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Als sich Alois,
Frankie, Friedrich, Igo, Javier, Peter und
Roland um 06:25 am Bahnhof Wien Meidlung
trafen, war keineswegs sicher, ob es mit den
Balbersteinen heute etwas werden würde. Der
Treffpunkt war kurzfristig verlegt worden, da die
Strecke durch Wien wegen Bauarbeiten gesperrt war
und der Zug erst ab Meidling fuhr. Damit nicht
genug, hatte es in den frühen Morgenstunden
einen Stromausfall bei der ÖBB gegeben, der den
Bahnverkehr in ein Chaos stürzte. Auf der
Anzeigetafel stand zwar der angepeilte Zug nach
Wiener Neustadt mit Planabfahrt 06:35, am
angegebenen Bahnsteig stand jedoch ein anderer
Zug, nämlich der Regionalzug nach Payerbach, der
eigentlich schon vor einer halben Stunde hätte
fahren sollen. Die Richtung stimmte, also wurde
der Zug auf gut Glück bestiegen - obwohl man
sich auch bei der Richtung nicht wirklich sicher
sein konnte, denn die Anzeigetafel im Zug wies
Wien Floridsdorf als Ziel aus. Wolfgang
kontaktierte die Gruppe via Handy: er steckte am
Praterstern fest und hatte keine Chance,
rechtzeitig nach Meidling zu kommen. Um 06:41
setzte sich der Zug in Bewegung und fuhr auch
tatsächlich nach Wiener Neustadt, wo problemlos
der Anschlusszug Richtung Gutenstein erreicht
werden konnte. Hier stießen Andreas
und Markus dazu.
Verkehrstechnisch sah es also günstig aus,
dafür hielt sich das Wetter nicht an die
Vereinbarung, denn laut Prognose hätte es
bewölkt und trocken sein sollen, bei Abfahrt in
Wiener Neustadt regnete es aber und rundherum
sahen die Wolken finster aus.
Am Zielpunkt der Anreise, Haltestelle
Miesenbach (401m, 08:15), regnete es nicht mehr.
Die erste Etappe der Wanderung führte nach
Waidmannsfeld (495m) und war aufgrund früherer
Touren auf die Dürre Wand einigen noch in
Erinnerung. Ab Waidmannsfeld wurde Neuland
betreten. Eine Abkürzung durch den Ort und über
den Waidmannsbach Richtung Frohnberg wurde dank
Openstreetmap gefunden. Der Bauer, über dessen
Hof der Abscheider führte, stellte sich recht
nett beratend zur Verfügung und meinte: "Da
seid's in 20 Minuten dort." Bisweilen
erforderte der Weiterweg ein wenig Spürsinn,
landschaftlich war er jedenfalls reizvoll, denn
er führte durch eine hübsche Hügellandschaft
mit vielen Wiesen. Bisweilen bahnte sich ein
Sonnenstrahl durch die Wolken. Auf der
gegenüberliegenden Seite des Miesenbachtals
kamen die Balbersteine in Sicht.
Um sie zu erreichen, war ein Abstieg nötig, nach
der Straßenquerung ging es wieder empor. Der Weg
zu diesem relativ unbekannten Naturjuwel war
angeschrieben und markiert.
Die Steilheit des Anstiegs, in Kombination mit
nassem und entsprechend rutschigem Terrain, bewog
Peter, die Balbersteine am Mühlsteig zu umgehen.
Die anderen acht gelangten in zunehmend felsiges
Gelände und krabbelten in einer kaminartigen
Rinne empor, ehe sie die erste Attraktion in Form
eines großen Felsfensters erreichten. Die
Kulisse bot sich für ein Gruppenfoto an. Der
Weiterweg am Kamm war dann bequem und teilweise
recht aussichtsreich. Orientierungsprobleme gab
es nur an einer Stelle, als der Weg über einen
Ameisenhaufen führte und sich dann im Gebüsch
verlor. Der richtige Weg führte vor dem
Ameisenhaufen nach rechts und war an dieser
Stelle leicht zu übersehen. Nach etwas Auf und
Ab folgte eine schmale Schlucht, die an ihrer
engsten Stelle ein Durchschlüpfen gerade noch
erlaubte. Gut, dass die Männer auf Touren kein
Gramm überflüssigen Fetts am Körper hatten,
denn sonst wären sie hier stecken geblieben. Den
höchsten Punkt der Balbersteine, den Mühlstein
(750m, 11:00), erreichte man nach kurzem, steilem
Aufstieg. Gipfelkreuz gab es oben keines (mehr),
aber eine schöne Aussicht, die bei klarer Sicht
noch beeindruckender gewesen wäre. Nach kurzer
Gipfelrast erfolgte der Abstieg am gleichen Weg
zurück bis zur Schlucht, vor der ein nicht
markierter, aber erkennbarer Fußpfad bergab zur
Wiese östlich des Mühlsteins führte. In deren
Mitte war ein Stacheldrahtzaun zu überwinden, um
auf den Güterweg zu kommen, der zum Gehöft des
Steinbauern führte. Von dort war es ein kurzer
Straßenspaziergang bis zum vereinbarten
Treffpunkt an der Kreuzstein-Kreuzung, wo Peter
schon seit einer halben Stunde wartete.
Nun ging es am Güterweg "Auf der
Höh" am Fuß der Hinteren Hohen Wand auf
Scheuchenstein zu. Anfangs war alles ganz bequem
und einfach, denn man brauchte bloß der
schmalen, asphaltierten Straße zu folgen. Am
Ende wurde es aber verwirrend, da Wegweiser und
Markierung nicht mit der Karte übereinstimmten.
Auch wichen die Karten von Frankie und Peter
voneinander ab. Das nächste Ziel wäre die Burg
Scheuchenstein gewesen, die auf den Karten an
verschiedenen Stellen eingezeichnet war. Also
verließ man sich auf die Wegbeschilderung
"Scheuchenstein" und gelangte auf einem
bergab führenden Fußweg und dann durch eine
hübsche Klamm zum Ort. Von einer Burg war nichts
zu sehen und auch kein Hinweis zu entdecken.
Dafür war man eine halbe Stunde früher als
geplant im Gasthaus Perger / Kirchenwirt (556m,
13:05), wo es eine wohlverdiente Rast und
Stärkung gab. Die Männer auf Touren hatten den
Festsaal für sich alleine, Tische wurden
zusammengeschoben zu einer Tafel für neun. Die
prägnante Stimme der Kellnerin erinnerte stark
an Cissy Kraner. Gekocht wurde von der
Seniorchefin, und das vorzüglich. Wie von der
Kellnerin mehrmals angemerkt, wurde alles frisch
zubereitet, was zur Folge hatte, dass die Speisen
nicht parallel, sondern seriell auf den Tisch
kamen. Das machte nichts, denn man war nicht in
Eile und so hatten auch nicht alle gleichzeitig
den Mund voll, sodass munter geplaudert werden
konnte. Vom Wirt war zu erfahren, dass die Burg
Scheuchenstein derzeit aus rechtlichen Gründen
(Haftungsfragen) nicht betreten werden dürfe und
daher auch nicht angeschildert sei. Javier
feierte am 3. Mai Geburtstag, er bekam ein
Geburtstagstörtchen mit einer Kerze und Peter
spendierte eine Runde Weißwein für alle.
Beim Aufbruch um 14:45 war es warm, es
nieselte leicht, gleichzeitig gab es gedämpften
Sonnenschein durch Wolkenlücken. Am Weg Richtung
Grandhäusl lag ein Naturkräutergarten mit
Informationstafeln, der interessiert begutachtet
wurde. Zum Rastkreuzsattel (868m) ging es noch
einmal bergauf, auf den Bänken vor der neuen
Scheimhitt'n gab es eine halbstündige Rast. Der
Abstieg nach Grünbach am gelb markierten
Bergmannsteig dauerte weniger lang als erwartet
und schon um 17:20 war die Haltestelle Grünbach
Schule (587m) erreicht, der Zug ging um 17:47.
Insgesamt wurde 18 Kilometer
zurückgelegt, die Höhendifferenz summierte sich
auf gut 900m. Gehzeit abzüglich längerer Pausen
6 Stunden.
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