Männer auf Touren

 
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Sonntag 2. Mai 2010

Geißbühel
Rotheau - Kaiserkogel - Bärentaler Lacke - Geißbühel - Ruine Rabenstein - Rabenstein

  14 Männer ziehen durch die Blumenwelt der Mostbirn- und Dirndlgegend!

Als der REX um 7:56 das Wiener Stadtgebiet verließ, fieberten 13 Männer den Erlebnissen dieses Sonntags entgegen. Der erste Höhepunkt war der Schienenersatzverkehr ab Böheimkirchen. Alois, Detlef, Frankie, Igo, Manfred, Rainer, Roland, Roland, Ronny, Walter, Werner, Wolfgang und Wolfgang quetschten sich in den Bus, um gemeinsam mit anderen Fahrgästen der niederösterreichischen Hauptstadt näher zu kommen. Ein Vorteil von schlechten Anschlüssen ist der, dass man bei Feinheiten wie Verspätungen oder Ersatzbussen den Anschluss immer noch erreicht. Und zwar so bequem, dass sich auch ein Kaffeetscherl am Bahnhof noch ausgeht. Markus erwartete uns am Bahnsteig der Traisental-Bahn. Er hatte die Oberhoheit über den „terrestrischen“ Teil der Tour.

Nach der Ankunft in Rotheau (10:03; ca. 340m) ging es gleich los: durch den Ort  und eine neuere Siedlung am Hang voll hinein in die Mostbirn-Gegend. Wie so oft war der steilste Anstieg am Beginn der Tour. Über die folgenden Steigungen später. Durch Wälder und über Wiesen zogen wir über die Meiselhöhe (11:10; 521m) zum Kaiserkogel, wo wir um 11:45 in die Hütte einfielen. Die Höhenangaben variieren zwischen 723m (Tafel an der Hütte) und 716m (Karte), aber bei Frittatten- und Erdäpfelsuppe, Linsen (weniger umwerfend), Mostbratl (groß und klein und ausgezeichnet) und Blunzengröstl (auch lecker), war das eher nebensächlich. Da bleibt man gerne ein Stünderl sitzen. Für den ebenfalls angebotenen Mostpudding reichte die Zeit allerdings nicht, weil Markus um 12:45 zum Aufbruch drängte.

Über die Bärntallacke (einem Tümpel unter zwei mehr als 100 Jahre alten Linden und voller Kaulquappen) weiter in die Dirndlregion. Es geht hier nicht um hochgeschnallte Busen in lokaler Tracht, sondern die Frucht des gleichnamigen Strauches. Unser pflichtgemäßer „Verirrer“ muss schon hier begonnen haben und nicht erst später beim Klosterbauer. Denn wie wir es geschafft haben, von der Bärntallacke zum Etzhof, bei dem ein junger Hund uns alle gerne adoptiert hätte, zu kommen, ist laut Wanderkarte eine Meisterleistung.

„Am Lehen“ wurden wir zumindest wieder halb auf den Weg der Tugend  geführt. Einige 100 Meter weiter unten nach links (Süden?) und weiteren 200 Metern  rechts auf einen Güterweg, der steil anstieg und dann vor einem Stacheldraht endete. Also drüber (einige Hosen zerrissen) und die Wiese steil hinauf. Am Kamm war auch sie da: die Sonne. Dann wieder hinunter, und wieder hinauf, aber wir waren am richtigen Weg, der uns direkt zur Josef-Franz-Hütte am Geisbühel brachte (15:15; 841m). Hier war das Kulinarium etwas reduziert: Topfenstrudel, Apfelstrudel, Kaffee, Apfelsaft, Dirndlsaft, Schnäpse usw. Dafür Plätze in der prallen Sonne. Eine Wohltat, die uns bis 16:10 verweilen ließ.

Dann den 5 minütigen Abstecher zum Gipfelkreuz (849m) für ausgiebiges Klick-Klick und schließlich der Abstieg um 16:20. Hauptsächlich über eine Forststraße zur Ruine Rabenstein (17:30; 495m). Einige stiegen bis zum höchst möglichen Punkt hinauf um aus einem Fenster zu quietschen und Manfred ruhte sich gleich beim Eingang auf einer Bank aus. Klug!

Selbst die restlichen 35 Minuten schaffte es die „Klugscheißer-Partie“ sich bescheiden (sehr bescheiden) zu verirren und um 18:05 waren alle im Ort (344m). Viele schlugen auf Eis zu und dann begann das Warten. Ein Dampfsonderzug konnte nur kurz die Monotonie unterbrechen, aber dafür musste man den Kloschlüssel nicht vom Fahrdienstleiter holen, denn es war gar keiner da. Und das Häusl war auch wirklich sauber, wenngleich der Temperaturwächter den Eindruck erweckte, als hätte er beide Golfkriege durchgemacht.

Unser Zug wollte nicht nahen, was Detlef veranlasste, bei der Fahrdienstleitung in Obergrafendorf anzurufen um die ernüchternde, aber prägnante Auskunft „10 min Verspätung“ zu erhalten. Das machte alle Hoffnungen auf Erreichen des Anschlusses in St. Pölten zunichte, aber wir dachten positiv, vor allem auch deswegen, weil der Schaffner uns eröffnete, dass 15 Minuten später auch ein Zug nach Wien wäre, den aber keiner von uns im Internet gefunden hatte.

Kurzum: bei Ankunft in St. Pölten fuhr auch unser Anschlusszug ein und wir legten einen Sprint hin, den uns so schnell keiner nachmacht. Stiegen hinunter, durch den Bahnhof durch auf den Gewerkschaftsplatz (von der Eisenbahnergewerkschaft war keiner hilfreich!), diesen vor, den nächsten Durchgang hinein, Stiegen hinauf, in den Zug hinein, Türen zu, ab und KEUCH!

Ankunft in Hütteldorf gegen ½ 8,  wo die Gruppe zu zerfallen begann.

Die Pflanzenwelt bescherte den Botanikern Momente höchster Wonne: Dirndlsträucher, 2 Eiben von unüblicher Höhe, Knabenkraut, Sumpfdotterblumen, Buschwindröschen, Binsen, Frühlingsblatterbse, Schaumkraut, Enzian, Lerchensporn, Aurikel, Salomonsiegel usw. Mit Gassenhauern wie Gänseblümchen, Himmelschlüssel, Löwenzahn, Veilchen und dgl. geben wir uns hier aber wirklich nicht ab.

Die zoologische Ausbeute war eher bescheiden, wenn man von einer zerquetschten Kröte,  einem platten Salamander, einer Blindschleiche,  einer  spanischen Wegschnecke, sowie Hasen und einer Ziege im Minigehege der Kaiserkogelhütte  absieht. Highlights wie Rehe und Fasane sahen wir vom Zug.

Die reine Gehzeit von 5 ¾ Stunden und ca. 850m Höhendifferenz (inkl. downs  and ups)  sprechen für einen sportlichen Tag, bei dem auch der anspruchsvolle Gedankenaustausch nicht zu kurz kam:

Das aggressive Tack-Tack der Nordic-Walker in Schönbrunn   -   der Botanische Garten hat eingeschränkte Öffnungszeiten, weil ihn die Uni betreibt und die hat kein Geld   -   „Jöööhh, ein Mammutbaum“   -   ein chices  Strandtuch allein bringt es nicht; die Accessoires machen’s aus    -    die schwäbische Seele    -    „wer hält den Zug auf, falls er durchfahren will?“    -   Schamanen    -   „ich habe Nachtigallen in der Hecke“   -   Rapsfelder riechen gut, wenn man zu nahe kommt fischeln sie    -    Schnitzel : gebackene Leber  1 : 0  „ich geb dir Tunke“  „NEEEIN!“ „wieso, zu Piccata Milanese passt  Sauce gut!“    -     der  Blauglockenbaum am Schrödingerplatz     -   „nein! wenn er in Buenos Aires steht ist es keine Blauglocke  sondern eine Jacaranda!“   -   hat der Tote Grund Verbindung mit dem Fließwasser?  -   tsch, tsch, tsch (mit geballten Fäusten!)    -   usw.

Ehrlich: kann man Fettverbrennung unterhaltsamer  gestalten? Noch dazu bei idealem Wanderwetter!

Rainer

 
 


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