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Den Wunsch, inmitten der
stärksten Hitzewelle seit 2003 auf die Rax zu
steigen, empfanden Frankie, Friedrich,
Gerd, Gert, Helmut mit Emmi,
Igo, Michael, Peter, Roland und
Roland. Am Treffpunkt Bahnhof Wien
Meidling ergab sich somit eine ideale
Personenanzahl von 10 für das
Einfach-Raus-Ticket. Um 07:29 fuhr der REX ab und
kam mit Verspätung in Wiener Neustadt an;
praktischerweise stand der Anschlusszug nach
Payerbach gleich gegenüber. In Payerbach dann
weiter mit dem Bus bis Hirschwang Abzweigung
Erlangerkreuz - so war es jedenfalls geplant und
dem Fahrer mitgeteilt. Dieser wirkte jedoch schon
am Vormittag ein wenig dösig und blieb erst eine
Haltestelle später stehen. Für Helmut war das
egal, denn er plante in Rücksicht auf das doch
schon etwas betagte Hundemädchen Emmi eine
Light-Version, nämlich die Bergfahrt mit der
Seilbahn. Die anderen 9 mussten ein Stück im
Ortsgebiet zurück, was zum Glück nicht weit
war. Es war nun kurz vor 9 Uhr und die Temperatur
im Tal (500m) lag schon bei knapp 30 Grad. Probleme
ließ nicht der unschwierige Aufstiegsweg
erwarten, sondern die Hitze und die mögliche
Gewittergefahr am Nachmittag. Bereits in Wien und
während der Zugfahrt waren die Wolkentürme im
Westen mit Sorge beobachtet worden. Vorerst war
das Wetter im Rax-Gebiet aber freundlich. Die
Bergstation der Raxseilbahn - das Einkehrziel -
war von unten schon gut zu sehen, aber die
Höhenmeter bis dorthin hatten es in sich. An
Hotel Knappenhof vorbei - wo es die einzige
Unsicherheit bezüglich der Wegführung gab -
ging es auf Schotterwegen bergauf zum
eigentlichen Törlweg. Um 10:50
war die Lammelquelle (aka Lamplbründl,1020m)
erreicht und bot Gelegenheit für eine kurze Rast
und Erfrischung. Die Quelle sprudelte aufgrund
der Trockenheit dürftig und das Anfüllen einer
Wasserflasche dauerte ein paar Minuten. Die im
Wasser schwimmende Flankerl seien, so erklärte
Roland, rein biologisch und gesundheitlich
unbedenklich - was offenbar auch stimmte. Schon
jetzt waren manche bei einem Verbrauch von zwei
Litern angelangt. Da half es auch nichts,
vorsorglich schon zum Frühstück einen Liter
Wasser getrunken zu haben.
Weiter in Serpentinen bergauf. Der Umstand,
dass der Weg großteils im Wald verlief und ab
und zu ein Lüfterl am Berghang hochstrich,
machte den Aufstieg erträglich. Es wurden
Himbeeren am Wegesrand gepflückt und Edelweiß
fotografiert. Nach Passieren des markanten
Felstörls war um etwa 12:30 das Ottohaus (1642m)
erreicht. Hier teilte sich die Gruppe: ein Teil
stieg zum Jakobskogel (1736m)
empor und genoss den Ausblick auf das Raxplateau.
Der andere Teil zog nach einem schnellen Drink im
Ottohaus gleich weiter zum Hotel Bergstation (1547m),
wo die eigentliche Mittagsrast stattfand. Wie
immer war die Einkehr dort ein angenehmes
Erlebnis, denn die tüchtigen und freundlichen
Mitarbeiter brachten ein gutes Essen auf den
Tisch.
Helmut und Emmi fuhren mit der Seilbahn ins
Tal. Geplant war, dass sie der Hauptgruppe am
Wasserleitungsweg Richtung Kaiserbrunn entgegen
kommen sollten, um dann gemeinsam ein
erfrischendes Bad in der Schwarza zu nehmen. Der
Rest brach um 14:40 auf, nachdem Gert berichtet
hatte, er habe draußen Donnergrollen vernommen.
In der Tat sah die Wolkenlandschaft wesentlich
dunkler aus als beim Kommen. Nach kurzem
gemeinsamen Abstieg teilte sich die Gruppe:
Peter, Roland und Roland wählten den einfacheren
Gsolhirnsteig nach Hirschwang,
der Rest den Camillo-Kronich-Steig
über die Brandschneide nach Kaiserbrunn.
Das Donnergrollen rückte näher und weiter
oben im Höllental sah man Regenschleier. Jedoch
hielt sich immer noch ein Stückchen blauen
Himmels über der östlichen Rax und Optimisten
meinten, das Unwetter würde seitlich
vorbeiziehen. Der Steig über die Brandschneide
bot einige angenehme Überraschungen in Form von
schönen Aussichtspunkten und spektakulären
Felsszenarien mit senkrechten Abbrüchen und
Türmen.
Dann kam das Gewitter.
Helmut und Emmi erwischte es am
Wasserleitungsweg. Sie stellten sich eine Weile
unter, nachdem der Regen aber nicht aufhörte,
machten sie sich auf den Weg zurück zur
Talstation Hirschwang. Helmut war nur mit
Badehose und Bergschuhen bekleidet, was bei Regen
eigentlich gar nicht so unpraktisch war.
Peter und die beiden Rolands schafften es vor
dem Gewitter fast bis zum Hotel Knappenhof
(769m). Die 10 Minuten bis zum rettenden
Unterstand reichten aus, um bis auf die Haut
durchnässt zu werden. Die Hotelchefin kümmerte
sich dann sehr fürsorglich um die drei und
organsisierte ein Taxi, das sie mit zwei weiteren
gestrandeten Wanderern nach Hirschwang brachte.
Frankie, Friedrich, Gerd, Gert, Igo und
Michael waren mitten im felsigen Teil des Steigs.
Von den ersten Tropfen bis zum Schütten ging es
so schnell, dass einige nicht mehr rechtzeitig
den Regenschutz aus dem Rucksack holen konnten.
Einmal nass geworden, war es dann auch schon
egal. Eine Leiter und ein Stück Felsgelände
waren noch zu bewältigen, dann ging es im Wald
am Gratrücken bergab. Dort regnete es aber
keineswegs weniger und durch den Wind kam der
Regen, teilweise gemischt mit Hagelkörnern, aus
allen Richtungen. Obwohl der Boden ausgetrocknet
war, konnte er die Regenmengen in so kurzer Zeit
nicht aufnehmen und das Wegerl verwandelte sich
in ein Waldbächlein. Die Hausdächer von
Kaiserbrunn rückten langsam näher, der Regen
wurde schwächer und schließlich kam sogar
wieder die Sonne durch und produzierte einen
hübschen Regenbogen in einer Waldlichtung.
Um 16:35 war die Gruppe unten an der Straße.
Der nächste Bus fuhr erst in gut einer Stunde.
Die Sache mit dem Bad in der Schwarza hatte sich
praktisch erledigt und auf den Wasserleitungsweg
hatte niemand mehr Lust. Also ab in den
Landgasthof Kaiserbrunn. Aus Rücksicht auf die
gepolsterten Sessel nahm man nicht im Stüberl
Platz, sondern auf den Holzbänken im Schankraum.
Jeder der Männer auf Touren hinterließ im
Gehen, Stehen oder Sitzen eine Pfütze und das
Personal war ständig damit beschäftigt
hinterherzuwischen, um das Ausrutsch-Risiko für
andere Gasthausbesucher zu mindern. Gert, Igo und
Michael suchten unverzüglich den geräumigen
WC-Bereich auf, um sich auszuwringen bzw.
umzuziehen und schockten dabei andere
WC-Besucher, die angesichts dreier nackter
Männer am Klo erschrocken die Flucht ergriffen.
Zur Koodinierung wurde versucht, per Handy mit
Helmut und der Gsolhirn-Gruppe Kontakt
aufzunehmen, was magels Empfang aber nicht
klappte. Im Bus bzw. in Payerbach am Bahnhof sah
man sich dann wieder.
Michael stieg in Wiener Neustadt um, die
anderen hätten ruhig im Regionalzug sitzen
bleiben können, doch gab es einen Fehlalarm
wegen eines angeblichen REX nach Wien auf einem
anderen Gleis. Den gab es zwar tatsächlich, aber
er fuhr über Eisenstadt und wäre erst um 21 Uhr
in Wien gewesen. Also reumütig zurück zu den
vorgenässten Sitzen im Regionalzug, der es
immerhin bis 19:52 nach Wien Meidling schaffte.
Für die Durchnässten war die Klimaanlage eine
Spur zu kalt eingestellt. Auch eine hitzige
Debatte über die österreichische Asylpolitik
macht das Klima nicht wärmer.
Resümee: Heiß, kalt, trocken, nass, schön,
abenteuerlich. Es gab mehrere Ausrutscher und
einige teils heftige Schrammen, einen verlorenen
Stock und ein liegen gelassenes Sackerl mit
nasser Wäsche und Schuhen, das aber von der
freundlichen Polizei in Payerbach sichergestellt
und von seinem Eigentümer am nächsten Tag
abgeholt werden konnte.
1250 Höhenmeter Aufstieg bis Jakobskogel,
1150 bis Ottohaus, Abstieg annähernd gleich
Aufstieg. Gehzeit bei gemütlichem Tempo etwa 6
Stunden in der Maximalvariante.
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