Männer auf Touren

 
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Sonntag, 4. 7. 2010

Schneeberg - Herminensteig
Puchberg - Schneebergdörfl - Unterer Schneidergraben - Oberer Herminensteig -
Damböck Haus - Emmisteig - Baumgartner - Bahnweg - Puchberg

 
  Ob es der Gewittervorhersage für das niederösterreichische Bergland oder der vortäglichen Regenbogenparade mit diversen Anschlusspartys zuzuschreiben war, dass nur acht Männer auf Touren um 8 Uhr früh die Anreise von Meidling antraten, wird ungeklärt bleiben. Die acht waren Alois, Frankie, Friedrich, Gert, Igo, Peter, Roland und Ronny. Bei der Anfahrt auf Puchberg blickten wir nicht ohne Sorge auf die Wolkenhaube, die sich über dem Schneeberg gebildet hatte.

Abmarsch vom Puchberger Bahnhof (585m) um halb zehn. Den Weg Richtung Schneidergraben über das Schneebergdörfl bewältigen wir ohne viel Zögern und ohne Verirrung, den langsam näherrückenden Schneeberg vor Augen. Er gab auch einen schönen Hintergrund für ein Gruppenfoto ab, das Igo mit Selbstauslöser machte und das Peter mit der Bemerkung quittierte, man werde wohl später als Bildunterschrift dazuschreiben: "Da ging es ihnen noch gut."

Die nächste Hürde, eine Höllenotter am Wegesrand, passierten wir unbeschadet. Die Schlange wandte den alten Trick mit dem hypnotisierenden Blick an (der Igo sogar aufs Fotografieren vergessen ließ, obwohl er die Kamera in der Hand hielt) und vertschüsste sich ins Unterholz.

Nun hatten wir den Fuß des Schneebergs erreicht und es ging bergauf in den Unteren Schneidergraben. Das sich anfangs fast wegartig durchs Gebüsch schlängelnde Schotterband weitete sich auf Autobahnbreite, bloß eben steil bergauf und von rutschiger Beschaffenheit. Nun waren wir recht froh über die Wolkenbeschattung, denn bei praller Sonne wäre der Aufstieg noch um vieles schweißtreibender gewesen. Außer einem jungen Mann, der sich schottersurfend bergab bewegte und einige Bewunderung auf sich zog, begegnete uns niemand. Etwa um 12 Uhr erreichten wir die Kreuzung mit dem Nördlichen Grafensteig (1337m) und hielten eine kurze Mittagsrast. Bis jetzt lagen wir gut im Zeitplan.

Nun ging es eine Viertelstunde am Nördlichen Grafensteig entlang bis zu einem markanten Felsspitz, von dem eine "inoffizielle", allerdings mit roten Farbpunkten reichlich markierte Abkürzung zum Oberen Herminensteig führte. Der Weg verlief annähernd am Grat, was einerseits immer wieder spektakuläre Ausblicke mit sich brachte, andererseits das Weiterkommen durch die schroffen Felsformationen schon etwas mühsam machte.

Nach der Begegnung mit dem "offiziellen" Herminensteig änderte sich an der Wegbeschaffenheit nicht viel. Der Herminensteig ist als leichter Klettersteig klassifiziert, und das heißt eben auch Klettern. Jedoch gab es nie ausgesetzte Stellen und eine schwierige Passage war dankenswerterweise mit einem Stahlseil zum Festhalten versehen. Der Weg war ebenso spannend wie beschwerlich und bot in jedem Fall eindrucksvolle Aussichten auf den Schneeberg selbst und die umgebenden Berge. Mit dem Größenberg und dem Höhenzug der Dürren Wand kamen auch gleich ein paar künftige Tourenziele ins Blickfeld. Zur anderen Seite hin tauchten jenseits eines Grabens das Berghotel und das Elisabethkirchlein auf, die allerdings heute nicht unser Ziel waren.

Die während des Aufstiegs außer Sicht- und Hörweite geratenen Tempofraktionen sammelten sich am oberen Ende des Herminesteigs (1870m) wieder zusammen. Der kurze Weg zum Damböckhaus (1810m) bot einen schönen Blick auf die Schneeberghochfläche und viele Wiesen mit Alpenblumen, die von allen bewundert wurden. Das Wetter behielt den Mix aus Sonne und Wolken bei.

Trotz der recht angenehmen Temperaturen entschied sich die Mehrheit für den Aufenthalt in der Gaststube. Nach dem langen Aufstieg hatten wir nun eine Stärkung verdient. Am häufigsten wurde bei Schnitzel und Wildgulasch zugelangt. Bei interessanten Gesprächsthemen (z.B. kulinarische Berghüttenvergleiche, Nightcruisen beim Ölhafen, korrekte Benennung von Traggeschirren und vieles mehr) sowie der für viele obligatorischen Nachspeise verging die Zeit sehr rasch, bis wir erschrocken feststellten, dass wir dem Zeitplan weit hinterherhinkten. Der nette polnische Kellner streifte tüchtig Trinkgeld von unserer Runde ein, ehe wir um halb fünf aufbrachen und gerade noch drei Stunden Zeit hatten, um bis zum letzten Zug um 19:38 zurück nach Puchberg zu kommen.

Die Route führte kurz entlang des Breitwanderwegs Richtung Bergstation und zweigte dann rechts zum Emmisteig ab. Anfangs noch idyllisch und sanft zwischen Almwiesen absteigend, wandelte sich der Steig zum steilen Knieschinder zwischen Latschen und bizarren Felstürmen und die Gruppe zerfiel aufgrund unterschiedlichen Tempos beträchtlich. Oberhalb des Krummbachsattels auf der Höhe des Südlichen Grafensteigs (1430m) angelangt, erschien es manchen schon fraglich, ob sich der Zug ausgehen würde. Roland stieg bei der Haltestelle Baumgartner sicherheitshalber in die Zahnradbahn um, der Rest legte in verschiedenen Tempofraktionen einen Eilmarsch am Bahnweg hin. Die Ersten erreichten Puchberg um 19 Uhr, die Letzten eine halbe Stunde später, aber immer noch rechtzeitig. Wir waren nun seit 10 Stunden (Pausen eingeschlossen) per pedes unterwegs, waren 1285 Höhenmeter auf- und wieder abgestiegen und hatten den Schneeberg von Nord nach Süd überquert, zwar nicht an der höchsten Stelle, aber auch nicht auf den einfachsten Wegen.

Die Wünsche, den Zug zu entführen und zur direkten Fahrt zu einer Wunschadresse in Wien zu zwingen, scheiterten an brauchbaren Waffen und am Willen zur Durchsetzung. Jedoch hatten wir in Wiener Neustadt das Glück, bei fünf Minuten Umsteigezeit und einem Lauf (!) zwischen den entferntesten Bahnsteigen, die der Wiener Neustädter Bahnhof Sportlern zu bieten hat, einen sehr exklusiven REX nach Wien zu erwischen, der wie ein IC nonstop bis Meidlung durchbrause und uns um 21:05 dort absetzte. Die Gruppe hat alle Wagnisse und Schwierigkeiten intakt und komplett überstanden, und Bergwelt und Wetter haben sich wieder einmal von ihrer besten Seite gezeigt.

 

Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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