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Typisches Herbstwetter mit Nebel
im Flachland und Sonne auf den Bergen war
prognostiziert. Um dem Sonnenschein zu begegnen,
machten sich Frankie, Friedrich, Herbert,
Igo, Joachim, Peter, Richard, Roland, Thomas und
Wolfgang auf den Weg von Wien nach
Schlagl, wo sie nach 1½stündiger Fahrzeit mit
Regionalzug und 12 Minuten Bus um 09:42
eintrafen. Die Nebelgrenze wurde schon während
der Busfahrt durchbrochen und die Wanderung
startete bei Sonnenschein vor der Burg
Wartenstein (760m). Die erste Etappe führte auf
einem Wiesenweg nach Schlagl, wobei man schon
eine nette Aussicht hatte. Durch den Ort ging es
westwärts an den letzten Bauernhäusern vorbei
zur Schanzkapelle (970m). Es war warm und die
oberen Bekleidungsschichten wanderten nach und
nach in den Rucksack. Nach kurzer Rast ging es
an den Aufstieg zum kleinen Otter, wobei der Weg
erst gefunden werden musste. Nach einer
Beschreibung im Forum Gipfeltreffen sollte
es eine unschwierige Route entlang der
Bezirksgrenze geben. Vielleicht hätte man gleich
bei der Schanzkapelle eine Abzweigung versuchen
sollen, dort sah der Wald jedoch eher dicht aus
und das flache Gelände bot wenig Orientierung.
Daher ging man ein Stück am markierten Wanderweg
Richtung Kummerbauerstadl und erst als links ein
deutlicher Bergrücken erkennbar wurde, erfolgte
der Aufstieg. Dieser war anfangs etwas
undurchsichtig und verwachsen, weiter oben aber
lichter und problemlos. Zeitweise gab es immer
wieder Andeutungen von Fußspuren, die sich dann
aber auch wieder verloren. Nach rechts fiel das
Gelände steil und felsig in den Göstritzgraben
ab, am Rücken selbst gab es keine
Klettererfordernisse. Von Zwischenhöhen aus
boten sich immer wieder schöne Ausblicke auf Rax
und Schneeberg.
Nach mehr als einstündigem Aufstieg durch
steilen Wald war die Erleichterung groß, als um
12:10 die sonnenbeschienene Gipfelwiese des Kleinen
Otter (1327m) erreicht wurde. Sie bot
einen vorzüglichen Rastplatz, solange man sich
nicht zu nah am Ameisenhaufen neben dem
Gipfelkreuz plazierte. Das Gipfelkreuz en
miniature war an einem toten Baum montiert und
erst auf den zweiten Blick zu sehen. Vom Tal
hörte man das Läuten von Kuhglocken. Nur
widerwillig verließen die Männer nach 20
Minuten Rast das idyllische Plätzchen, jedoch
gab es eine Vorreservierung im Gasthaus für 14
Uhr und es war absehbar, dass der Zeitplan eng
werden würde. Der Abstieg erfolgte nach Osten,
zunächst ohne deutliche Wegspur, bald stieß man
wieder auf Markierungen der Bezirksgrenze und
gelangte ohne größere Probleme in den Sattel
(ca. 1250m). Der Aufstieg auf den Mittelotter
(1297m) war kurz und schmerzlos, manche konnten
es gar nicht fassen, dass schon der zweite
Otter-Gipfel erreicht war. Das Gipfelkreuz war
eine Nuance größer als am Kleinen Otter und in
die Erde gesteckt. Aufgrund der Geländeneigung
und der Lichtverhältnisse war es nicht ganz
einfach, ein Gruppenfoto hinzukriegen, aber die
Fotografen meisterten auch diese Herausforderung.
Beim Abstieg gelang es offenbar nicht, die
Ideallinie nach Osten zu finden. Überall sah der
Wald dicht aus und Wegspuren waren nicht zu
sehen. Über verwachsene und rutschige
Steilhänge mühte sich die Gruppe bergab, bis
sie auf eine Wegspur traf. Bald danach war der
Sattel (ca. 1230m) erreicht. Knapp unterhalb
verlief ein alter Forstweg und bot die
Möglichkeit einer Abkürzung. Diese Option zogen
Friedrich, Peter, Roland, Thomas und Wolfgang
vor, sie erreichten den Kummerbauerstadl um
13:50.
Die andere Hälfte blieb auf dem Fußpfad und
gelangte zu einer hübschen Almwiese, an deren
nordöstlichem Ende ein bequemer Trampelpfad auf
den Großen Otter (1358m)
führte. Seine baumlose Kuppe bot eine
phantastische Aussicht auf ein Nebelmeer, aus dem
nur die Berge herausragten. Die Fernsicht war
brilliant. Man sah sogar ein Zipferl der Hohen
Veitsch, natürlich Schneealpe, Rax und
Schneeberg, durch das Höllental hindurch den
Türnitzer Höger und im Süden den Hochwechsel.
Ein Amateurfunker hatte seine Antenne am
Gipfelkreuz aufgespannt und unterhielt die weite
Welt sowie die Umstehenden mit seinen
Funksprüchen ("Hello, I am a bissl
confused"). Um 13:55 hieß es Abschied
nehmen von der traumhaften Aussicht und nach 40
Minuten problemlosem Abstieg auf einem Güterweg
erreichte auch die Berggruppe den Gasthof Kummerbauerstadl (1079m).
Das Essen war vorzüglich und die Portionen waren
groß. Freundliche Bedienung und günstige Preise
rundeten den guten Eindruck ab. Kein Wunder, dass
das Lokal gut besucht war.
Nachdem alle gegessen hatten, konnten die
weiteren Pläne besprochen werden. Der Bus in
Göstritz um 16:10 war nicht mehr zu erreichen,
bis zum nächsten Bus zwei Stunden später blieb
hingegen noch sehr viel Zeit. Unter diesen
Umständen schien Maria Schutz als Ziel doch
attraktiver. Die kürzeste Wegvariante am Fuß
des Sonnwendsteins wurde verworfen, denn schon
beim Aufstieg auf den Kleinen Otter hatte man
gesehen, dass hier eine neue Asphaltstraße
gebaut worden war - vermutlich im Zusammenhang
mit den Bauarbeiten für den Semmeringtunnel. Die
weiteste Gehvariante über die Schanzkapelle fand
wenig Anhänger, somit wurde eine mittlere
Variante auserkoren.
Nach Aufbruch um 15:40 führte der Weg über
einen unmarkierten, jedoch sehr bequemen
Güterweg am Fuß des Kleinen Otter auf Göstritz
zu. Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden,
in Abstiegsrichtung gab es beeindruckende
Aussichten auf die Rax im Schein der Abendsonne,
und sogar die hässliche Autobahnbrücke konnte
über dem Nebel schwebend einen Reiz darstellen.
Bei der Straßenquerung in Göstritz dämmerte
es, beim Eintreffen in Maria Schutz um 17:10 war
es dunkel und die erleuchteten Fenster des Kirchenwirts übten sogleich
magische Anziehungskraft aus. Dort gab es
Klosterkrapfen und Kaffee.
Das Angebot der gut gelaunten Kellnerin, die
Gäste mit ihrem Auto heimzubringen, wollte dann
doch niemand annehmen, und so standen um 18:08
alle bei der Bushaltestelle direkt vor dem Lokal.
Der Bus kam mit zwei Minuten Verspätung, der
Fahrer war der gleiche wie am Morgen und
begrüßte die Männer mit einem verwunderten
"Was machts'n ihr no do?"
Resümee: ein lohnender Aussichtsberg,
Prachtwetter und ein gutes Gasthaus - alle
Komponenten einer gelungenen Tour trafen hier
zusammen. Das Ausmaß der Verirrungen war in
Anbetracht der großteils nicht vorhandenen
Markierungen und Wege gering. Streckenlänge ca.
15km, 750 Höhenmeter, Gehzeit abzüglich Pausen
5 Stunden.
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