festhalten, dass die letzten 450
Meter Höhendifferenz nur auf einem steilen und
steinigen Weg zu überwinden sind. Kein Wunder,
dass die Tour als "wenig bekannt"
beschrieben wird. Es begegneten uns auch nur 5
Wanderer. Peter, Roland und ich bildeten
abwechselnd die Schlusslichter. Nur Frankie und
Friedrich zogen weg wie Bambi. Kunststück, beide
hatten keine Rucksäcke zu tragen. Das bringt
mich auf die Frage: was ist gescheiter, ein für
alle Wetterwechsel gefüllter Rucksack mit
Proviant, das ich nicht esse, oder ein kleines
Semmerl in der linken und ein Tetra-Pak-Safterl
in der rechten Jackentasche? Dafür, dass ich
auch Sonnenbrillen gegen Schneeblindheit mit
hatte, geniere ich mich nicht. Roland hatte sogar
Sonnencreme dabei. Es gab weder Sonne noch
Schnee.
Der Wind wurde zum Sturm, was die erfahrenen
Wanderer sofort mit der Nähe des
Kaltwasser-Sattels in Verbindung brachten. Mein
Puls hatte beim Anstieg die 170 erreicht und nach
2 Stunden 35 Minuten waren wir um ca. 13 Uhr
oben. Wir hatten 737 Meter Höhendifferenz
überwunden.
Kurze Beratung, ob und wie es auf den Gipfel
des Hohen Hengstes weiterginge. Der erste Versuch
schlug fehl und landete irgendwo in der
Lawinenverbauung für die Zahnradbahn, und den
zweiten Weg, der auf den Karten eingezeichnet
ist, fanden wir nicht. Markierungen und Wegweiser
auf den Gipfel gibt es keine, also haben wir den
Hohen Hengst nicht bestiegen (denkt was Ihr
wollt) und uns weitere 128 Meter an Höhe
erspart. Lohnend wäre es ohnehin nicht gewesen,
denn schon am Kaltwassersattel umzogen uns
Nebelschwaden und Schneeregen, aber unser Ehrgeiz
wurde nicht befriedigt. Weiter entlang der Bahn
in die offensichtlich frisch renovierte Stube der
Hengsthütte (1012m), die wir nach insgesamt 3
Stunden Gehzeit um etwa 13.45 erreichten und wo
wir unseren Frust mit Bier, Radler, Apfelsaft
g'spritzt und Tee ertränkten und dazu sehr gut
gegessen haben. Kaspressknödelsuppe, Kasnocken,
Schnitzel und Hirschgulasch.
Abmarsch um 15.15 immer entlang der Bahn bis
Puchberg. Roland war von appetitlichen kleinen,
dunklen, schön glänzenden Beeren angetan. Für
Liguster zu groß (davon gab es nämlich 10 m
weiter eine Staude) und für Tollkirschen stimmte
es auch nicht ganz, aber unsere Pflanzenkenner
von der Höger-Tour hatten uns ja leider im Stich
gelassen.
Um 16.20 Uhr erreichten wir den Bahnhof.
Perfekt, denn um 16.35 ging der
"Schneebergland" wieder nach Wiener
Neustadt.
Die reine Gehzeit war 4 Stunden und 32
Minuten, mein Maximalpuls 177 und der
Durchschnitt 138 (in der Hütte hatte ich bitte
abgeschaltet) und mein Energieverbrauch waren
3.222 kCal (davon 25 % Fettanteil). Das schafften
die "Männer in Betten" mit wildesten
Verrenkungen nicht.
Frankie und Peter dösten im Zug bis Grünbach
vor sich hin. Dann ging es nicht mehr, weil sich
der Waggon mit Wanderern von der Hohen Wand
füllte.Um 17.22 an Wiener Neustadt, und
Ratlosigkeit, denn es gab keinen für uns
benutzbaren Zug nach Wien auf der Anzeigentafel.
Seit die Bahn viele Züge durch Wien
weiterführt, ist das nicht mehr so einfach. Vor
allem dann nicht, wenn man nicht weiß, wo
Bernhardsthal liegt. Das war nämlich unser Zug,
aber wir haben das rechtzeitig geschnallt und ein
Rauchpauserl ging sich auch noch aus.
Abfahrt 17.35 im Unterdeck und selbst zu
fünft kann man eine breite Themenvielfalt
erörtern. Etwa die "Bräurosl" am
Münchner Oktoberfest oder die Frage "Tracht
in der Stadt - reaktionärer Protest?",
"wird Radicchio im Risotto matschig?",
Kichererbsenaufstrich, Donna Leon, die
Gefährlichkeit Neapels und ein Kurzpanorama von
Peters textilen Flohmarkt-Schnäppchen der
rustikalen Art. Und schließlich noch das Problem
"wer steigt wo aus?". Nach längerem
Hin und Her (Meidling, aber dann ist der Frankie
alleine, also Südbahnhof, aber was macht der
Peter dort) einigten wir uns auf Wien Mitte, weil
Peter und Frankie dann noch durch die Stadt gehen
können. Rucksack mit angeschnallten
Wanderstöcken macht sich in der City sehr gut;
fast schon wie ein Dirndl mit Loden-Wetterfleck.
Ankunft 18.27. Alles Gute und bis zum nächsten
Mal. Frisch war's (gut für die Durchblutung),
feucht war's (gut für die Haut) und schön war's
auch (gut für's Gemüt).
Rainer
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