Männer auf Touren

 
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Sonntag, 5. Jänner 2014

Piestinger Föhrenwälder
Wöllersdorf - Höhlturm - Auf der Wand - Auf dem Hart - Stadtkreuz - Alkersdorf - Wopfing

  Für einen trüben, wenngleich milden Jännertag war es eine überraschend große Gruppe, die um 09:50 dem Regionalzug in Wöllersdorf-Marchgraben entstieg, bestehend aus Alois, Frankie, Franz, Gerd, Igo, Martin, Martin, Roland, Roland, Ronny, Thomas, Thomas, Walter, Werner, Wolfgang und Wolfgang. Sie wurden an der Station von Helmut, Michael und Hundedame Emmi begrüßt, die mit dem Auto nach Wöllersdorf gekommen waren. Insgesamt 18 Männer und ein Anstandswauwau - wobei der Umstand, dass zwei Teilnehmer aus Linz und einer aus Innsbruck angereist waren, die österreichweite Bedeutung der Veranstaltung unterstrich.

Am Programm stand eine Wanderung auf dem Höhenzug nördlich der Piesting zwischen Wöllersdorf und Waldegg. Die Tour hätte man auch bei Tiefschnee absolvieren können, aber Schnee war während der Anreise nur in weiter Ferne am Schneeberg zu sehen gewesen. Es hatte 10 Grad plus und seit Wochen nicht geschneit. Als erstes Highlight wurde schon nach einer Viertelstunde Anmarsch der Höhlturm erreicht, der auf verschiedenen Karten oft auch als Höllturm verzeichnet ist. Der Turm konnte über eine Holzstiege im Inneren bestiegen werden und bot Aussicht auf das Becken von Wiener Neustadt. Das schien manchen die Mühe des Hochsteigens gar nicht wert. Mehr Interesse weckte der gegenüberliegende Darkroom in Form einer geräumigen Höhle, die über einen zweiten Ausgang auf höherer Etage verlassen werden konnte.

Beim Weiterweg bergauf erfolgte die Wegfindung oft intuitiv, denn der Weg war höchstens in geraden Abschnitten, an Kreuzungen prinzipiell nicht markiert. Die Markierung wurde verloren, wieder gefunden und wieder verloren, bis man schließlich auf den gut markierten nördlichen Zweig der Wanderroute 231 stieß. Danach gab es programmgemäß Föhrenwald. Der Höhenzug heißt Auf der Wand im östlichen, Auf dem Hart im westlichen Teil und bietet keine nennenswerten Gipfel und somit auch keine nennenswerten Steigungen. Am Wegesrand blühten vereinzelt Primeln im verfrühten Optimismus. Am Himmel zeigten sich blaue Auflockerungen zwischen den Wolken, aber die Sonne kam nicht hervor und gegen Mittag zog es wieder zu.

Nahe Aigen wich der Föhrenwald einer baumlosen Hochebene mit Wiesen und Äckern, mitten darin die als Stadtkreuz bekannte Kapelle mit Schneebergblick. Außerhalb des Waldes pfiff der Wind kräftig, daher wurde nur kurz Rast gemacht, um die Gruppe zu sammeln. Man hätte nun auch der Straße entlang gehen können, aber dort fuhr immer wieder ein Auto vorbei, also wurde lieber ein kleiner Umweg auf Forststraßen zur Passhöhe (515m) in Kauf genommen. Bei der Straßenquerung verloren Wolfgang und Gerd beim Fotografieren bzw. Pinkeln den Sichtkontakt zur Hauptgruppe und konnten nicht erraten, in welche Richtung sie verschwunden war. Zum Glück funktionierte in dieser Gegend wenigstens Bob. Mit Igo als Kontaktmann und Lotsen gelangten auch die Verirrten zum Gasthaus Zur Blutalm, wo die reservierte Tafel noch ein wenig verlängert werden musste, um alle aufzunehmen.

Der Name hat nichts mit Vampirismus zu tun, sondern geht angeblich auf den beliebten Rotwein der Ur-Inhaber zurück. Vegetarische Schwerpunkte wies die Karte freilich auch nicht auf, sodass die meisten bei gebackenem Huhn oder Schwein landeten. Wie in einem guten Landgasthaus zu erwarten, wurde jede Malzeit frisch zubereitet und daher dauerte es eine Weile, bis alles auf den Tisch kam. Inzwischen konnte man den größten Hunger aber schon am Salatbuffet und mit Gebäck und Aufstrich stillen. Das Essen war gut, preiswert und die zwei Stunden Aufenthalt wert.

Aufbruch um 14:40. Die nächste Attraktion war der Guggerstein - von der Gemeinde Hernstein als "das wohl bedeutendste künstliche Steindenkmal Österreichs" beworben. Weit ist seine Berühmtheit noch nicht gedrungen, denn ein nach dem Weg befragter Einheimischer hatte noch nie etwas davon gehört. Der Weg zu dem bewalden Hügel im Norden war auch so nicht schwer zu finden. Am Gipfel befanden sich große Felsblöcke. Auf die Idee, dass diese vor Urzeiten von Menschenhand so aufgetürmt worden waren, wäre man als Laie nicht gekommen. Die Männer auf Touren kletterten übermütig darauf herum und übten den Durchkriech-Kult aus, sofern sie nach dem Essen noch durch den schmalen Spalt zwischen den Felsblöcken passten.

Zurück zum Wanderweg südlich von Alkersdorf und weiter nach Westen. Eine markierte Abzweigung "Rund um den Sulzberg" versprach höheren Abenteuerfaktor als die Forststraße und immerhin 15 von 18 folgten der Versuchung. Der nette Fußpfad durch Föhrenwald führte südlich um den Sulzberg herum und dann bergab. Im Abstieg gab es die Möglichkeit, vom Graben auf einen unscheinbaren Karrenweg am bewaldeten Kamm in südwestlicher Richtung zu wechseln. An der nächsten Abzweigung wäre man besser beraten gewesen, der Richtung treu zu bleiben, denn der Hauptweg führte direkt in die Wopfinger Zementfabrik, durch Schotterhalden und an Schlammbecken vorbei und durch das Fabriksgelände, wobei die Wege ziemlich morastig waren und Ähnlichkeit mit frisch angerührtem Beton aufwiesen. An der Hauptstraße angelangt, hatten alle genug von Abenteuern und am Gehsteig ging es bei Nieselregen und stark gefallenen Temperaturen in den Ort Wopfing, wo es zum Glück das Gasthaus Moser gab, in dem man die Stunde Wartezeit bis zum nächsten Zug um 16:57 gut verbringen konnte. Die drei Orthodoxen waren schon vorher dort eingetroffen und durften sich der Genugtuung erfreuen, dass sie auf ihrer Wegvariante schöne Villen gesehen und saubere Schuhe behalten hatten.

Wer wollte, konnte beim Moser zum Kaffee noch eine üppig-fette Torte nachschieben. Reichlich vor der Zeit landete die Gruppe beim Wartehäuschen der Station, das für genau 3 Personen ausgelegt war. Ganze 18 drängten sich nun, Schutz vor Sturm und Regen suchend, in den kleinen halboffenen Glaskobel, aufeinander sitzend und Körperwärme suchend aneinander gepresst, und machten die Station so zum wahrscheinlich schwulsten Punkt in ganz Niederösterreich.

Die Leistungsbilanz ist zum Schämen: Gehzeit 3½ Stunden, Einkehrzeit 3 Stunden, 270 Höhenmeter. Aber Spaß hat es schon gemacht.



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