Männer auf Touren

 
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Sonntag, 21. August 2011

Wachau - Seekopf
Weißenkirchen – St. Lorenz – Seekopf – Rossatz – St. Lorenz - Weißenkirchen

  Bisher wurde jenen Touren, die bei nicht besonders berühmtem Wetter stattfanden, durchaus heftig zugesprochen.  Die spannende Frage, ob es sich denn bei klassischen Donauinselkonditionen ebenso gestalten würde, konnte schon um 7:45 klar bejaht werden.
Da waren schon Alois, Adam, Frankie, Helmut mit Emmi, Igo, Martin, Peter, Rainer, Ronny, Roland, Roland, Thomas, Tony, Werner und Wolfgang beim Franz-Josefs-Bahnhof. Einige beim Mac, die meisten am Vorplatz. Klassischer Fall für 3 einfach-raus-Tickets. Ab um 8:51, unterwegs in Kirchberg am Wagram fischten wir noch Alfred vom Bahnsteig. Im Oberdeck des REX7106 „Raiffeisen“ machte sich süßlicher Duft nach Sonnencreme breit und in Krems wartete bereits Alex. Weiter mit dem Bus nach Weißenkirchen, wo Michael und Thomas stehen sollten. Taten sie aber nicht, denn sie harrten am Bahnhof unser. Die moderne Kommunikationstechnik ermöglicht es, über kleine Dinger von der Größe einer Eiswaffel ins Internet zu steigen. Dort fanden sie den Hinweis, dass wir mit dem Bus anreisten. Die Wachaubahn ist ja von den ÖBB zur Adoption frei gegeben worden und zur Museums- und Erlebnisbahn mutiert. Wenn das so weiter geht, werden die Eisenbahnfreunde auch bald mutieren müssen; und zwar zu Busfreunden. Der „Gleiswechsel“ vielleicht zu „Fahrbahnwechsel“?

Insgesamt 19 Männer und eine Dame auf Touren übersetzten auf der Rollfähre die Donau,  landeten um 10:00 in St. Lorenz (295m) am rechten Ufer und marschierten gleich in den Wald. Der „Welterbesteig“ war anfangs etwas steil und führte weiter über Serpentinen bis zum Ende eines kleinen Tales. Dann ein Schwenk nach Westen  und immer parallel zur Donau den Hang hinauf. Der Weg war großteils im Wald, der nur wenige Blicke auf die Donau frei gab. Die waren dafür gewaltig! Von jeder Menge Cyclamen abgesehen, war die Blumenwelt gegen Ende des Sommers schon bescheiden geworden. Nicht aber die Jahrhunderte  alten Buchen und Eichen und nahezu alle österreichischen Baumarten. Besonders beeindruckend die vielen, teils bizarren Felsformationen. Nicht umsonst war das der „Steinige-Riess-Steig“, wir bewegten uns auf Granit und Gneis. Der südlichste Ausläufer der Böhmischen Masse entstand im Erdaltertum, also wäre Ehrfurcht geboten gewesen. Angeblich soll das Gestein heilende Strahlen aussenden. Um das für alle Körperregionen auszutesten, war die Zeit leider zu kurz. Eine Kleingruppe verirrte sich und konnte nur durch Zurufe auf den höher gelegenen Steig gelockt werden. Einige sahen auch eine Ringelnatter. Um 11:30 waren wir bei einem Durchlass durch eine Felsmauer, die wie ein Schutzwall wirkte und um 12:25 endlich am Seekopf (671). Trotz einiger Pausen haben wir die im Tal angegebene Wegzeit von 2 ½ Stunden knapp unterschritten. Wer nicht auf den aus großen Stämmen errichteten Aussichtsturm stieg, hatte keine Aussicht, von oben war der Fernblick allerdings gewaltig. Und auf kleinen Schildchen konnte man auch lesen, wie weit es z.B. bis Sydney ist. An dieser Stelle sei vielleicht auch erwähnt, dass wir während der ganzen Wanderung nur einem Paar mit Hund und einem jungen Mann begegneten. Dafür gab es jede Menge Wespen.

In Ermangelung einer Hütte oder anderer Lustbarkeiten  machten wir uns nach genau einer halben Stunde wieder auf den Weg. Diesmal südöstlich des Kammes. Hier waren auch mehr Nadelbäume und es erinnerte stellenweise an eine Kammwanderung am Kreuzberg im Semmeringgebiet. Wie beim Aufstieg war die Gruppe auch jetzt auf nahezu 1km ausgedehnt. Hinauf waren die „lahmen Enten“ eher langsam, und hinunter die Feinspitze, denn es gab viele Brombeeren am Wegrand. Dass die Langsamen auch fast mit den Feinspitzen identisch  waren sei nur der Ehrlichkeit halber erwähnt. Ebenfalls wieder unter der angegebenen  Zeit erreichten wir um 14:15 Rossatz. Nur kurz zwischen einigen Weingärten vorbei und dann begann die Herbergssuche. Werner wollte in das Cafe hinter der Kirche, aber die anderen verschwanden in einem Lokal, das einem Seminarhotel angegliedert war, oder umgekehrt. Neorustikales Ambiente und ein Betongastgarten mit eilig zusammengestellten Tischen und Schirmen. Die Getriebenen waren schon in die Karte vertieft und der Rest rümpfte die Nase. Das Rümpfen wurde intensiver, als der Kellner erklärte, dass nach 14:00 mit der Küche nicht zu rechnen sei, denn „wir sind da in Österreich“. Aber sowas!  Einerseits sind Lokale mit durchgehender Küche nicht immer ein Beweis von Güte, andererseits ist das etwa in Tirol durchaus der Fall. Man muss allerdings bedenken, dass das rechte Donauufer nicht sonderlich vom Tourismus verwöhnt ist, weshalb der eingeschränkte Küchenbetrieb verständlich ist. Weder  Kellner, noch Lokal versprühten ausgeprägten Charme und wir verzogen uns in das von Werner geortete „Poldi’s Kaffeeeckerl“ am Kirchenplatz. Der Garten war im Zwickel zwischen zwei zusammenlaufenden Gassen, aber unter einer gewaltigen Kastanie. Auf jeden Fall schöner als im Lokal davor. 10000 Sonnenschirme können  einer Kastanie nicht Paroli bieten. Das Essensangebot war beschränkt, es gab vor allem Süßspeisen und Eis, aber es dürften alle zufrieden gewesen sein.

Vermutlich wäre ein Heuriger die bessere Wahl gewesen. Denn da wären alle bis zum Umkippen hocken geblieben und gemeinsam stromwärts gezogen. So aber begann um 16:00 ein eher unkontrollierter Aufbruch. Die ohne Sitzfleisch waren sofort unterwegs zur Rollfähre und ein Großteil zog Richtung Fluss. Im schmucken Ort waren an einigen Häusern noch Hochwassermarken in Hüfthöhe aus dem 19. Jahrhundert zu sehen. Dann irgendwo zwischen Weingärten und Donaustrand verlor das Fußvolk die Truppenspitze und stand einsam und verlassen am Kiesstrand. Die 3er Vorhut war schon bei der Rollfähre, da irrte die 8er Mittelgruppe noch unter den Uferbäumen herum und entschied sich schließlich, ebenfalls die Fähre anzusteuern. Das zog sich. Die „Marillenmeile“ schlängelt sich unter der prallen Sonne zwischen Weingärten  und Obstplantagen nach St. Lorenz. Es dauerte 1 Stunde und 20 Minuten, bis sie endlich bei der Fähre waren. Und knapp vor dem Ablegen war auch die Truppenspitze da. Sie hatte ein Bad in der Donau eingeschoben. Um 17:38 stach die Fähre in Fluss und war 5 Minuten später in Weißenkirchen. Der Bus war weg und bei der Vorhut konnte man unsichtbare Dessertlöffelchen mit Schaum vor dem Mund erahnen. Der nächste Bus ging um 18:25, daher stürzten sich vorher noch einige ins Wasser. Aber Adam und Alois fehlten und tauchten auch bis zur Busabfahrt nicht mehr auf.

Befürchtungen, sie wären in den Fluss gestürzt und unterwegs ins Donaudelta, bewahrheiteten sich nicht, denn sie hatten die weit nähere Fähre bei Dürnstein  genommen und wurden mit Beifall im Bus begrüßt.

Den REX7133 „Kunstmeile Krems“  um 19:03 erreichten wir locker und zogen im Oberstock nach Wien. Außer, dass Alfred in Kirchberg ausstieg und eine Japanerin pausenlos im Stakkato telefonierte, verlief die Fahrt ereignislos. Um 19:57 zerfiel die Gruppe in Heiligenstadt.

Wie soll man den sportlichen Wert einer Wanderung  „auf markierten Wegen ohne Schwierigkeiten“ einschätzen? Abgesehen vom Hitzefaktor kann man nur Zahlen anführen.
Die Pausen sind abgezogen.

2h 10min bergauf
1h 20min bergab
50min bis 1h 20min in der Ebene
Etwa knapp 500 m hinauf und hinunter. Die immer wiederkehrenden Abstiege und Neuanstiege mitgerechnet.

Große Philosophen wirkten schon im heißen Griechenland der Antike. Wieso sollte also unsereins bei gehobenen Temperaturen nicht auch was Gescheites von sich geben:

 Geschäftemacherei mit der Kunst   -   „ist er Künstler, oder macht er nur was?“ (Zitat)   -   „der Turm von Dürnstein sieh aus wie ein hinduistisches Phallussymbol“   -   „in Tschechien betrachten sie den Euro als Lachnummer“   -   „ich komm mit dem Nussknacker nicht zurecht, das ist so wie mit dem Kirschentkerner“   -   Charlotte Roche und ihre Anleitungen; neue Techniken tun sich auf    -   „Väter wissen einfach mehr“   -   „ihr habt das falsch verstanden; ich will nur ein wenig betatschen“   -   Leo Janacek   -   „die katholische Kirche ist so was wie Männer auf Touren nur weltweit“   -   All-in in Stein   -   „mach das Hosentürl zu, wir steigen aus!“   -   U6 Josefstädter Straße und die dortige Szene   -   „Gerhard Roth? Da will ich mich gar nicht äußern“   -   der Zugang zu Wunschkennzeichen   -   der kulinarische Wert von „Dirndln“   -   gekochte Gurkensuppe, kalte Gurkensuppe („da esse ich gleich einen Salat“)  etc.

Besonderes Augenmerk erfuhr auch die lange Tradition von Frauen- und Mädchenmorden in Wien. Das wieder führte zu männermordenden Frauen und der Adrienne Wiehießsiedennnur.  Es war die Adrienne Eckhardt (schau nach bei Google) und sie erschlug ihr Opfer mit einem Fleischwolf. Und daraus ergab sich eine ausführliche Erörterung, was man alles mit einem Fleischwolf machen kann:  „da gab es einen Aufsatz für Kekse“ „ja, die hatten so Rillen!“   -  „und Nüsse reiben“ „und Brösel auch“   -    „für Mohn gab es eine eigene Mühle“  „und die war immer so verpickt“   -   „und mit einem Aufsatz konnte man auch Nudeln machen“  u.s.w.


Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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