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In diesem kurzen Text geht es um die Möglichkeit, mit einem C64 ins Internet zu kommen. Hardwarevoraussetzungen sind ein C64, eine Floppy, eine Schnittstelle (Swiftlink, Turbo232 oder HART-Cartridge) und ein Modem. Die Software ist ein Programm namens Novaterm 10r2. Da es sich dabei nur um einen kleinen verwirklichten Teil eines geplanten Programmpakets handelt, ist es mit Novaterm nur möglich, eine Telnet-Verbindung im Internet herstellen. Um weitere Internetdienste in Anspruch nehmen zu können, ist ein Unix-Account erforderlich, der sich irgendwo auf der Welt befinden kann. Damit ist es dann möglich, mit einem Standard-C64 Webseiten zu besuchen, Mails zu versenden usw.
Mir ist der Umgang mit Novaterm 10 mangels einer guten Anleitung nicht eben leicht gefallen. Ich selbst fühle mich nicht kompetent genug, um eine vollständige Anleitung zu erstellen (dazu sollte man mehr über die Bedeutung der verschiedenen Optionen Bescheid wissen), aber ich kann schildern, was ich gemacht habe, um nach unzähligen erfolglosen Versuchen und Momenten tiefer Frustration letztendlich doch mit C64, Swiftlink, Modem und Novaterm eine funktionierende Telnet-Verbindung herzustellen.
Es ist schon mal gar nicht so einfach, an das Programm ranzukommen. Runterzuladen ist es von Strobe's c64 Stuff als nt10r2.zip. Der Verfasser empfielt zum Entpacken sein unzip64v215 zu verwenden, damit die Groß-/Kleinschreibung der Filenamen richtig funktioniert. Nun ist unzip64v215 aber ein C64-Programm. Vielleicht habe ich irgendeine naheliegende Möglichkeit übersehen, aber ich wüßte nicht, wie ich mit dem C64 bzw. mit einem Emulator an nt10r2.zip rankommen sollte. Also habe ich das File mit TargetD64 geöffnet, das zwei Diskimages erzeugt hat - zwei, denn auf einer Diskettenseite haben die Files nicht alle Platz. Mit 1571/1581/FD2000-Laufwerken ist das kein Problem, anderenfalls müssen einige Files gelöscht werden. (Z.B. für den C64-User die 128er-Files, das nicht funktionierende FTP, alle Schriftarten außer 80x25, sowie alle Protokolle außer Z-Modem...). Was beim Entpacken mit TargetD64 nicht funktioniert, ist die Groß-/Kleinschreibung in den Filenamen. Ich habe also mit einem Diskmanager die Files händisch umbenannt. Wer sich diese Arbeit sparen will, kann die fertigen Disk-Images hier runterladen.
Die Zipfiles können am PC entpackt werden. Um die Diskimages dann auf eine C64-Diskette zu bekommen, gibt es den Star Commander, oder für 1581/FD-2000-Besitzer 1581-Copy.
Inzwischen habe ich an Novaterm 10 herumgehackt und ein paar modifizierte Files erstellt: Die erste Änderung betrifft die Basisadresse der Schnittstelle. Wer eine Swiftlink/Turbo232 hat, die auf $DF00 läuft, muß die modifizierten Treiber anstelle der Originaltreiber auf Disk kopieren. Die zweite Änderung betrifft die Länge des Usernamens. Der Provider t-online verwendet z.B. 28-stellige Usernamen, während Novaterm 10 für die Eingabe ein Feld von max. 20 Zeichen vorsieht. Bei Verwendung der modifizierten Files kann der Username 28 Zeichen lang sein, die Länge des Passwortes ist jedoch von 20 auf max. 12 Zeichen verkürzt.
Die folgende Beschreibung der weiteren Schritte ist mit Screenshots von Vice illustriert.
Nicht unwesentlich ist es zu wissen,
daß "start" nur das Terminalprogramm lädt,
während hingegen zum Starten der Internet-Suite
"inet" geladen werden muß. Das Einstellen mancher Konfigurationen scheint aber in der Internet-Suite nicht zu funktionieren. Daher ist es ratsam, zuerst einmal "start" zu laden und die Grundeinstellungen vom Terminalprogramm aus vorzunehmen. |
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Nach dem Startbildschirm zeigt Novaterm an, welche Komponenten gerade geladen werden. Wenn der Terminalbildschirm da ist, die Taste C= C drücken, um in das Konfigurationsmenü zu kommen. | |
Mit Cursor left/right/up/down wird das Item
ausgewählt, RETURN führt zur Eingabe bzw. zur Auswahl,
nochmal RETURN schließt diese ab. Unter Serial ist die
Schnittstelle einzutragen (in meinem Fall Swiftlink,
Alternativen wären Turbo 232 oder HART-Cartridge). Die
maximale Baut-Rate ergibt sich daraus. Ob ANSI oder VT102 besser klappt, scheint von den Einstellungen seitens der Gegenseite abzuhängen. Das kann man auch später im Internet Profile ändern. Die restlichen Einstellungen entsprechen der Vorgabe. |
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An den Modemeinstellungen habe ich eine Weile herumexperimentiert, und es am Ende im Wesentlichen bei den Originalvorgeben belassen. Die Initialisierungssequenz kann im Terminalbildschirm mit C= I gestestet werden, gegebenenfalls ist die Modembeschreibung zu konsultieren. Zum Teil habe ich auch keine Ahnung, worum es da geht. Was das ^M soll, kann ich nur raten: CTRL M - ASCII 13 - RETURN? Aber was ist ^P ??? | |
Die Einstellungen unter Protocol sind, wenn ich mich nicht irre, für Telnet irrelevant. | |
Bei meinem kleinen Grünmonitor wäre mir der 40-Zeichen-Schirm lieber gewesen, aber Telnet funktioniert nicht mit 40 Zeichen! Als Screen Driver kommen nur 80x33 oder 80x25 in Frage. 80x33 hat nur 2 Farben, was manchmal Probleme bereitet, wenn eine Bildschirm mehrfärbig aufgebaut ist. So bin ich also bei 80x25 gelandet. | |
Mein GeoRam kann ich nicht verwenden, da Swiftlink im Expansion-Port steckt, daher gibt es nur das interne Memory des C64. | |
Hier habe ich alle Einstellungen der Vorgabe
belassen. Wichtige Anmerkung: Novaterm funktioniert möglicherweise nicht mit (allen? welchen?) Floppyspeeder, und zwar im besonderen bei aktiver Internetverbindung. Ich selbst verwende keinen Floppyspeeder und kann das daher nicht austesten. Zumindest für die ersten Versuche ist es angeraten, Floppyspeeder oder sonstige exotische Hardware nicht zu verwenden. |
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Novaterm kann die Uhrzeit von diversen Peripheriegeräten lesen, die ich nicht habe. Also manuelle Zeiteinstellung. Die Tastenwiederholung habe ich auf 8=langsam gestellt. Trotzdem ist beim Gedrückthalten von Tasten Vorsicht angebracht, da die Aktionen bei Telnet mitunter reichlich verzögert sichtbar werden. | |
Am Schluß die Einstellungen sichern, mit f1 zum
Terminalbildschrim zurückkehren und mit C= Z das
Programm verlassen. Sollte man die ursprünglichen Einstellungen zurückhaben wollen, muß nur auf der Disc das File "nova config 10" seq gelöscht werden. |
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Solange an der Konfiguration nichts geändert werden muß, kann künftig einfach "inet" geladen werden. Auch hier gibt es den Startbildschirm und die Anzeige des Ladevorgangs, dann allerdings kommt statt dem Terminalbildschirm das Menü der Novaterm Internet Suite. | |
Auch hier sind zunächst einmal ein paar
Einstellungen zu treffen, nämlich im Internet profile. Achtung: Im Menü der Internet Suite führt die Taste f1 zum Beenden des Programms, und zwar ohne vorherige Rückfrage! |
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Dem Profil wird ein Name gegeben, unter dem es dann auch gespeichert wird. | |
Unter Connect ist die Einwahlnummer des Providers einzutragen, der Teilnehmername für das Login, und das Paßwort. Wenn keine Terminal Emulation definiert ist, nimmt Novaterm die Configurationseinstellung. | |
Als TCP/IP-Einstellung ist in der Regel wohl PPP zu wählen. Bei Providern mit manuellem Login spielt die Einstellung bei Authenticate keine Rolle, ansonsten PAP. Die einzutragende IP-address verstehe ich so, daß hier die eigene IP-Adresse einzutragen wäre. Bei AON (und bei vielen anderen) kriegt man bei jedem Login eine andere IP-Adresse zugewiesen, daher scheint es recht belanglos, was hier eingetragen wird. Wichtig ist die DNS-Adresse des Providers (Domain Name Server), die in der Regel in den Infos/FAQs etc. zur Installation zu finden ist. Die weiteren Einstellungen bei Mail und News sind für Telnet irrelevant. | |
Nachdem das Internetprofil gesichert und mit f1 verlassen wurde, kann nun die Verbindung zum Internet hergestellt werden. | |
Novaterm wählt sich ein. Sollte der erste Wählversuch nicht klappen, Space drücken, um gleich den nächsten Versuch zu starten. | |
(Vom Login gibt es keinen Screenshot, da ich das am Emulator nicht simulieren kann.) | Wenn die Verbindung hergestellt ist, erscheint der
Terminalbildschirm, oben steht "Connected" und
die Baud-Rate. Nun kommt es darauf an, ob der Provider
ein manuelles Login vorsieht oder nicht. Bei meinem Provider AON gibt es ein manuelles Login, es kommt also die Begrüßungsmeldung und die Login-Abfrage. Eingeben und mit RETURN bestätigen. Dann wird das Paßwort abgefragt, dabei gibt es kein Echo am Schirm, also blind eintippen und RETURN drücken. Bei AON ist es dann so, daß eine Kette sinnloser Zeichen auf den Schirm kommt, die sich eine Weile forsetzt, bis die Verbindung abgebrochen wird. Irgendwann habe ich herausbekommen, daß ich gleich nach dem Erscheinen dieser Zeichen die Taste C= W drücken muß, damit die Verbindung aufrecht bleibt. Sieht der Provider kein manuelles Login vor, ist einfach C=W zu drücken - und zwar rasch, sonst ist die Verbindung weg. |
C= W bringt einen wieder in das Hauptmenü. Wenn die
Verbindung klappt, wird nach kurzer Zeit unten die aktive
IP-Adresse angezeigt. Es kann vorkommen, daß Novaterm in
dieser Phase Fehlermeldungen der Art "IP: bad
destination" produziert, die dann mitten ins Menü
geprintet werden. Das wirkt beunruhigender als es
tatsächlich ist, denn meistens klappt die Verbindung
trotzdem :-) Wenn der TCP/IP-Status "active" angezeigt wird, in die Internet-Spalte des Menü wechseln und hier nun Telnet wählen, die einzige tatsächlich vorhandene bzw. funktionierende Anwendung. |
Nachdem Telnet geladen ist, erscheint der Terminalschirm. C= M bringt die Liste aller Befehle auf den Bildschirm. Der wichtigste ist zunächst C= A, um einem Telnet-Host anzugeben. | |
Die Telnet-Adresse des Hosts kann namentlich angegeben werden. Novaterm kontaktiert daraufhin den DNS-Server, holt sich dort die IP-Adresse und stellt die Verbindung her. (Anderenfalls müßte man die IP-Adresse des Hosts kennen und numerisch angeben.) | |
Es kann vorkommen, daß die Telnet-Verbindung ins Trudeln kommt, gleich am Anfang oder auch mitten in einer Session. Die getippten Zeichen kommen nicht auf den Schirm, oder es dauert ewig lange. Wenn Ping´s ertönen, ist das ein schlechtes Zeichen. Tut sich längere Zeit gar nichts, ist es besser, die Verbindung nicht mit C= X zu beenden (da bleibt Novaterm gerne hängen), sondern C=M für die Hilfeseite und danach f1 zu drücken, dann wird man feststellen, daß die Verbindung schon vom Host beendet wurde. So bleibt einem der Reset erspart, und man kann mit C= A gleich neu einsteigen. |
Wer irgendwo (z.B. bei C= Homestead) einen Telnet-Account hat, kann mit diversen Unix-Tools Web-Browsen, Chatten, und Emailen. Der C64 ist dabei ein vollwertiger Teilnehmer im Internet, so wie jeder andere Computer im Netz auch. Telnet-Accounts können für wenig Geld gemietet werden, zum Ausprobieren gibt es auch Gratisaccounts mit eingeschränkten Zugangsrechten (siehe Free Shell Provider List, Free Shell Accounts oder bylur.net - Free shell accounts). Bei sdf.lonestar.org ist es z.B. nach einer kurzen Online-Registrierung möglich, mit dem sehr benutzerfreundlichen Programm PINE Mails zu versenden und zu empfangen, und Newsgroups zu lesen. Wer auf Rollenspiele steht, kann über Telnet auch in ein MUD einloggen.
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Franz Kottira | kottira@webnet.at | Frankie´s C64 Seite |