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Die Aussichten auf Sonnenschein
- nach dem trübsten Winter seit 1903/04 -
bewogen Christian, Frankie, Friedrich,
Gerd, Gert, Helmut + Emmi, Igo, Martin, Oliver,
Roland, Ronny, Thomas, Walter, Werner und
Wolfgang zum radikalen Ausbruch aus der
Winterdepression. Die Abfahrtszeit 08:18 Wien
Mitte bzw. 08:35 Meidling war weit nach dem
ersten Hahnenschrei, aber trotzdem zu früh für
Mick und Werner II, die es nicht zum Zug
schafften. Neben den Männern auf Touren drängte
auch eine zahlenmäßig überlegene
Frauen-Wandergruppe in das Oberdeck des
Doppelstockwagens und es gab ein Match um die
Viererabteile, das die Männer auf Touren klar zu
ihren Gunsten entscheiden konnten. Nach
Umsteigen in Wr. Neustadt war kurz vor 10 Uhr die
Haltestelle Urschendorf (347m) erreicht. Auf
Straßen und Nebenstraßen ging es zunächst
durch Dörfles, ein kurzes Stück Richtung
Emmerberg und auf asphaltierten Güterwegen durch
die Neue Welt. Der Schneeberg
präsentierte sich im besten Licht. Auch die Hohe
Wand zeigte sich schön über ihre ganze Länge.
Hier waren kaum noch weiße Flecken zu erspähen,
was zur optimistischen Erwartung führte, die
Hohe Wand sei praktisch schneefrei. Um 11 Uhr
durch Maiersdorf (502m), ein kurzes Stück
Richtung Straßenbahnerweg, dann aber quer über
eine Wiese nach Norden und auf einem Weg bis fast
an die Mautstraße heran. Hier war der
Völlerinsteig angeschrieben und es ging gleich
einmal steil bergauf. So schneefrei, wie es aus
der Ferne ausgesehen hatte, war die Hohe Wand bei
näherer Betrachtung nicht, denn der Schnee war
nur von senkrechten Flächen und Baumwipfeln
verschwunden, am Boden gab es ihn reichlich, in
matschiger Konsistenz, und mit zunehmender Höhe
immer reichlicher. Eis gab es zum Glück nur an
einer Stelle, nämlich unterhalb einer
mächtigen, überhängenden Felswand mit
Eiszapfen.
Nach dem Felsüberhang ging es durch eine
kurze Höhle und weiter bergauf im Schnee. Die
Sicherungsseile waren nicht nur zur Dekoration
da, denn bei dem rutschigen Untergrund war man
sehr froh, sich irgendwo anhalten zu können. Die
Ankunftszeit war unterschiedlich, aber irgendwann
kamen alle oben an. Zunächst wurde die Aussicht
vom Skywalk genossen, um 13 Uhr waren 15 Mann und
ein Hund hungrig um die große Tafel im Gasthaus
Postl (892m) versammelt. Mit dem Service klappte
es gut, das Essen war solide. Zwischen den
Gängen konnte man auf der windgeschützten Bank
vor dem Haus ohne Jacke in der Sonne sitzen und
die gute Luft genießen. 1½ Stunden für das
volle Programm mit Suppe, Hauptspeise,
Nachspeise, Kaffee und Bezahlen verweisen auf
einen gut organisierten Betrieb. Danach standen
die Männer auf Touren wieder im Schnee am Rand
einer großen Wiese und mussten sich einmal
orientieren. Der Weiterweg führte durch
winterlichen Wald im Bogen um den Schwarzgraben
herum. Gleich nach dem Gasthaus Luf (932m) begann
der Abstieg über den Straßenbahnerweg - so wie
der Völlerinsteig ein gesicherter Steig der
einfachsten Kategorie A und zum Glück nicht ganz
so steil, da sich der Weg in Serpentinen bergab
wand. Gute Aussicht gab es nur im obersten Teil,
aber die Balance erforderte ohnehin die ganze
Aufmerksamkeit. Zwischen "Los lei lafn"
und "Mich fängt ja keiner auf, wenn ich
stürze - das zahlt sich ja nicht aus" waren
alle Abstiegsmentalitäten vertreten.
Der mögliche Weg über den Wandfußsteig zum
unteren Ende des Leitergrabens lachte niemanden
an, daher ging es den ganzen Straßenbahnerweg
hinunter bis zum Rand der großen Wiese, über
die man heraufgekommen war. Nach eingehender
Erörterung der Möglichkeiten entschied man
sich, "irgendwie" Richtung Höflein zu
gehen, zunächst auf einem recht brauchbaren
Forstweg, dann querfeldein durch den Wald. Nach
einer Punktlandung in Zweiersdorf (508m) bog man
eine Kreuzung zu früh nach links ab und kam auf
einen Weg, der wieder zurück in die Neue Welt
führte. Ein erfolgversprechend erscheinender
Feldweg war mit dem Hinweis "Betreten
verboten" versehen, seine Umgehung 20m
daneben in der Wiese brachte die am Rand der
Meuterei stehende Gruppe aber wieder auf
richtigen Kurs. Am Waldrand und am Fuß des
Kienbergs ging es weglos weiter. Diese Etappe
über mit harschem Schnee bedeckte Wiesen im
Schein der Abendsonne war eigentlich recht
stimmungsvoll. Von der Anhöhe aus hatte man
einen schönen Blick auf den Ort, die Kirche und
den Zug, der soeben von der Haltestelle abfuhr.
Somit bestand kein Grund zur Eile, denn der
nächste Zug fuhr in einer Stunde. Die nächste
Verirrung war daher auch schon egal und der
unbeabsichtigte Abstecher Richtung Kienberggipfel
samt Querfeldein-Abstieg kann als Fleißaufgabe
betrachtet werden. Das Gasthaus an der
Hauptstraße hatte zu, also gleich weiter zur
Bahnstation Unter Höflein (ca. 450m),
Eintreffen um 17:25. Zwei machten einen Abstecher
auf den Kirchbichel mit der Barockkirche, den die
anderen aus Zweckpessimismus ("die ist eh
zu") verweigerten (womit sie unrecht
hatten).
Die halbe Stunde Wartezeit bis zur Abfahrt
wurde teils im Wartehäuschen, teils am Bahnsteig
verbracht. Gerts Vortrag über das richtige
Wienerische wurde von den deutschen Teilnehmern
mit Staunen verfolgt, aber auch für Wiener
("Du verkehrst in besseren Kreisen, du
kennst das nicht." - "Ich verkehre nur
in erstbesten Kreisen!") gab es einiges zu
lernen. Tagsüber hatten die meisten
festgestellt, dass sie viel zu warm angezogen
waren, aber jetzt, mit nassen Füßen, ohne
Bewegung und ohne Sonne, war man froh über jede
Schicht Stoff.
Hier die Auswertung von Gerds
GPS:
- wir waren auf 932 über NN
- wir sind 5 Stunden und 36 Minuten
gewandert
- wir haben 1 Stunde und 47 Minuten
pausiert
- wir haben 18,68 km hinter uns gebracht
- jeder Einzelne hat zwischen 1500 und 1800
kcal verbrannt, in Abhängigkeit vom
Körpergewicht
- für jeden km haben wir im Durchschnitt
17:59 min gebraucht
Aus der Karte ergibt sich eine Höhendifferenz
von 680m Aufstieg, 580m Abstieg. Ganz schön brav
für eine Märzwanderung im Schnee. Besondere
Anerkennung gebührt Emmi, die in Hundejahren
gerechnet die Älteste unter den Teilnehmern war
und tapfer mitmarschierte. Einmal büchste sie
kurz aus, um einer interessanten Spur im Wald zu
folgen, tauchte mit schuldbewusstem Blick aber
bald wieder auf.
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