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Mit dabei:
Alois, Bernhard, Bill, Erich, Frankie, Friedrich,
Harald, Peter, Rainer, Roland und Werner.
Treffen im Regionalzug 2205 im 1. Wagen
frühestens um 6:19 in Floridsdorf , spätestens
um 6:53 in Liesing. Bis auf Bernhard und Harald
waren wir in Meidling komplett. Die beiden kamen
aus Eisenstadt und trafen in Wiener Neustadt auf
uns. Wir waren 11. Bis Wiener Neustadt im
Oberstock mit Blick auf den Schneeberg, der eine
kleine Wolkenhaube trug. Umsteigen in Wr.
Neustadt und weiter mit einer S-Bahn Garnitur
nach Payerbach. Ankunft mit etwas Verspätung um
8:11. Der Bus ging um 8:15, aber Panik war keine
nötig, der Kartenverkauf beim Fahrer zog sich
ohnehin bis 8:21, weil jede Menge Wanderer
unterwegs zur Rax und ins Höllental waren. Die
22 Minuten zum Weichtalhaus kosteten 3.-;
ein Schnäppchen im Vergleich zum kurzen Huster
mit der Zahnradbahn. Aber davon später.
Ankunft 8:42 beim Weichtalhaus und gleich los
in die Weichtalklamm. Der Weg verlief immer am
Talboden und das Unangenehme waren bloß die
großen Steine und Felsbrocken, welche manchmal
zu übersteigen waren. Zum Teil mit etwas
gegrätschten Beinen, was die Gefahr zerrissener
Hosen erhöhte. Die wirklich schwierigen Stellen
erschienen nicht so, weil sie in einem so
spektakulären Umfeld waren, dass wir nicht
wussten, ob wir klettern oder nur schauen
sollten.
Außerdem waren sie mit Leitern, Ketten und
Eisenklammern sehr gut abgesichert. Die Klamm war
stellenweise kaum 2 1/2 m breit, dann wieder
mussten wir Felskamine hinauf, oder gingen unter
zwischen den Wänden stecken gebliebenen
Felsbrocken durch. Immer wieder öffnete sich das
Tal und kurz darauf waren wir wieder zwischen
hohen, eng beieinander stehenden Felswänden oder
zogen an kleinen Tümpeln mit glasklarem Wasser
vorbei. Die Blumenwelt war in den freieren
Abschnitten von einer Pflanze dominiert, welche
Roland als "Judentaler" identifizierte.
Die Reaktionen waren unterschiedlich, aber er war
der biologisch sattelfesteste unter uns. Wie
viele Pflanzen, hat auch diese eine Unzahl von
Namen u. a. Silberling oder Judas Silberling und
für die, die es genau wissen wollen: Lunaria
annua. Zumindest die Früchte sollten alle
kennen:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/boga/html/Lunaria_annua_Foto2.html
http://www.ruhr-uni-bochum.de/boga/html/Lunaria_annua_Foto.html
Um 9:42 machten wir eine zehnminütige Rast
und um 10:45 waren wir bei der Kreuzung mit dem
Ferdinand-Mayr-Weg. Die nur wenige Meter darunter
liegende Jakobsquelle haben die meisten nicht
oder zu spät bemerkt um Wasser zu tanken. Nach
einem kurzen Fotostopp machten wir uns an die
letzte Etappe zur Kienthaler-Hütte die uns um
11:25 begrüßen durfte. Wie wir vorab wussten,
war das kulinarische Angebot bescheiden:
Nudelsuppe und Erbsensuppe auf Wunsch mit Knödel
und Holunder G'spritzter (1 Stamperl
Holundersaft, 1/8 Weißwein, Sodawasser - sehr
fein!). Viel Zeit nahmen wir uns nicht, denn der
längere Teil der Wanderung stand uns noch bevor.
Um 12:05 trieb Roland die Truppe weiter zum
südlichen Grafensteig. Wer sich an den
Wanderkarten orientiert, denkt an einen
beschaulichen Weg der hin und wieder etwas bergan
oder bergab geht und dazu einlädt, sich dem
Genuss der prachtvollen Aussicht hinzugeben. Dazu
bestand zwar durchaus Gelegenheit, doch dass die
An- und vor allem die Abstiege fast immer über
Geröllhalden oder steile felsige Steiglein
führten, ging aus den Karten nicht hervor. Auch
wenn es jede Menge Sicherungen in Form von
Steighilfen, Stahlseilen und Ketten gab, forsches
Ausschreiten war nicht möglich. Und dazu sei mir
eine persönliche Bemerkung erlaubt:
Wanderstöcke mögen bei Wald-, Wiesen- und
moderaten Plateauwanderungen durchaus hilfreich
sein, an exponierten Stellen finde ich sie nur
hinderlich.
Zu querende Geröllhalden gab es zur Genüge,
aber auch herrliche Bergwiesen mit einer Vielfalt
von Blumen. Außer den Maiglöckchen war alles
da, was wir auch bei der Gippelwanderung schon
sahen. Abgesehen davon, dass am Schneeberg schon
einige Akeleien in voller Blüte waren. Außerdem
noch Hirschzungen, Alpensterne, Großer Enzian,
Frühlingskuhschellen, Wiesenkreuzblumen,
Hauswurz, Erika und Steinbrech. Der Steig führte
teils durch Hochwald oder zwischen Latschen
hindurch und über die erwähnten Halden. Ganz
vereinzelt nur querten wir kleinere
Schneeflecken; eher schwarz als jungfräulich
weiß. Und Gämsen sahen wir auch. Unterwegs
wurden wir mehrmals von den angekündigten
vereinzelten Regenschauern überrascht, die eher
angenehm waren. Nicht so das Gewitter, welches
sich langsam aber sicher durch dunkle Wolken und
Donner ankündigte. Bei den Grundmauern des
ehemaligen Baumgartner-Hauses war es schon ganz
nah und auf den letzten etwa 500 Metern vor der
Zahnradbahn-Station Baumgartner waren wir fast
mitten drin. Wie ich erfahren habe, wurden an
diesem Tag zwei Wanderer in der Obersteiermark
vom Blitz getroffen und im Krankenhaus in
künstlichen Tiefschlaf versetzt. Da ist die
Erinnerung an den immer wieder über uns
kreisenden Hubschrauber auch nur eine schwache
Beruhigung. Und die letzten 100 Meter wurden noch
durch Graupelschauer aufgepeppt.
Zwischen 1/2 4 und 1/4 5 trafen schließlich
alle bei der Station ein. Wir nutzten das Vordach
und die kleine Auswahl des Buffets. Es war nicht
geplant mit der Zahnradbahn weiterzufahren, aber
den meisten war das Wetter zu heftig. Der
nächste und letzte Zug ging um 16:30 von der
Bergstation ab, ob er Platz hatte, wussten wir
nicht. Eine Viertelstunde später war er da,
hatte genügend freie Sitze und kostete
21,65 pro Person, worauf einige fluchtartig den
Wagen verließen und zu Fuß ins Tal gingen.
Darunter auch Friedrich, Frankie und Peter, der
es ohnehin abwegig fand, auf den Berg zu gehen
und hinunter zu fahren. Über die Preise für
nicht in dem Maße wie z.B. Pendlerverbindungen
subventionierte Linien lässt sich streiten. Aber
für den Betrag hätte ich mir zumindest
erwartet, dass die Bahn imstande ist ein System
einzuführen, welches den Wartenden an den
Zwischenstationen Auskunft gibt, ob sie
überhaupt Platz finden. Auf den zweisprachigen
Hinweis, dass wir jetzt jenen Streckenteil
passieren, auf dem die Bremsen getestet werden
und dass ich im Souvenirshop Ramsch kaufen darf,
kann ich verzichten. Doch dass der Preis auf 5c
genau berechnet ist, wollen wir als Zeichen
exakter Kalkulation werten.
Ankunft um 17:20 in Puchberg. Der nächste
Anschluss ging um 17:37 und wir 8 mussten noch
klären, wer diesen Zug nimmt und wer auf die 3
Wanderer wartet. Das Gruppenticket gilt immer nur
für 2-5 Personen. Schließlich fuhren Alois,
Bill, Erich und Werner unter der Führung von
Roland mit, Bernhard, Harald und ich verzogen uns
ins Bahnhofsrestaurant (so was gibt's noch!) auf
Radler, Bier und Gulasch. Unsere späte Jause
wurde von kleinen Gesprächsfetzen aus der
Schankrichtung, in denen viel Arsch, Trottel und
Scheiße vorkamen, begleitet. Ich glaube, die
Exekutive kam auch nicht gut weg.
Der nächste Zug fuhr um 18:37 und knapp davor
kamen auch Frankie, Friedrich und Peter an. Also
hinein in den Zug und ab. Moderne
Dieseltriebwagengarnitur mit Chris Lohner vom
Band und ihrem Hinweis, dass ich bei
Bedarfshaltestellen die Haltewunschtaste drücken
soll. Der Wunsch das Knopferl zu drücken wurde
mit jeder Ansage größer.
Ankunft in Wiener Neustadt um 19:22. Bernhard
und Harald verabschiedeten sich und wir vier
fuhren um 19:35 weiter nach Wien. Im
Doppelstockwagen hatte der Schaffner das Sagen
und nicht Chris Lohner. An Meidling 20:13;
Friedrich, Peter und ich stiegen aus und
überließen Frankie bis Wien Mitte seinem
Schicksal.
Die Themenvielfalt war aus meiner Sicht
eingeschränkt. In der Weichtalklamm wurde nicht
viel geredet und am Grafensteig war die Gruppe
auf mindestens 500 m aufgeteilt. Aber einige
Flocken habe ich mitgekriegt:
wenn mir jemand rohe Erbsenschoten serviert, will
er mich dann vergiften - nein, das müssten rohe
Fisolen sein; Baden, die EURO und die Italiener;
wann beginnt die gemütliche Wanderung - was ist
eine gemütliche Wanderung - also ich finde den
Weg ganz normal; Liechtensteinsche Kulturgüter
in Südmähren und die finanziellen Grenzen der
lokalen Museen als Hürde diese aufzukaufen; Zita
wurde auch in Baden entbunden (wo nicht?); aus
Gemüse kann man herrliche Gerichte kochen, aber
das Karottenschneiden ist mühsam; das Fehlen
traditioneller Herrenausstatter; wer mit der
Zahnradbahn fuhr hatte das Beste versäumt; die
immer bescheidener werdende Badener
Fußgängerzone; das Verbot von Waldmeister-Bowle
in der DDR wegen des hohen Cumarin-Gehaltes und
mit einem guten Programm auf Ö1 geht
Hemdenbügeln besonders flott von der Hand.
Einige Zahlen:
Gesamtgehzeit (Pausen abgezogen) etwa zwischen 5
Std. 40 Minuten und 6 Std. 10 Minuten je nachdem
ob man zu den flotten Hirschen oder lahmen Enten
zählte, wobei ich nicht verhehlen möchte, dass
zumindest zweien der lahmen Enten ein Rudel
Gämsen im Galopp fast auf die Zehen gesprungen
wäre. Und wenn ich die Angaben der
Wanderführer, die die Gesamtgehzeit
(Weichtalhaus-Baumgartner) zwischen 6 und 6 1/2
Stunden ansiedeln, damit vergleiche, steigen wir
ganz gut aus. Frankie, Friedrich und Peter
können sich noch 1 1/2 Stunden dazuzählen.
Insgesamt etwa 950 Meter hinauf. Da habe ich
mir erlaubt die vielen Auf- und Abstiege am
Grafensteig pauschal und gefühlsmäßig
hinzuzurechnen. Die Station Baumgartner liegt
außerdem höher als die Kienthalerhütte.
Die Frage, ob der Gippel schlimmer war als
diese Tour, muss jeder für sich beantworten. Das
Gewitter hat den Eindruck sicher getrübt, aber
Beinpressen im Fitnessstudio dürfen 1 x
ausfallen. Ganz abgesehen davon, dass uns rund
3000 verbrauchte Kalorien der Idealfigur einen
Schritt näher brachten.
Rainer
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