Männer auf Touren

 
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Sonntag, 25. September 2011

Mittagstein
Hirschwang - Mittagstein - Knofeleben - Bodenwiese - Payerbach

 
  Am 8. April 2011 brannte das Friedrich Haller Haus auf der Knofeleben bis auf die Grundmauern nieder. Damals rechnete niemand damit, dass dieser Stützpunkt am Gahns in absehbarer Zeit wieder aufgebaut werden würde. Zur Überraschung aller begann die Planung des Naubaus bereits im Mai 2011 und in Verbindung mit dem Wiener Naturfreundetag war am 25. September ein Baustellenfest angesetzt, bis zu dem der Rohbau fertig sein sollte. Das gab Anlass für eine außerplanmäßige Wanderung. Weil der Besuch einer Baustellenparty allein zu wenig Spannung geboten hätte, wurde die Tour verbunden mit der Besteigung des Mittagsteins (1301m) auf unmarkierten Wegen.

Alois, Frankie, Helmut mit Hundedame Emmi, Herbert, Igo, Martin, Matthias und Ronny trafen sich um 07:15 im Bahnhof Wien Meidling, wo es vor Wanderern nur so wimmelte. Der Wiener Naturfreundetag in Verbindung mit einer prächtigen Bergwetterprognose hatte so ziemlich alles auf die Beine gebracht, was in der Lage war, Rucksack und Stöcke zu tragen. Am Bahnsteig begegnete man Oliver und einem weiteren Wandersburschen, die allerdings nicht den Mittagstein zum Ziel hatten, sondern das Gaisloch und den Großen Kessengraben.

Der REX Richtung Fehring kam mit 5 Minuten Verspätung, was in Verbindung mit der knappen Umsteigezeit in Wiener Neustadt Anlass zur Sorge gab, der Schaffner versicherte jedoch, er werde das regeln. Was er offenbar auch tat, denn der Anschlusszug nach Payerbach wartete, bis die letzten Rucksackträger es von einem Bahnsteig zum anderen geschafft hatten. In Payerbach strömten die farbenfrohen Wanderermassen dem einzigen Bus zu. Vom angeblich für die Naturfreunde georderten Verstärkerbus wusste der Fahrer des Linienbusses nichts, daran änderte auch das lange und laute Gerede eines Obernaturfreunds nichts. Ob alle Reisewilligen im Bus Platz haben würden, schien zweifelhaft. Oliver ganz vorne in der Traube sicherte den Männern auf Touren jedenfalls ein Ticket und am Ende ging es sich dann doch irgendwie aus. Eine angebliche Wespe (die eine gelb gestreifte Schwebfliege war) verursache in den hinteren Reihen Ansätze von Hysterie. Igo klärte ein paar ältere Damen darüber auf, dass er unter anderem deshalb keine Stöckelschuhe trage, weil er sonst mit dem Kopf am Busdach anstoßen würde. Die Einschlichtung der Reisenden war nicht nach Destination erfolgt und wenn jemand raus wollte, musste praktisch der halbe Bus aussteigen, um ihn rauszulassen. Vermutlich um sich diese Prozedur an jeder Haltestelle zu ersparen, ignorierte der Fahrer die Haltestelle Hirschwang Fabrik trotz Haltewunsch und entließ die Männer auf Touren erst eine Station weiter bei der Raxseilbahn.

Die erste Etappe der Wanderung bestand also darin, zurück nach Hirschwang zu gehen. Um 09:30 war das Bahnhofsgebäude der ehemaligen Endstation der Höllentalbahn erreicht. Gegenüber begann der Aufstieg über eine Forststraße, bald rechts abzweigend über einen Waldsteig. Dank Karte und guter Wegbeschreibung gab es keine gröberen Orientierungsprobleme. Durch schönen Mischwald, teilweise dominiert von Föhren und mit viel Farn am Waldboden, führte der Steig bergauf. Bald tauchten erste Feldwände auf, die der Steig jedoch immer sehr elegant und ohne Schwierigkeiten umging. Auf einer Felskuppe mit Aussicht auf Hirschwang wurde um 10:30 eine kleine Rast eingelegt. Danach ging es weiter über laubbedeckten Erdboden und zunehmend felsig auf den Mittagstein zu. Zwischendurch gab es immer wieder schöne Aussichten auf Hirschwang und in das Höllental hinein.

Noch vor Mittag, nämlich um 11:45, wurde der Mittagstein (1301m) erreicht, der mit prächtiger Aussicht und weicher Wiese zu einer Mittagsrast einlud. Auch andere Wanderer lagerten dort, was nicht unpraktisch in Hinblick auf das gegenseitige Abfotografieren am Gipfelkreuz war. Nach einer halben Stunde Pause ging es weiter, zunächst kurz bergab, dann wieder bergauf zum eigentlichen Gipfel des Feichta (auch "Feuchter Berg", "Feuchter" oder "Feichtaberg"), der jedoch einen so dichten Baumbestand aufwies, dass jegliches Gipfelerlebnis ausblieb und man sich unversehens bereits wieder am Weg bergab fand. Dieser führte an zwei Forsthütten der Stadt Wien mit kleinen Wiesen vorbei über Forststraßen und Waldpfade in Richtung des ehemaligen Friedrich Haller Hauses. Martin und Ronny hüpften händchenhaltend dahin und die landschaftliche Idylle weckte Heidi-Assoziationen.

Lange ehe die Knofeleben in Sicht kam, drangen schon Geräusche einer größeren Menschenansammlung und Musik durch den Wald. In der Wiese vor dem ehemaligen Friedrich Haller Haus waren Zelte aufgebaut und es herrschte Oktoberfeststimmung. Es gab Würstel vom Grill, Bier und jede Menge anderer Getränke. Vom Rohbau war schon etwas zu sehen, aber fertig war er noch lange nicht. Da fehlten noch mindestens ein Stock und das Dach. Aber das Interesse drehte sich im Moment ohnehin eher darum, wo man was zu essen und zu trinken bekommen würde und wo man Platz nehmen könnte. Das Essen und Trinken ließ sich bewerkstelligen und Platz genommen wurde in der Wiese. Igo zeigte sich diesbezüglich perfekt ausgestattet mit Liegetuch. Sogar eine Badehose hatte er mit, die er auf dieser Wanderung aber nicht brauchte. Helmut hingegen hatte diesmal neben den Stöcken auch das Nassfutter vergessen und Emmi musste sich durchschnorren, wobei sie den Radius durchaus auch über den Lagerplatz der Gruppe ausdehnte.

Nach etwa einer Stunde Rast erfolgte um 14:15 der Aufbruch Richtung Bodenwiese. Die Variante durch die Eng wäre zwar kürzer gewesen, aber mit der Aussicht auf eine weitere Hütteneinkehr wurden allfällige Einwände gleich vorweg zerstreut. Der Weg führte über eine Forststraße auf fast gleichbleibender Höhe am Hang entlang mit Blick hinunter in den Lackabodengraben, dann über eine Zwischenhöhe durch den Wald. Wie bei der letzten Tour in der Schneeberg-Gegend traf man zufällig Josef, der mit Beleitung in Richtung Eng unterwegs war. Kurzes Hallo, dann weiter hinunter zur Bodenwiese - angeblich die größte Alm Niederösterreichs. Eine unbeweglich über der Landschaft hängende Wolke beschattete den oberen Teil, nach Süden zu ging es wieder im Sonnenschein auf die Waldburgangerhütte zu. Dort herrschte nicht so viel Trubel wie bei der Baustellenparty und ein schöner neuer Tisch war für die Männer auf Touren frei. Es gab eine nette Bewirtung und gute Nachspeisen, wobei besonders die köstlichen Schöberl mit Marmelade eine Hervorhebung verdienen.

Aus Neugierde wollten ein paar der nahen Aussichtswarte einen Besuch abstatten. Nach längerem Weg auf ansteigender Forststraße wurde die Exkursion abgebrochen. Erst am Rückweg entdeckte man dann die etwas angegraute Holzkonstruktion, die ein Stück abseits des Weges im Wald stand. Sie war tragfähig genug für 5 Männer, den herumhüpfenden Ronny eingeschlossen, und bot einen schönen Blick in das Tal zwischen Gloggnitz und Payerbach.

Aufbruch von der Waldburgangerhütte um 17 Uhr. Laut Auskunft der Hüttenwirtin war bis Payerbach mit 1½ Stunden Gehzeit zu rechnen - das sei der tägliche Schulweg ihres Vaters gewesen. 1½ Stunden hätten bedeutet, den Zug um 18:24 knapp zu versäumen. Daher legten die Männer auf Touren auf dem blau markierten Weg über den Gayerstein ein ordentliches Tempo hin und erreichten den Bahnhof schon um 18:05. Somit blieb noch reichlich Zeit, um den Luxus von Fließwasser und WC auf einem Bahnhof zu genießen. Im Oberstock des Doppelstockzugs ging es mit Zwischenaufenthalt in Wiener Neustadt zurück nach Wien.

Das spätsommerliche Traumwetter machte diese Tour auf mittleren Höhen zu einem Bergwandergenuss, der trotzdem keineswegs unsportlich ausfiel: Streckenlänge 19 km, 950 Höhenmeter bergauf und bergab, Gehzeit unter Abzug längerer Pausen 6h. Der Steig auf den Mittagstein war landschaftlich sehr reizvoll und dass es gelungen war, sich kein einziges Mal zu verirren, kann auch als Pluspunkt gewertet werden.

 

Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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