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Wenn schon so ziemlich alles in
erträglicher Entfernung von Wien abgegrast ist,
dann muss man sich auch in ausgefallene, weniger
erschlossene Gebiete vorwagen. Das hat mit
Eroberern oder Alexander von Humboldt nichts zu
tun. Aber in manchen Gegenden ist die
Beschilderung null bis schwach und die
Orientierung nur Einheimischen möglich.
Um 8:16 ratterten daher, Adam, Alois,
Christian, Frankie,
Friedrich, Helmut,
Igo, Peter, Peter,
Rainer, Richard,
Roland, Thomas,
Walter, Werner
und Wolfgang Richtung
alpinistisch unbekannter Osten Österreichs. Emmi
war wieder im Stress, weil sie die Herde
zusammenhalten musste und Ouzo
(der Name ist eine Referenz an seine hellenische
Herkunft) kam an die Leine, weil sein Jagdtrieb
manchmal mit ihm durchgeht. Bis Flughafen war der
Zug voll, aber dann wurde es richtig gemütlich,
das Tempo eingeschlossen. Kein Wunder, dass
wenige vom Auto auf die Bahn umsteigen
wollen. Um 9:24 endlich in Hainburg (161m).
66 min für 53 km, da wurde den Fahrgästen in
der Monarchie gewiss übel.
Da schon beim Aussteigen die Diskussion, wer
welchen Zug unbedingt erreichen wollte, begann,
musste sofort losgezogen werden. Die Stadt zu
durchqueren war ein Kinderspiel. Den Aufstieg zum
Schlossberg zu finden, schon schwieriger. In
manchen Gegenden wollen sie ihre Schätze nicht
mit anderen teilen und stellen daher keine
Hinweise auf.
Trotzdem, die Mannschaft war um 10:00 am Berg
(291m) und in der Heimenburg. Der Blick
wäre gewaltig gewesen, aber der Dunst ließ
Bratislava nur erahnen, doch konnte man die Burg
und den schrägen Brückenpfeiler erspähen,
vorausgesetzt man blickte in die richtige
Richtung. Schlosshof war leichter zu orten; die
gelbe Flanke durchstach auch die diesige Luft.
Gruppenfoto mit viel Trara mehr links,
ich hab nicht alle drauf , könnts
jetzt endlich alle kommen?, von da
geht das nicht! und eine gut gelungene
Selbstauslöseraufnahme dank Igo.
Abstieg über den steilen und felsigen
Südwesthang begleitet von den Klängen einer
Musikkapelle, die auf dem Sportplatz Marschmusik
und Formation übte.
Da war es etwa 10:30. Der weitere Weg führte
zuerst in die gewünschte Richtung. Allerdings
halten sich Kartenmaterial und Wegebauer nicht
aneinander, was einen gewaltigen Umweg bedeutete.
Es waren zwar die Hundsheimer Berge, aber viel zu
weit westlich. Statt nahe Edelstal waren
wir fast in Hundsheim und mussten in der prallen
Sonne, derer wir wegen des stetigen Windes nicht
Gewahr wurden, entlang der Felder mit ihren
Vogelscheuchen nach Osten. Dazu darf berichtet
werden, dass die Vogelscheuchen meist mit
Römerquelle-Flaschen bestückt wurden; eine
kleine Geste gegenüber der Abfüllanlage in
Edelstal (186m). Zum Ort gibt es nicht viel zu
berichten, wenn man davon ansieht, dass die
Bäumchen entlang der Strasse auf eine Art
Joshua-Tree gestutzt waren.
Das Etappenziel Gasthof Glock wurde ziemlich
genau um 12:30 erreicht. Da wurden alle
plötzlich sehr flott. Man verfrachtete uns in
einen großen und hellen Raum mit Blick auf den
Hof. Die Speisekarte hatte keine Preise, was
vermutlich edel ist, aber Essen
(Nudelsuppe, Frittattensuppe, Leberknödelsuppe,
Herrengulasch, Paniertes von Schwein, Pute, Huhn
und Hühnerleber und zum Nachtisch Mohnstrudel),
Bedienung und Getränke waren sehr gut. Eigener
Weinbau ließ manchen auf eine kleine
Degustation zuschlagen und Flaschen für
daheim mitnehmen. Die Raucher mussten in den Hof
und einer der beiden Golden Retriever spielte
verrückt, bis wir erkannten, dass die Sonne
über Werners Uhrglas einen wandernden Fleck an
der Wand erzeugte, den einzufangen der Hund
vergeblich bemüht war.
Weitere Highlights gab es keine, daher Aufbruch
um 14:10. Ein Stück des Weges zurück, wo wir am
Ortsanfang nur mit Mühe einen der beiden
Wirtshaus-Hunde zum Umdrehen bewegen konnten, und
dann durch den Wald auf den Rücken des
Spitzerberges (14:50; 302m). Der sanfte Anstieg
endet auf einem Höhenzug, der unbewaldet ist und
steiler nach Südwesten abfällt. Wie schon am
Hainburger Schlossberg waren auch hier viele
Pflanzen, die anderswo seltener oder gar nicht zu
bewundern sind. In einigen Kleinklimazonen waren
noch Schneeglöckchen in voller Blüte.
Der dünne Fahrplan (alle 2 Stunden ein Zug)
trieb zur Eile. Wieder durch den Wald hinunter
und irgendwie über Felder zu einem
Bewässerungskanal (ca. 204m), den wir an der
engsten Stelle überquerten. Dank Helmuts
geistesgegenwärtigem Brüller ließ Emmi davon
ab, einen aufgestöberten Hasen zu fassen.
Knapp vor Hundsheim erfolgte kurz nach 16:00 die
Spaltung der Gruppe. Einer musste zur Arbeit, ein
anderer hatte eine Verabredung und sechs weitere
schlossen sich den beiden an, weil sie
nicht wieder bergauf gehen wollten.
Sie zogen flotten Schrittes den Hundsheimer Berg
entlang nach Bad Deutsch Altenburg und erreichten
um 16:40 den Bahnhof. Außer der Betrachtung des
Kieswerkes oder einem Blick von der Brücke auf
die Schnellstrasse gab es keinerlei Höhepunkte.
Nicht einmal ein Klo! Der Zug um 17:09 wurde von
Frau Lohner nicht avisiert. An Wien-Mitte um
18:10. Über die Fahrt gilt das schon für die
Gegenrichtung beschriebene. Ab Flughafen voll,
dafür aber mit flottem Tempo, um dem
internationalen Publikum österreichische
Effizienz zu beweisen.
Die andere Hälfte nahm hingegen forsch den
Anstieg auf den Hundsheimer Berg in Angriff.
Schön steil und in der prallen Sonne auf einem
Pfad, den sie schon vom Feldweg aus erspäht
hatten. Sie erreichten den Weg zur
Güntherhöhle, der aber parallel zum Hang
verlief. Daher wurde ein anderer Pfad in der
Falllinie genommen. Herrlicher Blick auf die
Ebene, Sonne und Wind. Rast im Gras am Hexenberg.
Dann weiter über einen gemächlich ansteigenden
Weg durch eine fast parkähnliche Landschaft mit
Rasen, Büschen, Felsen und Blick auf das in der
Sonne glitzernde Band der Donau bis zur
Schutzhütte der Freunde des Hundsheimer Berges
(480m).
Hier herrschte Partystimmung, doch mussten sie
die Einladung des Wirtes ausschlagen. Die ÖBB
fördern keine Bundesländer übergreifende
Kommunikation. Der Zug sollte möglichst
stressfrei erreicht werden.
Aus Sicht der Vortruppe war die Entscheidung
durch den Hainburger Wald (Bärlauch en
masse!) nach Hainburg, anstatt in den
Kurort abzusteigen goldrichtig. Sie konnten sich
wenigstens am Hauptplatz Eis kaufen und am Weg
zum Bahnhof genüsslich daran lutschen. Bis
zur Abfahrt um 19:04 hatten sie noch etwa 20
Minuten zu warten.
Wobei vielleicht einmal der Begriff Bahnhof
definiert gehörte. An Wien 20:10.
Eine grenzüberschreitende Wanderung (Edelstal
liegt im Burgenland) bei fast klarem Himmel und
Wind, der die Temperatur angenehm machte. Solche
Wetterlagen zählen zu den hautunfreundlichen
Erscheinungen, jedoch ist über Verbrennungen
nichts bekannt.
Der Trainingseffekt ist vor
allem für die Frühheimkehrer nicht eben
berauschend.
19km und lappe 380m hinauf und hinunter.
Die Ersteiger des Hundsheimer Berges sind zwar
nur 2,5 km weiter gegangen, können sich aber
immerhin mit 660m bergauf und bergab brüsten.
Gehzeit ohne Pausen (ungefähr):
5 Stunden für die Warmduscher (könnte man
diesen Begriff einmal erörtern?) und 6 ½ für
die Bergfexe.
Vielleicht zur Erklärung: die Hundsheimer Berge
sind jener Teil des Höhenzuges, der östlich bei
Edelstal verläuft. Der Hundsheimer Berg aber ist
die höchste Erhebung und nahe Bad Deutsch
Altenburg. Alles ist übrigens geologisch ein
Teil der Karpaten. Die Flora zu erörtern wage
ich nicht, da zwei Experten mit waren. Jede Menge
Klein-Iris und Adonisröschen erlaube ich mir
jedoch zu erwähnen. Die
Zypressenblättrige Wolfsmilch (Euphorbia
cyparissias) ist mir allerdings haften geblieben.
Danke Walter!
Die Gegend ist übrigens schon früh besiedelt
worden. Historischer Boden fördert tiefgründige
Betrachtungen:
Was findet jetzt statt? eine
kleine kollektive Rast. Sowas ergibt sich
urplötzlich wie ein Stau auf der Autobahn!
- wann sind wir da?
- Schlosshof gibt
nicht viel her, außerdem hat es Joseph II
aufstocken lassen aber der Garten ist
schön! ist der eigentlich
originalgetreu?
- ist eine Schulexkursion
zu einem Schlächter mit Live-Vorführung einer
Hasenschlachtung pädagogisch
wertvoll?
- ich habe Hunger!
- man kann das
Suppengemüse auch ganz lassen
- uiii heisssss!
ich mag kein lauwarmes Essen, das hat kein
Aroma!
- was sollen z.B.
die Engländer von uns denken, wenn sie den
ATV-Bericht sehen? Ha! Die
Engländer! Koma-Trinken kommt doch von dort!
- die besten Logenplätze
in der Oper und ebay-Preise für Anna
Bolena
- das Wahlrecht in der
EU
- ich kann sogar in
der Badehose zur Arbeit kommen!
- die hohen Preise in
Bratislava haben dazu geführt, dass sich viele
Slowaken in der Gegend von Hainburg
niedergelassen haben
- Bio
Märkte
- in Wien gibt es
eigentlich wenig gute Tanzveranstaltungen
- einmal Bärlauch im Frühjahr
reicht, dann ist es genug
- ich war schon lange
nicht in meinem geliebten Gasteinertal; leider
haben sie die Pension gesperrt! (gemeint
ist die Unterkunft; nicht die
Rente)
- die Blonde beim Bahnhof
Wien Mitte (sie war noch etwas zu und hin und weg
von den beiden Hunden, weil sie selbst
Meerschweinchen hatte)
- das hieß früher
Groß-Schwechat und die andere Haltestelle
Klein-Schwechat und hier ist die Stadtgrenze
- man muss Mut zur
Lücke haben! (Wissens- und
Informationslücken; nicht jene im
Gebiss!). Lehrreich wie immer!
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